Starhemberg, Ebereichsdorf, Pottendorf, Wolkerstorf, Eckartsau, Hohenberg und den Emporkömmling Eitzinger. „Salzburg, Passau, Re , gensburg, Freising haben grosses Besitzthum, viele Burgen und Häuser, besuchen den Hof, sind des Fürsten Räthe und ehren seine Hoheit. Wolle er nun das Banner des Krieges auswerfen oder einen glänzenden und freudigen Hof um sich sammeln, so tritt der Herzog mit seinen Prälaten und Grossen wie mit einem Gefolge von Königen einher.” Anton Bonfin (der Geschichtschreiber und Lobredner des Königs Mathias Corvinus, † 1502) entwirft ein ähnliches Gemälde von Wien und den Wienern. Er bewundert die Pracht der Kirchen (besonders den Stephansdom und das Schottenkloster) und der Paläste, die Sculpturen und dergleichen mit dem Bemerken, dass sich „hierher jene Geschlechter geflüchtet, die zu Padua, zu Verona, zu Vicenza und in der Lombardei weit und breit geherrscht. Hier haben die Scaliger's und Carrara's Häuser, und hier prangen noch ihre Wappen; hier die Denkmale vieler Adelsgeschlechter, deren Angehörige auf den Fahrten Friedrich’s Barbarossa und anderer Kaiser nach Rom, Burgen und Land in Italien erhalten und sich da niedergelassen haben. Vor den letzten Kriegen wurden in Wien, Kinder nicht mitgerechnet, 50.000 Einheimische und überdiess 7.000 Studenten gezählt '). Ebenso lobt er den Reichthum und die Handelsthätigkeit der Wiener, die Edelsitze und Bürgerhäuser in der wohlbebauten weinreichen Umgebung, tadelt aber die daselbst herrschende Genusssucht (ungefähr im Tone des Aeneas Sylvius), besonders die grosse Liebe zum Wein und die daraus entstehenden Zänkereien. Der Handel trug bei, dass sich in Wien auch bereits im sechzehnten Jahrhunderte Griechen, Serben und Bulgaren niederliessen, und dass man daselbst ein buntes Gemenge von abend- und morgenländischen Sprachen, besonders auf den Handelsplätzen vernehmen konnte ?). Ein grosser Theil des orientalischen Handels war vorzüglich in den Händen dieser Griechen und Razen %), deren sich immer mehrere in der Stadt, vorzüglich am alten Fleischmarkt ansiedelten. ?) Auch Wolfgang Schmelzlin seinem „Lobspruch Wien’s” v. J. 1548 spricht von 50.000 Communicanten. 2) Wolfgang Schmelzl, in seinem Lobsprach der Stadt Wien v. 325--338 sagt: An das Lugek kim ich ongfer Des Volks auch was ein grosse Meng. *) Unter Leopold I. wurden mehre Razen, welche keine besondere Hoffreiheit hatlen, wegen bedenklicher Einverständnisse von Wien weggewiesen. Hor mayr’s Gesch. Wien's IV. 12. Heft, S. 139. Der Name Zur Vervollständigung des lebensfrohen Bildes der Wiener fügen wir noch einige Züge bei. Turniere wurden auch während der Habsburger Zeit in den Städten und Burgen noch gehalten, waren aber weniger Kampfübungen in Massen, wie die alten Buhurte, sondern Stechen mit ihrer grossen Menge von Unterabtheilungen. In Wien wurden dieselben nicht nur von den Adeligen (auf den Kampflucken vor der Burg oder dem hohen Markt) sondern auch von Bürgern (auf der Brandstatt) abgehalten. Von Volksfesten, die in Wien beliebt waren, nennen wir das Veilchenfest, das Fest der laufenden Pferde oder das Scharlachrennen, die Feier des Johannesund Sonnenwendfeuers, Hof- und Bürgerbälle, die Maskenzüge in den letzten drei Faschingstagen u. s. w. '), sowie auch die Ehrungen der Fürsten mit Geschenken und die Empfangsfeierlichkeiten für dieselben zu den Fest- und Freudentagen der Wiener gehörten“). — Auch Hof-, Schul- und Bürger-Komödien an der Universität, den Gymnasien, bei den Schotten und St. Stephan, im Raths- und bürgerlichen Zeughause (im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderte), dann Meistersänger und die, von Ferdinand I. abgeschafften, fahrenden Sänger, Reimsprecher und Schalksnarren trugen zur Ergötzlichkeit der Wiener bei *). Dabei ist anderseits auch der Wohlthätigkeitssinn, der sich in frühern Ratzenstadll für Magdalenengrund deutet nicht auf einstige raizische Bevölkerung, sondern der Volks. witz legte ihn bei, weil die gegen die Windmühle bergansteigenden Häuschen dieses Grandes von Ferne das Aussehen haben, als wäre eines auf das andere gesetzt (Schachner: Suburbia Vienn. 1734, p, 71). 1) Sehr werthvolle Beiträge über Cultur und Sittengeschichte, Togographie etc. Wien's aus früher ange druckten und unbenützten Quellen (meist aus städtischen Rechnungen) enthalten J. E. Schlager's: Wiener Skizzen aus dem Mittelalter (5 Bändchen oder Reihen, Wien 1836—1846), und dessen „Alterthümliche Ueberlieferungen von Wien" (1844), welchen die hier stehenden Bemerkungen entnommen sind. – Ueber das Stechen der Bürger sieh a. a. 0. I. B. S. 267 und III. B. S. 28. Ueber Volksfeste I. B. S. 1–15, 270—282, über Schank hung, Erung und löbliche Frewd, III. B S. 1-200, Pferderennen und Wettlaufen, bei Griechen und Römern, im Mittelalter auch in Italien üblich, wurden in Wien 1389 durch Herzog Albrecht IV. bewilligt und zur Zeit der beiden Jahrmärkte (am Christi-Himmelfahrts- und am Katharinentage) abgehalten. Die Rennbahn theilte sich in den sogenannten obern (heutigen) Rennweg (von St. Marx bis zu den Ufern der Wien) und in den untern (gegen die jetzige Raben- und Ungergasse). Ein Scharlachtuch war der Preis für das schnellste Pferd. daher der Name Schärlachrennen. Der Preis für die laufenden Mannen und Frauen bestand in zwei Stück Barchet. Nach dem Feste wurden (bis zum Jahre 1447) in des Bürgermeisters Wohnung Erfrischungen von Wein und Brot gereicht, nach diesem Jahre aber ein Mittagsmahl daselbst gehalten. – Die uralte Sitte der Sonnenwendfeuer wurde in Wien auf dem hohen Markte gefeiert, wobei der Bürgermeister und die Rathsherren um das Feuer ritten, während das Volk um dasselbe tanzte. 2) A. a. 0. I. B. S. 1–100. In der ersten Epoche des Wiener Bürgerlebens waren ordentliche und ausser ordentliche Geschenke der Wiener Bürger an den Hof, namentlich zu Weihnachten, sogenannte „Clainat" aber auch Ehrengaben an fremde hohe Personen üblich; Bürgersfrauen wurden in Hofequipagen zu Hofbällen geladen und die festlichen Empfänge der Fürsten bewahrten theils einen kirchlichen, theils bürgerlichpatriarchalischen Familien-Character, den sie unter Leopold des Glorreichen Zeiten bereits hatten; seit dem sechzehnten Jahrhunderte, wo sich der Länderbesitz der Habsburger vergrösserte, die Landesfürsten seltener in Wien residirten, und durch das Erscheinen von auswärtigen Königen manchmal die Feste einen mehr diplomatischen Character annahmen, waren Triumphbogen, Weinbrunnen, Riesen, Stadtbeleuchtung, Festmahle, Feuerwerk, Aufzüge und Fahnenschwingen vom Stephansthurm Merkmale der Empfangsfeier lichkeiten, besonders seit 1563, hei dem Festeinzuge Maximilian II. 3) A. a. 0. III. B. 200 -446. Vergl. den folgenden S. über Entwicklung der Poesie unter den Habsburgern. Zeiten durch Stiftungen für Spitäler uud Klöster bethätigte ‘), der Muth der Wiener, „Die 1) Sieh' den §. über kirchliche Entwicklung, wo auch die kirchlichen Hauptfeste, zu St. Stephan gehalten, erwähnt werden. 2) Veber Wien's einstige Wichtigkeit als Festung und deren Bewachung durch die Bürger, die Kriegszüge derselben, dortiges Söldnerwesen, Zeughäuser etc., sieh' Schlager a. a. 0. V. B., S. 1–273, 291–533. – kunde, und Leber: Wien's kais. Zeughaus, 2 Bände, Leipzig 1846. Wichtigkeit Wien's als befestigter Platz an den Pforten des so gefürchteten Ostens, als einziger Haupt- S. 70. Weiterer Bevölkerungszuwachs in Oesterreich (ius besondere in Wien) unter dem Hause Habsburg-Lothringen. Durch die pragmatische Sanction wurden die Länder und Völker der österreichischen Monarchie zu einem untheilbaren Ganzen verbunden und dieses äusserte seinen besonders günstigen Einfluss auf die steigende Bevölkerung des Stammlandes Oesterreich, namentlich auf Wien, welches dadurch erst zum Mittelpuncte der Monarchie erhoben wurde. Die Errichtung der ung rischen Hofkanzlei in Wien, das vertrauensvolle Verhältniss, welches unter der grossen Maria Theresia zwischen dem kaiserlichen Hofe und der ungrischen Nation obwaltete, zog viele ung rische Magnaten und Edelleute nach Wien, wo sie sich auch in eigenen Palästen wohnlich machten. Die Errichtung der ungrischen Leibgarde im Jahre 1760, welche das früher gräflich Trautsohn'sche Palais bezog, führte ebenfalls die Blüthe des jungen Adels in die Residenz. Auch nach der Abtretung italienischer Landestheile kamen vornehme und patriotische Italiener, z. B. die Roferano, Strozzi u. s. w. nach Wien; später nach dem Verluste der Niederlande geschah dasselbe von Seiten vieler Niederländer, nachdem bereits durch die Handelsverbindung mancher gewerbsthätige Niederländer nach Wien gekommen war. Auch aus Hessen und andern deutschen Ländern waren adelige Familien, namentlich im Militärdienste, nach Oesterreich gekommen. Am meisten blieb die Zuwanderung aus Deutschland im Gange, vorzüglich aus Bayern, Schwaben, Franken und Lothringen, einige Zeit (1745-63) auch aus Schlesien. Dieser fortdauernde Zuwachs der niederösterreichischen Bevölkerung von Aussen, namentlich in Wien, zeigte sich augenfällig durch die Entstehung und raschen Bevölkerungsfortschritte der meisten Vorstädte. Als im Jahre 1703 die Linienwälle gezogen wurden, waren innerhalb derselben grossentheils Felder und Gärten ; zwar bestanden schon aus der Babenberger Periode die Dörfer Erdberg, Gumpendorf, alte Wieden, Landstrasse, Margarethen etc., dann mehrere Klöster, Spitäler, Mayerhöfe und Schlösser, doch waren sie schon bei dem ersten Türkeneinfalle und nach ihrer theilweisen Wiedererhebung, bei der zweiten Türkenbelagerung im Jahre 1683 niedergebrannt worden. In der Regierungsperiode Karl VI. (1711 – 1740) entstanden auf dem Rennwege (1693—1724) durch Prinz Eugen das Belvedere, ferner das schwarzenbergische Palais (1725), die Häuser der Herren Managetta, Stockhammer etc. auf der Landstrasse die Gartengebäude des Grafen Traun (am Glacis zur Taube Nr. 445), Kollowrat (jetzt Esthe), des Prinzen Max von Hannover u. a.; doch nahmen die Landstrasse und der Rennweg in ihren übrigen kleineren Bauten erst sei dem Jahre 1767 durch die zugesicherte zwanzigjährige Steuerfreiheit Aufschwung. Nachdem das grossartige Starhemberg'sche Freihaus (1684–1717), dann die herrliche Karlskirche zum Andenken an die Pest im Jahre 1713 auf Befehl des Kaisers durch den berühmten Fischer von Erlach, den Erbauer der Hofbibliothek und der meisten Prachtbauten damaliger Zeit, sich erhoben, nahm auch die Vorstadt Wieden bald an Bevölkerung zu, um so mehr, da Kaiser Karl VI. in der neuen Favorita (dem nach Wen maligen Theresianum) gern sich aufhielt, und Fürst Lobkowitz, Graf Althan, Graf Starhemberg, Baron Kleinburg, die Herren von Garelli, Matthielli, Mayenberg etc. sich ansässig machten; an der Wien aber die Häuser des Freiherrn Schaller, Glanz und Selb, dann Focaneti's etc. entstanden. Rasch erhob sich auch die Vorstadt Mariahilf (früher Schiff oder Schöff, vom Schilde eines Einkehrwirthshauses den Namen tragend, in welchem die auf der Donau aus Bayern’und Schwaben zahlreich herabkommenden Kauf- und Schifleute gewöhnlich Herberge nahmen, wenn sie zu Lande nach Hause kehrten) und zählte im Jahre 1733 bereits 120 Häuser mit 12.200 Einwohnern. Baron Lette, Atbrechtsburg, Zauner u. a. kauften sich dort an. Auch der Spittelberg (an der Stelle des ehemaligen Kroatendörfels) hatte 1733 schon 150 Häuser mit 8.000 Seelen. Auf dem alten Grunde Zeismannsbrunn oder St. Ulrich obern Gutes entstanden im Anfang des achtzehnten Jahrhunderts die Vorstädte Neustift, Neubau, delstadt, und auf den Feldern Ober-Neustifts wurde erst im Jahre 1780 das Schottenfeld angelegt. Diese Vorstädte wurden grösstentheils mit Reichsländern (Schwaben, Bayern, Franken, Lothringern) bevölkert, wozu die durch Kaiser Joseph II. verkündigte Toleranz, der durch ihn der inländischen Industrie ertheilte Impuls und die zehnjährige Steuerfreiheit wesentlich beitrugen '). Auch Gumpendorf vergrösserte und verschönerte sich um die letztere Zeit, als die Grafen Königsegg, Mollart, von Arnberg, Hillebrand, Waffenberg u. a. daselbst Häuser mit Gärten errichteten. Im alten Lerchenfelde entstand die Trattner'sche Druckerei, um welche sich zunächst Häuserreihen bildeten. Im Jahre 1700 verkaufte Marchese Hypolit Malaspina den rothen Hof mit allen umliegenden Gärten und Feldern bis zum grünen Thor an den Magistrat und nannte ihn zu Ehren des römischen Königs: Josephstadt. Die Familie Strozzi, welche sich zwischen Josephstadt und Lerchenfeld Schloss und Garten angelegt, verkaufte (1752) ihren Grund dem Magistrate, seit welcher Zeit auch die dortigen Weingärten sich in Häuserreihen verwandelten. Paläste mit Gärten legten dort die Grafen Chotek, Kolowrat und Kinsky (jetzt Auersperg) an. Die Alservorstadt bezogen Fürst Schönborn, Baron Pirchenstein, Löwenau, die Währingergasse Fürst Dietrichstein, Graf Kufstein, Baron Strudl, der berühmte Maler, u. a. Beide erlangten erst eine grössere Bedeutung in den Tagen Kaiser Joseph II. durch die Anlegung der dortigen Spitäler und Kasernen. Das breite Feld entstand erst unter Franz I. seit den Friedensjahren. Der Michelbeurische Grund erinnert an seine ehemalige Grundherrschaft, die salzburgische Benedictiner-Abtei Michelbeuern, welche auch in Währing Besitzungen hatte. Um's Jahr 1712–1720 entstand durch den Fürsten Johann Adam Liechtenstein die Vorstadt Lichtenthal, welche damals zu Ehren Kaiser Karl VI. auch Karlstadt genannt wurde und schon im Jahre 1733 sammt Himmelpfortgrund 9.000 Einwohner zählte. Zur Vorstadt Thury in der alten Sichenals machte Johann Thury, Kaiser Ferdinand's I. Hofbedienter, den Anfang durch Erbauung eines Hauses ?). Bald folgten 1) Vergl. den spätern S. über die Fortschritte der Industrie in Oesterreich. Von Türken zerstöhret war, Anjezo, als man 1646 sagt · Johann Thury diess Haus erbauet hat. |