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ganzen Arbeit ein Werk der Väter. Warum mufste es gerade so zustande kommen wie die Definitionen des Konzils von Trient, dessen Konzilsordnung vom Heiligen Vater nach reiflichen Erwägungen durch eine bessere ersetzt worden war? Wenn in den früheren Generalkongregationen die Reden oft nicht gut verstanden wurden, so trug hieran nicht die Geschäftsordnung die Schuld, sondern aufser der schwachen Stimme und fremdartigen Aussprache der Redner und der Schwerhörigkeit der Zuhörer die mangelhafte Akustik der Konzilsaula. Die Ansichten der Väter sind übrigens trotzdem bei der Überarbeitung des Schemas ganz genau berücksichtigt worden; denn die Deputation hatte die stenographischen Berichte der Reden und die Auszüge derselben in Händen, und dafs sie den von den Vätern ausgesprochenen Wünschen ganz gerecht geworden, wurde von diesen. oft lobend anerkannt.

Der Erzbischof Petrus Kenrick von St. Louis, der auf Kardinal Schwarzenberg folgte 1, hielt das Schema in mancher Beziehung für mangelhaft. Zwei Einwürfe wolle er vorbringen. Wir müssen festhalten, dafs wir zum Konzile berufen sind, nicht um ein theologisches Handbuch zu verfassen, und noch viel weniger, um über philosophische Systeme zu Gericht zu sitzen, sondern um den Glauben zu schützen dadurch, dafs wir seine Lehre darlegen und die ihr entgegengesetzten Irrtümer verurteilen. In Ausübung dieses Amtes üben wir freilich das Amt eines Richters, aber eines Richters von besonderer Art, eines solchen, dessen Aussprüche mehr den Namen von Zeugnissen als von eigentlichen Richtersprüchen verdienen. Zu Zeugen wurden die Apostel von Christus bestellt, als er ihnen sagte: „Ihr werdet mir Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samaria und bis zu den äussersten Grenzen der Erde." 2 Zu Zeugen wurden die Jünger der Apostel bestellt, wie der Apostel Paulus an Timotheus schreibt: „Was du von mir vor vielen Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Männern an, welche geeignet sind, auch andere zu belehren." 3 Daher die Worte desselben Apostels an seinen Schüler: Depositum custodi, welche der hl. Vincentius bei Erklärung der Glaubensregel so auslegt: „Das Hinterlegte, nicht das von dir Erfundene, dasjenige, was du erhalten hast, nicht was du erfunden hast, was du gelernt, nicht was du ausgedacht hast." Dieses Zeugnis legt die katholische Kirche ab in den Generalkonzilien, in denen der Glaube der Kirchen durch die Übereinstimmung

1 Acta etc. II, 30 sq. 2 Apg. 1, 8. Granderath, Vatikanisches Konzil. II.

3 2 Tim. 2, 2.

4 1 Tim. 6, 20. 25

der Bischöfe dargelegt und die Leugnung oder Änderung der Glaubenslehre als ein Übel gekennzeichnet wird, das von den Christen zu meiden ist.'

Wir haben diese Stelle der Rede, welche Richtiges mit Falschem vermischt, wörtlich mitgeteilt, damit sich der Leser selbst sein Urteil über sie bilde. Wenn das Schema nicht Überliefertes sondern Selbsterdachtes enthielte, so wäre es ohne Zweifel zu verwerfen. Im folgenden äufsert der Redner, wenn wir seine etwas dunkle Ausführung richtig verstehen, die Ansicht, dafs das Schema einige Sätze verurteile als Sätze gewisser Systeme, aus denen sie schwerlich hergeleitet werden könnten; wenigstens erklärt er, dafs er und mehrere andere hierzu nicht im stande seien. Wir können um so eher über diese dunkle Äufserung hinweggehen, als sie in der Spezialdebatte wiederkehren mufs, wo auch jene Sätze bezeichnet werden und über Kenricks Behauptung Licht verbreiten müssen.

Der zweite Tadel, den der Redner gegen das Schema ausspricht, ist der, dafs es sich zu oft des Wortes Anathema bediene. Er wisse zwar, dafs dieses Wort den Briefen der heiligen Apostel Paulus und Johannes entnommen und durch den ständigen Gebrauch der Konzilien geheiligt sei. Doch müsse man Rücksicht nehmen auf unsere Zeiten und Sitten, welche dieses Wort kaum mit Gleichmut hören können. Er spricht den Wunsch aus, dafs man es nicht in allen Canones gebrauche, sondern nur in denen, in welchen man gröfsere Irrtümer oder eine offene Gottlosigkeit verurteile.

Der folgende Redner, Bischof Bravard von Coutances, will nur drei Bedenken äufsern 1. Im ersten Kapitel, glaubt er, müsse nach der Lehre über Gott die Lehre über den Menschen oder über die menschliche Seele folgen. Neuere Irrtümer hierüber erheischten dieses. Das zweite Bedenken des Redners bezieht sich darauf, dafs gegen die Atheisten das Anathem, d. i. die Ausstofsung aus der Kirche, der Verlust aller geistigen Güter der Kirche, verhängt werde. Die Atheisten kümmerten sich ja um einen solchen Ausschlufs aus der Kirche nicht. Dasselbe gelte von den Materialisten, sie nähmen keine Kirche an. Ich wünschte, sagt der Redner, dafs man bei Darlegung der Lehre von Gott und der menschlichen Seele sich der Anathemata enthielte; es genügt, klar und entschieden die katholische Lehre darzulegen, damit alle sehen, wie wir von der Vernunft zum Glauben übergehen und vom Natürlichen zum Über

1 Acta etc. p. 31 sqq.

Kenrick. Bravard. Antwort Simors auf die gemachten Einwürfe. 387

natürlichen: diese Darlegung ist gleichsam die Vorhalle jenes herrlichen Tempels, den wir unserer göttlichen Religion aufzuführen gedenken.' Sein drittes Bedenken betrifft den Stil. Er gibt ihm zwar den Vorzug vor dem des früheren Schemas, doch bedürfe auch er noch der Verbesserung. Bei aufmerksamer Lesung bemerke man leicht, dafs das Schema nicht aus einer Feder stamme, und einige Sätze seien zu lang und ermangelten der Klarheit.

Alle Redner, welche sich für die Generaldebatte gemeldet hatten, waren nun zu Worte gekommen. Bevor aber die Spezialdebatte über die Einleitung des Schemas begann, erhob sich der Erzbischof Simor von Gran zur Antwort auf die gehaltenen Reden 1.

Er sagte in der Einleitung, dafs er auf einige der erhobenen Einwürfe im Namen der Deputation antworten wolle, soweit dies jetzt schon, trotz des Mangels einer genügenden Vorbereitung, geschehen könne. Er gesteht, dafs nach der Bestimmung des Dekretes vom 20. Februar eine ausführlichere Berichterstattung über die Tätigkeit der Glaubensdeputation hätte gegeben werden müssen 2. Ein Grund, weshalb man die jetzige weniger ausführlich gegeben habe, sei der, dafs die Deputation geglaubt habe, jenes Dekret, welches lange nach der Übergabe des Schemas an die Glaubensdeputation erlassen worden sei, verpflichte noch nicht in Bezug auf das erste Schema. Aufserdem aber hätten sie bei der Kürze der ihnen zu Gebote stehenden Zeit die grofse Arbeit nicht vollenden können und sich deshalb vorbehalten, in der Spezialdebatte jede Aufklärung zu geben, welche verlangt würde. Auch er sei der Ansicht, dafs über die Glaubensgegenstände die eingehendste Diskussion stattfinden müsse. Keiner aus ihrer Mitte wolle gewifs irgend einen Punkt der Lehre unterschreiben, wenn er nicht in seinem Gewissen aufs festeste von der Wahrheit dieser Lehre überzeugt sei.

,Es ist ganz richtig,' sagt der Redner, ,was einer der Väter bemerkt hat, dafs im vierten Kapitel ein Satz und diesem entsprechend ein Kanon, der dritte Kanon, vorkommt, welcher wenigstens nicht ausdrücklich im ersten Schema enthalten war. Wenn wir in der Spezialdebatte an die betreffende Stelle kommen, werden wir darüber Rechenschaft ablegen, warum wir diesen Satz hinzugefügt und den Kanon verfasst haben.

,In Bezug auf den Stil habe ich schon im Namen der Deputation erklärt, dafs wir durchaus nicht glauben, der Stil sei nicht

1 Acta etc. p. 34 sqq.

2 Vgl. oben S. 231.

3 Oben S. 380.

verbesserungsfähig. Ihre Sache ist es, Verbesserungen anzubringen, und hierzu haben Sie Gelegenheit in den Spezialdebatten über die einzelnen Teile des Schemas.

Es wurden Einwürfe hinsichtlich der Canones gemacht 1. Wir selbst haben die Schwierigkeit, Canones zu bilden, wohl empfunden und auch geglaubt, dafs einige mit dem Anathem verbundene Canones wegfallen könnten. Aber ich habe schon gesagt, dafs es Ihre Sache sei, die Zahl der Canones zu vermehren oder zu vermindern. Aufserdem haben wir die Sitte des Konzils von Trient, Canones den Dekreten hinzuzufügen, um so mehr beibehalten zu müssen geglaubt, als einige Väter in den früheren Generalkongregationen auf das Beispiel dieses Konzils aufmerksam gemacht haben. Wir wissen aber auch, dafs andere Konzilien, z. B. das von Konstanz die Irrtümer des Huss und Wiclif, ohne Anathem verworfen haben. Das Konzil von Konstanz hat nach Darlegung der katholischen Lehre hinzugefügt: „Wir verurteilen folgende Sätze u. s. w." Wenn Ihnen diese Art der Verurteilung vielleicht in Bezug auf die Atheisten, Pantheisten, Materialisten und andere besser gefällt, können Sie alle jene Anatheme vermeiden und doch die Irrtümer verurteilen und ihnen vielleicht noch andere hinzufügen.

,Einer der hochwürdigsten Väter wünschte eine Verbindung zwischen den Kapiteln und den Canones 2. Eine solche besteht in der Tat, wie Sie sehen werden, wenn der zweite Teil des Schemas vorgelegt wird. Ebenso ist der Wunsch des letzten Redners schon erfüllt, dass nämlich die Lehre über die menschliche Seele vorgelegt werden möge 3. In dem zweiten Teile des Schemas ist die Rede vom Menschen, von der Schöpfung des Menschen und dann von seiner Seele.'

Als der Redner schlofs, dankten ihm die Väter durch viele Zeichen des Beifalls.

1 Oben S. 382.

2 Oben S. 383.

Oben S. 386.

Achtes Kapitel.

Die Spezialdebatte über die Einleitung des Schemas der Konstitution De fide catholica'.

Redner. Strossmayer. Äufserung seiner Unzufriedenheit. brechung seiner Rede durch den Präsidenten.

Die Unter

Unruhe unter den Vätern.

Tumult und Schlufs der Kongregation. Bericht über Strofsmayers Rede. Stimmung und vorhergehende Äufserungen Strofsmayers und einiger Väter der Minorität. VerSein Protest gegen die Unterbrechung seiner Rede. teilung der von den Vätern gemachten Vorschläge. Aufschiebung der Abstimmung. Relation Simors über die Vorschläge in der zweitfolgenden Generalkongregation. Die Veränderungsvorschläge zurückgezogen.

In derselben einunddreifsigsten Generalkongregation, in welcher die Generaldebatte über das Schema De fide zu Ende geführt wurde, begann die Spezialdebatte über die Einleitung desselben. Es hatten sich dazu schon acht Redner gemeldet: die Bischöfe Moreno von Ivrea, Gandolfi von Corneti und Civitavecchia, de Dreux-Brézé von Moulins, Strofsmayer von Diakovár, Caixal y Estrade von Urgel, Ferrè von Casale, Meignan von Châlons und Magnasco von Bolina i. p. i. 1, zu denen später noch Bischof Whelan von Wheeling, Erzbischof Haynald von Kalocsa und Bischof Filippi von Aquila hinzutraten 2, welche alle in der hier aufgeführten Reihenfolge sprachen, die vier ersten in der einunddreifsigsten Kongregation, die übrigen in der folgenden am 23. März.

Die Redner waren im allgemeinen mit dem Inhalte und dem Gedankengange der Einleitung zufrieden, und ihre Vorschläge zur Verbesserung derselben bezogen sich fast ohne Ausnahme auf den Stil. Die Einleitung konnte ja auch kaum Veranlassung bieten, über Lehrpunkte zu sprechen. Von den verschiedenen Gedanken, welche in die Einleitung aufgenommen waren oder hätten aufgenommen

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