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PALAZZO ROSPIGLIOSI

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des Hauptsaales (Abb. 287). Das Fresko, unbestreitbar Renis Meisterwerk, zeigt die Göttin der Morgenröte, wie sie blumenstreuend in weiten, vom Winde geblähten Gewändern dem Sonnengott voranschwebt, dessen von einem Viergespann gezogenen Wagen die Horen in anmutiger Bewegung umtanzen. Verrät sich in den einzelnen Figuren noch der Einfluß der Antike und Raffaels, so hat der damals fünfunddreißigjährige Meister doch in der Komposition und in der Wiedergabe des goldenen Lichtes, das die über der Küstenlandschaft lagernden bläulichen Schatten der Nacht besiegt, sein Eigenstes gegeben und seinen Farben eine Leuchtkraft verliehen, die in der Geschichte der Freskomalerei ohne Beispiel ist.

Dem Palazzo Rospigliosi gegenüber liegt der durch seine köstliche Fernsicht berühmte Garten der Villa Colonna, zu dessen festlich anmutendem Portal, einem Meisterwerke des Vincenzo della Greca, eine zierliche Doppeltreppe hinaufführt (Abb. 309). Südlich davon erhebt sich, ebenfalls durch Treppen mit der Straße verbunden, die kleine Klosterkirche San Silvestro a Monte Cavallo, die schon zu Ausgang der 12. Jahrhunderts bestand, ihre jetzige Gestalt jedoch bei der Erneuerung unter Gregor XIII. um das Jahr 1580 erhielt. Ursprünglich den Dominikanern gehörend, gelangte sie 1555 in den Besitz der Theatiner, die sie 1700 den Missionaren vom heil. Vincenz von Paola überlassen mußten. In den letzten Jahrhunderten der weltlichen Herrschaft der Päpste versammelten sich in diesem Kirchlein die Kardinäle, wenn das Konklave im Quirinalpalast abgehalten wurde. Darüber hinaus hat es aber auch noch eine andere geschichtliche Bedeutung erlangt: es war der Ort. wo sich der greise Michelangelo mit Vittoria Colonna, der einzigen Frau, die in seinem Leben eine Rolle gespielt hat, zu treffen und sich mit ihr und einigen gelehrten Freunden über religiöse, philosophische und künstlerische Dinge zu unterhalten pflegte. Die edle, ungewöhnlich feingebildete Frau war

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23 Haarhaus, Rom

Abb. 311. Blick von S. Pietro in Vincoli

auf das Kapitol

ihrem als Feldherr Karls V. berühmt gewordenen Gemahl, dem Marchese de Pescara, in glühender, aber unerwiderter Liebe zugetan gewesen und wurde nach seinem frühen Tode nicht müde, ihn in formvollendeten Gedichten zu feiern. Die Freundschaft Michelangelos, der sie als Sechzigjähriger kennenlernte und ihr seine schönsten Sonette widmete, entschädigte sie für das ihr entgangene Liebesglück und machte sie zugleich unsterblich.

Unsere zweite Wanderung, die uns über Viminal und Esquilin führen soll, beginnen wir am Endpunkte der ersten, der Piazza Magnanapoli, einer Verbreiterung der vom Trajansforum ostwärts führenden Straße gleichen Namens. Hier, unmittelbar hinter den Kaiserforen, haben sich mancherlei antike Architekturreste erhalten, auf der Piazza selbst z. B. ein Stück der Servianischen Mauer. Diesem gegenüber, am Eingang der Via del Grillo, liegt eine alte, von Soria 1630 umgebaute Kirche, Santa Caterina da Siena, deren dreiachsige und zweigeschossige Travertinfassade die Vorzüge dieses Madernaschülers: die maßvolle Verwendung der Barockmotive und den harmonischen Zusammenklang der dekorativen Einzelheiten, besonders deutlich erkennen läßt.

Aus dem Bezirk des zu der Kirche gehörenden, jetzt zu einer Kaserne umgebauten Klosters ragt die Torre delle Milizie. im Volksmunde Torre di Nerone genannt, empor, ein mächtiger, von einem durch Strebepfeiler gegliederten schmaleren Oberturm gekrönter Backsteinwürfel, von dessen Plattform der Sage nach Nero den Anblick des brennenden Roms genossen haben soll. In Wirklichkeit ist der Turm ein mittelalterlicher Festungsbau, den sich um das Jahr 1200 die Söhne des Petrus Alexius errichteten (Abb. 310).

An der Ostseite des Platzes, im Winkel zwischen Via Nazionale und Via Magnanapoli, breiten sich, durch die Via Mazarino von dem im Hochrenaissancestil ausgeführten neuzeitlichen Prachtbau der Banca d'Italia, einem Werke des deutschen Architekten Koch, geschieden, die durch ihren überreichen Blumenflor berühmten Gartenanlagen der Villa Aldobrandini aus. Gegenüber, an der Südseite der Via Magnanapoli, liegt die Kirche Santi Domenico e Sisto mit ihrem großartigen Kloster, 1570 auf Veranlassung Pius V. für die Nonnen von San Sisto Vecchio an der Appischen Straße erbaut, die aus ihrem alten Heim durch das Fieber vertrieben wurden. Urban VIII. ließ die Kirche 1636 durch Vincenzo della Greca umbauen und mit der einst vielbewunderten Doppelfassade schmücken. Die prachtvolle, gebrochene Doppeltreppe wie wir schon beim Garteneingang der Villa Colonna gesehen haben, della Grecas Stärke! -macht das hochgelegene Gotteshaus zu einem der malerischesten der Stadt.

SANT' AGATA IN SUBURRA

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weiter

Hundert Schritte nach Osten, am Eingang der Via Mazarino, lenkt eine andere Kirche, Sant' Agata in Suburra oder dei Goti, unsere Blicke auf sich. Sie stammt, was die Modernisierung von 1589 nicht ahnen läßt, aus der Mitte des 5. Jahrhunderts, enthält auch noch die zwölf sehr weit voneinanderstehenden Granitsäulen der ursprünglichen Anlage. Geschichtlich ist sie dadurch merkwürdig, daß sie der gewalttätige Gotenhäuptling Ricimer, der die Würde eines römischen Konsuls angenommen hatte und vier Kaiser einsetzte und wieder stürzte, dem arianischen Gottesdienst übergab. Nach der Vertreibung der Goten blieb sie länger als ein Jahrhundert geschlossen. Dann wurde sie durch Gregor den Großen

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neu geweiht. Er selbst berichtet, daß sich bei dieser Feier der Teufel in Gestalt eines Schweines gezeigt habe und nach fassungslosem Umherrennen in der Kirche Hals über Kopf hinausgestürzt sei. Drei Nächte lang hörte man drinnen noch einen entsetzlichen Rumor, dann aber ließ sich eine mit Wohlgeruch gesättigte Wolke auf dem Altar nieder, und damit hatte der Spuk ein Ende.

Folgen wir der Via Sant'Agata in südlicher Richtung, so gelangen wir in die Via Madonna de' Monti, die ihre Bezeichnung von der Kirche Santa Maria de' Monti erhalten hat. Diese ist eines der besten Werke des Giacomo della Porta, im Innern eine verkleinerte Wiederholung des Gesù, die Fassade eine auf allen überflüssigen Schmuck verzichtende Anlehnung an Guideftis S. Catarina dei Funari. In der Nähe des westlichen Endes der Via Madonna de' Monti erhebt sich wieder eine mittelalterliche Turmburg, die Torre de'Conti (Abb. 312), von der sich nur das mächtige Untergeschoß erhalten hat. Hier hauste das aus Anagni ein

gewanderte Geschlecht der Conti. dem vier rechtmaßige Papste und ein Gegenpapst entstammten. Einige Schritte südwärts führen uns in die Via Cavour: dieser wieder in der Richtung nach Osten folgend, biegen wir bei der bedeutungslosen Kirche S. Francesco da Paola rechts in die Querstraße Via degli Annibaldi ein — an ihrem Ende sieht man das Kolosseum! und haben dann zur Linken die hochgelegene Kirche San Pietro in Vincoli, eines der ältesten und berühmtesten Heiligtümer der Stadt, vor uns. Als Erbauerin wird die unglückliche Kaiserin Eudoxia genannt, die nach der Ermordung ihres Gemahls Valentinians III. dessen Mörder Maximus heiraten mußte, aber noch in demselben Jahre bei der Eroberung Roms durch den Vandalenkonig Geiserich mit ihren beiden Töchtern als Gefangene nach Afrika geschleppt wurde. Den Anla3 zur Gründung der Kirche bot ein Wunder. Die Mutter der Kaiserin stiftete die ihr vom Patriarchen von Jerusalem geschenkte Kette des heil. Petrus nach Rom, wo man die Reliquie mit einer andern dort aufbewahrten Kette des Apostels verglich. Dabei geschah es, daß sich die Kettenenden unlöslich miteinander verbanden.

Trotz mehrfacher Erneuerung des Gebaudes ist die ursprüngliche Anlage der dreischiffigen Basilika noch wohl erkennbar, auch die zwanzig antiken Mamorsaulen dorischen Stils und die den Triumphbogen tragenden korinthischen Wandsaulen dürften vom ersten Bau stehengeblieben sein. Das Querschiff, das neben der mächtigen Tribüne das alte Gepräge noch am besten gewahrt hat, ist durch den Roverepapst Sixtus IV., der wie sein Neffe Julius II., bevor er den papstlichen Stuhl bestieg, den Kardinalstitel der Kirche trug, mit der gewölbten Decke versehen worden. Unter Sixtus erbauten auch Meo del Caprino den funtbogigen Eingangsportikus und Giuliano da Sangallo das zu der Kirche gehorende prachtige Augustinerkloster. Im linken Seitenschiff ist ein 680 hierher übertragenes, weit alteres Mosaik byzantinischer Herkunft angebracht. Es stellt den heil. Sebastian dar, edoch nicht wie sonst als ungekleideten schönen Jüngling, sondern als bartigen Mann in reich gestickter Hoftracht mit Mantel. Nimbus und Martyrerkrone. Unter den Grabdenkmälern ist für uns Deutsche vor allem das von Andrea Bregne geschaffene des als Mystiker und Kirchenre hislehrer bekannt gewordenen Kardinals Nikolaus Cusanus merkwürdig, der als Sonn eines Schitters zu Cues an der Mosel geboren wurde und 1974 2 T. h in Umbrien starb.

Was aber San Pietro in Vinsch zu einer wahren Andachtsstätte für die Kunstfreunde macht, ist das auch als Turse noch überwältigende Grabdenkmal Julius' Hv n Michelangelo. Wie über so vielen Schöpfingen des titanenhatten Meisters waltete auch über diesem Riesenwerk e.n Unstern. Es war tür the Petersanche geplant, in der der gewaltige

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Abb. 313. S. Pietro in Vincoli: Michelangelos Moses

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