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Nachtrag über den stenographischen Bericht der Rede Casangians. 357

zuschlagen, und er macht solche kleine, den Sinn nicht störende Veränderungen, wie die meisten Abweichungen unseres stenographischen Textes von Ormanians sogen. Originale sind. So konnte er leicht, wenn er hoc' geschrieben hatte, ,id' sagen (5), oder,facta in eadem fide me confirmaverunt' anstatt facta me in eadem fide confirmaverunt' (7),,et' anstatt,ac' (11), ,schematis dispositio' anstatt,dispositio schematis' (13) u. dgl. Bei einigen Abweichungen ist es offenbar, dafs Casangian nicht gesprochen hat, wie der Text Ormanians lautet, sondern wie die Stenographen berichteten. So hat Casangian gewifs nicht eventum', sondern ,opus' gesagt (3); denn die Verschiedenheit des Klanges der Worte ist so grofs, dafs die Stenographen gewifs nicht irrtümlicherweise geglaubt hätten, ,opus' zu hören, wenn ,eventus' gesagt worden wäre; eine absichtliche Vertauschung der Worte durch die Stenographen liegt doch unmöglich vor, wie wir auch gleich sehen werden. Ebenso konnten sie nicht leicht ,consecrata' mit ,constituta' vertauschen (2). Die sechzehnte Verschiedenheit kann unmöglich dadurch erklärt werden, dafs die Stenographen durch ein Mifsverständnis der Worte Casangians die Worte des stenographischen Textes geschrieben hätten; sie hätten den Sinn des Redners unversehrt gegeben, aber die Konstruktion seines Satzes verändert. Es wäre aber einem Stenographen nicht möglich gewesen, bei der Schnelligkeit des Stenographierens den Satz Casangians anders zu konstruieren und dennoch den Gedanken des Redners so ganz genau wiederzugeben, zumal da das Verständnis seiner Rede nicht leicht ist. Casangian selbst mufs sprechend die Konstruktion des geschriebenen Satzes verändert haben.

Wir sind weit entfernt davon, die Möglichkeit zu leugnen, dafs ein Stenograph sich einmal irrte. So konnte offenbar, wenn Casangian sagte: ,positi circumstantiis', vom Stenographen verstanden werden: ,positis circumstantiis' (12), zumal da beide Lesarten einen guten und zwar denselben Sinn geben. Solche Verwechslungen aber werfen keinen Schatten auf die Stenographen und sind bei ähnlichen Arbeiten unvermeidlich.

Aber zwei Auslassungen sind es, die Ormanian im Stenogramm findet und als besonders schwerwiegend betont: die Stenographen haben einmal,interim' (8) und einmal,nuncʻ (9) ausgelassen1. Diese

1 Ormanian 1. c. p. 270. Ormanian spricht hier noch von einem dritten Worte,,modo', das im stenographischen Berichte fehle. Wir finden aber in dem von ihm gegebenen Texte kein ,modo', welches nicht auch im stenographischen Berichte des Konzils stände.

Bemerkung ist ihm sehr wichtig. Denn diese Wörtchen zeigen nach ihm, dafs Casangian die Bulle Reversurus nicht einfachhin, sondern nur wegen ihrer in jener Zeit hervorgebrachten Wirkungen gelobt. hat. Nur dadurch, dafs man diese Wörtchen wegfallen liefs, wurde das von Casangian der Bulle gespendete Lob ein allgemeines 1.

Da es nicht zufällig geschehen sein kann, dafs die Stenographen diese beiden so wichtigen Wörter übergangen haben, müssen diese dieselben wohl mit Überlegung und Absicht unterdrückt haben. Ist dieses denkbar?

Ein Stenograph, der eine solche Tat verübte, mufste zunächst schlecht genug sein, die von einem Bischof im Konzile gehaltene Rede zu fälschen, und da keiner ohne Grund ein solches Verbrechen begeht, mufste er einen wichtigen Grund haben, an unserer Stelle gerade interim' und ,nunc' zu unterdrücken. Wollte er vielleicht den Redner ein Lob der Bulle Reversurus aussprechen lassen, und sah er ein, dafs jene Worte ein solches Lob beschränkten oder be seitigten? Wer war denn der Stenograph? Ein junger Priester oder Seminarist, aus welcher Nation weifs ich nicht die Stenographen waren ja aus den Kollegien der verschiedensten Nationen genommen. Wahrscheinlich kannte er Casangian gar nicht; von den armenischen Wirren wulste er auch wahrscheinlich nichts; von der Bulle Reversurus hatte er wohl nie ein Wort gehört; dafs sich der Redner einmal einem in Zukunft gegen die Bulle Reversurus entstehenden Schisma anschliefsen werde, und es dann gut sein werde, ein Lob dieser Bulle aus Casangians Munde zu besitzen, das man in einer kommenden Kontroverse gegen ihn verwerten könne von allem dem konnte der junge Kleriker nichts ahnen. Und wie konnte er bei der seinen Geist ganz beschäftigenden Arbeit des Stenographierens die Bedeutung jener beiden Wörter für das Ganze augenblicklich übersehen, so dafs er sofort beschlofs, sie wegfallen zu lassen? Doch geben wir diese Träumereien auf! Wenn die Worte mit Absicht

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So sagt wenigstens Ormanian. In der Tat aber bleibt das Lob, welches Casangian der Bulle spendet, auch wenn ,interim' und ,nunc' in die Rede aufgenommen wird, ein allgemeines. Es will ja Casangian das Schema, über das er spricht, so verändert sehen, dafs sein Inhalt sich mit der Bulle decke und dafs die Art der Besetzung der bischöflichen Stühle genau den von der Bulle vorgeschriebenen Bestimmungen entspreche, da diese die weisesten seien. Dieses Lob kann doch von Casangian der Bulle nicht nur wegen der vorübergehenden Wirkungen, welche sie in jener Zeit gehabt hat, gespendet werden. Denn das Schema ist der Entwurf eines Gesetzes, das die Besetzung der Bischofssitze für alle Zeiten ordnen will.

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Nachtrag über den stenographischen Bericht der Rede Casangians. unterdrückt sind, so müssen die Stenographen sie bei der Übertragung ihres stenographischen Textes in Kurrentschrift unterdrückt haben.

Wir wollen uns also die Urtexte selbst ansehen. Dies wird uns auch einen ganz unumstöf'slichen Beweis liefern, dafs Casangians Rede, so wie sie vorgetragen wurde, die Worte, um die es sich. handelt, gar nicht enthielt.

Wenn ich von dem stenographischen Berichte des Vatikanischen Konzils spreche, so denke ich in der Regel an die im Archive aufbewahrte Transskription, welche die Stenographen ein paar Minuten nach der stenographischen Aufzeichnung selbst angefertigt haben. Denn ich verstehe mich nicht auf die Taylorsche Stenographie, kann also die in stenographischer Schrift vorliegenden Urtexte selbst nicht lesen. Nun bat ich einen Herrn, der selbst Stenograph auf dem Vatikanischen Konzile gewesen ist, mit mir in das Archiv zu gehen, um unsere Stelle in der Rede Casangians nach den beiden stenographischen Texten, welche während der Rede selbst von zwei unabhängig voneinander schreibenden Stenographenpaaren im Sitzungssaale angefertigt wurden, zu untersuchen. Indem nun mein Begleiter mir jedes einzelne Wort der beiden Stenogramme mit dem Finger bezeichnete und vorlas, fanden wir, dafs sich in keinem der beiden Texte das Wort interim' und das Wort ,nunc an den betreffenden Stellen findet. Keiner der getrennt sitzenden Stenographen, von denen der eine dem Hauptzirkel, der andere dem Vergleichungszirkel angehörte 2, hat eines dieser Worte vernommen. Oder haben sie sich vielleicht vor der Sitzung verabredet, diese Worte, die in der zu haltenden, ihnen ganz unbekannten Rede Casangians vorkommen würden, zu unterdrücken?

Es ist also ganz gewifs, dafs in der Rede Casangians jene Worte an unserer Stelle nicht vorgekommen sind 3. Man könnte nur fragen,

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3 Sehr gerne hätte ich bei dieser Gelegenheit im stenographischen Urtexte die anderen Stellen der Rede Casangians untersucht, bei denen Verschiedenheiten des stenographischen Berichtes von dem Texte Ormanians vorkommen. Aber zu lange durfte ich die Zeit meines Begleiters für die recht mühevolle Untersuchung nicht beanspruchen. Doch bat ich ihn, mir noch jene Stelle vorzulesen, in welcher das Stenogramm einen ganz anders gestalteten Satz bietet als der sogen. Urtext Ormanians (16). Wir fanden wiederum, dafs beide stenographierten Texte ganz genau mit dem Texte der Transskription übereinstimmten, ein ganz schlagender Beweis, dafs Casangian genau so gesprochen hat, wie das Stenogramm referiert, und nicht wie Ormanians Text besagt. Denn es wäre, wie schon gezeigt wurde, für einen Stenographen nicht möglich gewesen, in einem ganz anders konstruierten

warum sie sich in Ormanians Text finden. Nun, entweder waren sie in dem Texte, den Casangian in den Händen hielt und vorlas, dann hat er sie beim Vortrage übergangen, oder sie fehlten in diesem Texte, und dann haben die Armenier sie später hineingesetzt. Leider muss ich gestehen, dafs mir das zweite weit wahrscheinlicher zu sein scheint.

Schon der Text legt diese Annahme nahe. Das ,interim pafst gar nicht in den Kontext und sieht ganz nach einem später aufgesetzten Flickworte aus. Denn was soll es heifsen: Ich erkenne einstweilen in der Bulle den Finger Gottes. Soll denn angedeutet werden: Später aber werde ich in derselben einen Mifsgriff und eine Anmafsung des Papstes erkennen? - Das,nunc ferner ist an jener Stelle geradezu auffallend. Es liegt schon im Satze und ist nicht nur überflüssig, sondern auch ganz ungewöhnlich. Warum sollte denn die Zeit der Gegenwart, welche schon im Zeitwort ausgedrückt ist, durch dieses,nunc' hervorgehoben werden? Vielleicht um auszudrücken, dafs die Übel, die ohne die Bulle jetzt beständen, nur jetzt, aber nicht später, zu beklagen seien? Und wenn Casangian dieses wirklich hätte sagen wollen, so hätte er dieses Wort durch den Vortrag hervorheben müssen, was es noch unerklärlicher machte, dafs keiner der Stenographen dasselbe vernommen hat.

Wenn man ferner fragt, warum denn die Armenier eine solche Interpolation vorgenommen hätten, so ist dies leicht zu beantworten. Sie hatten sich eben gegen diese Bulle empört und im Widerstande gegen dieselbe ein Schisma gebildet; jene Bulle bildete den Gegenstand ihrer beständigen Klagen. Nun erscheint plötzlich eine Schrift mit einer Konzilsrede ihres Erzbischofs, in der dieser gerade jene Bulle bis zum Himmel erhebt. Man sieht es der Broschüre Ormanians an, wie er sich verzweifelte Mühe gibt, den Beweis zu erbringen, dafs Casangian eine solche Rede nicht gehalten habe. Da war in der Tat die Versuchung grofs, den Text der Rede zu verändern und die Genauigkeit des von den Stenographen herstammenden Textes zu leugnen.

Wer unser vorhergehendes Kapitel über das Treiben dieser armenischen Mönche gelesen hat, sieht leicht ein, dafs wir nicht leichtfertigerweise gegen andere Verdacht anregen; solche armenische Mönche dürfen wir wohl für fähig halten, einen ihnen unbequemen Text durch eine Interpolation unschädlich zu machen.

Satze ganz dasselbe zu sagen, was Casangian sagt, und ganz und gar unmöglich wäre es gewesen, dafs zwei Stenographen, beide in der Satzkonstruktion von Casangian abweichend, in der selbstgewählten Konstruktion miteinander übereinstimmten.

Sechstes Kapitel.

Das Schema der Konstitution De fide catholica', seine Entstehung und seine Verteilung unter die Väter.

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Entstehung des Schemas durch Umarbeitung des Schemas der Konstitution De doctrina catholica. Die Sitzung der Glaubensdeputation vom 7. Januar, in welcher man mit der Umarbeitung begann. Ihre Beschlüsse. Ein Ausschufs mit der Arbeit betraut. Franzelins Vortrag über das ursprüngliche Schema. Kleutgen für die Umarbeitung gewählt. Debatte über die erste Hälfte des umgearbeiteten Schemas in den Sitzungen der Glaubensdeputation vom 1. März an. Der erste Teil wird das Schema einer eigenen Konstitution De fide. - Debatte über die zweite Hälfte des umgearbeiteten Schemas. — Das neue Schema der Konstitution De fide unter die Väter verteilt. Inhalt. Bericht der Deputation über ihre Arbeit. Ein bei der Verteilung beigefügtes Monitum über die einzureichenden Bemerkungen.

Ihr

Zur Zeit der Streitigkeiten, welche wir in den letzten Kapiteln dargelegt haben, entstand in der Glaubensdeputation das Schema der Konstitution über den katholischen Glauben. Es war die Umarbeitung des ersten Teiles des Schemas De doctrina catholica, der nun eine eigene Konstitution bildete.

Über das Schema De doctrina catholica war in fünf Generalkongregationen verhandelt worden. In der neunten Generalkongregation am 10. Januar wurde es mit den von den Vätern gegen dasselbe erhobenen Einwürfen der Glaubensdeputation zur Umgestaltung überwiesen 1.

Schon in ihrer ersten Sitzung vom 7. Januar hatte der Präsident der Deputation, Kardinal Bilio, den Mitgliedern die Frage vorgelegt, ob nach den Reden, die in den Generalkongregationen über das Schema De doctrina catholica gehalten worden seien, dieses ganz aufgegeben und ein neues an dessen Stelle gesetzt, oder ob es seiner Substanz nach beibehalten werden solle. Alle Anwesenden. waren übereinstimmend der Ansicht, dafs das Schema seiner Sub

1 S. oben S. 125.

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