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Das Giornale di Roma' über die Angelegenheit der armenischen Mönche. 347

vom Kinde Jesu, habe abhalten sollen. Deshalb seien vom Papste dem Generalobern Casangian und dem Lokalobern Hanemian Exerzitien in Ordenshäusern vorgeschrieben worden, damit sie ihren Seelenzustand in Ordnung brächten, und der Papst habe dadurch seine Milde bezeugt, dafs er ihnen einen neuen Visitator in der Person des Bischofs Valenziani ernannte. Dieser suchte nun die Mönche, so fährt der Artikel fort, in höflichster Weise zu bewegen, die Visitation anzunehmen. Er zeigte ihnen die Notwendigkeit dieser Mafsregel, ermahnte sie in den wärmsten Worten zum Gehorsame, erinnerte sie an die Wohltaten und Gunstbezeugungen, die sie von demselben Heiligen Vater empfangen hätten, der ihnen nun den Visitator schicke, wies die nichtigen Befürchtungen, die Vorurteile und die irrtümlichen Ideen, welche die Mönche in Bezug auf die Visitation geäufsert hatten, zurück, und erklärte ihnen, dafs die Visitation nicht den Zweck habe, sie zu erdrücken oder zu vernichten, wie sie zu glauben sich den Anschein gäben, sondern sie zum Gehorsame gegen die kirchliche Obrigkeit und zur religiösen Disziplin, wie sie von ihrer Regel gefordert werde, zurückzuführen. Aber nichts half. Die Mönche setzten ihr Vertrauen auf andere, die ihren Ungehorsam begünstigten 1, verweigerten dem Apostolischen Visitator hartnäckig ihren Gehorsam und liefsen selbst nicht zu, dafs er das apostolische Breve verlese, das ihnen nun durch den Gerichtsdiener intimiert wurde. Gewifs konnte man eine so hartnäckige Widersetzlichkeit sofort strenge bestrafen. Doch hat man Milde geübt und vorab in gewissen Zwischenräumen dreimalige Mahnungen an die Mönche ergehen lassen. Als aber auch diese erfolglos blieben, verhängte der Visitator über das Kloster das Lokal- und über die Mönche das Personalinterdikt.

Es wird hinzugefügt, dafs während der langen und sehr unangenehmen Unterhandlungen den Ordensleuten niemals eine Gewaltmafsregel angedroht worden sei, und dafs auch keine polizeiliche Überwachung stattgefunden habe, weshalb ja zuerst die Kommunität und dann Casangian mit noch zwei anderen, zwar heimlich, aber doch frei das Kloster verlassen und sich nach Konstantinopel be

1 Wer sind diese anderen? - Ein römischer Monsignore, der die Geschichte des Konzils genau kennt und damals als junger Mann den Verlauf desselben an Ort und Stelle aufmerksam verfolgte, sagte mir, dafs die Mönche von St. Gregorio gar nicht im stande gewesen wären, dem Heiligen Stuhle in dieser Weise zu trotzen, wenn sie hierin nicht von französischen Minoritätsbischöfen bestärkt worden wären.

geben konnten, wo sie sich nun befänden, obgleich Casangian ohne Erlaubnis des Papstes das Konzil nicht habe verlassen dürfen.

Aus allem diesem ergibt sich, so heifst es am Schlusse des Artikels, dafs der Heilige Stuhl seinerseits die armenischen Mönche nicht mit mehr Milde hätte behandeln, diese aber ihrerseits kein ehrfurchtswidrigeres und ärgerlicheres Benehmen hätten beobachten können, während sie noch ihre Bosheit und ihre hartnäckige Widersetzlichkeit zu beschönigen suchten.

Wie mir ein armenischer Priester erzählte, der im Jahre 1870 in Konstantinopel anwesend war und die dortigen Vorgänge miterlebt hat, erschien Erzbischof Casangian, der vorgegeben hatte, wegen einer schweren Krankheit das Konzil verlassen zu müssen, am 29. Mai in Konstantinopel. Er schlofs sich offen den Aufständischen an, welche bis dahin noch keinen Bischof zu den ihrigen zählten, und hielt nun mit drei anderen Bischöfen, die sich gleichfalls dem neuen Schisma zugesellten, ein Konzil ab, in welchem sie den Patriarchen Hassun seiner Würde verlustig erklärten, weil er nur unter der Bedingung zum Patriarchen erwählt worden sei, dafs er die Rechte und Privilegien seiner Vorgänger wahre, diese aber verraten habe. Von jenen drei anderen Bischöfen kennen wir zwei den Erzbischof Bahtiarian von Diarbekir, dessen Sekretär das Abenteuer mit den römischen Gendarmen erlebte, und den Erzbischof Gasparian von Cypern, den der Patriarch bei der Abreise zum Konzile zuerst als Patriarchalvikar in Konstantinopel zurückgelassen, dann aber durch Arachial, Erzbischof von Ancyra, ersetzt hatte. Die neuschismatische Synode wählte nun den alten Bahtiarian zu ihrem Patriarchen, der in dem neuen Schisma in der Tat kirchlich als Patriarch galt, während die türkische Regierung einem der fünf durch die abgefallenen Bischöfe neu konsekrierten Bischöfe die weltliche Gewalt des Patriarchen übertrug.

Zur Vervollständigung unserer Erzählung sei noch erwähnt, dafs der rechtmäfsige Patriarch der Armenier, Hassun, nach der vierten öffentlichen Sitzung des Vatikanischen Konzils nach Konstantinopel kam und nicht nur von den treu gebliebenen Armeniern sondern auch von der türkischen Regierung als Patriarch derselben anerkannt wurde. Aber noch in demselben Jahre wurde er, nach dem Sturze Napoleons, von den Türken verbannt; er zog sich nach Rom zurück. Als nun im Jahre 1876 ein Thronwechsel in Konstantinopel eintrat und der neue Sultan eine Amnestie verkündigte, kehrte Hassun nach Konstantinopel heim und wurde von der Re

Ausgang des armenischen Schismas. Nachtrag über die Rede Casangians. 349

gierung wiederum als Patriarch der Armenier anerkannt. Er regierte als solcher bis 1879, in welchem Jahre er nach Rom ging und mit der Kardinalswürde bekleidet wurde. Hier starb er 1884. Schon unter seinem Patriarchate hatten sich viele Neoschismatiker wieder zur katholischen Kirche bekehrt. Sein Nachfolger Azarian, Patriarch seit 1881, gab sich viele Mühe, die noch übrigen wieder für die katholische Kirche zu gewinnen, was ihm auch gelang. Bald waren die letzten Reste des Schismas verschwunden. Casangian und Bahtiarian waren schon 1880 und 1881 zur Kirche zurückgekehrt. Die Bestimmungen der Bulle Reversurus sind 1877 und 1878 von Pius IX. und 1887 von Leo XIII. bedeutend gemildert worden.

Nachtrag zum fünften Kapitel.

Über eine vorgebliche Fälschung der Rede Casangians im stenographischen Berichte.

Wir haben im letzten Kapitel einen Teil der von dem Erzbischofe Casangian am 21. Januar in der Generalkongregation gehaltenen Rede nach dem stenographischen Berichte mitgeteilt 1. Die Genauigkeit einer später veröffentlichten Kopie des stenographischen Berichtes dieser Rede ist von Casangian geleugnet worden, und dies wurde dann von konzilsfeindlicher Seite dazu benutzt, um die Zuverlässigkeit der stenographischen Berichte des Vatikanischen Konzils überhaupt in Zweifel zu ziehen. Es lohnt sich also der Mühe, die Sache genauer zu untersuchen.

Unter den unierten Armeniern und den Neoschismatikern entstand bald nach der Bildung des neuen Schismas eine Kontroverse, in welcher unter anderem dem Erzbischofe Casangian vorgehalten wurde 2, dafs er in der erwähnten Rede eben jener Bulle, gegen welche die Schismatiker sich empörten, ein hohes Lob gespendet und in ihr den ,digitus Dei' erkannt habe. Seine Rede, so hiefs es, existiere ja noch in stenographischer Aufzeichnung in den Vati

1 S. 340 Anm.

2 So in einer Broschüre mit dem Titel: Réponse à la brochure intitulée: Dernière réponse des Orientaux aux Occidentaux. Die anonym erschienene Broschüre stammt, wie ihr Verfasser selbst sagt, von einem katholischen Armenier und ist in Konstantinopel in der Druckerei des,Courrier d'Orient (1872) gedruckt. Die Broschüre, gegen welche sie sich richtet, stammt von Casangian.

kanischen Archiven. Bald wurde sie denn auch nach dem stenographischen Texte veröffentlicht 1.

Nun erschien eine Broschüre zur Verteidigung Casangians von einem neoschismatischen armenischen Antonianermönche, Ormanian 2, der behauptet, Casangian habe in seiner Rede nicht die Bulle einfachhin mit Lobsprüchen überhäuft, sondern sie nur ihrer Wirkungen wegen, die sie gerade in jener Zeit gehabt habe, gepriesen. Dies gehe aus ihrem Wortlaut hervor und, um dieses zu zeigen, veröffentlicht er die Rede Casangians nach dem von diesem aufbewahrten Manuskripte, das er auf dem Konzile vorgelesen habe. Dasselbe unterscheide sich in vielen Punkten von dem stenographischen Berichte, welcher wenigstens in der Form, in der er neuerdings gegen Casangian veröffentlicht worden, gefälscht sei. Der Verfasser sagt, dafs Casangian mehr als dreifsig Verstümmlungen, Änderungen und Erweiterungen (mutilations, altérations et amplifications) in dem stenographischen Berichte gefunden habe 3.

1 Souvenirs du Concile du Vatican rappelés à Msgr. Placide Casangian. Constantinople, Imprimerie de Sedaï Hakiket p. 7 ss.

Ormanian war

Er

2 Ormanian, Le Vatican et les Arméniens. Rome 1873. einer der widerspenstigen Mönche aus dem Kloster des hl. Gregorius in Rom, der als talentvoller Jüngling seine Studien im römischen Seminar gemacht hatte und hier sogar dadurch ausgezeichnet worden war, dafs er öffentlich vor dem Papste Pius IX. die Thesen der gesamten Theologie verteidigen durfte. war Casangians Begleiter auf seiner Flucht nach Konstantinopel, schlofs sich mit ihm dem Neoschisma an, ging aber dann, anstatt sich mit ihm zu bekehren, zu dem alten armenischen Schisma über. Er wurde bei diesen Schismatikern Bischof, stieg von Würde zu Würde, bis er den Patriarchenstuhl der nichtunierten Armenier erlangte.

3 Ormanian 1. c. p. 226.

Das wurde natürlich von Friedrich (a. a. O. III, 56, Anm. 2; vgl. S. 459, Anm. 1) gierig aufgegriffen als ein Beweis dafür, dafs auf die stenographischen Berichte des Vatikanischen Konzils nichts zu geben sei. Die Antwort, die Casangian erhalten hatte, dafs der stenographische Bericht mehr Glauben verdiene als seine Angaben, wie dies auch für stenographische Berichte der Kammern gelte, weist Friedrich ab, weil in den Kammern jeder Redner die Stenogramme seiner Reden verifiziere, was auf dem Konzile den Vätern trotz ihrer Bitten hartnäckig verweigert worden sei. Daf's dieses letztere unrichtig ist, wissen unsere Leser schon (s. S. 10). Wenn Casangian seine Rede nicht im stenographischen Berichte durchgelesen hat, so ist dies lediglich seine Schuld. Auch im Festbuche zum fünften Stenographentage des Gabelsberger Stenographenbundes (Wien 1895) schimpft Kronsbein wacker auf die Stenographie des Vatikanischen Konzils und beruft sich S. 105 auf Casangians Aussage. Er bringt auch andere Argumente dafür, dafs die Stenographie des Vatikanischen Konzils nicht zuverlässig sei. So zitiert er besonders aus Friedrichs Tagebuch die Stellen, in welchen von aufregenden Szenen im Konzile

Nachtrag über den stenographischen Bericht der Rede Casangians. 351

Wir haben nun die Kopie in der Broschüre Souvenirs mit dem stenographischen Texte im Vatikan verglichen und in derselben eine grofse Menge von Abschreibe- und Druckfehlern gefunden, so dafs Casangian mit Recht sagen konnte, derselbe enthalte viele Abweichungen von seinem Urtexte der Rede. Aber die Abweichungen sind ganz unschuldiger Natur und beruhen auf Versehen, so dafs sie von Casangian und Ormanian ganz mit Unrecht Verstümmlungen und Fälschungen genannt werden. Sie ändern auch gar nicht den Sinn seiner Rede, und die Kopie liefert vollständig den Beweis, den sie erbringen sollte, dafs nämlich Casangian im Konzile jene Bulle in den höchsten Lobsprüchen gefeiert habe, deretwegen er jetzt mit anderen ein Schisma bilde.

Doch lassen wir die Kopie auf sich beruhen. Weit wichtiger ist der stenographische Text, der sich im Vatikan befindet. Die Zuverlässigkeit der stenographischen Berichte des Vatikanischen Konzils haben die Konzilsfeinde,, wie wir gesehen, auf Grund der Aussage Casangians in Mifskredit zu bringen gesucht. Der Text der Rede Casangians, wie Ormanian ihn wiedergibt, bietet aber nicht den geringsten Grund, die Zuverlässigkeit der stenographischen Berichte des Vatikanischen Konzils in Zweifel zu ziehen. Um dies zu zeigen, veröffentlichen wir hier den stenographischen Bericht der Rede Casangians, wie er sich im Vatikan befindet, und daneben in einer gegenüberstehenden Kolonne den Text Ormanians und werden dann die Verschiedenheiten beider Texte betrachten.

Text nach dem stenographischen Be

richte.

Sermonem in praesentiarum suscipiens Eminentissimi Praesides, Patres Reverendissimi de disciplinaribus capitibus, de quibus plura hactenus praestantiores et digniores ex venerabili hoc consessu fusius sunt

Text Ormanians 1.

Sermonem in praesentiarum suscipiens Eminentissimi Praesides, Patres Reverendissmi de disciplinaribus capitibus, de quibus plura hactenus praestantiores et digniores ex venerabili hoc consessu fusius sunt

und von der Unruhe, die dort zuweilen geherrscht habe, die Rede ist, und meint dann, unter solchen Verhältnissen seien richtige stenographische Aufzeichnungen nicht wohl möglich gewesen. Aber zunächst ist das, was Friedrich von den Unruhen im Konzile sagt, übertrieben. Sodann ist zu bemerken, dafs die Stenographen nur aufzeichneten, was sie verstanden. Wenn sie etwas wegen zu grofser Unruhe nicht verstanden, so schrieben sie eben: ,tumultus non intelligitur orator', und der Bericht ist trotz des Tumultes ganz richtig.

1 Ormanian 1. c. p. 255 sqq.

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