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und Sachen; vorzüglich aber nannte man so den in diesen Dingen auch für das leibliche und natürlich geistige Auge der eingeweihten Gläubigen unsichtbar bleibenden Gehalt, welchen man nur im Glauben erkennen und auch dann mehr anstaunen als begreifen konnte. Diese sakramentalen Geheimnisse bilden wegen der ihnen eigenthümlichen Verbindung des sinnlich Sichtbaren mit dem absolut Unsichtbaren eine besondere Art des theologischen Geheimnisses überhaupt, wie es im Sprachgebrauche der hl. Schrift, der VV. und der TT. vorkommt.

28 II. Der Begriff des eigentlich sogenannten theologischen Geheimnisses involvirt zunächst: 1) daß die Wirklichkeit der geheimnißvollen Wahrheit von der Vernunft aus sich weder vor der Offenbarung entdeckt, noch auch nach der Offenbarung erwiesen werden kann. Diese Bedingung trifft indeß auch bei manchen Wahrheiten zu, die man nicht Geheimnisse im vollen Sinne des Wortes nennt, nämlich bei manchen freien Rathschlüssen und Anordnungen Gottes, deren Gegenstand an sich nicht wesentlich oder doch nicht absolut übernatürlich, sondern bloß außernatürlich (praeternaturale) ist, z. B. bei den Ceremonial- und Judicialgesehen des A. B., sowie bei der Verleihung des donum integritatis an den ersten Menschen. 2) Zum vollen Begriffe des Geheimnisses gehört daher auch, daß das Geheimniß natürlicherweise unerkennbar sei wegen seiner absoluten objektiven Erhabenheit über unsern natürlichen Gesichtskreis, und daß in Folge dieser Erhabenheit auch keine direkte, eigenthümliche Vorstellung (conceptus proprius) von seinem Inhalte, sondern nur eine analoge Vorstellung möglich ist. Aber auch diese Bedingung genügt für sich allein nicht, weil sie bei manchen Wahrheiten vorkommt, deren Wirklichkeit wir durch unsere Vernunft erkennen (wie z. B. bei vielen Eigenschaften der göttlichen Natur) und bei welchen eben deßhalb auch die Vernunft das Mittel und Maß der zu bildenden analogen Vorstellungen an die Hand gibt. Vielmehr sind zum vollen, strengen Begriffe des Geheimnisses als einer veritas supernaturalis beide Momente zugleich nothwendig, und zwar in der Weise, daß das subjektiv superrationale zugleich objektiv ein supernaturale ist.

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Ganz unbrauchbar ist die Definition des Geheimnisses, welche dessen Begriff schlechthin in die Unbegreiflichkeit seines Inhaltes sezt; denn unbegreiflich, d. h. nicht adäquat begreiflich, ist mehr oder weniger das innerste Wesen von Allem, was wir erkennen. Man muß vielmehr die spezielle Unbegreiflichkeit betonen, welche daraus entspringt, daß unsere Begriffe bloß analoge, nicht direkte und eigenthümliche sind. Mißverständlich und unvollständig ist auch die andere oft gegebene Definition: Geheimniß sei eine Wahrheit, von der wir zwar das Daß, aber nicht das Wie erkennen. Vgl. meine Schrift: Die Mysterien des Christenthums, S. 10 f. Anm.

Das Vorhandensein solcher Geheimnisse in der übernatürlichen Offenbarung wurde nicht bloß von außerkirchlichen Nationalisten, sondern auch in der Kirche mehrfach, besonders nachdrücklich und konsequent von Günther sammt seiner Schule, und von Frohschammer geläugnet. Eine eingehende Darstellung und ausführliche Widerlegung der Lehre der Ersteren s. bei Denzinger, relig. Erk. III. B. n. 96 107, der beiden Leßteren bei Kleutgen, Theol. d. Vorz. Bd. II. Abh. VI. Hauptst. III., Bd. IV. Abh. V. Hptst. IV. § III. ff. Gegen Günther wurde die katholische Lehre bereits von dem Conc. Prov. Colon. 1860. p. I. cc. 5 u. 6, gegen Frohschammer durch das Breve Pius' IX. Gravissimas inter vom 11. Dez. 1862 geltend gemacht. Im engsten Anschluß an die eingehende Entwickelung dieses Breve ist die Entscheidung des Vaticanum de fid. cath. c. 4 formulirt.

III. Das Vorhandensein von Geheimnißlehren in dem oben erklärten Sinne definirt das Vaticanum 1. c. in folgender Weise. Es

erklärt ausdrücklich: 1) daß die Offenbarung gegenüber der natürlichen Erkenntniß in den in Gott verborgenen Geheimnissen ein spezifisches Objekt habe, welches ohne sie nicht als wirklich erkannt werden fónne: quia praeter ea, ad quae ratio naturalis pertingere potest, credenda nobis proponuntur mysteria in Deo abscondita, quae nisi revelata divinitus innotescere non possunt; 2) daß, obgleich diese Geheimnisse durch Analogie mit den natürlichen Dingen einigermaßen verständlich werden können, sie doch niemals so verständlich werden können, wie die natürlichen Objekte: Nunquam tamen ratio humana idonea redditur ad ea perspicienda instar veritatum, quae proprium ipsius objectum constituunt. Divina enim mysteria suapte natura intellectum creatum sic excedunt, ut etiam revelatione tradita et fide suscepta, ipsius tamen fidei velamine contecta et quadam quasi caligine obvoluta maneant, quamdiu in hac mortali vita peregrinamur a Domino; „per fidem enim ambulamus et non per speciem." 3) faßt das Concil beide Momente zusammen in can. 1: Si quis dixerit, in revelatione divina nulla proprie dicta mysteria contineri, sed universa fidei dogmata posse per rationem rite excultam ex naturalibus principiis intelligi et demonstrari, a. s. Daß aber auch 4) die Ueber vernünftigkeit der Mysterien mit ihrer objektiven Uebernatürlichkeit correspondire und darin gründe, geht schon aus der Lehre des cap. 2 (s. oben § 4) über die durch den finis supernaturalis bedingte Nothwendigkeit der Offenbarung hervor und ist ausdrücklich ausgesprochen im Breve Gravissimas inter, wo es heißt: Atque ad hujusmodi dogmata ea omnia maxime et apertissime spectant, quae supernaturalem hominis elevationem ac supernaturale ejus cum Deo commercium' respiciunt; et sane quum haec dogmata sint supra naturam, idcirco naturali ratione et naturalibus principiis attingi non possunt.

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In der hl. Schrift ist diese ganze Lehre vielfach eingeschärft und entwickelt. Die aus- 31 führlichste, theilweise auch vom Vaticanum angezogene Beweisstelle ist das ganze Cap. 2 des I. Corintherbriefes, worin der Apostel ex professo die Erhabenheit der christlichen Weisheit, d. b. der aus der christlichen Offenbarung hervorgehenden Erkenntniß, über die natürliche Weisheit, sei sie auch bis zum höchsten Grade gesteigert, schildert. Kürzere Stellen sind bes. Eph. 3, 4-9; Col. 1, 26–27; dazu Matth. 11, 25-27 und Joh. 1, 17 u. a. 1 In diesen Stellen ist die Rede von einem sacramentum mysterium) absconditum a saeculis in Deo so tief in Gott verborgen, daß nur Gottes eigener Geist, qui scrutatur etiam profunda Dei, es erkennen und offenbaren kann um welches (mit und in dem hl. Geiste) an sich nur der Vater und der Sohn wissen, um es nach Belieben mitzutheilen welches der Sohn insbesondere nur deßhalb schaut, weil er allein im Schooße des Vaters ist — und welches daher auch nicht nur nicht durch Auge und Ohr von uns erfahren werden, sondern nicht einmal als Ahnung in unserm Herzen aufsteigen könnte, wenn Gott sich nicht zur Mittheilung desselben herabgelassen und so unsere natürliche Weisheit durch Mittheilung seiner eigenen Weisheit, der sapientia Dei, ergänzt hätte. Es handelt sich also hier um Geheimnisse Gottes, die Gott allein bekannt, und zwar deßhalb ihm allein bekannt sind, weil er allein sein Inneres kennt. Als Inneres Gottes erscheinen hier aber nicht bloß einfach die freien Entschlüsse und Verfügungen seines Willens, sondern 1) seine inneren persönlichen trinitarischen Verhältnisse (Matth. 11, 26), 2) die übernatürlichen und wunderbaren Rathschlüsse und Werke seines Willens

1 Eine ausführliche Erklärung aller Stellen j. bei Kleutgen a. a. D.

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(mysterium voluntatis secundum beneplacitum, Eph. 1, 9), durch die er sein Innerstes und Bestes der Creatur mittheilt und diese zur innigsten Gemeinschaft mit sich erhebt, namentlich die investigabiles divitiae Christi, Eph. 3, 8, die durch Christus vermittelten und vom Hl. Geiste geschenkten divitiae gratiae, Eph. 1, 9, und divitiae gloriae, Col. 1, 27. Wir können im Sinne der hl. Schrift sagen, die im Innern Gottes verborgenen und durch den Sohn Gottes und den Geist Gottes offenbarten Wahrheiten seien die Geheimnisse des Schooßes Gottes (die generatio aeterna) und des Herzens Gottes (der hl. Geist in sich selbst und als Princip der übernatürlichen Mittheilung Gottes an die Creatur durch die Incarnation und die Gnade und Glorie). In dieser Weise bilden alle einzelnen Geheimnisse ein großes Geheimniß als Gegenstand des Evangeliums, der frohen Botschaft vom Himmel, die als solche auch einen himmlischen Inhalt haben muß.

Daß aber bei diesen Geheimnissen, welche in den Tiefen Gottes verborgen, resp. aus ihnen in die Creatur ausgeflossen sind und deßhalb nicht einmal im Spiegel erschaut, sondern nur im Glauben erfaßt werden, auch ihr Inhalt in höherer Weise unbegreiflich_ist, als die geschaffene Natur und selbst das aus ihr „Erkennbare Gottes“ (Röm. 1, 17), liegt auf der Hand, wenn auch der Apostel nicht sagte: Animalis (uyzós naturalis) homo non percipit ea, quae sunt spiritus Dei; stultitia enim est illi, nec potest intelligere. 1 Cor. 2, 14. A fortiori findet daher auf diese Dinge Anwendung, was die hl. Schrift sonst über die Unbegreiflichkeit Gottes und göttlicher Dinge sagt, z. B. Eccle. 3, 9; Job 36, 26; Nöm. 11, 33 f., besonders im Hinblick auf Weish. 9, 16: Difficile aestimamus, quae in terris sunt; quae autem in coelis sunt, quis investigabit?

Die Tradition ist reich an einschlägigen Zeugnissen aus Anlaß der Erklärung obiger Schriftstellen. Manche Zeugnisse sind citirt im Breve Gravissimas inter, viele mitgetheilt und erörtert bei Kleutgen Bd. II. 1. c., bef. Chrysost. u. Hieron. in Eph. 3. Häufig kommen einschlägige Aeußerungen und Entwickelungen vor bei der Betonung der übernatürlichen Erhabenheit der christlichen Lehre und ihres Inhaltes, so bej. bei Petrus Chrysolog. hom. 67 ff. über das Gebet des Herrn. Viele weitere Väterstellen vergl. bei Schäzler, Neue Untersuchungen über das Dogma von der Gnade, S. 466 ff.

V. Das Vorhandensein von Geheimnissen in der christlichen Offenbarung ist so wesentlich mit ihrem erhabenen Charakter verwachsen, daß sie uns von allen Seiten darauf hinführt. Dasselbe folgt 1) daraus, daß als Princip, resp. Organ dieser Offenbarung nicht Gott überhaupt, resp. ein beliebiges Geschöpf als Gesandter Gottes, auftritt, sondern Gott in seiner Eigenschaft als Vater seines eingeborenen Sohnes, welcher diesen Sohn selbst, den er mit seiner ganzen göttlichen Fülle des Wissens erfüllt, und durch ihn seinen eigenen Geist in die Welt schickt, damit sie das verkünden, was „der Sohn vom Vater, der hl. Geist von beiden gehört und empfangen." Es folgt 2) aus dem Beweggrunde der Offenbarung, der überschwenglichen Liebe, mit welcher der Sohn Gottes zu uns spricht, nicht als der Herr zu den Dienern, sondern der Freund zum Freunde (Joh. 15, 14). Es folgt 3) aus dem Zwecke der Offenbarung, der darauf geht, uns auf ein wahrhaft übernatürliches Ziel und speziell auf die unmittelbare Anschauung Gottes vorzubereiten. Es folgt 4) aus der Beschaffenheit und Nothwendigkeit der unmittelbaren Wirkung der Offenbarung, des Glaubens, welcher andernfalls a) nicht wahrhaft und eigentlich ein argumentum non apparentium (Hebr. 11, 1). wäre, b) auch nicht jene Verdienstlichkeit haben würde, die ihm in der hl. Schrift (bes. Röm. 4 und Hebr. 11) zugeschrieben wird, und e) nicht wesentlich allein diejenige Form der Erkenntniß sein könnte, die für die Erreichung des letzten Zieles der Offenbarung, des ewigen Heiles, nothwendig ist. Es folgt 5) aus dem Wesen und der Beschaffenheit des Inhaltes der Offenbarung

selbst, welcher eben deßwegen, weil und insoweit er übernatürlich ist, ge= heimnißvoll sein muß, wie denn in der That fast alle diejenigen, welche das Geheimniß als solches läugnen, auch die Uebernatürlichkeit und damit das wahre Wesen des objektiven Christenthums antasten. Endlich 6) läßt sich der geheimnißvolle Charakter der betreffenden Wahrheiten im Einzelnen wie im Ganzen durch Vergleich mit den Kräften und Mitteln der natürlichen Vernunft nachweisen, wie in der speziellen Dogmatik gezeigt wird.

VI. Sowohl aus der formellen Lehre der Offenbarung, wie aus den 33 angeführten theologischen Gründen, ergibt sich, daß die Geheimnisse, die das spezifische Objekt der übernatürlichen Offenbarung ausmachen, nicht bloß einzelne über die natürliche Ordnung der Dinge hinausliegende Wahrheiten sind, jondern eine großartige Ordnung, eine höhere himmlische Welt, einen mystischen Kosmos bilden, dessen Glieder ebenso unter sich lebendig verbunden sind, wie sie sich in entsprechender Weise über der natürlichen Ordnung der Dinge aufbauen, und welcher deßhalb nach dem Apostel Eph. 3, 10, als ein Kunstwerk der vielgestaltigen Weisheit Gottes" zu betrachten ist. Wie sie nämlich von Seiten ihres Ursprungs eine mannigfach sich gestaltende Mittheilung der göttlichen Natur in der Dreifaltigkeit, der Menschwerdung und der Gnade darstellen: so stellen sie in teleologischer Richtung eine Ordnung dar, in welcher die Dreieinheit in Gott als Ideal und Ziel einer durch den Gottmenschen vermittelten, durch Gnade und Glorie vollzogenen übernatürlichen Gemeinschaft der Creatur mit Gott erscheint.

VII. Wie das Vorhandensein solcher Geheimnisse in der christlichen Of- 34 fenbarung erst recht die Erhabenheit und Herrlichkeit derselben bekundet, so kann auch nur der Unverstand und blinder Hochmuth dagegen protestiren. Insbesondere wäre es 1) Thorheit, zu sagen, in der Offenbarung von Geheimnissen liege eine Entwürdigung der Vernunft; vielmehr ist sie 2) gerade für die Vernunft höchst ehrenvoll und vortheilhaft, so daß man mit dem hl. Leo sagen muß: Succumbat ergo humana infirmitas gloriae Dei et in explicandis operibus misericordiae ejus imparem se semper inveniat... Bonum est, ut nobis parum sit, quod etiam recte de Domini majestate sentimus (serm. 11 de pass. Dom.).

Ad 1). Die Entwürdigung der Vernunft läge entweder in der Vorausseßung, daß es für die Vernunft unerreichbare und unergründliche Dinge gibt aber das ist eben die einfache Wahrheit, deren Einschärfung durch faktische Vorlage solcher Dinge schon für sich allein ein nicht zu unterschäßender Vortheil der Offenbarung ist; oder in dem Umstande, daß solche Dinge durch Gottes Wort in durchaus unverständlicher, räthselhafter Weise vorgelegt würden - und das ist baare Unwahrheit; oder darin, daß Gott uns die Wahrheiten nur im Glauben und in dunkeln Umrissen vorlegt aber es ist ja eben die Schwäche und Armuth unserer Vernunft, welche bewirkt, daß wir durch Gottes Wort nicht sofort zum vollkommenen Verständniß und zur klaren Einsicht gefördert werden, und zudem soll ja auch die unvollkommene Erkenntniß eben nur ein Vorgeschmack der vollkommenen sein.

Ad 2). a) Auch die unvollkommene Offenbarung ist immer ein Beweis der herablassendsten Vertraulichkeit von Seiten Gottes, der den Menschen nicht erniedrigen, sondern zu sich erheben, zu seinem Vertrauten machen will. b) Je mehr eine Wahrheit über den natürlichen Gesichtskreis hinausragt, desto werthvoller ist auch die geringste Erkenntniß von berselben, selbst schon die reine Vermuthung, um so mehr vollständige, wenngleich dunkle Gewißheit. Daher übt c) gerade das Geheimnißvolle einen eigenen Reiz aus, den Reiz des

Neuen, des Erhabenen, des Seltenen und des schwer Zugänglichen; Beweis der Aberglaube der Heiden und der modernen Ungläubigen, die Mystifikationen der geheimen Gesellschaften. d) Abgesehen davon, daß die Erkenntniß übernatürlicher Dinge dem Menschen überhaupt einen innigeren, vertrauteren Verkehr mit Gott ermöglicht, ist sie auch das Unterpfand der einstigen vollkommenen Anschauung Gottes und damit der innigsten Theilnahme am göttlichen Leben und göttlicher Herrlichkeit.

§ 5. Die inhaltliche Ausdehnung der Offenbarung und die verschiedene Gliederung des von ihr beleuchteten Gebietes.

Als einschlägige Literatur können die unten in der Lehre von der katholischen Wahrheit den theologischen Gensuren und dem Materialobjekt des Glaubens zu citirenden Schriften gelten.

35 Zum vollen Verständniß der Bedeutung, welche die Offenbarung in der Intention Gottes als Erkenntnißprincip hat, ist es nothwendig, das Gebiet, über welches dieselbe sich verbreitet, in seinem Verhältniß zu unserer Erkenntniß und den Absichten, die Gott in der= selben und durch dieselbe erreichen will, sowie zu der Weise, wie er sie erreicht, näher zu bestimmen. Hiebei ergeben sich dann zwischen den Wahrheiten, die irgendwie als zum Gebiet der Offenbarung gehörig betrachtet werden können, verschiedenartige Gegensäße, bei welchen immer der eine Theil im Unterschied von dem andern in der Sprache der Theologen mit dem an sich allen Offenbarungswahrheiten zukommenden Namen belegt, d. h. als materia oder veritas fidei bezeichnet wird. Schon wegen der mannigfachen Verwechselungen und Mißverständnisse, die durch den verschiedenen Gebrauch dieser Ausdrücke herbeigeführt wer= den, ist die gegenwärtige Erklärung nothwendig.

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Das Gebiet der irgendwie zur Offenbarung gehörigen Wahrheiten, oder der materia fidei, umfaßt zunächst I. formell und direkt natürlich nur diejenigen Wahrheiten, welche durch die Offenbarung selbst beleuchtet und erkennbar gemacht werden und folglich deßhalb zur materia fidei gehören, weil und wiefern sie objectum fidei sind. In gewissem Sinne, materiell und indirekt, sind aber II. dahin auch solche Wahrheiten zu rechnen, welche sich mit dem direkten und formellen Gebiete jo berühren, daß sie im Interesse der Offenbarung, wenn auch nicht durch sie, erkannt werden müssen, und welche folglich zur materia fidei gehören, ohne zugleich objectum fidei zu sein.

I. Diejenigen Wahrheiten, welche formell und direkt zum Gebiete der Offenbarung gehören, folglich durch den derselben gebührenden Glauben erfaßt werden können und sollen und in diesem Sinne im Allgemeinen veritates fidei genannt werden können, sind dieses nicht alle in gleicher Weise und darum auch nicht alle in dem mehr spezifi schen Sinne, den man mit dem Namen veritates fidei verbinden kann. Besonders sind es vier Rücksichten, nach welchen man den Inhalt der Offenbarung unterscheiden und den einen Theil desselben gegenüber dem andern als veritates fidei bezeichnen kann und zu bezeichnen pflegt.

37 1. Der erste Gegensaß beruht darauf, daß gewisse Wahrheiten, nämlich die eigentlichen Geheimnißlehren, ausschließlich durch den Glauben. und die Offenbarung erkennbar, also spezifisches Objekt beider sind (wie Trinität, Incarnation, Gnade), während andere zugleich Wahrheiten der Natur und somit auch Gegenstand natürlicher Einsicht sind oder sein können (wie Einheit Gottes, Schöpfung, Geistigkeit der Seele). Auf die ersteren zielt die Offenbarung ab in ihrer Eigenschaft als Offenbarung, um sie erst

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