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Predigt des Titularerzbischofs von Iconium, Puecher Passavalli.

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um dann ebenso kurz die wunderbaren Erfolge zu schildern, welche sie erzielten; sie kommen mit Jubel und tragen ihre Garben'. Ihnen gleich sind die Väter aus allen Teilen der Erde herbeigeeilt, betrübt und niedergebeugt über das weit über alle Lande verbreitete Verderben sie gehen und weinen und streuen ihren Samen‘. Der Redner zeichnet dann die Kämpfe der Gegenwart gegen die Kirche. Sie dürfen die Väter nicht entmutigen. Wie die Apostel werden sie kommen mit Jubel und ihre Garben tragen, ,scientes quod sicut socii passionum estis, sic eritis et consolationis' 1. Europas Reiche und die äufsersten Grenzen Afrikas und die Inseln des Ozeans und die Länder Afrikas und Amerikas werden sie bei ihrer Rückkehr empfangen als die Quellen des reichsten Segens für ihre Völker.

Eine Gewähr für den Erfolg ihrer Arbeiten bietet schon die Tatsache, dafs das Konzil wirklich zu stande gekommen ist. Bei den gegen die Kirche tobenden Stürmen hätte man eher erwarten sollen, dafs man auf den Trümmern der Ewigen Stadt ihren Fall beweinen werde, als dafs sich in derselben ein allgemeines Konzil versammle. Und siehe, nun sind wir aus allen Ländern der Erde in diesem weiten Dome, dem Wunderwerke christlicher Geisteskraft, versammelt, wir sind hier am Grabe des Fürsten der Apostel, aus dem noch immer der Hauch bischöflicher Tugenden weht und belebend hervorgeht; wir sind hier an den Gräbern eines Leo, der beiden Gregore und eines Chrysostomus, aus denen man nach so vielen langen Jahrhunderten noch frische Ströme der Beredsamkeit rauschen zu hören glaubt zu neuer Befruchtung des Ackers der katholischen Kirche. Was uns aber noch mehr Trost gewähren und unsere Herzen ergreifen mufs, ist dies, dafs wir bei der Person des hl. Petrus selbst sind, der, in seinen rechtmässigen Nachfolgern bis auf den heutigen Tag gegenwärtig und lebend, mit derselben Liebesbegeisterung und demselben Glauben auszurufen scheint: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes"; und aus dem Himmel hört man ebenso wiederum die Antwort des dort zur Rechten des Vaters sitzenden Erlösers: „Und ich sage dir, du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen."2

Nochmals ermahnt der Redner zum Vertrauen. Unsere Erwartung wird erfüllt, wenn wir bei unsern Arbeiten als einzigen Zweck die Ehre Gottes und das Heil der Seelen vor Augen haben,

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wenn wir dahin streben, dafs dieses Konzil die herrlichste der Perlen wird, welche die Stirne unseres hochverehrten Papstes Pius schmücken, wenn endlich die Gedenkbücher der Kirche dereinst in goldenen Schriftzügen überliefern können, dafs der Friede der Herzen, die Einmütigkeit der Gesinnung, die Mäfsigung bei allen Schritten, die Würde der Verhandlungen, die Billigkeit des Urteils und die Weisheit bei allen Beratungen die Herzen und Geister der Väter so geleitet habe, dass. als die Pforten, die sich nun hinter uns schliefsen, wieder geöffnet wurden mit der Ankündigung an den ganzen Weltkreis: „Dem Heiligen Geiste und uns hat es gefallen" 1 die Erde selbst den Hauch des schöpferischen Geistes verspürte, durch den sie sich völlig erneuert sah jenem Worte gemäfs: „Sende aus deinen Geist, und sie werden erschaffen, und du wirst das Antlitz der Erde erneuern."2

Nach dem Segen und der Gewährung eines vollkommenen Ablasses durch den Papst folgte die Obedienzleistung, ein tief bedeutsamer Akt, der dem Auge die Einheit der ganzen grofsen Weltkirche, die Zusammengehörigkeit aller katholischen Nationen zu einem Leibe unter einem Haupte in sprechendster Weise vorführte, indem die Kirchenfürsten aller katholischen Nationen der Welt ihre Unterordnung unter den Papst durch eine sinnfällige Zeremonie kundgaben: Die Kardinäle küfsten stehend die Hand des Papstes, die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe und Bischöfe nach tiefer Verbeugung sein rechtes Knie, die Äbte und Ordensobern knieend seinen Fufs.

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Die Zeremonie beanspruchte eine Zeit von einer Viertelstunde. Nun warfen sich Papst und Bischöfe auf die Knie, und nachdem sie eine Weile still gebetet hatten, erhob sich der Papst allein und sprach mit lauter Stimme: Wir sind hier, Herr, Heiliger Geist, durch die Gröfse unserer Sünden zwar zurückgehalten, aber in Deinem Namen in besonderer Weise versammelt. Komme zu uns und sei mit uns, und würdige Dich, in unsere Herzen einzukehren. Lehre und zeige uns, was wir tun und wohin wir uns wenden und was wir ins Werk setzen sollen, damit wir mit Deiner Hilfe Dir in allen Dingen gefallen mögen. Sei unser Heil und der Urheber unserer Entscheidungen, der Du allein mit Gott dem Vater und seinem Sohne einen glorreichen Namen besitzest. So und ähnlich fuhr der Papst fort zu beten, und alle Bischöfe antworteten: Amen. Nachdem sich nun alle erhoben hatten, sang der Chor eine Antiphon, worauf alle wieder

1 Apg. 15, 28. 2 Ps. 103, 30.

3 S. die schönen alten Konziliumsgebete C. V. 694 c sqq.

Obedienzleistung. Gebete. Ansprache des Papstes.

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zu einem stillen Gebete niederfielen; dann sprach der Papst, während alle standen: Unsern Geist, wir bitten Dich, o Herr, möge der Tröster, der von Dir ausgeht, erleuchten und in alle Wahrheit einführen, wie es Dein Sohn verheifsen hat.'

Von neuem kniete man nieder, während zwei Sänger die Litanei von allen Heiligen anstimmten, auf welche alle antworteten. Nachdem Gottes Schutz auf den Papst und die Geistlichen aller Ordnungen herabgefleht war, erhob sich der Papst allein, setzte die Mitra aufs Haupt, nahm das als Hirtenstab dienende Kreuz in die Linke und segnete die Versammlung mit den Worten: Dafs Du diese heilige Versammlung und alle Ordnungen des Klerus segnen wollest. Bei dem Worte segnen machte er mit der Rechten über die Versammlung das Zeichen des Kreuzes, und nachdem alle geantwortet hatten Wir bitten Dich, erhöre uns', wiederholte er das Gebet ein zweites und drittes Mal so, dafs er das zweite Mal anstatt segnen: segnen und leiten betete und zweimal das Kreuzzeichen machte, und das dritte Mal mit dreimaligem Kreuzzeichen die Worte segnen, leiten und erhalten sagte. Dann kniete er wieder bis zum Ende der Litanei, die er mit einem Gebete schlofs.

Von dem Kardinaldiakon Borromeo wurde nun das Evangelium aus dem 10. Kapitel des hl. Lukas gesungen, in dem die Aussendung der zweiundsiebzig Jünger zur Ankündigung des Reiches Gottes erzählt wird. Alle Anwesenden hörten stehend und mit entblöfstem Haupte zu. Dann setzten sich alle Bischöfe, nahmen ihre Mitren, und der Papst hielt eine Anrede an die Versammlung.

Es jauchzt unser Herz im Herrn und wird mit unbeschreiblichem Troste erfüllt beim Anblicke der zum Konzile versammelten Väter, so beginnt er. Ihr seid denn jetzt, ehrwürdige Brüder, im Namen Christi versammelt, um mit Uns Zeugnis zu geben dem Worte Gottes und Jesus Christus, mit Uns allen Menschen den Weg Gottes in Wahrheit zu lehren und über die Streitreden der fälschlich so genannten Wissenschaft das Urteil zu fällen.' Der Papst zeichnet kurz die Angriffe der Feinde der christlichen Religion auf die Kirche und weist auf die Verheifsungen hin, die sie von Gott empfangen, dafs sie nicht überwältigt werde. So habe er denn ein allgemeines Konzil berufen, um die Schäden der Kirche zu heilen, und er hege eine um so gröfsere Hoffnung auf Erfolg, als die nun vor ihm versammelten Bischöfe, in denen er die ganze katholische Kirche zu sehen glaube, sich durch Hirtensorge, Eifer, Eintracht und innige Verbindung mit dem höchsten Hirten aus

zeichnen. ,Wohlan denn, ehrwürdige Brüder, fasset Mut im Herrn und im Namen der hochheiligen Dreifaltigkeit selbst, lehret mit Uns, geheiligt in der Wahrheit, gerüstet mit den Waffen des Lichtes, den Weg, die Wahrheit und das Leben, zu dem sich das menschliche Geschlecht, durch so viele Leiden heimgesucht, zu sehnen genötigt sieht, bemühet euch mit Uns, Friede den Reichen, Gesetz den Barbaren, den Klöstern Ruhe, den Kirchen Ordnung, dem Klerus Zucht und Gott ein ihm genehmes Volk wiederzugeben. Es weilt Gott in seinem Heiligtume, er ist mit uns in unsern Beratungen und Arbeiten; uns hat er zu seinen Dienern und Gehilfen bei einem so erhabenen Werke seiner Barmherzigkeit erwählt, und diesem Dienste müssen wir uns so hingeben, dafs wir während dieser Zeit einzig und allein ihm Geist, Herz und alle Kräfte weihen. Zum Schlusse bittet der Papst in einem herzlichen Gebete den Heiligen Geist um seinen Beistand und die allerseligste Jungfrau, die Engel und die heiligen Schutzpatrone um ihre Fürsprache 1.

Der Papst kniete nun nieder und begann wiederum den Hymnus Veni Creator Spiritus, den Bischöfe und Sänger abwechselnd bis zum Ende beteten, worauf der Papst das Schlufsgebet verrichtete.

Nun fand die geschäftliche konziliarische Handlung statt. Der Bischof Valenziani von Fabriano und Matelica im Kirchenstaat, der zum Vorlesen des Eröffnungsdekretes bestimmt war, bestieg die Rednerbühne und richtete im Namen des Papstes mit lauter Stimme die Frage an die Väter, ob es ihnen gefalle, dafs zu Ehren der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, zur Förderung und Erhebung des Glaubens und der christlichen Religion, zur Ausrottung der herrschenden Irrtümer, zur Sittenverbesserung in Klerus und Volk, zum allgemeinen Frieden. und zur Eintracht aller das heilige ökumenische Konzil seinen Anfang nehme und dieser Anfang als geschehen erklärt werde. Auf allseitigen Zuruf Placet bestätigte der Papst den Beschlufs mit den Worten: Das eben verlesene Dekret hat allen Vätern ohne Ausnahme gefallen, und Wir beschliefsen, bestimmen und bestätigen unter Zustimmung des heiligen Konzils, wie gelesen ist."

In gleicher Weise wurde beschlossen, dafs die zweite Sitzung am 6. Januar 1870 abgehalten werde.

1 C. V. 29 d sqq.

2 Alle, die nicht zum Konzile gehörten, hätten sich nach den vorher festgesetzten Regeln jetzt entfernen sollen (C. V. 704 a). Dies geschah jedoch mit Bewilligung des Papstes nicht.

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