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beleidigte Liebesgöttin auch jetzt noch ungerührt bleibt und nicht gesonnen ist, dem schönen Menschenkinde, das ihr den zu seiner Bestrafung ausgesandten eigenen Sohn entfremdet hat, zu verzeihen, eilt der Jüngling Amor in seiner Herzensnot zu dem in Liebesangelegenheiten ja wohlerfahrenen Göttervater, um durch seine Allmacht die Geliebte zurückzuerhalten. Zwar hält es Jupiter für seine Pflicht, an den liebenswürdigen Schlingel eine Strafrede zu richten, aber er gedenkt auch seiner eigenen kleinen Entgleisungen und handelt nach dem Grundsatz tout com

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prendre c'est tout pardonner. Und so entläßt er den hübschen Missetäter mit dem Versprechen der Gewährung seiner Bitte und einem väterlichen Kusse (Abb. 251). Aber das Bild bedeutet mehr als eine Episode aus der schönen Götterwelt Griechenlands: es ist zugleich eine ergreifende Elegie auf das resignierende Alter.

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Die beiden Hauptgemälde füllen die Decke: die Gerichtssitzung der Götter" und Amors und Psyches Hochzeitsmahl". So nahe sie stofflich auch miteinander verwandt sind, die Ausführung verrät doch, daß beim zweiten dieser Bilder den Schülern des Meisters mehr als bei den anderen Darstellungen freie Hand gelassen war. Bei der Gerichtssitzung" ist Raffaels sich nie in kleinliche Detaillierung verlierende Kompositions

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VILLA FARNESINA

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weise deutlich zu erkennen, hier aber sehen wir alles, was uns Apulejus mit behaglicher Breite von der Szene berichtet, mit so peinlicher Gewissenhaftigkeit in Malerei umgesetzt, daß wir den Eindruck nicht loswerden, Penni, der hier wohl die Hauptarbeit geleistet hat, müsse sich ohne einen Entwurf des Urbinaten beholfen haben.

In den Stichkappen dieser Loggia ist Amors Triumph über alle Wesen. des Himmels und der Erde verherrlicht: in vierzehn schalkhaften Darstellungen erscheint er als Bezwinger der Götter und Heroen, die ihm ihre

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Attribute leihen müssen. Um alle diese Bilder aber, denen auch die Einwirkungen der Zeit und Carlo Marattas erneuernde Hand ihre ursprüngliche Frische nicht völlig zu rauben vermochten, schlingen sich, sie gliedernd und umrahmend, die köstlich gemalten Frucht- und Blumengehänge des Giovanni da Udine.

Mit der Ausmalung der Decke und der Lünetten der östlichen Loggia betraute Chigi den Architekten Peruzzi und Sebastiano del Piombo, wobei er ihnen die Aufgabe stellte, in Anlehnung an römische Autoren Hyginus, Ampelius und Virgil - das Reich des Himmels und der Lüfte zu schildern. Peruzzi gliederte die Decke nach dem Vorbilde Michelangelos in der Sistina durch ein perspektivisch so virtuos gemaltes Archi

tekturgerüst, daß sogar Tizian sich täuschen ließ und, wie Vasari berichtet, „in keiner Weise glauben wollte, daß es Malerei sei“. In den einzelnen Feldern sehen wir mythologische Gestalten in Verbindung mit den zwölf Zeichen des Tierkreises und den sieben Planeten dargestellt. in den Lünetten Gruppen und Einzelfiguren aus Ovids,,Metamorphosen". So schön diese Arbeiten auch sind Peruzzi zeichnet sich durch geradezu klassisches Stilgefühl, del Piombo durch heitere Farbenpracht aus, sie werden doch durch die herrliche Galathea, mit der Raffael die Eingangswand des luftigen Raumes geschmückt hat, in den Schatten gestellt. Von Delphinen gezogen gleitet die Tochter des Nereus in leichtem Muschelkahn über die schimmernde Meeresfläche dahin; selbst noch unberührt von der alles beherrschenden Macht der Liebe, aber mit ahnender Sehnsucht erfüllt und von den sie umgaukelnden Amoretten schon zum Ziel ihrer Pfeile ausersehen, bezaubert und berauscht sie durch ihre Schönheit die ungeschlachten Söhne und Töchter des Ozeans (Abb. 252). Das Schlafgemach im Obergeschoß ließ sich der Hausherr durch seinen Landsmann Giovannantonio Bazzi Sodoma mit Szenen aus der Geschichte Alexanders des Großen ausschmücken: Alexander auf dem Bukephalos, die Familie des besiegten Darius vor Alexander und Alexanders Hochzeit mit Roxane, der Tochter des sogdianischen Fürsten Oxyartes. Das zuletzt genannte Bild, dem Lukians Beschreibung eines Gemäldes von Aetion zugrunde liegt, ist das Glanzstück dieser Trilogie. Schamhaft sitzt in dem hallenartigen Brautgemach, aus dem sich eben die Dienerinnen zurückziehen, die schöne Asiatin auf dem Prunkbett: Alexander, von Hephaestion, dem Freunde, und Hymen, dem Hochzeitsgotte, geleitet, naht sich ihr und bringt ihr seine Krone dar. Und rings. umher tummeln sich kecke Amoretten, entkleiden die Braut, ziehen den Bräutigam zu ihr hin und spielen in übermütigem Scherz mit den Waffen des Welteroberers.

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Im Jahre 1518 wurde die Farnesina durch ein glänzendes Fest eingeweiht, aber Agostino Chigi hat sich ihres Besitzes nicht lange erfreuen dürfen am 15. April 1520 raffte den Fünfundfünfzigjährigen ein vorzeitiger Tod wenige Tage nach seinem Freunde Raffael dahin. Vielleicht hatte ihm ein freundliches Geschick ersparen wollen, die furchtbare Plünderung Roms und die dadurch mit veranlaßte völlige Verarmung seines Hauses zu erleben. Schon 1534 wurde die Villa vom Kardinal Alessandro Farnese angekauft, erhielt damals ihren Namen, blieb nahezu zwei Jahrhunderte im Farnesischen Besitz und gelangte 1731 mit Elisabeth Farnese an die neapolitanischen Bourbonen. Als 1860 König Franz II. als Flüchtling nach Rom kam, wo er den Palazzo Farnese bezog, befand sich in seiner Begleitung der spanische Gesandte am neapolitanischen Hofe, Fürst

VILLA FARNESINA

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von Ripalta. Der König überließ diesem die völlig vernachlässigte Villa Farnesina in Erbpacht, die der Fürst 1870 ablöste, wodurch er Eigentümer der Villa wurde. Die heutige Besitzerin des von ihm im damaligen Zeitgeschmack nicht gerade glücklich restaurierten Anwesens ist seine in Madrid wohnende Tochter, die Herzogin von Santa Lucia.

Als im Jahre 1655 Fabio Chigi als Alexander VII. den päpstlichen Stuhl bestieg, gelangte das berühmte Geschlecht wieder zu Reichtum und Ansehen. In unseren Tagen bewohnt ein Nachkomme des Erbauers auch wieder den alten Familienbesitz am Tiberufer. Es ist Fürst Ludovico Chigi-Albani, der die Villa von der Eigentümerin gepachtet hat. Selbst Kunsthistoriker von Rang, hat er durch weitgehende Unterstützung und tätige Mitwirkung die Veröffentlichung von Federico Hermanins Monographie über die Farnesina ermöglicht, die als erste erschöpfende Würdigung des unvergleichlichen Landhauses beim Verleger dieses Buches erscheint.

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UNSE

SIEBENTES KAPITEL

AVENTIN UND CAELIUS.

[NSERE heutige Wanderung führt uns in den äußersten Süden der Stadt, in ein zum allergrößten Teil unbewohntes Gebiet, worin nur die vielen seit dem 12. Jahrhundert aus dem Schutt der Zerstörung wiedererstandenen Kirchen daran gemahnen, daß im frühen Mittelalter auch hier blühendes Leben und reger Verkehr herrschten.

Die Häuserquartiere, die das jetzige Ödland einst bedeckten, sind völlig verschwunden; kaum, daß von den ursprünglichen Straßenzügen dürftige Reste übriggeblieben sind. Sie sind so gründlich von der Erde vertilgt wie manche der altberühmten Städte des Orients, von denen man heute nicht mehr genau weiß, wo sie standen. Den traurigen Ruhm, dieses Meisterwerk der Vernichtung vollbracht zu haben, darf der Normannenherzog Guiscard für sich in Anspruch nehmen, den der von Heinrich IV. entsetzte große Papst Gregor VII. aus Sizilien zur Hilfe herbeigerufen hatte, und dessen normannische und sarazenische Krieger in der erstürmten Stadt fürchterlich wüteten. Damals gingen alle Gebäude vom

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