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Vorwort.

Wäre Dante auch nicht der Schöpfer des tiefsinnigsten und großartigsten Werkes mittelalterlicher Poesie, er gälte doch für den größten Dichter seines Jahrhunderts. Seine lyrischen Gedichte, so sehr sie auch die Mängel des poetischen Geschmackes ihrer Zeit an sich tragen, stehen doch an Tiefe und Zartheit der Empfindung, an Naturwahrheit und kindlicher Einfalt weit über denjenigen seiner mitstrebenden Zeitgenossen, und einzelne Gedichte sind nach dem Urtheile italienischer Kunstrichter von allen nachfolgenden Dichtern Italiens unübertroffen geblieben.

Dieß allein schon möchte einer neuen Ausgabe, Uebersetzung und Erläuterung der lyrischen Werke

Dante's eine freundliche Aufnahme versprechen. Allein diese Gedichte sind auch, wie die kleineren Werke des Dichters überhaupt, zu einem gründlichen Verständnisse seines Meisterwerkes durchaus nothwendig und bei dem lebendigen Eifer, mit welchem seit Langem, zumal in Deutschland *), das Dantestudium betrieben wird, hielt ich die vorliegende Bearbeitung der Rime für eine den Freunden des Dichters nicht unwillkommene Erscheinung. Während wir von der göttl. Comödie seit einem Menschenalter sechs Uebertragungen erhalten haben, **) besigen wir von den lyrischen Ge

*) „Si Dante est bien compris aujourd'hui, c'est à l'Allemagne qu'il faut en rapporter l'honneur," sagt selbst ein Franzose, Taillandier (in der Révue des deux mondes. 1856. Dec. S. 518). **) Von Kannegießer (neueste 4 Ausg. 3 Bde. Lpz. Brockh. 1843), Streckfuß (5 Aufl. Braunschw. 1858), Gused (Pforzh. 1841), Graul (Thl. I. die Hölle. Lpz. 1843), Kopisch (Berl. 1842), Philalethes (König Johann von Sachsen, 3 Bde. Dresd. 1839. 1840. 1849). Die beiden Uebersetzungen von Hörwarter (u. von Enk) und von Heigelin sind werthlos.

dichten Dante's nur eine einzige, die von Witte und Kannegießer, eine allerdings unschätzbare, bahnbrechende Arbeit, wie sie sich von den genannten großen Dantegelehrten nicht anders erwarten läßt, die aber bei der von der unserigen verschiedenen Tendenz, welche ihre Verfasser verfolgten, die gegenwärtige Bearbeitung keineswegs unnöthig zu machen. schien.

Was nämlich diese Sammlung der lyrischen Gedichte Dante's betrifft, so enthält sie nur die anerkannt oder doch nach dem Urtheile bewährter Kritiker wahrscheinlich ächten mit Ausschluß aller derjenigen, welche die Kritik andern bekannten oder unbekannten Verfassern zugewiesen hat. Die bisherigen Ausgaben schleppen sich mit einem Ballast unächter, großentheils sehr werthloser Reimereien, die entweder mit dem Aechten gemischt oder, wie in der neueren, unserer Sammlung zu Grunde gelegten Ausgabe von Fraticelli (il Canzoniere di Dante Al. annotato e illustrato da Pietro Fraticelli etc. Firenze. Barbèra 1856) anhangsweise als apokryphisch beigegeben sind.

Eben

deßhalb konnten auch die geistlichen Gedichte (Rime spirituali) keine Aufnahme finden.*) Ich halte diese langweiligen, keine Spur des Dante'schen Geistes an sich tragenden Reimereien, mit Ugo Foscolo und Blanc, für Dante's unwürdig und glaube, daß sie, selbst ihre Aechtheit vorausgesezt, keine Uebersehung verdienen. Dagegen ist der poetische lateinische Briefwechsel mit Giovanni di Virgilio von unzweifelhafter Aechtheit und ge= hört mit Recht in eine vollständige Sammlung der lyrischen Poesieen Dante's, zu dessen Lebensgeschichte während seiner lezten Jahre er sehr schägbare Beiträge liefert.

Alle Gedichte ordnete ich in vier Bücher. Das erste enthält die Gedichte der vita nuova;

*) Eine Folge davon, daß die bisherigen Ausgaben Aechtes und Unächtes durcheinander enthalten, ist, daß Dichter wie Schlegel, Heyse, Geibel 2c. entschieden untergeschobene Sonette als Dante'sche übersetzten und Bearbeiter italienischer Chrestomathieen wie Wolff, Ebert, Fabrucci 2c. Unächtes unter dem Namen Dante's aufnahmen.

das zweite die Canzonen, bei denen die Anordnung Witte's beibehalten wurde, dessen Scharfsinn bekanntlich die Reihenfolge nachgewiesen hat, in welcher sie der Dichter später in seinem convito zu commentiren gedachte; das dritte Buch umfaßt die Sonette und ein Anhang zu demselben giebt mehrere Gedichte, über deren Authentie die Stimmen noch getheilt sind; das vierte endlich enthält den poetischen Briefwechsel.

Die Uebersetzung beabsichtigte, den Sinn des Originals so getreu als nur immer möglich wiederzugeben. Sie behielt daher zwar den Ryth= mus des Textes bei, verzichtete aber auf den Reim, dessen Beibehaltung die Nothwendigkeit mit sich führt, dem bloßen Wortklange nur zu häufig den Gedanken des Originals oder doch die Einfachheit und Verständlichkeit des Ausdruckes zum Opfer zu bringen. Die trefflichen Männer, welche sich in gereimten Ueberseßungen der vorliegenden Gedichte versucht haben, mögen es selbst bezeu= gen, wie schwer nicht bloß, sondern wie unmöglich es ihnen geworden ist, den schlichten, natürlichen

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