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auch in den Gottesdienst eine grössere Ordnung und Einklang, und zwar in der Kiewer Metropolie schon seit dem 15. Jahrhunderte, in Moskau aber erst im 17. Jahrhunderte.

Drittes Capitel.

Das religiöse und sittliche Leben und das Mönchwesen.

§. 91.

Das religiöse und sittliche Leben und die Auf-
klärung des Volkes.

Viele Umstände haben dazu beigetragen, dass sich in dieser Periode die Sitten des Volkes verschlimmerten. Diese waren: 1. Mangel an Schulen, welche vorzüglich in Nordrussland fast unbekannt waren, nur hie und da konnte man noch einen Mönch erblicken, welcher sich mit dem Unterrichte der Kinder und anderer Unwissenden befasste. Wie traurig es mit der Aufklärung im Norden stand, beweisen die diesbezüglichen Schilderungen des Nowhoroder Erzbischofes Gennadius, welcher erzählt, dass man ihm sogar solche Leute zur Priesterweihe präsentirte, welche nicht einmal lesen konnten. Wenn aber die Priester so ungebildet waren, und wenn man dem Gennadius zurufen konnte: So ist das Land! Man kann Niemanden ausfindig machen, welcher lesen und schreiben könnte", so kann man sich von der Unwissenheit des Volkes leicht einen Begriff machen. Diese allgemeine Unwissenheit war auch die Ursache, dass die Judensekte sogar unter dem Clerus so leicht Anhänger finden konnte. Dass aber die krasse Unwissenheit mehr oder weniger mit der Sittenlosigkeit Hand in Hand geht, ist eine allgemeine Erscheinung. 2. Der gänzliche Verfall der Disciplin beim Säcular- und RegularClerus, sowie dessen grobe Unwissenheit und Sittenlosigkeit. Im Süden waren noch im 15. Jahrhunderte ziemlich gebildete Priester, und man hat dort damals Vieles für die Aufklärung und Veredlung des Volkes gethan; seitdem aber auf den Kiewer Metropolitanstuhl Leute kamen, welche als roh und unwissend geschildert werden, konnte sich auch beim niederen Clerus und beim Volke nur die Unwissenheit und die Sittenlosigkeit vermehren. Und wie traurig es diesbezüglich im Norden stand, wurde an anderen Stellen gesagt, und diesbezüglich äussert sich

die Moskauer Synode vom Jahre 1551 so: „Die Väter und Lehrer verstehen selbst wenig und kennen die Kraft der göttlichen Schrift nicht, und überdies haben sie nirgends Gelegenheit, etwas zu erlernen." Dass dieser Clerus ausserdem sittenlos war, haben wir schon gesehen. 3. Der Mangel der Predigten. In den russischen Kirchen wurden nirgends Predigten gehalten, denn man befürchtete, dass eine Predigt nur zu Häresien führen kann; und wenn man erwägt, auf welcher Bildungsstufe der damalige Clerus stand, so kann man diese Befürchtung nicht ungerechtfertigt nennen. Anstatt der freien Predigten war es vorgeschrieben, einzelne Abschnitte aus älteren Schriften, die für andere Verhältnisse und andere Zuhörer bestimmt waren, vorzulesen. 4. Die tatarischen Laster, als Heuchelei, Falschheit, Tücke, Grausamkeit u. s. w., welche sich schon in der vorigen Periode geltend machten, sind auch jetzt geblieben und haben sich noch mehr ausgebreitet, und diese Laster wurden durch die grausamen Regierungen, namentlich Johann's IV., noch mehr gefördert. 5. Im Süden haben die Anhänger des Schisma dem Volke einen fast wilden Hass gegen die Lateiner und die Union eingeimpft, was auf dasselbe nur demoralisirend wirken konnte. 6. Die traurige Lage, in welcher sich das gemeine Volk befunden hat, indem es in Leibeigenschaft lebte, konnte dasselbe nur in den sklavischen Gesinnungen bestärken und in ihm allen Sinn für alles Edle und Gute abstumpfen. Endlich kann hier 7. der allgemein herrschende Aberglaube, welcher besonders aus Anlass der Pest, der verschiedenen Naturerscheinungen und namentlich in Folge des allgemein verbreiteten Glaubens von dem bevorstehenden Ende der Welt in den verschiedensten Abarten aufgetreten ist, genannt werden. Diese und andere Ursachen veranlassten einen tiefen Verfall des sittlichen und religiösen Lebens in dieser Periode. Man beobachtete dabei noch die herkömmlichen religiösen Gebräuche und Ceremonien, war ja doch der grösste Tyrann jener Zeiten, Johann IV., ein strenggläubiger und religiöser Mann; aber man hat diese Ceremonien nur äusserlich verrichtet, ohne sie zu verstehen und ohne durch dieselben erbaut zu werden.

Der russische Historiograph Karamsin (VII. 212 ff.) schildert die damaligen Zustände folgendermassen: „Unsere Sitten erschienen den fremden Beobachtern interessant und schrecklich. Contarini schreibt, dass die Moskauer tagsüber in

den Gassen herumbummeln und den Tag in den Schenken abschliessen. Herberstein aber hat zu seiner Verwunderung gesehen, dass die Russen auch an Sonntagen arbeiten. Den Russen war es verboten, sich an Werktagen zu betrinken; nur die fremden Söldner waren davon ausgenommen. Man bemerkte, dass die Russen nicht schlecht und nicht streitsüchtig, sondern geduldig, aber im Handel zum Betruge geneigt sind. Der Wucher war nicht entehrend; die Wucherer nahmen gewöhnlich 20%, und priesen noch ihre Mässigung, indem sie sagten, dass man früher 40% genommen hat. Die Bauern waren Sklaven, vorzüglich jene, welche von gekauften Sklaven, von Kriegsgefangenen und Verurtheilten abstammten. Noch trauriger war die Lage der freien Landleute, welche bei den Bojaren irgend ein Grundstück in Pacht nahmen und dafür dem Herrn über die Kräfte arbeiten mussten, so dass ihnen in der Woche nicht einmal zwei Tage für ihre eigene Arbeit blieben, und so kam es, dass diese armen Leute trotz ihrer übermässigen Arbeit nicht einmal so viel verdienten, um sich ernähren zu können. Ausserdem wurden sie wegen ihrer Armuth allgemein verachtet, man nannte sie krestjane" (d. i. Christen), worin man die Tataren nachahmte, welche den Namen Christ immer im verächtlichen Sinne gebrauchten. Viele Väter verkauften ihre Kinder, weil sie dieselben nicht ernähren konnten. Die Bojaren, wenn sie auch arm waren, benahmen sich sehr stolz. Sie gingen niemals zu Fuss, weil sie sich dadurch zu erniedrigen glaubten. Die jungen Frauen erschienen selten vor fremden Leuten und gingen auch selten in die Kirche; sie kümmerten sich auch nicht um das Hauswesen, sondern überliessen das den Dienstboten. Die Armen dagegen arbeiteten nach Kräften, aber sie hielten es für nicht erlaubt, irgend ein lebendes Wesen zu tödten, und wenn sie etwa ein Huhn braten wollten, mussten sie so lange vor der Thür stehen, bis Jemand vorüberging und ihnen dasselbe schlachtete. Obwol aber die Weiber so abgeschlossen lebten, fehlte es nicht an Ehebrüchen, was desto leichter geschehen konnte, als die Ehen nicht in Folge der gegenseitigen Neigung geschlossen wurden und die Männer sehr oft abwesend waren. Nicht der Bräutigam wählte sich die Braut, sondern der Vater wählte für seine Tochter einen Mann und verhandelte dann darüber mit dessen Vater. Man bestimmte den Tag der Verlobung, und die

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künftigen Gatten kannten sich noch gar nicht. Wenn aber der ungeduldige Bräutigam seine Braut früher sehen wollte, so erwiederten ihm deren Eltern: Frage bei guten Leuten, wie sie ist. Die Mitgift bestand in Kleidern, Dienern, Pferden u. s. w., und was die Braut von ihren Verwandten und Freunden an Geschenken erhalten hat, das musste der Mann nach der Hochzeit entweder zurückgeben oder bezahlen. Herberstein behauptet, dass ein russisches Weib erst dann von der Liebe ihres Mannes überzeugt ist, wenn sie von ihm abgeprügelt worden ist, und Karamsin hält das für wahrscheinlich.

Uebrigens waren die Russen gastfreundlich, man bewirthete die Ankömmlinge mit Meth, Bier und Wein. Abends pflegten sie nicht zu essen, aber die Malzeiten waren reich und ausgiebig. Kostbare Kleider durften nur die höchsten Beamten tragen, anderen Leuten war es nicht gestattet solche Kleider zu tragen. Die Einrichtung der Häuser war sogar bei reichen Leuten sehr einfach, und mit sehr niederigen Thüren versehen. Die Russen waren fromm, und wenn sie schriftkundig waren, lasen sie gern geistliche Bücher, aber sie wollten, wie sich der grossfürstliche Gesandte Demeter in Rom ausdrückte, keine Predigten in der Kirche hören, denn, meinten sie, die menschliche Weisheit passt nicht zur Einfachheit des evangelischen Wortes; sie ehrten die Gotteshäuser und hingen blind an den kirchlichen Ceremonien, hassten aber alle Andersgläubigen, namentlich die Lateiner, in welchem Hasse das Volk für jede andere Belehrung von den ungebildeten Priestern bei jeder Gelegenheit bestärkt wurde.

Geschichte des Basilianerordens im II. Zeitraume. 182) §. 92.

Vermehrung der Klöster.

Wir haben schon beim Abschluss des ersten Zeitraumes unserer Geschichte den erfreulichen Aufschwung, welchen das Ordenswesen in Russland genommen hat, gesehen, und dessen grosse Verdienste kennen gelernt.

182) Nach dem ruthenischen Werke: Шематизмъ Провинціи св. Спасителя Чина св. Василія В. въ Галиці, Львовъ 1867 (d. i. Schematismus der Provinz des heil, Erlösers des Basilianer-Ordens in Galizien, Lemberg 1867).

Aus den Zellen des Kiewer Höhlenklosters gingen fromme Ordensmänner in das ganze weite Land, verbreiteten den Glauben, veredelten die Sitten und trugen in die entferntesten Gegenden mit dem Glauben auch die Aufklärung unter das noch auf einer sehr tiefen Stufe der Kultur stehende Volk. Von Fürsten, Bojaren und dem Volke geachtet und unterstützt, erkalteten die Mönche auch jetzt nicht in ihrem Eifer, sie legten neue Klöster an, welche sie nach dem Muster des Mutterklosters ordneten, und errichteten bei den Klöstern überall auch Schulen, wohl einsehend, dass sie nur auf diese Weise ihre edle Aufgabe zu lösen und auf das Volk nachhaltig einzuwirken im Stande sein werden ̧ Die grossen Wohlthaten des Basilianerordens wurden auch allgemein anerkannt, und deswegen trachtete Jeder, dem es nur möglich war, sich gegen diesen Orden erkenntlich zu erweisen. Schon im eilften Jahrhunderte sind sehr viele Klöster gestiftet worden, ihre Zahl vermehrte sich aber nun noch mehr. Nicht nur Fürsten, sondern auch Bojaren und andere angesehene Laien, dann auch Bischöfe und Mönche betrachteten es als ein frommes Werk, nicht nur die schon bestehenden Klöster zu unterstützen, sondern besonders neue Klöster zu stiften und zu dotiren, und viele reiche, angesehene Personen, unter denen auch Fürsten und Fürstinnen waren, opferten alle ihre Güter den Klöstern und widmeten sich selbst dem Ordensstande.

Schon im eilften Jahrhunderte haben wir unter den Mönchen einige angesehene Bojaren gesehen, nun vermehrte sich deren Zahl bedeutend, so dass der Grossfürst Wladimir Monomach sich diesbezüglich zu der Aeusserung veranlasst sah: „Nicht das Mönchthum wird uns selig machen, sondern gute Werke." Zu den Fürsten, welche im 12. und am Anfange des 13. Jahrhunderts sich dem Ordensleben widmeten, gehören: Fürst Swiatoslaw Nikolaus (1106), welcher in das Kiewer Höhlenkloster eingetreten ist; Ihor aus dem Tschernigower Fürstengeschlechte († 1146), Fürst von Kiew Swiatoslaw (1194), David von Smolensk (1197), David von Murom, (1228), Mstislaw (1228); dann die Fürstinnen: Predslawa, Tochter des Grossfürsten Swiatoslaw († 1116), zwei Töchter des Grossfürsten Wladimir Monomach, nämlich Euthymia († 1138), welche mit dem ungarischen Könige Koloman vermält war, und Maria († 1146), Witwe nach dem griechischen kaiserlichen Prinzen Leo; heil. Euphrosinia, Fürstin von Polozk († 1173

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