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Über Canones und Anathemata.

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diejenigen auszusprechen, welche seine Gesetze übertreten. Selbst Jesus Christus, der im Übermafse seiner Liebe vom Himmel herabgestiegen ist, spricht das Anathem über diejenigen aus, welche die Kirche Gottes nicht hören wollen: „Wenn einer die Kirche nicht hört, so sei er dir wie ein Heide." 1 Und sprach der von Liebe glühende Apostel Paulus nicht ein doppeltes Anathem aus: „Und wer unsern Herrn Jesus Christus nicht liebt, sei anathema, maran atha?" 2 Sollen wir nicht tun, was alle Konzilien getan, weil die Protestanten sagen werden, wir ermangelten der Liebe? Mehr als dreifsig Jahre habe ich von ihnen hören müssen, wir hätten keine Liebe, weil wir nicht glauben, dafs alle Häretiker in den Himmel eingehen. Liebe hat unsere Kirche zu den Irrenden, nicht zu den Irrtümern. Wenn wir wahre Liebe haben wollen, sprechen wir nur in allen Canones, in welchen Häresien verurteilt werden, das Anathem aus! Denn was besagt dieses? Wenn ihr ohne Reue bleibt und hartnäckig im Irrtume verharrt, Anathema. Was tut die Kirche durch Verhängung eines solchen Anathems anders, als erklären, was der hartnäckige Sünder schon selbst getan hat? Glaubet an mich, sagt der Herr, ,wer nicht glaubt, ist schon gerichtet" 3. Also, wer die Kirche verachtet, ist durch sich schon gerichtet.'

1 Vgl. Matth. 18, 17. 21 Kor. 16, 22.

3 Joh. 3, 18.

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Zehntes Kapitel.

Die Spezialdebatte über das zweite Kapitel des Schemas

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der Konstitution De fide catholica'.

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Gasser.

Redner.

Caixal y Estrade.
Abstimmung.

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Das Kapitel läfst wegen seines Inhaltes Diskussionen erwarten.
Inhalt des Schemas. Über die Möglichkeit natürlicher Gotteserkenntnis.
Gandolfi. Garcia Gil. Filippi. Dechamps.
Gastaldi. Maret. Faict. Demartis.
Rota. Über die Möglichkeit des reinen Naturstandes. Gandolfi.
Gastaldi. Gasser. Abstimmung. Vulgata als identisch mit der Hei-
ligen Schrift. Gastaldi. Gasser als Referent. Wesen der Inspira-

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Khayatt, ob alle heiligen Bücher durch die Apostel der Kirche über-
Die Erklärung der Heiligen Schrift nach Triden-

geben sind.

Gasser. tinum und Vaticanum.

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Das zweite Kapitel des vorgelegten Schemas bot weit mehr Lehrpunkte, die eine lebhafte Diskussion unter den Vätern hervorrufen konnten, als das vorhergehende, in welchem nur die Voraussetzungen und ersten Grund wahrheiten des Christentums dargelegt waren. Enthielt es ja die Entscheidung über Kontroversen, welche innerhalb der katholischen Kirche vor noch nicht langer Zeit die Geister gewaltig bewegt hatten, und an denen manche Bischöfe des Konzils und die Freunde und Lehrer derselben einen hervorragenden Anteil genommen. Es brachte Erörterungen über Traditionalismus und Semitraditionalismus, über die Möglichkeit der natürlichen Erkenntnis Gottes und die Notwendigkeit der Offenbarung wie über die mit diesen Gegenständen zusammenhängenden Fragen, ob die Offenbarung und gar die Erhebung zum übernatürlichen Ziele der reinen Güte Gottes zuzuschreiben und wahrhaft übernatürlich sei oder, die Erschaffung des Menschen einmal vorausgesetzt, von Gott dem Menschen zugestanden werden musste.

Die Debatte begann in der dreiunddreifsigsten Generalkongregation (24. März) sogleich nach Schlufs der Spezialdebatte über das

Rednerliste. Inhalt des zweiten Kapitels.

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erste Kapitel. In der vierunddreifsigsten Generalkongregation wurde sie fortgesetzt und in der fünfunddreifsigsten zu Ende geführt 1.

Gleich in der dreiunddreifsigsten Generalkongregation meldeten sich zwölf Väter zum Worte: Patriarch Ballerini von Alexandrien, Erzbischof Ricciardi von Reggio, die Bischöfe Cantimorri von Parma, Gandolfi von Corneto und Civitavecchia, Filippi von Aquila, Caixal y Estrade von Urgel, Amat von Monterey und Los Angeles, Rota von Guastalla, Pettinari von Nocera, Martinez von Havana, de la Cuesta y Maroto von Orense und Gastaldi von Saluzzo. In der vierunddreifsigsten Generalkongregation meldeten sich noch die Erzbischöfe Khayatt von Amadija rit. chald. und Melchers von Köln und die Bischöfe Vespasiani von Fano, Maret von Sura i. p. i., Faict von Brügge, Demartis von Galtelli-Nuoro, Gravez von Namur und Magnasco von Bolina i. p. i. Diese bestiegen in der hier gegebenen Reihenfolge die Rednertribüne mit Ausnahme von dreien, die auf ihr Recht der Rede verzichteten: Erzbischof Melchers und die Bischöfe Gravez und Magnasco. Dagegen benützten diesmal drei Mitglieder der Glaubensdeputation, die Erzbischöfe Garcia Gil von Saragossa, De champs von Mecheln und Manning von Westminster, das den Mitgliedern der Deputationen zustehende Recht 2, auch ohne vorherige Anmeldung mit Erlaubnis des Präsidiums in die Debatte einzugreifen.

Das Kapitel, das den Gegenstand der Beratung bildete, handelt über die Offenbarung. Im ersten Paragraphen wird die Tatsache der übernatürlichen Offenbarung gelehrt; eine Art von Einleitung zu demselben bildet der Satz, dafs Gott als Ursprung und Ende aller Dinge von der Vernunft auch durch die Geschöpfe mit Gewifsheit erkannt werden kann. Die dem Schema von der Glaubensdeputation beigegebenen Bemerkungen sagen, dafs diese Definition und der entsprechende Kanon notwendig gewesen sei, nicht nur wegen des Traditionalismus, sondern auch wegen des weit verbreiteten Irrtums, das Dasein Gottes könne nicht durch Beweise, welche keinen Zweifel übrig lassen, bewiesen und somit auch nicht durch die blofse

1 Acta etc. II, 107 sqq. 124 sqq. 175 sqq.

Der neunte Paragraph des Dekretes vom 20. Februar heifst: Liberum erit cuique ex respectivae Deputationis episcopis, impetrata a Praesidibus venia, Oratorum difficultatibus et animadversionibus respondere; ita tamen, ut facultas ipsis sit, vel statim post Oratoris sermonem eloqui, vel pluribus insimul oratoribus eadem super re disputantibus reponere, idque vel eodem, vel alio die perficere. C. V. 68 c.

Vernunft mit Gewifsheit erkannt werden. Der zweite Paragraph erklärt, inwiefern die Offenbarung für unser natürliches und übernatürliches Leben notwendig sei. Der dritte lehrt, dafs sich die Wahrheiten der Offenbarung in der Heiligen Schrift und der Tradition befinden. Er erneuert die Definition des Konzils von Trient, dafs die Bücher der Heiligen Schrift jene seien, welche die lateinische Vulgata enthalte; diese haben nach allen ihren Teilen als heilige und kanonische Schriften zu gelten. Der Charakter der Heiligkeit und Kanonizität komme diesen Schriften aber nicht darum zu, weil sie, etwa nur von Menschenhand geschrieben, eine kirchliche Approbation erhalten haben, oder etwa deshalb, weil sie die Offenbarung ohne Irrtum wiedergeben, sondern deshalb, weil sie, durch Inspiration des Heiligen Geistes geschrieben, Gott zum Verfasser haben und als solche von den Aposteln der Kirche übergeben seien. Der vierte Paragraph erneuert das tridentinische Dekret über die Interpretation der Heiligen Schrift.

Die vier Canones verurteilen vier Irrtümer, welche den im Kapitel enthaltenen Lehren entgegenstehen: 1. eine natürliche gewisse Erkenntnis Gottes sei unmöglich; 2. es sei nicht möglich oder nicht erspriefslich, dafs der Mensch über Gott und die Verehrung Gottes durch die Offenbarung belehrt werde; 3. der Mensch könne nicht von Gott zu einer übernatürlichen Erkenntnis erhoben werden, und er könne und müsse, aus sich selbst beständig fortschreitend, endlich in den Besitz alles Wahren und Guten gelangen; 4. die von dem Konzile von Trient aufgezählten Bücher seien nicht ganz und nach allen ihren Teilen heilig und kanonisch oder nicht von Gott inspiriert.

Die Definition des ersten Paragraphen gegen den Traditionalismus wurde von mehreren Vätern angegriffen. Sie verrieten eine gewisse Hinneigung zum Traditionalismus und bemühten sich mit grofsem Eifer, die gemäfsigte Form desselben vor der Verurteilung durch das Konzil zu schützen; die Unhaltbarkeit des strengeren Traditionalismus gestanden sie ein.

Gleich unter den ersten Rednern zeigte der Bischof Gandolfi von Corneto und Civitavecchia 1 gewisse den traditionalistischen Lehren günstige Anwandlungen. Er begann mit der Erklärung, dafs er nur ungerne zum Kapitel über die Offenbarung das Wort ergreife. Er habe die Frage über den Traditionalismus fast seit

1 Acta etc. p. 112 sqq.

Inhalt des Kapitels. Gandolfi zu Gunsten des Traditionalismus.

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ihrem Entstehen verfolgt und fast alle auf beiden Seiten erschienenen Bücher gelesen und mit Bedauern gesehen, dafs man hüben und drüben zu weit gegangen sei: die Traditionalisten, indem sie die Schwäche der Vernunft zu sehr betont, ihre Gegner, indem sie die Kräfte derselben übermäfsig erhoben hätten. Was ihn betreffe, so möchte er, obgleich ihm die eine der beiden Meinungen mehr Wahrscheinlichkeit zu haben scheine als die andere, doch nicht diejenige, welche ihm besser gefalle, in diesem Schema als die einzig richtige verherrlichen. Er glaube, Fragen, die in katholischen Schulen behandelt würden, müsse man von den konziliarischen Debatten ausschliefsen, besonders jene, welche in Frankreich und Belgien schon so viel Streit erregt habe unter Männern, die sich nicht nur des Namens von Katholiken rühmen, sondern es auch wirklich seien und mit der aufrichtigsten Liebe dem Heiligen Stuhle anhingen. Der Heilige Stuhl habe den Streit zu beschwichtigen gesucht. Fache man ihn jetzt wiederum an, so werde er von neuem hoch auflodern. Wenn die eine oder die andere Lehre zu den katholischen Glaubenslehren gehörte, so würde er (Gandolfi) selbst die Väter auffordern, über sie zu verhandeln. Aber dies sei nicht der Fall, wie die meisten wohl selbst annähmen. Darum wolle er zur Prüfung des Kapitels übergehen. - Der Redner sieht einen Widerspruch zwischen den Worten des Schemas, worin gesagt ist, dafs der Mensch mit der blofsen Vernunft ohne übernatürliche Offenbarung Gott erkennen könne, und den Worten der von der Deputation beigegebenen Bemerkung, dafs die Frage, ob zur Entwicklung der menschlichen Vernunft der Unterricht durch andere notwendig sei, nicht berührt werde. Denn bei diesem Unterrichte wirke die Uroffenbarung mit, gewils eine übernatürliche Offenbarung, und eben die Überlieferung dieser Uroffenbarung sei dasjenige, was die katholischen Traditionalisten als notwendig für die menschliche Vernunft bezeichneten, um den wahren Gott zu erkennen; hierin irrten sie vielleicht nicht, oder wenn sie irrten, sei ihr Irrtum ein philosophischer. Denn wenn sie der Vernunft nur nicht die Kraft absprechen, Gott zu erkennen, was liegt dann daran, ob sie die Vernunft einsam, getrennt von jeder menschlichen Gesellschaft denken, oder innerhalb der Gesellschaft, von der sie angeregt und unterstützt wird, Gott zu erkennen? Diese Lehre der Traditionalisten sei also nicht als der katholischen

1 Aus dem Zusammenhange geht hervor, dafs der Redner von zwei Meinungen spricht, von denen die eine die gemäfsigt traditionalistische, die andere ganz frei von Traditionalismus ist.

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