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DIE ÄLTESTEN FORUMBAUTEN / DAS TABULARIUM

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sich schon zur Königszeit das Heiligtum der Vesta, das als der Mittelpunkt der Stadt galt, aber kein Bild der uralten italischen Göttin des Herdfeuers, sondern nur den ihr geweihten heiligen Herd barg, und daneben die Regia, nicht etwa die Wohnung des Königs, vielmehr eine Art Amtslokal, worin er, und unter der Republik der Pontifex maximus, als Oberhaupt des Staatskultus gewisse feierliche Handlungen vornehmen mußte. Zu diesen beiden ältesten Bauten kam im Jahre 484 v. Chr. noch der Castor-Tempel, das Heiligtum des Schutzpatrons der jungen Republik.

Die in der Nachbarschaft des Kapitols errichteten ältesten Gebäude waren der erste Janus-Tempel, die Curia (Rathaus) an dem „Comitium" genannten Platz für die Volksversammlungen, das aus dem kapitolinischen Burgbrunnen entstandene Staatsgefängnis (Carcer Mamertinus) und die Tempel des Saturn und der Concordia.

Zwischen beiden Gebäudegruppen lag in den frühesten Zeiten freies Feld, an der Nord- und Südseite von Verkaufsbuden und Schenken (tabernae) eingefaßt, die seit der Mitte des 3. vorchristlichen Jahrhunderts durch die zunächst dem Marktverkehr dienenden großen Hallenbauten der Basiliken verdrängt wurden.

Wir beginnen die Besichtigung des Forum Romanum an dessen Westseite. Seinen architektonischen Abschluß bildet hier das Tabularium (Abb. 77), der an der Rückseite des Senatorenpalastes gelegene letzte Rest der antiken kapitolinischen Bauten. Das Tabularium, das seine Entstehung dem Konsul Lutatius Catulus (78-60 v. Chr.) verdankt, war das Reichs- und Finanzarchiv, worin die Bronze- und Holztafeln mit den Gesetzen und Verträgen aufbewahrt wurden. Im Altertum muß das Gebäude mit seinen dunkeln Quadern, den hellen Travertinzierstücken und Stuckbändern von prächtiger Wirkung gewesen sein. Heute ist nur das Mittelstück der Forumfront mit dem von sieben Fensteröffnungen verschiedener Größe erhellten Untergeschoß und den darüberliegenden, später bis auf den einen Bogen geschlossenen gewölbten Arkaden noch sichtbar; alles andere ist unter dem Senatorenpalast verschwunden. Das Innere weist gewaltige Bogengänge, zum Teil mit Fundstücken aus der nächsten Nachbarschaft gefüllt, und eine große Anzahl von Dienst- und Archivräumen auf, die sich offenbar um einen Hof gruppierten.

Parallel mit der Forumfront des Tabulariums verläuft in einem Abstande von etwa 60 m eine Straße, die Via di Consolazione, die im Osten das Ausgrabungsfeld überbrückt und im Westen, wo sie ansteigt, noch das alte Pflaster des Clivus capitolinus, des antiken Hauptaufgangs zum Kapitol, zeigt. Von dieser Straße aus lassen sich die dem Tabularium vorgelagerten Bauten am bequemsten besichtigen. An der Westecke des

Forums, wo sich die Via del Campidoglio abzweigt, erhebt sich auf einem terrassenartigen Unterbau die Zwölf-Götterhalle (Porticus deorum consentium, Abb. 75), 367 n. Chr., also zu einer Zeit, wo das Christentum schon den Sieg über das antike Heidentum errungen hatte, vom Stadtpräfekten Vettius Praetextatus unter Benutzung älterer Architekturstücke glänzend erneuert. Hier waren einst die vergoldeten Bilder der zwölf Stadtgottheiten: Mars, Merkur, Jupiter, Neptun, Vulkan, Apollo, Juno, Vesta, Minerva, Ceres, Diana und Venus aufgestellt, die man sich als „consentes“ d. h. als gegenwärtig vorstellte und deren jede, wie man aus der Zwölfzahl wohl schließen darf, während eines Monats das Patronat über die Stadt führte. Ob die Bilder in den hinter dem Portikus liegenden, einst durch Mauerwerk verschlossen gewesenen Kammern standen, von denen noch sieben vorhanden sind, ist ungewiß, ebenso, ob die Tuffquadermauer hinter den Kammern einen zum Kapitol hinaufführenden Säulengang getragen hat, wie man wohl annehmen möchte.

Neben der Zwölfgötterhalle und von dieser nur durch einen schmalen Gang geschieden stand der Tempel des Vespasian und des Titus, den Kaiser Domitian seinem Vater und Bruder weihte und den mehr als hundert Jahre später Septimius Severus und Caracalla erneuerten. Von dem kostbaren Bau sind außer dem Fundamentkern, spärlichen Mauerresten und der quadratischen Basis für die Sitzbilder der zu Göttern erhobenen Cäsaren nur drei der korinthischen Säulen aus weißem karrarischem Marmor übriggeblieben, die noch ein Stück des mit vollendeter Technik behandelten überreichen Gebälks mit Kranzgesims und Fries (Abb. 78) tragen. Von der wundervollen Arbeit des Gesimses erhält der Beschauer wegen der bedeutenden Höhe der Säulen keinen rechten Begriff; um sie voll würdigen zu können, muß man schon das Tabularium aufsuchen, wo ein beträchtliches Stück des herrlichen Marmorwerkes aufbewahrt wird. Bemerkenswert ist die Realistik, mit der die den Fries schmückenden Opfergeräte und Stierschädel ausgeführt sind.

Nördlich vom Vespasian-Tempel stand der Tempel der Concordia, den der Diktator Furius Camillus der Göttin der Eintracht gelobt haben soll. Es war damals eine schlimme Zeit: die von den Galliern eroberte Stadt lag in Trümmern, und die Plebejer, durch lange Kämpfe gegen den patrizischen „Klassenstaat“ ohnehin verbittert, wollten, um sich die Mühe des Wiederaufbaus zu ersparen, mit Kind und Kegel Rom verlassen und sich in Veji ansiedeln. Von diesem Vorsatz, der für die Republik verhängnisvoll geworden wäre, brachte sie Camillus ab und wußte es durchzusetzen, daß die Stadt auf der alten Stelle wiederaufgebaut wurde. Die Nachgiebigkeit der Plebejer scheint den einst wegen seiner schroffen aristokratischen Gesinnung verbannten und erst im Augenblick der höchsten Not als Dik

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tator zurückgerufenen Mann gegen das Volk milder gestimmt zu haben. Er verwandte sich mit Erfolg für die Annahme der zehn Jahre lang umstrittenen Licinischen Gesetze, durch die die Plebejer mit den Patriziern im wesentlichen gleichgestellt wurden. Der zum Dank für die Versöhnung der Volksgenossen erbaute Tempel kann bei der damaligen allgemeinen Verarmung nur ein bescheidenes Gebäude gewesen sein, er war jedoch, seiner Bedeutung gemäß, insofern ganz eigenartig, als bei ihm die Breite die Tiefe überwog. Ungewöhnlich war auch die Verbindung des Tempels mit einem diesen an Größe übertreffenden Versammlungssaal, worin öfter Senatssitzungen abgehalten und gelegentlich Staatsprozesse verhandelt wurden. Hier fand auch die Aburteilung Catilinas und seiner Mitverschwörer statt, bei der Cicero seine vierte Catilinarische Rede hielt.

Nach etwa vierhundertjährigem Bestehen war der Tempel baufällig geworden und wurde in den Jahren 7 v. Chr. bis 9 n. Chr. unter der Regierung des Augustus von dessen Stief-, Schwieger- und Adoptivsohn. Tiberius in prunkvollem Stile erneuert. Von diesem neuen Tempel haben sich, obwohl er erst im 14. Jahrhundert zusammenstürzte, nur wenige Reste erhalten: die Tuffquaderfundamente der Mauern und der

Säulenstellung und einige Stücke der Marmorverkleidung der Wände und des Fußbodens. Fragmente des Kranzgesimses der Vorhalle (Abb. 79), geschickt wieder zusammengesetzt und im Tabularium aufbewahrt, zeugen. ebensosehr von der Pracht des Tempels wie reich ornamentierte Säulenbasen im Kapitolinischen Museum von der prunk vollen Ausstattung des Versammlungssaales, der, wie wir wissen, mit den erlesensten Werken griechischer Kunst geschmückt war.

Der östliche Teil der Fundamente des Concordia-Tempels liegt unter

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der heutigen, zum Kapitol hinaufführenden Via dell' Arco di Settimio Severo. In dem von dieser Straße und der Via di Marforio gebildeten Winkel erhebt sich die Kirche S. Giuseppe de' Falegnami, von den Zimmerleuten ihrem Patron, dem heil. Joseph, geweiht und über einem ältern Kirchlein, S. Pietro in Carcere, dem berüchtigten Mamertinischen Gefängnis, erbaut, worin nach der Legende auch die Apostelfürsten Petrus und Paulus neun Monate schmachteten und während dieser Zeit zwei Kerkermeister und 47 Mitgefangene zum Christentum bekehrten. Der Carcer Mamertinus war ein uraltes Quellhaus (tulleanum), ursprünglich eine runde, durch ein kegelförmiges Gewölbe nicht völlig gegeschlossene, ausgemauerte Felsenkammer, aus der das Wasser entweder

MAMERTINISCHES GEFÄNGNIS / KURIE

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von oben mit Eimern geschöpft wurde oder in einen Brunnen abfloß. Als in nächster Nähe, auf dem Comitium, in der Königszeit das erste Rathaus, die Curia Hostilia entstand, richtete man das Brunnenhaus zum Staatsgefängnis her, indem man eine viereckige gewölbte Kammer darüberbaute, deren Verbindung mit der Außenwelt anfangs nur ein Loch im Scheitel des Gewölbes vermittelte. Aus diesem oberen Kerker wurden Verbrecher oder Staatsgefangene, die unschädlich gemacht werden sollten, durch ein rundes Loch in den unteren, immer völlig finstern und feuch

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ten, hinabgelassen, wo man sie entweder, wie den Numiderkönig Jugurtha, dem Hungertode überließ oder erdrosselte.

Das an der westlichen Nordseite des Forums und etwas höher als dieses gelegene Gebäude, das heute die Kirchen S. Martina e S. Luca und Sant' Adriano trägt, war das alte Comitium, die erste, eingehegte Stätte für politische Versammlungen, in der Servianischen Stadt von dem lediglich dem Marktverkehr dienenden Forum streng geschieden. Hier wurde schon in sehr früher Zeit, angeblich vom König Tullus Hostilius, die nach diesem genannte älteste Kurie (Curia Hostilia, Abb. 80) erbaut, die bis zum Jahre 55 v. Chr. in Benutzung blieb, dann aber bei der Leichenfeier für den durch Milo ermordeten Clodius abbrannte. Ein von 7 Haarhaus, Rom

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