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Nikolsburg aus sich auch die Irrlehre der Wiedertäufer in Oesterreich einzuschleichen begann 1). Um die Wankenden im Glauben zu festigen, die Gefallenen aufzurichten und die Irrenden auf den Weg des Heiles zurückzuleiten, erwirkte Ferdinand I. kurz vor seinem Tode von Pius IV. ein Breve vom 16. April 1564, wodurch der Laienkelch gestattet wurde 2). Allein der wohlgemeinte Zweck wurde nicht erreicht, daher Pius V. zwei Jahre nachher dieses Breve zurücknahm 3). — Um durch Belehrung zu wirken, namentlich „um junge Leute in heiligen Wissenschaften zu unterrichten, zu lauterem Wandel heranzuziehen," berief Ferdinand die Jesuiten; der heilige Ignaz sendete bald nachher seinen Gefährten Claudius Jajus mit zwölf Ordensbrüdern nach Wien *). Auch die Polizeiordnung vom Jahre 1552 bezweckte Sittlichkeit aller Stände 3).

Die Sachlage war um so gefährlicher, als die Reformation beim Adel in Oesterreich bald Eingang fand. Schon an Ferdinand I. gelangte (1541) nach Prag das erste Ansuchen um völlig freie Religionsübung der Protestanten mit den Katholiken, welchem auch die Städte Wien, Korneuburg und Stein beipflichteten. Aus den Unterschriften jedoch war jene des Erasmus von Starhemberg die einzige von dem auch in Wien hausgesessenen alten Adel Oesterreich's unter der Enns.

In dem letzten Jahrzehend von Ferdinand's Regierung liessen die Adeligen ihre Prediger von den Schlössern allmälig und im Geheimen nach Wien kommen 6), und nachdem Max II. (1568) den Ständen gänzliche Religionsfreiheit auf ihren Schlössern und Gebieten, mit ausdrücklicher Ausnahme Wien's, zugestanden hatte, machte die neue Lehre um so reissendere Fortschritte, als derselbe Kaiser (1574) auch den Ständen den protestantischen Gottesdienst im Landhause zu Wien zugestand, worauf auch bei den Minoriten Dr. Josua Opitz, sowie in der Umgegend Wien's, namentlich zu Hernals'), Inzersdorf und Vösendorf, eifrig Proselyten machte. Doch kamen die evangelischen Prediger in Oesterreich selbst bald in Zerwürfniss, so dass die evangelischen Stände naclı Rostok an den berühmten Chyträus sich wendeten, der den Doctor Lucas Backmeister zu

1) Dort fand Balthasar Hubmeier von Friedberg, einer der Zwickauer Schwärmer, der Wiedertäufer, nach der Schlacht von Frankenhausen verjagt, bei den Herren von Liechtenstein, Leonhard und Johann zu Nikolsburg (das die Wiedertäufer: Emaus nannten) eine Zufluchtsstätte, und bei 10.000 derselben sammelten sich bei diesem Städtchen. Die Herren von Liechtenstein mussten ihn jedoch auf Ferdinand's Befehl ausliefern, Hubmeier wurde in dem damals passauischen Greifenstein in Haft gehalten und nach vergeblicher Bemühung ihn zum Widerruf zu bewegen, am 10. März 1528 bei Erdberg verbrannt, welchen Flammentod wenige Tage darauf auch seine Gattin erlitt. A, a. O. S. 171–170.

4) Ferdinand I. starb im Glauben, Oesterreich vor den Gräueln der Religionswirrnisse bewahrt zu haben; Hormayr's Wien, IV. B., 13, mit Bezug auf den Abschiedsbrief Ferdinand's I. an seine Söhne. *) De Rubeis: Mon. Arch. Aquil. p. 1091.

Harter's

*) S. Socher: Historia Provinciae Austriae Societalis Jesu. Pars I. (et unica). Wien 1740. Fol. Ferdinand II., 1. B., S. 253 mit Berufung auf Ferdinand's Schreiben an den heiligen Ignaz. *) Gotteslästerung, Fluchen, Zutrinken, Beschränkung des Luxus sind darin Hauptpuncte. *) Die Freiherren von Jörger standen mit Luther im Briefwechsel, welcher zum Theil von Raupach im evangelischen Oesterreich" und von Hormayr im Taschenbuch für 1845 herausgegeben wurde.

7) In Hernals predigten: der durch seine Reise in's gelobte Land und nach Amerika bekannte Salomo Schweiger, Ambros Ziegler, Johann Mugler, Mathias Hon (im Umkreise Wien's geboren, später Superintendent zu Plauen), welch' letzterer Hernals als den wahren Sitz und Hort der gereinigten Lehre pries. Helmhard war auf den Conventikeln zu Horn und Retz einer der wüthendsten Gegner Ferdinand's II., und wurde wegen der eingeleiteten Verbindung mit den Gegenkönigen, dem Pfalzgrafen Friedrich und Gabriel Bethlen, geächtet und seine Besitzung in Hernals eingezogen.

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schickte. Dieser hielt zu Horn eine grosse Zusammenkunft der Prediger und Evangelischen, und unternahm auch zu Feldsberg, Enzersdorf, Rodaun, Schallaburg u. a. O. Visitationen. Fast der ganze österreichische Adel hing der lutherischen Lehre an, und die eifrigsten Verfechter derselben waren die protestantischen Jörger in Hernals, die Buchheim in Aspang, die Hager in Alentsteig, die Thonradl auf Thernberg und Ebergassing und die Losensteiner auf Schallaburg. Die letzteren hatten sogar zu Loosdorf ein Gymnasium und ein protestantisches Consistorium errichtet 1).

Selbst die Bürger Wien's wollten keinen Katholiken in den Rath, ja nicht einmal einen katholischen Dienstboten aufnehmen. Unter Rudolph II. ging das Streben der Regierung dahin, die Uebergriffe der Protestanten zurückzuweisen, wozu Cardinal Khles 2), unter Matthias Minister, wesentlich beitrug. Dessen ungeachtet gewann die neue Lehre noch immer Anhänger, besonders unter dem Adel. Schon waren in Oesterreich nur fünf Katholische vom Herrenstande übrig. So fand Kaiser Ferdinand II., welcher durch seine ganze Erziehung als muthiger Streiter für den katholischen Glauben geweiht war, keinen Oesterreicher, dem er die Heerführung gegen die Protestanten anvertrauen konnte.

S. 75.
Fortsetzung.

(Romanischer Einfluss.)

Schon während des Anfangs der Regierung Ferdinand's II., als Thurn denselben in Wien belagerte und die protestantischen Stände mit Erasmus Tschernem bl und Andreas Tonradl an der Spitze die Gelegenheit benützten, um ihm unbedingte Glaubensfreiheit abzutrotzen, als in dieser verzweifelten Lage Ferdinand's ganzes Gottvertrauen und Festigkeit sich erprobte, da war es der Lothringer Bucquoy, der, von der Bedrängniss des Kaisers unterrichtet, das Kürassier-Regiment Dampierre unter dem Oberst Gebhart Sainthilaire, ebenfalls einem Lothringer, dem Kaiser zu Hilfe

1) Keiblinger: die Schallaburg, in Hormayr's Taschenb., 1829, S. 180-241. Dann, desselben Aufsatz:
Loosdorf in Oesterreich unter der Enns und das einst bestandene protestantische Gymnasium daselbst
im Arch. J. 1825, S. 529 etc., wo auch ein Auszug von den Statuten desselben zu finden ist. Schon Chri-
stoph II. von Losenstein (unter Ferdinand I. Reichshofrath, unter Maximilian II., 1548, Arcierengarde-
Capitan) begünstigte bereits thätig die neue Lehre, und widmete die Kirche zu Loosdorf, welches von
Kaiser Rudolph II. zum Marktflecken erhoben worden, dem protestantischen Cultus. Sein Sohn, Wilhelm,
bewerkstelligte nach seinem Plane (1574) das Gymnasium, und unter demselben erschien auch der Visitator
Doctor Lucas Backmeister. Auch war er selbst einer der Commissäre bei der Vollziehung der Visitation
für das V. o. W. W. (12–23. August 1580), wobei auf dem Schlosse Schallaburg von den 50 Predigern
des Viertels 36 erschienen. Im Jahre 1599 bestand unter seinem Schutze zu Loosdorf sogar ein Consi-
storium, auf dessen Abschaffung Erzherzog Matthias bei Kaiser Rudolph II. drang (Raupach's evangel.
Oesterreich I. S. 206). Mit Georg Wolfgang Losenstein erlosch (1635) die Linie Losenstein-Leuthen, welche
Schallaburg über 200 Jahre besessen hatte. Die zweite Linie Losenstein-Gschwendt, die zur katholischen
Religion zurückkehrte, wurde mit Georg Achaz (1653) von Kaiser Ferdinand III. in den Reichsgra-
fenstand und mit seinem Sohne, Franz Anton, von Kaiser Leopold in den Fürstenstand erhoben.
Mit diesem erlosch der Mannsstamm der Losensteiner (1695). Interessante Details über die Reformations-
geschichte des siebzehnten Jahrhunderts überhaupt enthalten die herrschaftlichen Acten.

*) Melchior Khlesl, 1553 in Wien geboren, der Sohn eines lutherischen Bäckers, ging in seiner Jugend zum
Katholicismus über, wurde (1579) Dompropst, dann Kanzler der Universität und Generalvicar des
Passauer Bischofs (1590), Verweser des Neustädter Bisthums, dann Bischof von Wien. Vergl. Hammer-
Purgstall: Khlesl's Leben. 4 Bde. Wien, 1847-1851.

sendete und denselben befreite. Während des dreissigjährigen Krieges waren es vor-
züglich Italiener und Wälschtiroler, oder doch solche nicht-österreichische Katholiken,
welche daselbst erzogen, und noch durchweg vom katholischen Geiste durchdrungen
waren. Zu den ersteren gehören Ottavio Piccolomini 1), aus sienesischem Ge-
schlechte, der durch sein feuriges Ungestüm den Sieg bei Lützen entschied, sammt
seinem Neffen Caprara ), dann Gallas 3) (Mattia Galasso) aus Südtirol stammend,
der Sieger von Nördlingen, der mit der gottbegeisterten Giovanna dalla Croce in Ro-
veredo für die katholische Glaubenssache in Verbindung stand, dann der modenesische
Montecuculi, der erst in den letzten Jahren des Religionskrieges in das kaiserliche
Heer eintrat und später in den Kämpfen gegen die Türken, namentlich durch den Sieg
bei St. Gotthart berühmt wurde *). In die Reihe der letzteren gehörte vor Allen Wal-
lenstein), nebst dem Lütticher Tilly) und dem schwäbischen Pappenheim').
1) Piccolomini, 1599 zu Florenz geboren, der Sprössling eines uralten Geschlechtes in Siena, wurde vom
Grossherzoge zu Florenz an der Spitze einer Hilfsschaar dem Kaiser Ferdinand II. zugeschickt; seine
Wirksamkeit im dreissigjährigen Kriege ist hinlänglich bekannt. Auch nach dem westphälischen Frieden
diente er als kluger Unterhändler den kaiserlichen und katholischen Interessen. Er starb im J. 1656 zu Wien,
2) Aeneas Sylvius Caprara, geboren 1631, war auch ein Verwandter Montecuculi's, den er nach dem
dreissigjährigen Kriege auf seiner Reise nach Schweden, Deutschland und Italien begleitete. Er diente in
den französischen und Türkenkriegen, und stieg bis zu dem Range eines Feldmarschalls und Hofkriegs-
rathes empor. Er batte 44 Feldzüge mit Auszeichnung durchgemacht und starb 1701.

3) Matthias, Graf von Gallas, wurde am 16. September 1589 auf dem Schlosse Campo seines Vaters Pancrazio
Gallasso in Judicarien geboren. Er diente zuerst unter Tilly der katholischen Ligue, später im kaiserlichen
Heere in Flandern, Italien und Deutschland, und stieg bis zum Grade eines General-Lieutenants. Bei dem dro-
henden Ausbruche der Wallenstein'schen Verschwörung war er einer von den wenigen Feldherren, welche
dem Kaiser unbedingt treu blieben; an ihn erging auch das kaiserliche Patent, worin die ganze Armee ihrer
Pflicht gegen Wallenstein entbunden und an seinen Oberbefehl gewiesen wurde. Giovanna dalla Croce soll
ihm seinen Sieg bei Nördlingen vorausgesagt haben (Beda Weber: Tirol und die Reformation, S. 274).
Nachmals (1645) erlitt er eine Niederlage gegen Torstensson und verlor in Folge dessen die Stelle bei der
kaiserlichen Armee. Er wurde zwar nach einiger Zeit wieder angestellt; starb aber bald darauf (1647).
*) Raimund, Graf Montecuculi, 1628 zu Modena geboren, diente Anfangs in der kaiserlichen Armee unter sei-
nem Oheime Ernst M. Commandanten der österreichischen Artillerie, vollbrachte (1644) seine erste ausge-
zeichnete Waffenthat, als er an der Spitze von 2.000 Reitern 10.000 Schweden durch einen Eilmarsch
überfiel und ihnen Bagage und Artillerie abnahm. In der Hitze des Verfolgens fiel er in schwedische Ge-
fangenschaft, rächte dieselbe aber bald nach seiner Befreiung (1646), indem er den schwedischen Feld-
herrn Wrangel bei Triebel schlug und in Verbindung mit Johann von Werth die Schweden aus Böhmen
jagte. Nach dem Siege bei St. Gotthard und dem darauf erfolgten Frieden zu Vásvár wurde er Hofkriegs-
rathspräsident und erwies sich auch noch später als würdiger Gegner Turenne's. Er war auch ver-
dienter militärischer Schriftsteller und starb zu Linz am 16. October 1680.

5) Albrecht Graf von Waldstein (Wallenstein) Herzog zu Friedland und Sagan, kaiserl. und königl. spanischer Generalissimus, geboren den 15. September 1583 zu Hermanic in Böhmen, wurde am Hofe Herzogs Karl von Burgau zu Innsbruck erzogen und, der Sage nach, durch das Erscheinen der heiligen Maria im Traume, während dessen er über eine Mauer stürzte, für den katholischen Glauben gewonnen; er studirte in Padua, wo er noch völlig für die katholische Sache eingenommen wurde, bis ihn sein ungemessener Ehrgeiz vom Pfade der Pflicht ablenkte. Seine Thaten und seinen Tod (in neuerer Zeit vielfach beleuchtet) zu schildern, würde den Zweck dieser Zeilen überschreiten; doch sind darüber noch nicht völlig die Acten geschlossen, und es gelten von ihm noch immer Schiller's Worte:

,,Von der Partheien Gunst und Hass verwirrt

Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte."

6) Johann Tserclas Graf von Tilly wurde 1559 zu Lüttich geboren und von Jesuiten erzogen; in spanischer Kriegsart aufgewachsen, siegte er in 50 Schlachten für die katholische Kampfehre, blieb aber selbst unbesiegt. Er starb am 20. April 1632.

7) Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim, in Schwaben 1594 geboren, fiel in der Schlacht bei Lützen, in welcher auch Gustav Adolph blieb (1632).

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Bei dem Verfalle der Kirchenzucht in vielen österreichischen Klöstern, war es begreiflich, dass man die Aufnahme eifrig katholisch gesinnter Italiener namentlich in die auf italienischem Boden heimischen Orden der Franciscaner, Minoriten, Kapuziner und Jesuiten begünstigte. Von Enthusiasmus ergriffen, zeichneten sich besonders Einzelne derselben während der Zeit des dreissigjährigen Krieges aus. Wir nennen von denselben Fra Domingo, der im Jahre 1620 zu Scherding das Panier des Schlachtheeres weihte, die Soldaten zur Busse und Tapferkeit mahnte und vor Prag mit Max von Bayern und Tilly in feuriger Rede den unmittelbaren Angriff gegen die Meinung der andern Befehlshaber im Kriegsrathe durchsetzte, und durch sein inbrünstiges Gebet, mit dem Crucifixe in der Hand durch die Schlachtreihen reitend, die Krieger zum Sieg am weissen Berge (8. November 1620) entflammte. Gleichzeitig soll auch Bruder Tommaso von Bergamo durch seine Beredsamkeit den Kaiser Ferdinand in Wien zum Schlachtbefehle und zur äussersten Wagniss bewogen, und in Wien während der Schlacht den Sieg des katholischen Heeres vorausgesagt haben ').

Die Landesfürsten, welche katholisch erzogene Gemahlinnen aus dem Süden sich gewählt, hatten oft wie die letzteren italienische und spanische Beichtväter als ihre Rathgeber bei Hofe. Die Fürstinnen erhielten auch von dort her Hofstaat und Umgebung, wodurch die italienische, spanische und französische Sprache an den Höfen zu Wien und Innsbruck, sohin auch in den höheren katholischen Ständen herrschend wurde. Wir erinnern an Ferdinand's II. zweite Gemahlin, Eleonore, eine Tochter des Herzogs Vincenz von Mantua-Gonzaga, eine überaus fromme Frau, welche ihre Gouvernante Paula Maria Centuriona (aus einem alten genuesischen Geschlechte stammend und dem Orden der barfüssigen Karmeliterinnen einverleibt), nach Wien berief, und, um sie an diese Stadt zu fesseln (1629 bis 1638), ein Kloster für Karmeliterinnen errichtete, worin Centuriona als erste Oberin eintrat und worin auch die Kaiserin ibre eigene Betzelle hatte 2).

Leopold I. hatte den Italiener Francesco vom Kinde Jesu, einen barfüssigen Karmeliter, und den Nicola Tonnellani, einen Spanier, zu Beichtvätern, und Fürst Porcia übte als Minister dieses Kaisers am Wiener Hofe grossen Einfluss. So wurde das Italienische und Spanische eigentliche Hofsprache, während gleichzeitig durch Ludwig's XIV. Waffenmacht und die Ausbildung der französischen Literatur die französische Sprache zur diplomatischen sich emporschwang. Da gleichzeitig der vermögliche katholische Adel und Bürgerstand in den österreichischen Landen seine Söhne gern auf die italienischen Universitäten, insbesondere nach Padua schickte, wo die medizinische Wissenschaft in voller Blüthe stand 3), da viele italienische Doctoren von dort berufen wurden, oder deutsche Doctoren in ihre süddeutsche Heimath zurückkehrten, so erklärt sich, dass selbst in die mittleren Stände die

1) Beda Weber: Tirol und die Reformation. S. 104 etc.

*) Marian Fiedler: Austria sacra, Band IX, S. 126-130, Beda Weber's Giovanna, B. III, S. 40–42.
3) Bartolomeo Guarinoni, aus mailändischem Geschlechte, der in Padua studirte, später in Trient als
praktischer Arzt wirkte, erhielt als Leibarzt zu Kaiser Rudolph II. einen Ruf nach Prag; sein Sohn, Hip-
polyt, wurde Leibarzt bei Erzherzog Ferdinand II. von Tirol; Peter Andreas Mattioli war Leibarzt
Kaisers Max II., und Krato von Kraftheim war Leibarzt der Kaiser Ferdinand I., Max II. und Rudolph II.

italienische Sprache und durch die Verbindung mit den katholischen Niederlanden auch die französische Eingang fand, während die süddeutsche Sprache besonders in den höhern Ständen durch die häufige Aufnahme von lateinischen, italienischen und französischen und zum Theil spanischen Worten, nahe daran war, in eine romanische überzugehen 1). Auch die Kunst trug dazu bei, einen römisch-katholischen Hof-Charakter anzunehmen, denn die Musen flüchteten aus dem Kriegsgetümmel und theologischen Streitfehden an die Höfe der Fürsten). Bei den Protestanten war die historische Malerei vom religiösen Gebiete entfernt, und dafür eine Art Genremalerei, namentlich in Holland, aufgetaucht.

Dagegen zog sich die katholische Kunstfertigkeit auch in die Ordensvereine zurück, und namentlich wurde dieselbe geübt in den Klöstern der Kapuziner, Franciscaner und Serviten, wo die altflorentinischen Meister Fra Domenico da Fiesole, und Fra Bartolomeo da San Marco eifrige Nachahmer fanden; von dort gingen auch die feinen Pergamentbildchen aus, welche, Heiligenbilder oder Legendendarstellungen enthaltend, häufig unter den Katholiken Verbreitung fanden 3). Die Poesie fand nebst den lateinischen Schulkomödien ihren Ausdruck in italienischen Opern und französischen Schauspielen bis in die Tage Karl's VI., wo Metastasio Hofdichter war *).

S. 76.
Fortsetzung.
(Neue Klöster.)

Dem katholischen Elemente sollte namentlich durch zahlreiche neue Klöster Vorschub geleistet werden. Aus dieser Periode stammen, nebst andern Kapuzinerklöstern, jenes zu Wien (von Kaiser Matthias begonnen, von Ferdinand II. 1622 mit der Kaisergruft vollendet), auch die Barfüsser-Karmeliter wurden im untern Werd in diesem Jahre aufgenommen, die Pfarre St. Michael nächst der Burg aber den Barnabiten (1626) überlassen"); im Jahre 1627 stiftete Ferdinand II. die Paulaner auf der Wieden, und (1628) die Camaldulenser auf dem Kalenberge. Auch berief er auf Bitten seiner Gemahlin Marianna, Philipp's III. von Spanien Tochter, von Montserat in Catalonien Benedictiner (1633) °), welche im Munde des Volkes Schwarzspanier genannt wurden, und im Jahre 1690 kamen Trinitarier, sogenannte Weiss spanier, nach Wien '). Schon i. J. 1636 waren auch die Serviten in die Rossau, und die Augustiner nach Maria-Brunn gekommen, woselbst der berühmte Pater Abraham

1) Jedes Actenstück dieser Periode gibt beinahe hierzu Belege. Auch die zahlreichen französischen, italienischen und überhaupt romanischen Ausdrücke, welche noch im Munde des gemeinen Mannes im Wiener Dialekt sich ablagerten, stammen grösstentheils aus dieser Periode.

2) Vergl. den §. über Kunst.

3) Beda Weber: Tirol und die Reformation. S. 335 etc.

*) Siehe den §. über Kunst und Poesie.

5) Im Jahre 1660 erhielten die Barnabiten auch ein Collegium zu Maria-Hilf, sowie sie schon (1633) zu Margarethen am Moos und Mistelbach Collegien hatten.

❝) Bis zum Jahre 1708 blieb das Wiener Kloster jenem zu St. Emaus in Prag untergeordnet.

7) Zweck derselben war Erlösung der Gefangenen aus türkischer Gefangenschaft, den sie auch erfüllten, indem sie deren über 5.000 befreiten.

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