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die Avaren und das griechische Reich ein.12) Diesem zweiten nach Süden wandernden Slavenhaufen scheinen nun andere von Norden her nachgewandert zu sein. Historisch bestimmt zeigen sich die Moraven und Tschechen im Jahre 623 in den Niederungen. der March und in Böhmen sesshaft."

Die slavische Völkerwanderung war im Grossen und Ganzen vorüber. In drei Hauptmassen, nach den Sprachen gegliedert, hatten sie fast das ganze europäische Tiefland erfüllt. Im Os'en behaupteten die russischen Stämme die alten Wohnsitze, hatten sich westlich über den Dniepr und Dniester bis zu den Karpathen und dem Sanfluss ausgebreitet und waren in einzelnen Schaaren bis in die Landschaften südwärts der Donau bis zu den Alpen und dem adriatischen Meere vorgedrungen. Westlich von ihnen sassen von der Weichsel bis zur Elbe und darüber hinaus die lechitischen Stämme und zwischen beide keilförmig eingeschoben die preussisch-littauischen. Die geographische Weltstellung, welche jede dieser drei Hauptmassen einnahm, bestimmte dann ihre geschichtliche Entwickelung."

So urtheilt Roepell über die Urgeschichte der slavischen Volksstämme im Allgemeinen und des russischen Volkes insbesondere. Darüber bestehen nun freilich auch andere, ganz divergirende Ansichten, so namentlich eine bei Zubrycki, welche die Slaven in einer uralten vorhistorischen Zeit, etwa um 1800 vor Chr. von Asien in die unteren Donau gegenden einwandern lässt, wo sie zuerst ruhig sassen, dann aber einzelne Stämme sich freiwillig trennten und sich westlich begaben, wo sie sich bis an das adriatische Meer verbreiteten und die nachmaligen Südslaven bildeten. Andere dagegen hätten sich nach dem Norden begeben. und die jetzigen Gebiete von Mähren und Böhmen eingenommen. An der unteren Donau aber seien noch viele slavischen Stämme geblieben, und erst, als sie von den „Wlachen“ bedrängt wurden, haben sie sich in zwei Hauptzweigen nach dem Norden begeben, und ein Zweig derselben, die nachmaligen Polen, haben sich zwischen der Elbe und der Weichsel niedergelassen, wo sie sich mit Ackerbau befassten und desswegen (von pole, Feld, Feldbau) Polanen, polaki, Polen benannt wurden; der andere Hauptzweig aber, die Vorfahren der Russen, haben sich um den Dniepr

12) Constantinus Porphyrog., de administrando imperio c. 30-32.

herum niedergelassen, wo dann später dass russische Reich entstanden ist. Ohne nun darauf näher einzugehen, wird nur bemerkt, dass es gewiss zu sein scheint, dass die Russen und Polen ehemals in den Donaugegenden gewohnt haben müssen. Davon zeigen insbesondere die Volkslieder der Polen, der Gross- und der Kleinrussen, von denen eine ziemlich bedeutende Anzahl der Donau als eines heimatlichen Flusses gedenkt; dann mit der Donau sind viele Sagen, Mythen und Erzählungen der genannten Völker verknüpft, und man kann sagen, dass für sie Donau das, was für die Indier Ganges, nämlich ein heiliger Fluss war. Nicht ganz ohne Belang sind auch die Sagen der Polen, dass sie einst in der Nachbarschaft der Mazedonier wohnten und mit Alexander dem Grossen harte Kämpfe zu bestehen hatten. Es scheint also, dass diese Völkerschaften in uralten Zeiten an der Donau wohnten, wohin sie entweder von Asien, oder wie Andere wollen, von Norden Europas her eingewandert sind.

Was ferner die „Wlachen" Nestor's, denen die Donau-Slaven weichen mussten, anbelangt, so scheint es unwahrscheinlich, dass man darunter die Avaren verstehen sollte, denn Nestor hat für diese einen anderen Namen, nämlich „Obry". Es wird desswegen mit grösserer Wahrscheinlichkeit angenommen, dass unter diesen, Wlachen", die von den Römern nach der Donau ausgesendeten Militärkolonisten zu verstehen seien, diese „Wlachen" wären also die Vorfahren der jetzigen Rumänen, welche wohl ursprünglich wirkliche Römer gewesen sein mochten, seit ihrer Einwanderung in die Donaugegenden aber sich mit den Ueberresten der dort zurück gebliebenen Slaven vermischten, was ihre Sprache augenscheinlich beweist. Sie werden desswegen auch jetzt zum Unterschiede von den Italienern, welche slavisch Wlochy" heissen, Wolochy" genannt. Somit hätte dieser Ansicht nach die Römerherrschaft die Slaven aus den Donaugegenden verdrängt, und zwar soll das in de. Zeit zwischen 32 v. Chr. und 9 nach Chr. geschehen sein.

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§. 4.

Namen der slavischen Volksstämme. Slovenen, Polen, Russen, Ruthenen.

Nach dem bisher Erzählten war der älteste neigene Name" der slavischen Völkerstämme, welche von den Ausländern mit

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verschiedenen Namen benannt wurden, Slovene", denn Nestor sagt, dass die Stämme, welche sich am Ilmensee ansiedelten, ihren eigenen Namen beibehielten, während sich andere verschiedene Namen von ihrer Lebensweise, vom Wohnorte u. s. w. beilegten. Ueber die Ableitung des Namens „Slovenen" ist man nicht einig; Einige leiten ihn von „slava (Ruhm) ab, was mit Nestor verglichen, offenbar unrichtig ist; daher meinen Andere, dass der Name von „slovo" (Wort, Rede) abzuleiten sei, in dem Sinne nämlich, dass die Slovenen, denen fremde Sprachen unverständlich waren, die Fremdlinge ihnen also als stumm vorkamen, sich selbst Slovenen", d. i. die Redenden, die anderen Völker aber „niemcy", d. i. die Stummen nannten.13) Als sich aber die Slovenen ausbreiteten, nahmen sie verschiedene Namen an, und zwar: Die Polotschanen am Flusse Polota; die Dregowitschen zwischen dem Dniepr, Pripet und der westlichen Düna; die Radimitschen u. s. w. Wir begegnen aber besonders drei Benennungen, mit denen wir uns oft befassen werden, nämlich die Lechen, Russen und Ruthenen, über welche noch Einiges zu sagen ist.

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Der Name Lechen, Lachen, Lechiten", bedeutet die Bewohner der Ebene; er wird abgeleitet von der litauischen Wurzel lenke", die Niederung, Acker, Ebene, und noch heute heisst der Pole bei den Litauern lenkas", d. i. der Ebenenbewohner; dieselbe Wurzel hat sich auch in der ungarischen Benennung der Polen lengyel erhalten. Somit ist der Name Lach, Lech, gleichbedeutend mit „polan, polak", welche Namen desswegen bis auf den heutigen Tag zur Bezeichnung der Polen gebraucht werden.

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Der Name Rus, Rusyn", d. i. Russe, wird fast übereinstimmend von den skandinavischen Warägern abgeleitet. Nestor erzählt nämlich zum Jahre 6367 859, dass die nördlichen Slovenen, welche um den Ilmensee wohnten, damals den skandinavischen Warägern Tribut zahlen mussten, aber schon in den nächstfolgenden Jahren wurden die Waräger vertrieben und ihnen der Tribut verweigert. Nun aber entstanden unter diesen Slovenen

13) Dobrowski, hist, kritische Untersuchung, woher die Slaver. ihren Namen erhalten haben, im VI. Theile der Abhandlung einer Privatgesellschaft in Böhmen, Prag 1784, S. 263–298.

innere Zwistigkeiten, denn sie hatten keinen Fürsten, und aus ihrer Mitte durften sie einen solchen nicht wählen, weil er nicht anerkannt worden wäre. Um nun diese inneren Zwistigkeiten beizulegen, haben sie sich dahin geeinigt, dass sie im Jahre 862 zu den Warägern eine Gesandtschaft abschickten mit der Bitte, dass sie zu ihnen kommen und sie beherrschen, und wirklich seien drei Brüder Namens Rurik, Sineus und Truvor mit einem zahlreichen Gefolge gekommen, theilten sich in die Herrschaft, und von diesen Warägern haben die Slovenen den Namen „Rus“ angenommen. Auf dieser Erzählung Nestor's beruht nun die allgemein angenommene Ableitung des Namens, Rus" von den skandinavischen Warägern; dieser Name wäre also kein einheimischer, sondern ein von den fremden Beherrschern des Volkes angenommener. 14)

14) Wiewohl nun diese Ableitung allgemein angenommen ist, so gibt es auch Vertreter der Meinung, dass der Name „Rus“ ein einheimischer ist, und Zubrycki (a. a. O. I. 121, Note 17) führt diese Meinung durch, welche hier mit einiger Erweiterung ihren Platz finden mag. Man findet in der Chronik Nestor's selbst Stellen, welche ebenso bestimmt, wie die angeführte, lauten, und aus denen man schliessen kann, dass der Name Rus ein einheimischer ist und nicht erst von den Warägern importirt wurde; dass dieser Name dem eigentlichen südlichen oder Kleinrussland eigen ist und dass nicht die Slaven von den Warägern, sondern die in Rede stehenden Waräger von einem Theile der Slaven den Beinamen Rus erhalten haben. Es sei hier nur vorübergehend erwähnt, dass die Ansicht, dass der Name Rus von den Warägern entnommen wurde, also zuerst im nördlichen oder Grossrussland heimisch wurde, ihre grössten Vertheidiger in den russischen Historikern hat, und man wäre fast versucht, diesen Namen mit der Politik in nähere Verbindung zu bringen. Es wäre für die Grossrussen vielleicht erniedrigend, wenn sie auch in dieser Beziehung ihrem Stamme nicht die Oberherrschaft vindiziren könnten. Doch abgesehen davon, dass auch auswärtige Historiker noch vor dem Jahre 862 von den Roxolanen sprechen, abgesehen davon, dass Rusalki diesem Volke viel früher bekannt waren, welche Namen wegen ihrer Aehnlichkeit mit Rus dafür zu sprechen scheinen, dass der Name Rus einheimisch ist, kann man ihnen kein grosses Gewicht beilegen, weil die auf solchen Namensähnlichkeiten aufgebauten Hypothesen leicht auf Irrwege führen können, und wir lassen nur Ueberlieferungen des Nestor reden. So: 1. Nestor erzählt unter dem Jahre 852, also zehn Jahre vor der zweiten Ankunft der Waräger, dass schon am Anfange der Regierungszeit des griechischen Kaisers Michael III. (842-867) die Russen nach Konstantinopel kamen «Наченшу Михаилу цѣсарствовати начася прозывати русьска земля яко при семь цѣсари приходиша Роусь на Цѣсарь градъ“, d. i. Im Jahre 852, als Michael (842 -867) zu regieren begann, ting man an,

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Der Name Ruthenen, Rutheni" finden wir zuerst beim ältesten polnischen Annalisten Martinus Gailus, welcher gegen Ende des 11. und am Anfange des 12. Jahrhunderts schrieb, und von diesem Namen als einem schon früher bekannten spricht. Diesen Namen gebraucht auch der dänische Historiker Saxo Grammaticus († 1203) zur Bezeichnung der am baltischen Meere wohnhaft gewesenen Slaven. Diese Slaven waren damals schon zum Christenthum bekehrt und bekannten sich zum römischen Ritus, und eine Spur von ihnen finden wir noch in Norddeutschland im Fürstenthum und in der Grafschaft Reuss. Der Name Ruthenen war also schon im 11. Jahrhundert bekannt; doch sein Ursprung scheint bedeutend älter zu sein und man leitet diesen Namen vom südlichen Gallien her. Als nämlich im 5. Jahrhunderte die Hunnen mit einer grossen Macht in Europa

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dieses Land Russland zu benennen. Denn das haben wir erfahren, dass unter diesem Kaiser die Russen nach Konstantinopel kamen. Also schon im Jahre 852 hiess dieses Land "Rus", die Waräger kamen aber erst im Jahre 862. - 2. Es ist allgemein bekannt, dass besonders der am Dniepr gelegene Theil Russlands, also Kleinrussland, diesen Namen vorzugsweise führt; wenn aber der Name Rus von den Warägern entlehnt worden wäre, so müsste er zuerst in Nordrussland heimisch geworden sein, weil sich die Waräger zuerst dort niederliessen. 3. Ebenso hat das Geschlecht Rurik's erst nach zwei Jahrhunderten in dem jetzigen Galizien Herrscherrechte erworben, und doch war hier der Name Rus seit jeher bekannt. 4. Die ältesten Handschriften der Chronik Nestor's haben unter dem Jahre 862 eine andere Lesart der Stelle, welche über die Gesandtschaft an die Waräger berichtet, als die späteren; während es nämlich in den neueren Handschriften heisst: "Phшa Роуси Чюдь Словѣни, Кривичи и Весь.... lautet diese Stelle in den ältesten Handschriften so: „Phua Pуcь..... demnach wurden nicht die Russen herbeigerufen, sondern die Waräger wurden von den Russen eingeladen, dass sie zu ihnen kommen. - 5. Die Chronik unterscheidet im späteren Verlaufe immer die Russen von den Slovenen und den Warägern, so z. B. zum Jahre 1018 schreibt: "Ярославъ же совокупивъ Русь, и Варягы и Словѣны поиде противу Болеславу и Святополку“, d. i. „Jaroslav aber sammelte die Russen, Slovenen und Waräger und zog gegen den Boleslav und Swiatopolk." Dasselbe finden wir in der, Prawda ruska;" so z. B.: аще боудетъ роусинъ, любо коупчина, любо мечникь...“ d. i. „Ob das ein Russe oder Kaufmann oder Schwertträger sein wird. Daraus erhellt, dass der Name рoуcaн nicht ein Volk, sondern wahrscheinlich eine gewisse Volksklasse bedeutete, denn aus jeder Nationalität konnte es Kaufleute, Soldaten etc. geben, und der Gesetzgeber hätte dann die Nationen einander gegenübergestellt. 7. Nestor erzählt, dass die Nowhoroder, Slovenen, Rus, Cudj und Krivičen sich einen Fürsten suchten, dess wegen, damit

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