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wärts ins ungemessene fortsetzen und dem Auge den offenen Himmel vortäuschen, sind Bravourstücke virtuoser Illusionskunst, bedeutende Leistungen und jedenfalls Zeugnisse einer erstaunlichen Kenntnis der Perspektive und der Lichteffekte. Aber auch ein Schulbeispiel der absoluten Geschmacklosigkeit enthält das prächtige Gotteshaus: das Grabmal Gregors XV. (Abb. 37) von Pierre Legros (1700). Hier ist es dem Künstler nicht geglückt, die Schwere des Materials zu überwinden, und

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man schaut nicht ohne Beängstigung zu den massiven Engeln hinauf, die in theatralischer Pose den Vorhang vor der Statue des thronenden Papstes zurückschlagen.

Der Platz vor der Kirchenfassade ist nach der Vollendung des Baus etwas gewaltsam hergerichtet worden, ohne daß die beabsichtigte malerische Wirkung voll erreicht worden wäre. Hinter der Kirche liegt als gewaltiger Gebäudeblock das nach Plänen Bart. Ammanatis errichtete Collegio Romano, seit 1876 päpstliche Lehranstalt für Kirchenrecht und neuerdings auch die Heimstätte zweier königlichen Mittelschulen, des astronomischen und meteorologischen Observatoriums, der Biblioteca Vittorio Emanuele und des berühmten Museo Kircheriano mit reichen

COLLEGIO ROMANOS. MARIA IN VIA LATA/S. MARCELLO

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archäologischen, ethnographischen und prähistorischen Sammlungen, einer Stiftung des aus dem Fuldaischen stammenden, besonders als Mathematiker und Orientalist bedeutenden Jesuiten Athanasius Kircher, dem u. a. auch die Erfindung der Laterna magica zugeschrieben wird.

Bei der Rückwanderung zum Corso über die Piazza di Collegio Romano werfen wir einen Blick auf die von Pietro da Cortona (1596-1669)

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gezeichnete schöne zweigeschossige Fassade des 1485 nach Abbruch des Diokletiansbogens erbauten Kirchleins S. Maria in Via Lata. Cortonas Entwurf bedeutet die Neubelebung des Barocks durch ein Zurückgreifen auf antike Motive und damit zugleich einen Bruch mit dem immer wiederholten Fassadentyp seiner Zeit. Die Loggia (Abb. 38) über der offenen Vorhalle ist von eigenem Reiz, wenn auch der kirchliche Charakter des Gebäudes zurücktritt.

Weniger erfreulich und allzu deutlich die Absicht des Erbauers verratend, um jeden Preis originell zu wirken, ist Carlo Fontanas gebogene Fassade der schräg gegenüberliegenden Kirche S. Marcello (Abb. 39) mit übertriebener Betonung des Portals. Giulio de' Medici, der nach

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Abb. 40. S. Marcello : Grabbüste der Maria Colomba

malige Clemens VII., ließ die kleine Kirche an Stelle einer schon zu Ausgang des 5. Jahrhunderts erwähnten, in der der Heilige als Wärter wilder Tiere den Märty rertod erlitten haben soll, von Jacopo Sansovino neu erbauen. Die Ausführung verzögerte sich jedoch, so daß der Bau durchaus das Gepräge des niedergehenden Barocks erhielt. Neben den zum Teil guten Grabskulpturen verdient ein Spätwerk, die überaus lebendige Büste der Maria Colomba (Abb. 40) von 1725, Beachtung.

Ein schmales Gäßchen führt ostwärts vom Corso zur Kirche SS. Apostoli, einer der letzten und bedeutendsten Schöpfungen des Barocks, die Francesco Fontana unter Benutzung der Vorhalle einer älteren, wiederholt erneuerten Kirche 1702 begann. Kuppel und Querhaus fehlen; dafür hat der Baumeister das gewaltige Mittelschiff mit säulenreichen Seitenschiffen verbunden (Abb. 41). Zu der Raumwirkung tritt die nie zuvor erreichte Farbwirkung des gelblichen, rotbraunen und grünen Marmors. Auch ein Kleinod der Sepulkralskulptur birgt das herrliche Gotteshaus: das Grabdenkmal, das Sixtus IV. seinem Neffen, dem in der Maienblüte seiner Sünden dahingegangenen Kardinal Pietro Riario, setzen ließ, wie jenes andere Roveregrab in S. Maria del Popolo das gemeinsame Werk des Andrea Bregno und des Mino da Fiesole (Abb. 42). Und neben den alten Meistern glänzt der junge Canova mit seiner Erstlingsarbeit, dem Grabmonument Clemens' XIV., das den Siebenundzwanzigjährigen noch im Banne des Barockgeschmackes zeigt. In SS. Apostoli wurde im Februar 1564 Michelangelo mit großem Pomp bestattet, allerdings nur zu kurzer Ruhe: Cosimo de' Medici ließ den Leichnam bei Nacht und Nebel rauben und nach Florenz bringen.

Unmittelbar an die Kirche stößt der weitläufige, mehrmals umgebaute und architektonisch unbedeutende Palazzo Colonna mit einem nach französischen Vorbildern durch Baumreihen gegliederten und von niedrigen Flügeln und Eckpavillons umrahmten Hof. Seit Jahrhunderten haust

PALAZZO COLONNA / PALAZZO DORIA

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hier das uralte Adelsgeschlecht der Colonna, bekannt durch den ihm entsprossenen Papst Martin V. (1417-1431), durch viele tapfere Parteigänger der Ghibellinen in den Kämpfen zwischen Kaiser und Papst, durch den großen Condottiere Prospero, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Franzosen aus Italien vertrieb, durch Marc Antonio, den siegreichen Admiral der päpstlichen Flotte in der Seeschlacht bei Lepanto, und vor allem durch die fromme Dichterin Vittoria, die in der innigen Freundschaft des sechzigjährigen Michelangelo für die ihr versagte Zuneigung des von ihr feurig geliebten, früh verstorbenen und bis an ihr eigenes Ende betrauerten Gatten, des als Feldherr Karls V. berühmten Marchese de Pescara, Ersatz fand.

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Abb. 41. SS. Apostoli, Inneres

Zum kostbarsten Besitz der reichbegüterten Familie gehört die Gemäldegalerie mit dem eine Sammlung antiker Skulpturen bergenden, von Antonio del Grande und Girolamo Fontana geschaffenen Prunksaal, (Abb. 48) dessen Deckengemälde den Sieg bei Lepanto darstellt. Die Perlen der Galerie sind zwei heilige Familien des Paris Bordone, Lorenzo Lottos angebliches Porträt des Pompeo Colonna, Palma Vecchios Madonna mit dem heil. Petrus und dem Stifter, eines der besten Werke des großen Venezianers, Tizians Bildnis eines Mönches, vier Bilder Tintorettos, darunter, durch ihren warmen Goldton ausgezeichnet, eine Leinwand mit einem männlichen und drei weiblichen Bruststücken, endlich die berühmte Folge von zehn Temperalandschaften des Franzosen Gaspar Poussin (Dughet).

Das zweite Verbindungsgäßchen zwischen der Piazza SS. Apostoli und dem Corso, der Vicolo di Piombo, führt uns an dem 1662 von Rainaldi erbauten Palazzo Salviati vorüber zur Corsoschauseite des gewaltigen Palazzo Doria (Abb. 49). Über der Baugeschichte der 1435 für den Kardinal Acciapacci begonnenen, mehrfach veränderten Anlage liegt ein undurchdringliches Dunkel; wir können mit Sicherheit nur den Schöpfer

der prachtvoll dekorativen Corsofassade nennen: Gabrielle Valvassori, einen Schüler Francesco Borrominis, des unglücklichen Rivalen Lorenzo Berninis. Der Palast hat seine Besitzer, zu denen auch Papst Julius II. zählt, oft gewechselt; zuletzt gelangte er von den Pamphili an die Doria, Abkömmlinge eines Geschlechts genuesischer Seehelden, das Pisas Macht brach und im 14. Jahrhundert der Schrecken Venedigs war. Der Ahnherr des römischen Zweiges der Doria-Pamphili-Landi, Fürsten von Melfi ist Giovanni Andrea, der Sohn des uns aus Schillers „Fiesko" bekannten Giannettino. Nach der Ermordung seines Vaters adoptierte ihn sein Großoheim Andrea, der berühmte Condottiere und Admiral, der anfangs in französischem Solde focht, dann aber als Parteigänger Karls V.

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Abb. 42. SS. Apostoli: Grabmal des Kardinals Riario von Andrea Bregno und Mino da Fiesole

Genua von der französischen Herrschaft befreite und als Wiederhersteller der republikanischen Verfassung in seiner Vaterstadt vergöttert wurde.

Auch die Doria erfreuen sich einer kostbaren Familiengalerie. Als deren hervorragendste Stükke sind zu nennen: Bronzinos feines Bildnis des ermordeten Giannettino, von Claude Lorrain mehrere Hauptwerke, darunter die „, Mühle“ (Abb. 45) und die,,Landschaft mit dem Apollotempel", die beide den ganzen Zauber Claudescher Beleuchtung zeigen, die farbenprächtige Skizze einer Allegorie der Tugend von Correggio, Sebastianos del Piombo großartig schlichter und doch so lebenswahrer Andrea Doria" (Abb. 44), das Meisterwerk seiner Bildniskunst, eine „,Salome mit dem Haupte des Täufers", früher Giorgione zugeschrieben, aber wohl sicher eine der seltenen Jugendarbeiten Tizians, und die lange Reihe heroischer Landschaften von Gaspard Poussin (Abb. 47). Die Hauptbilder sind.

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