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Abb. 5. Unter dem Kapitol

gewesen sein mögen, deren Name mit der Geschichte Roms verknüpft ist: von allen erfahren wir, daß eine grenzenlose Sehnsucht, ähnlich der Goethes, ihre Schritte südwärts beflügelte, und daß sie später die am Tiber verbrachte Zeit als die glücklichste ihres Lebens betrachteten. Und den meisten der unbekannten und ungenannten Rompilger wird es nicht anders ergangen sein. Es scheint, als sei gerade die deutsche Seele für das, was Rom seinen Besuchern zu bieten vermag. besonders empfänglich. Haben doch sogar zwei unserer Sprichwörter die Stadt zum Gegenstande. Alle Wege führen nach Rom", sagt das eine, Rom ist nicht an einem Tage erbaut worden", das andre. In jenem kommt etwas von der deutschen Sehnsucht nach der Siebenhügelstadt zum Ausdruck; in diesem die Ehrfurcht vor ihrer Größe und Majestät und vor allem vor ihrer geschichtlichen Entwicklung aus kleinen Anfängen bis zur geistigen Hauptstadt der Welt Und wenn wir von der Ewigen" Stadt reden, so denken wir dabei nicht sowohl an ihr Alter als an ihre Lebenskraft und Wandlungsfähigkeit, die so stark sind, daß sie alle die mannigfachen Gegensätze, die Roms Mauern umschließen, zu einer einzigen großen Symphonie unvergeßlicher Eindrücke harmonisch zu vereinen vermögen. Was man an jedem andern Ort als Stillosigkeit empfinden würde, das bunte Durcheinander von

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Altem und Neuem, von Bau- und Kunstdenkmälern der Antike, des Mittelalters, der Renaissance, des Barocks und der Neuzeit, von malerischen Trümmerstätten und modernen Großstadtquartieren, die engste Verbindung von Grabesruhe und frisch pulsierendem Leben, von schwermütig stimmender Öde und üppigster Vegetation, von tausendjährigen Erinnerungen und hastig schaffender Gegenwart, die nächste Nachbarschaft von politischen Mächten, die sich gegenseitig auszuschließen scheinen und die des Schicksals Laune doch unlösbar aneinandergekettet hat das alles wird hier zu einem einzigen Mosaikbilde, das dem Geiste des Beschauers tausend Rätsel aufgibt und seine Seele dennoch mit wunderbarer Ruhe und Heiterkeit erfüllt.

Niemand hat den Eindruck Roms auf das deutsche Gemüt besser gekennzeichnet als Goethe, wenn er in seinen Briefen vom November 1786 an die Weimarer Freunde schreibt: „Nun bin ich zehn Tage hier, und nach und nach tut sich vor mir der allgemeine Begriff dieser Stadt auf. Wir gehen fleißig auf und ab; ich mache mir den Plan des alten und neuen Roms bekannt, betrachte die Ruinen, die Gebäude, besuche ein und die andere Villa; alsdann nehmen wir die größten Merkwürdigkeiten ganz langsam, ich tue nur die Augen auf und sehe und gehe und komme wieder. Der Menschen wird auch nicht vergessen, und so macht

sich's nach und nach. Denn gewiß: man kann sich nur in Rom auf Rom bereiten . . .

Ein saures und trauriges Geschäft ist es, das alte Rom aus dem neuen herauszusuchen, und doch muß man es und es gibt die beste Freude. Man trifft Spuren einer Herrlichkeit und einer Zerstörung, die beide über unsere Begriffe gehen. Was die Barbaren stehenließen, haben die Baumeister des neuen Roms verwüstet. . .

Hier kommt man in eine gar große Schule, wo ein Tag soviel sagt und man doch von dem Tage nichts zu sagen wagt. . Rom ist nur ein zu sonderbarer und verwickelter Gegenstand, um in kurzer Zeit gesehen zu werden, man braucht Jahre, um sich recht und mit Ernst umzusehen. Hätte ich Tischbein nicht, der so lange hier gelebt hat und als ein herzlicher Freund von mir mit dem Wunsche hier gelebt hat, mir Rom zu zeigen, so würde ich auch das weder genießen noch lernen, was mir in der kurzen Zeit beschert zu sein scheint; und doch seh' ich zum voraus, daß ich wünschen werde, anzukommen, wenn ich weggehe. Was aber das Größte ist, und was ich erst hier fühle: wer mit Ernst sich hier umsieht und Augen hat zu sehen, muß solid werden, er muß einen Begriff von Solidität fassen, der ihm nie so lebendig ward. Mir wenigstens ist es so, als wenn ich alle Dinge dieser Welt nie so richtig geschätzt hätte als hier. . . was mich am tiefsten freut, ist die Wirkung, die ich schon in meiner Seele fühle: es ist eine innere Solidität, mit der der Geist gleichsam gestempelt wird, Ernst ohne Trockenheit und ein gesetztes Wesen mit Freude. Ich denke die gesegneten Folgen auf mein ganzes Leben zu fühlen . . .

...

Wenn man so eine Existenz ansieht, die zweitausend Jahre und darüber alt ist, durch den Wechsel der Zeiten so mannigfaltig und von Grund aus verändert, und doch derselbe Boden, derselbe Berg, ja oft dieselbe Säule und Mauer, und im Volke noch die Spuren des alten Charakters, so wird man ein Mitgenosse der großen Ratschlüsse des Schicksals. Und dann ist nichts Kleines hier, wenn auch Scheltenswertes und Abgeschmacktes; alles hat Teil an der Großheit des Ganzen genommen

Das Seltsamste und Schwerste in der Betrachtung ist: wie Rom auf Rom folgt, und nicht allein das neue aufs alte, sondern die verschiedenen Epochen des alten aufeinander. Man müßte Jahre hier bleiben, um den Begriff recht lebendig zu haben; ich fühle nur die verborgenen und halb sichtbaren Punkte . . .

Überhaupt ist mit dem neuen Leben, das einem nachdenkenden Menschen die Betrachtung eines neuen Landes gewährt, nichts zu vergleichen. Ob ich gleich immer derselbe bin, so mein' ich bis aufs innerste Knochenmark verändert zu sein . . .“

DIE LAGE DER STADT

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Durch das ungefähr in der Mitte der Westseite Italiens gelegene schwach gewellte Küstengebiet, das im Osten von dem Sabinergebirge, einer der vielen Parallelketten des Apennins, im Nordwesten und Südosten von den vulkanischen Formationen der Umgebung von Viterbo und des Albanergebirges begrenzt wird, hat sich der am Monte Fumajolo im Etruskischen Apennin entspringende Tiber ein vielgewundenes Bett genagt, in das Hügelrücken von geringer Höhe, durch Bachtäler voneinander geschieden.

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landzungenartig vorspringen. Diese Bodenerhebungen, durch sumpfige Niederungen meist nach mehr als einer Seite gesichert, luden schon in grauer Vorzeit zur Niederlassung ein, und manche von ihnen trugen Städte, die wie Antemnä und Fidenä schon im Altertum oder im frühen Mittelalter zerstört wurden.

An der günstigsten Stelle des Tiberlaufes, wo eine ganze Gruppe von Hügeln zusammentritt, 27 km oberhalb der heutigen Mündung des schiffbaren Flusses ins Tyrrhenische Meer, wurde Rom gegründet oder, genauer. aus mehreren einzelnen Ansiedlungen zu einem Stadtgebilde vereinigt. das in stetigem Kampfe um die Vormachtstellung in Latium mächtig erstarkte, sich schon früh die übrigen latinischen Städte unterwarf und

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