Sayfadaki görseller
PDF
ePub
[blocks in formation]

Nachdem wir, was bei den Teutschen, von der Reformations - Periode an bis zur französischen Revolution, in kirchlichen Angelegenheiten vorging, kürzlich angedeutet haben, wenden wir uns zu den Franzosen während dieses Zeitraums. In natürlicher Ordnung schliessen sich sodann die drei Konkordate der neuesten Zeit bei jener Nation und die der andern europäischen Staaten an.

Nachdem Leo X. durch das Konkordat mit Franz I., im Besitze ungeheurer Vortheile, seinen Verbündeten gleichwohl wieder an Karl V. verrathen hatte, und der Vater der Christenheit an unmässiger Schadenfreude über die Unfälle der Franzosen in Italien gestorben war, ohne irgend etwas für Dämpfung der Feuersbrunst gethan zu haben, die sein genialischer Leichtsinn entzündet; nachdem Adrian VI. weder den Teutschen, noch den Welschen etwas Nützliches und Erfreuliches vollbracht und durch Aqua tofana oder durch Chokolade von Mafra den beiden beliebten Mitteln neuerer Politik, unangenehmer Herrscher sich zu entledigen, ,seinem Vorfahr alsbald nachgesendet worden war; kam Giulio de Medicis, als Clemens VII., zur Regierung. Die Welt weiss, wie christlich die katholischen Spanier und Italiener bei der Eroberung Roms durch Karl's v. Bourbon und Georg's v. Freundsberg's Armee sich benommen. Die Rede, welche ein katholischer Bischoff bald darauf mitten in Rom hielt, und in welcher er Rom für das neue Babylon und von Sünden durchwühlt hinstellte, ist bekannt. Wenn das Gefühl der Wahrheit so stark bei den Freunden des Pabstthums sich offenbarte, war es unnatürlich, dass die Gegner von Bitterkeit des Gemüthes überschwollen?

Der Streit über Parma und Piacenza, welcher dem Pabste Paul 111. die Sache der Christenheit vergessen machte, bewirkte, dass er den eifrigen Beschützer des Katholizismus, welcher durch ein einziges Wort das ganze Werk der Hierarchie damals über den Haufen stürzen konnte, für einen Ketzer erklärte und mit dem Schicksale der verworfenen Rotte Korah, Dathan und Abiram, bei fernerm Ungehorsame, ihn bedrohte. Während die Evange

[ocr errors]

lischen sich von der Kirche völlig trennten, hatte der Pabst nur

So

die eine Sorge, wegen jener zwei kleinen Fürstenthümer. wie Leo X. vor Freude über der Franzosen Fortschritte gestorben war, so starb Paul vor Aerger über die Unterhandlungen Ottavio, Farnese's mit dem Statthalter von Mailand über den Besitz von Parma.

Julius III., dessen Mignon ein, nachmals zum Kardinal gewählter Affe war, an Verächtlichkeit des Charakters kaum einem Don Miguel vergleichbar, und Paul IV., aus dem Hause der stolzen, herrschwüthigen und geistrohen Caraffa's, entehrten hintereinander den Stuhl Petri gemeine Schächer neben der sittlichen und geistigen Grösse des Gregor und Innocenz. Beide waren Kreaturen Frankreich's.

zen.

[ocr errors]

Statt das Wohl der Kirche auf dem längstversammelten Konzilium zu Trident ernstlich zu berathen, verwendete er Kraft und Zeit, um Italien mit Kriegesgräueln und Partheiungen anzufüllen und seine allgemein verlassten Nepoten allenthalben einzuschwär Die thörichte Sprache, welche er der stolzen und grossgesinnten Elisabeth von England gegenüber führte, zerstörte auch die längste Hoffnung einer Wiederaussöhnung zwischen diesem Lande und der Kirche. Dieselbe Frau, welche ein späterer geistvoller Pabst nebst Heinrich von Navarra für den einzigen Mann unter den europäischen Königen erklärte, war nicht geneigt, die Ruthe zu küssen, mit der ein Paul IV., ohne Berücksichtigung der Zeitverhältnisse, ihr gedroht. Nicht minder insolent gegen alle Könige war die Bulle vom 15. Hornung 1559; unerträglich seine Härte, als Grossprotektor des abscheulichen InquisitionsTribunales, welchem selbst eifrige Prälaten, wie Moron und beinahe auch Reginald Polus, heimfielen, und welches selbst das Gemüth der ausgearteten Römer empörte; gottvergessen die Theilnahme an den innern Verschwörungen in England und Irland.

Sein Nachfolger, Pius IV., hatte die Kühnheit, auf dem wiederum fortgesetzten Trienter - Konzilium einen Entwurf von dreizehn Artikeln zu überreichen, deren Hauptinhalt dienen sollte, eine Art Suprematie des Pabstes über alle Monarchen zu begründen. Der Kaiser und Frankreich's König protestirten energisch. Das Verfahren des Pabstes gegen die königliche Wittwe von Navarra erregte den Unwillen aller Mächtigen und aller Gutgesinnten. Mit noch schlimmerer Gesinnung und empörender Anmaassung

1

trat der inquisitorische Pius V. auf. Seine Bulla in Coena Domini ist ein sprechendes Denkmal priesterlicher Unverschämtheit und der wenigen Nachgiebigkeit Roms gegen den vorgeschrittenen Zeitgeist *). Die St. Bartholomäus - Nacht wurde von ihm wie eine Hermannsschlacht gegen die Ketzer gefeiert und abscheuliche Feste enthüllten zu Rom mehrere Tage hindurch die Summe von sittlicher Verworfenheit im Schoose der römischen Kurie. Seine Einmischung in weltliche Händel und seine brutale Politik wollen wir nicht einmal berühren. Und dieser Mann ist nachmals heilig gesprochen worden und verunziert die Meisterwerke grosser Künst― ler durch die Anwesenheit seines Bildes bei Gegenständen ewiger Verehrung in der Christenheit!

[ocr errors]

Die Theilnahme an den Unternehmungen der verbrecherischen Ligue wider die Kultur, die Freiheit, die Toleranz und die Monarchie füllen seines Nachfolgers Gregor's XIII. Regierung. Sixtus V., in Allem gross und riesig, wo er nicht als Pabst auftrat und einer der grössten Regenten, wenn er die Tiare nie getragen hätte, ergänzte, was die Vorfahrer etwa vergessen haben mochten. Sein Uebermuth, zumal wegen Neapel, das er als Erbreich dem römischen Stuhle zurückfoderte und über welches er ein Belehnungsrecht ansprach, erbitterte selbst Spanien. Der Untergang der wider das ketzerische England doch ausgerüsteten Armada erfüllte sein Herz mit Freude; er verherrlichte den Mörder König Heinrich's III, von Frankreich, nachdem er,,lange zu Gott für einen seiner Gedanken gebetet."

Klemens VIII. wurde, nachdem er den protestantischen Heinrich von Navarra bitter genug verfolgt, Heinrich's von Frankreich, des katholisch Gewordenen und Gedemüthigten, treuer Freund. Für die Garantie von Neapel war er bereit, Se. katholische Majestät, den treuesten Anhänger der katholischen Kirche, demselben aufzuopfern.

In üble Lage gerieth sein gleichhoffärthiger, aber minder besonnener und berathener Nachfolger, Paul V. Mit Savoyen,

*) Vgl. seine Briefe, von Hrn. de Potter herausgegeben und kommentirt. Derselbe Mann, welcher vor einigen Jahren so stark und grell wider diesen kirchlichen Tyrannen sich erhob, macht nun Chorus mit den blinden Anhängern der Grundsätze desselben.

[ocr errors]

Parma, Genua und Lucca hatte er leichteres Spiel; aber Venedig ward für ihn eine solche Quelle von Unheil und Demüthigung, dass es wenig fehlte, so hätte dieser wichtige Staat die Sache des Protestantismus ergriffen *). Zum erstenmal erhielt die römische Kurie, im Angesichte von ganz Europa, eine empfindliche Züchtigung von einer rein katholischen Regierung und die Jesuiten blieben aus Venedig verbannt. Er beschützte die hochverrätherischen Prinzipien des Kasuisten Suarez gegen den Spruch des Parlamentes von Paris; er nährte den Bürgerkrieg im Valtellin; er kam mit den sonst so gehorsamen und frommen Schweizern, den Leibtrabanten des heiligen Stuhls in zwiefacher Hinsicht in mannigfache Spannung.

Auch die Ruhe von Parma ward durch ultramontane Anmaassung gestört. Der kleine Staat aber trotzte Urban's VIII Bullen und Bannblitzen Jahre lang, und gab dem katholischen Europa ein erhebendes Beispiel von Selbstständigkeit. Die Barberini und Urban's Nachfolger füllen sofort noch lange die Jahrbücher mit ihrem ekelhaften Zwiste. Die Zerstörung der Stadt Castro bleibt eine ewige Schandsäule für einen Nachfolger Christi, der den Frieden und nicht das Schwert zu bringen auf die Erde gekommen ist.

Nachdem Innozenz X. den Bürgerkrieg in Italien unterhalten und allenthalben die Flamme der Zwietracht genähret, protestirte er keck genug, selbst gegen den Friedensschluss von Osnabrück und Münster. Er wurde nachmals, im neunzehnten Jahrhunderte, von Pius VII. nachgeahmet, als der Wiener Kongress die dem Welttheile geschlagenen Wunden durch eine allgemeine Friedensakte zu heilen gesucht hatte; denn nie darf mit Ketzern und Schismatikern ein Friede geschlossen werden, „da die Religion Jesu Christi," nach La Mennais, dem Lieblinge des heiligen Stuhles, dem Elias des neunzehnten Säkulums, „intolerant ist."

Um die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts entwickelte Alexander 'VII. nicht minder erbauliche Grundsätze. Er benutzte

**) Vgl. die interessante Schrift von K. Walchner (nach Sarpi und Amelot de la Houssaye u. A.) über diese Händel Paul's V. mit der Republik Venedig.

die drohendste Türkengefahr für Venedig zu Erpressung unbilliger Foderungen von derselben; und als verschiedene Mächte zu Unterstützung der Republik sich verstanden, ging die Sache. wieder zurück, weil Jedermann Scheu und Bangen trug, Mitglied eines Bundes zu seyn,, an dessen Spitze der Pabst sich gestellt hatte. So gross war bereits damals im katholischen Europa der moralische Kredit des Oberhauptes der Gläubigen zu Rom!

Widerliche Fehden mit Frankreich kommen nun an die Reihe. Ludwig XIV. rächte die seinem Gesandten zu Rom widerfahrne Beschimpfung durch die Besitznahme von Avignon. Darauf kamen die Jansenistisch - Molinistischen Händel. Sie brachten der römischen Kirchengewalt heftige Stösse und bereiteten eine Emanzipation des Katholizismus in Frankreich vor. Von der Disziplin und den Dogmen kam es zu dem wichtigern Theile, den Regalien. Doch wir lassen über diese Angelegenheit, die auf den Zustand des Kirchenwesens und die nachmaligen kirchenrechtlichen Verhältnisse Frankreichs zu Rom bedeutenden Einfluss übten, einen geistvollen Franzosen im Zusammenhange sprechen *):

,,Man wird uns gestatten, bei dieser Untersuchung etwas tiefer ins Einzelne einzugehen, denn dieser Gegenstand gewinnt unter den gegenwärtigen Umständen ein neues Interesse, und man findet darin, unter den feinsten Formen und Wendungen den unbändigen Ehrgeiz und die hochmüthigen Anmassungen wieder, welche wir bei Gregor Vll. und den Päbsten seiner Zeit wahrgenommen haben."

,,Das Regale, nach dem Begriffe, welchen man gemeiniglich davon aufstellt, ist das dem Könige, oder Landesherrn zustehende Recht, die vakanten Erzbisthümer, Bisthümer und alle davon abhängigen Benefizien, welche während der Erledigung des erzbischöflichen oder bischöflichen Sitzes offen werden, zu besetzen. Regale wird auch das Recht genannt, welches der König hatte, alle Früchte und Einkünfte der dem königl. Begebungsrecht unterworfenen Bisthümer und Erzbisthümer, so lange sie erledigt bleiben, zu geniessen."

*) Histor. Gemählde der Politik des römischen Hofes. Aus dem Französ. mit Anmerk. von Dr. P. A. K.

[ocr errors]
« ÖncekiDevam »