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Die Vignette auf dem Titelblatt
zeigt den Blick durch das Schlüsselloch
des Malteser-Priorats

Copyright 1925 by E. A. Seemann, Leipzig
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten
Satz und Druck von E. Haberland, Leipzig

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[IT den Weltreichen des Orients sind auch deren Hauptstädte von der

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Erde verschwunden. Von Babylon, das nach Herodots Beschreibung eine Fläche von 120 Stadien (22 km) im Geviert bedeckte, also viermal so groß als das heutige London war, künden nur noch vier ungeheure Schuttberge. Als die Griechen zur Diadochenzeit mit Ninive, der assyrischen Königsstadt, bekannt wurden, lag dieses längst in Trümmern. und Diodors Bericht, der den Umfang der Stadt auf 480 Stadien (88 km) beziffert und von 33 m hohen Mauern, breit genug, daß drei Wagen nebeneinander auf ihrer Krone fahren konnten, von fünfzehnhundert mehr als 69 m hohen Türmen fabelt, beweist nur, welchen gewaltigen Eindruck der Herrschersitz der Sargoniden in der Phantasie der Menschheit hinterlassen hatte. Das hunderttorige Theben, die Hauptstadt des alten Ägyptens, einst ein Wunder an Größe und Pracht, verlor schon an Glanz. als man unter der 21. Dynastie die Residenz nach dem Delta verlegte. und wurde von Ptolemäus X. nach dreijähriger Belagerung so gründlich zerstört, daß Strabo an seiner Stätte nur noch ein paar armselige Dörfer antraf. Ekbatana mit seinem siebenfachen Mauerring verfiel nach dem Untergang des Partherreiches, und Persepolis, die prächtige Königsstadt der Perser, mußte mit ihren Trümmern das Material zum Bau der Sassanidengründung Istachr liefern, die jedoch auch schon vor mehr als zwölfhundert Jahren wieder zerstört wurde.

I Haarhaus, Rom

Rom aber, die älteste Weltstadt des Abendlandes, der Ausgangspunkt europäischer Geschichte, die Wiege westlicher Kultur, steht heute noch. nachdem es mit wunderbarer Lebenskraft alle Verheerungen einer beinahe zweitausendsiebenhundertjährigen, an äußeren und inneren Kämpfen reichen Vergangenheit überwunden. Nach der Schlacht an der Allia. 390 v. Chr., brannten die Gallier die Stadt nieder: 64 n. Chr. ließ sie Nero aus perverser Lust zum zweitenmal in Flammen aufgehn. Im Jahre 410 wurde Rom von Alarichs Goten, 455 von Geiserichs Vandalen geplündert und verwüstet, 536— 552, während des Krieges der Ostgoten mit den Byzantinern, fünfmal belagert und erobert: 846 raubten die Sarazenen die Region rechts vom Tiber aus. Trotzdem bewahrte Rom noch bis zum Jahre 1084 im großen und ganzen das bauliche Gepräge, das es in der Kaiserzeit erhalten hatte: erst die Normannen, die der von König Heinrich IV. in der Engelsburg eingeschlossene Papst Gregor VII. zur Hilfe herbeirief, verwandelten es in eine Ruinenstadt. Von da an begann der städtische Adel sich in den Trümmern der antiken Bauten zu verschanzen, und als um die Mitte des 13. Jahrhunderts in den Kämpfen der Bürgerschaft um ihre Befreiung der Senator Brancaleone hundertundvierzig Adelsburgen niederreißen ließ, sanken mit ihnen bedeutende Monumente des Altertums in Schutt. Während der „babylonischen Gefangenschaft der Kirche" im 14. Jahrhundert, als die Päpste in Avignon residierten, wurde das Zerstörungswerk fortgesetzt und nach der Einnahme Roms durch das deutsch-spanische Heer des Herzogs von Bourbon im Jahre 1527 vollendet. Damals gingen viele herrliche Paläste in Flammen auf; unersetzliche Kunstschätze wurden in alle Winde verschleppt: Hungersnot und Pest wüteten, und die Einwohnerzahl der Stadt ging auf ein Drittel zurück.

Aber alle diese Schicksalsschläge haben Rom nicht vernichten, seinen Nimbus als der wichtigsten Stadt des Abendlandes nicht trüben können. Nachdem es jahrhundertelang als Kapitale des Imperiums die Weltherrschaft behauptet, durch die Anmaßung des Supremats über die abendländische Kirche seitens seines Bischofs im 6. Jahrhundert die neue Weltmacht des Papsttums begründet, im 15. durch Sammlung und großartige Förderung der bedeutendsten Geister der Zeit die gewaltigen Kulturkräfte des Humanismus und der Renaissance zur vollen Auswirkung gebracht hat, steht es jetzt als die Hauptstadt des geeinigten Italien in seiner vierten Blüteperiode.

Diese neue Bestimmung Roms als politischer Mittelpunkt und Machtsymbol eines jungen Staates würde der Stadt jedoch nicht die überragende Bedeutung verleihen, deren sie sich bis auf den heutigen Tag erfreut: sie ist seit jenem 20. September 1870, an dem die Italiener bei der Porta

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