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In Deutschland selbst war der damals sehr herühmte Dichter Martin Opitz v. Boberfeld 1) der erste, welcher einen italienischen Operntext, nämlich Rinuccini's ,,Dafne", übersetzte und nachbildete, wozu der Kapellmeister Heinrich Schütz die Musik setzte, welche Oper dann 1627 aufgeführt wurde 2).

Nach diesen allgemeinen Vorläufen Oesterreich insbesondere 3) in's Auge fassend, finden wir, neben einigen von Musik begleiteten Schulkomödien schon unter Max I. und Ferdinand I., also vor vierthalbhundert Jahren, am österreichischen Kaiserhofe die ersten nahen Vorläufer der Oper. Wie unter dem kunstsinnigen Kaiser Max die „gelehrte Donau-Gesellschaft", die erste Akademie der Künste und Wissenschaften in Oesterreich, allenthalben veredelnd und aneifernd einwirkte, so näherte sie insbesondere auch die Musik den dramatischen Vorstellungen. So wurde am 1. Mai 1501 in der Burg zu Linz vor Kaiser Max und seiner Gemalin Blanka, den Fürsten von Mailand und dem königlichen Hofstaate mit Musikbegleitung ein, von Konrad Celtis in lateinischer Sprache geschriebenes fünfaktiges Schauspiel,,Ludus Dianae" *), zur Feier der Dich

1) Seine Gedichte sind 1746 zu Frankfurt a. M. in 4 Bänden erschienen.

*) Zu Mantua wurde 1607 von Monteverde Rinuccini's „Orfeo", 1608 aber dessen „Ariana" in Musik gesetzt; er brachte 1624 die erste opera buffa zu Venedig zur Aufführung, woselbst 1637 die erste Opernbühne errichtet wurde. Kardinal Mazarin verpflanzte die Oper 1645 nach Frankreich, von da aus 1674 der Franzose Cambert nach England, wo später der deutsche G. F. Händel (geb. zu Halle 1685, † zu London 1759) eine musikalische Revolution bewirkte, welche aber für die englische Oper ohne Erfolg geblieben ist. Die erste deutsche Oper „Adam und Eva" wurde 1678 zu Hamburg, 1697 aber eine solche zu Augsburg zum ersten Male, 1774 in Schweden die erste schwedische Oper aufgeführt. 1730 kam die Oper an den russischen, 1773 an den polnischen, und fast zu gleicher Zeit an den dänischen Hof. *) Jos. Oehler: Geschichte des gesammten Theaterwesens zu Wien von den ältesten bis auf die gegenwärtigen Zeiten. Wien 1803, 8. 244 und 127 S. Schlager: Wiener Skizzen III, 201-378, 409–446

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Derselbe: Ueber das alte Wiener Hoftheater (in den Sitzungsberichten der philos. hist. Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1851, S. 147-271).

*) Das Stück selbst wurde kurz darauf auf 6 Kleinquartblättern in Druck gelegt und ist bereits eine typographische Seltenheit. (Impressum Nuremberge ab Hieronymo Hölcelio Ciue Nurembergensi Anno M.CCCCC. Et primo noui Seculi Idibus Maji" heisst es am Ende.) Es führt den Titel: „Ludus Dianae in modum Comedie coram Maximiliano Rhomanorum Rege kalendis Martijs et | Ludis saturnalibus in arce Linsiana danu bij actus. Clementissimo Rege et Regi | na ducibusque illustribus Medio | lani totaque Regia curia spectatoribus: per Petrum Bonomium, Re | gi. Cancel. | Joseph. Grun pekium Reg. Secre. | Conradum Celten Reg. | Poe. Ulsenium Phrisium. Uin | centium Longinum in hoc | Ludo Laurea dona | tum foeliciter et | iucundissi | me representa | tus." Da der Inhalt des Stückes bereits (in Kaltenbäck's österr. Zeitschrift 1835, S. 14-16; vergl. mit 1837, S. 105-106) mitgetheilt ist, so sollen hier nur jene Stellen aus dem Originale angeführt werden, welche sich auf die Anwendung der Musik bei diesem Stücke beziehen. So heisst es im ersten Akte nach der Ansprache Dianens und ihres Gefolges an den König: „Post huius carminis recitationem Diana choro Nympharum stipata Laudes Regis et regine cum Nymphis et Faunis quattuor vocibus cantant, Ipsa in choro corniculata stabat. Nymphis in chorea circa ipsam salientibus et hec carmina canentibus." Folgen drei Distichen mit Musiksatz in vier Notenzeilen für: Discantus (mit 4 Linien), Altus und Tenor (mit 3) dann Bassus (mit 4 Linien). Der Notendruck ist durchaus Holzschnitt, noch nicht mit beweglichen Metalltypen (vergl. oben S. 177). Im dritten Akte heisst es nach drei Distichen: „Post huius Carminis recitationem per Syluanum Chorus Bacchi et comitum suorum ad fistulam et cytharam saltabant hec carmina quatuor vocibus saltando modulantes." Folgen wieder drei Distichen. Später heisst es : Poeta igitur Ceremonijs solitis per manus Regias recreato totus chorus gratiarum actiones Regi cantauit tribus vocibus." Folgen 4 vierzeilige Strophen, dann wieder 4 Notenzeilen (mit 5, 3, 5, 5 Linien) für Discantus, Tenor und zwei Bassus. Im vierten Akte nach der Ansprache des Sylen folgt: Hinc rursus silentium et pocula aurea et patere per Regios pincernas circumlate et pocula pulsata Tympana et cornua." Im fünften Akt endlich: „Personae ludus omnes in unum chorum congregate gratiarum actiones agunt: Diana loquente et universo choro quattuor vocum consensu singula carmina repetente et veniam abeundi petente."

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terkrönung des Vincenz Lang (Longinus), aufgeführt, wobei nebst Celtis und Lang auch der königliche Kanzler Peter Bonomo, der königliche Secretär Joseph Grünbeck und Theodor Velsen (Ulsenius), im Ganzen 24 Darsteller mitwirkten, welche endlich im Verlaufe der Vorstellung mit dem Zuseherkreise in soferne in unmittelbare Verbindung traten, als der Kaiser Max die Dichterkrönung und Beschenkung des Gekrönten mit dem Jaspis-Ringe selbst vornahm und ihm den Kuss des Friedens gab. Unter Kaiser Max I., überhaupt ein grosser Verehrer und Förderer der Tonkunst 1), war 1509 zu Wien bereits das erste musikalische Lehrbuch in Druck erschienen, vielleicht das älteste in Deutschland 2), dessen Verfasser Simon van der Eycken aus Brabant gewesen. Bald darauf (1517) erschien ebenda in Druck eine der ältesten bekannten Schulkomödien, nämlich Reuchlin's Phorcensis Scaenica Progymnasmatica, mit neu componirten Arien auf vier Stimmen 3). Während der grossartigen Feierlichkeiten beim berühmten Fürstencongress in Wien (1515) wurde in der Schottener Schule ein allegorisches Singspiel in drei Acten unter dem Titel,,Voluptatis cum virtute disceptatio" von mehreren Cavalieren aufgeführt. Verfasser desselben war der kaiserliche Historiograph und gekrönte Dichter Benedict Chelidonius, Abt zu den Schotten, auch Musophilus genannt). Wiewohl schon damals der fruchtbare Komödiendichter Wolfgang Schmeltzl über die Leichtfertigkeiten der weltlichen Fastnachtspiele bitter klagte 5), so erhielten sie sich doch sammt den geistlichen Weihnacht- und Osterspielen hier, wie im übrigen Deutschland, bis in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Der Rector der Bürgerschule zu St. Stephan in Wien liess 1571 im bürgerlichen Zeughause ein kirchliches Schaustück die,,Comoedia de resurrectione Domini" aufführen, wobei Sänger und Organisten beschäftiget waren; sogenannte geistliche Komödien wurden in Wien seit alten Zeiten vor dem heiligen Dreikönigfeste durch die Kirchendiener dargestellt, denen jedoch im Jahre 1647 ernstliche Warnungen vor eingerissenen Missbräuchen eingeschärft werden mussten 6).

Während sich so im Volke noch lange und fast ausschliessend die althergebrachte nationale Richtung im musikalischen und dramatischen Vergnügen erhielt, wurde ihr auch bei Hofe in den derartigen Vorstellungen vereinzelt selbst da noch nachgegeben '), als bereits niederländischer und dann italienischer Einfluss immer fester Wurzel gefasst, und insbesondere prachtvolle Ballette eine vorzugsweise Beliebtheit errungen hatten. Nachdem bei Hofe selbst schon 1617 eine Kammermusicantin (Angela Stamp) ange

1) Cuspinian: De Caesaribus. Basel 1533, S. 738.

2) Denis: Wien's Buchdruckergeschichte, S. 21-22, gibt den Titel und die Beschreibung dieses Werkes. 3) Ebenda S. 113–114 und desselben: Merkw. der Garell. Bibl. S. 273–275.

*) Denis: Buchdruckergeschichte, S. 137-138, und Hormayr's Wien, VII, a. 165.

5) Denis a. a. O. 409.

) Schlager: Wiener Skizzen III, 219, 250.

7) Ungeachtet in Wien bereits unter Kaiser Max II. 1560 die erste Theaterproduction statt hatte und nach zehn Jahren schon in bedeutender Zahl italienische Komödianten (Juan Taborino, Flaminio, die Florentiner Soldino und Horatius, der Venezianer Juan, Sylvester aus Treviso u. s. w.), sowie am Prager Hofe Magnifico und Zeno, hier aber bald darauf auch spanische Castraten (1586 Luenca, Lopez, Orchoa, Navarra u. s. w.) thätig waren, finden wir doch bei Hofe selbst noch echt volksthümliche Darstellungen; so 1573 eine Bauernhochzeit, 1637 bei Seiltänzern einen „Hanswurst," 1639 eine Barbierer-Hofkomödie u. s. w.

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stellt, und von Kaiser Ferdinand's II. Gemalin neben der grossen Hofkapelle zugleich auch eine eigene Hausmusik-Kapelle unterhalten war, somit hier eine besondere Neigung für Musik überhaupt ausser Zweifel gestellt erscheint, finden wir zu einer Zeit, wo die Oper noch kaum in Frankreich eingeführt war, und einige Decennien früher, bevor sie nach England verpflanzt ward, dieselbe, wenn auch noch nicht für das Volk, doch am österreichischen Kaiserhofe unter der Benennung gesungene Vorstellungen" 1) bereits in vollem Gange, ja in der Person des Kaisers Ferdinand III., bekanntlich ein ausgezeichnetes musikalisches Talent, einen selbst-schaffenden Opernkomponisten aber noch durchaus auf italienischer Grundlage. 1649 war bereits sein noch vorhandenes melodienreiches Drama musicum, mit einem italienischen Texte: den Kampf eines Jünglings am Scheidewege zwischen Tugend und Laster (Amor divino, amor protervo), darstellend, vollendet. Die Begleitung des Gesanges besteht bloss aus Saiteninstrumenten (zwei Violinen, 1 Viola, 1 Bassgeige), und über ein einziges Motiv componirte des Kaisers Kammermusicus Wolfgang Ebner 36 Variationen. Nachdem zu Wien schon seit 1651 ein förmliches Komödienhaus mit dem Aufwande von 9176 Gulden erbaut war, gewann die dramatische Tonkunst neuen Aufschwung, als die Kaiserin Eleonore, eine geborne Prinzessin von Mantua, 1665 den fruchtbaren Componisten A. Draghi als Kapellmeister nach Wien gezogen hatte. Von da an finden wir durch drei Regierungsperioden, wie früher Niederländer, so nun durchaus Italiener als Hofkapellmeister und Opern-Tonsetzer (Cesti, Draghi, Badia, Bononcini, Caldara u. s. w.). Eine der grossartigsten Vorstellungen einer Oper wurde 1666 zur Feier des Beilagers Kaiser Leopold's I. mit der spanischen Infantin Margaretha, unter dem Titel „Pomo d'oro," wozu A. Cesti die Musik componirte, in einem auf dem Wiener Burgplatze zu diesem Zwecke eigens errichteten hohen Gebäude aufgeführt. Um die Pracht der Ausstattung, welche erst nach fast einem halben Jahrhundert an einer Oper Fr. Conti's wieder ihr Gleiches fand, in Erinnerung zu erhalten, erschien ein eigenes Werk hierüber 2). Allein ehen darin liegt der Beweis, dass man die Lust zur Pracht den streng musicalischen Genüssen überordnete, ungeachtet Kaiser Leopold, wie bereits erwähnt (S. 178), ein gründlicher Kenner der Musik und selbst Componist war. Fortan wurden in Wien während der Faschingszeit und bei gewissen feierlichen Gelegenheiten italienische Opern aufgeführt 3). Die grosse Pest 1679 und die Türkenbelagerung 1683 mit ihren traurigen Gefolgen hatten allerdings auch in diese Art Ergötzlichkeiten einen längeren Stillstand gebracht, und wir begegnen erst 1695 wieder einer ähnlichen Vorstellung, nämlich einem musicalischen Trauerspiele ,,Antiochus der Grosse" betitelt. Die ansehnliche Hofkapelle, welche jährlich bei 44.000 Gulden kostete, selbst von Fremden als eine der ausgezeichnetsten Europa's gerühmt, hatte damals bereits Castraten unter ihren

1) Bereits 1626 wurden für die Hofbühne fünf italienische Komödianten und ein Sänger aus Genua verschrieben. Im Jahre 1637 erscheinen bereits mehrere italienische Kammersängerinnen (Catanea, Rubini Bertalli, Banzioli, Rossini, Strassoldo u. s. w.)

2) Il Pomo d'oro. Festa Teatrale Rappresentata in Vienna" etc. Wien 1668 Fol., S. 107, mit 24 Grossfolio-Abbildungen. S. auch Talander: Die Durchlauchtigste Alorena u. s. w. Leipzig 1708, 8.

3) So z. B. 1671 Cidippe, 1674. Das vestalische ewige Feuer, 1676 Conjugium Phoebi et Palladis, 1678 Croesus.

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Mitgliedern '), doch ohne besonders hohe Besoldung, da sie im siebzehnten Jahrhunderte nicht mehr zu den Seltenheiten gehörten. Der erste unter den vielgerühmten, und in seinem Vaterlande später allgemein bewunderten Castraten, Baldassare Ferri, wurde in Leopold's Kunstanstalt gebildet. Der Schaulust am Prachtvollen huldigend, trennte man eine Zeit die musikalischen Productionen gänzlich und liess am Ende solcher Pracht-Schauspiele besondere Concerte aufführen. Kaiser Joseph I., ebenfalls selbst musikalisch gebildet, pflegte auch die italienische Oper und liess in Wien zwischen der Hofbibliothek und Reitschule ein grosses Opernhaus durch die berühmten Brüder Bibiena aufführen, welches an Schönheit der Ausschmückung kaum von einem anderen übertroffen wurde. In diese Zeit fällt die, mit „Pomo d'oro" rivalisirende Aufführung der erwähnten Oper des berühmten Theorbisten und Hofcompositeurs Francesco Conti, dessen „Don Quixote" eine der ersten italienischen komischen Opern in Deutschland war. Während dieses Zeitraumes hatten sich die mit Musik begleiteten biblischen Vorstellungen, die Adam- und Evaspiele, Krippen-, Bauern- und Hochzeit-Spiele, vor den Weihnachtsfeiertagen und im Fasching von Handwerksburschen und gemeinen Leuten aufgeführt, wohl noch im Volke erhalten, jedoch wegen der hierbei überhandgenommenen Ausartung bereits zu abwehrenden sittenpolizeilichen Massregeln herausgefordert. Unter Karl VI. erreichte die Oper einen früher kaum geahnten Grad der Vollkommenheit, zumal in einem ausgesuchten und richtig zusammenspielenden Orchester), unter der Leitung des berühmten Caldara, und des mit Recht als Vater des echten deutschen Tonsatzes gerühmten Kapellmeisters J. J. Fux, dessen Schüler, der tüchtige Wagenseil, Musikmeister der, auch in der Tonkunst vorzüglich talentirten, nachmaligen Kaiserin Maria Theresia war 3). Um die Oper auch in ihrer stofflichen Grundlage möglichst zu veredeln, berief der Kaiser im Jahre 1715 den berühmten Italiener Apostolo Zeno als Hofdichter nach Wien, wo er bis 1729 weilte, welcher aber, als er sich bei heranrückendem Alter nach Venedig begab, den in seinen Schöpfungen wie in seinem ganzen Wesen überaus netten, anständigen und feinfühlenden Metastasio zu seinem Nachfolger empfahl, der noch in demselben Jahre nach Wien kam und bis zu seinem Tode (1782) durch 53 Jahre hier verblieb, hoch geachtet am Kaiserhofe, wie bei der ganzen gebildeten Welt. Er dichtete nebst kleinen Dramen viele Opern mit solcher Meisterschaft, dass er in mancher Beziehung als der wahre Schöpfer der besseren Oper angesehen werden kann, und bezog auch einen für die damaligen Werthsverhältnisse sehr namhaften Gehalt von jährlichen 3000 Gulden, später sogar von 5000 Gulden. Seine

1) Ihrer wird schon 1671 (in des Engländers Brownes' Reisen; Nürnberg 1685, S. 257) und 1704 (Relation v. Kayserl. Hofe zu Wien. Cöln 1705, S. 62) gedacht. (S. auch die Aufsätze über Castraten in der Zeitschrift Caecilia, 1824 und 1828.) Karl VI. liess den ausgezeichneten Farinelli dreimal nach Wien kommen. (Burney a. a. O. I. 154.)

2) Küchelbecker: Nachricht vom Röm. Kayserl. Hofe. 1730, S. 384; 1732, S. 412.

2) Maria Theresia wirkte 1725 in ihrem siebenten Lebensjahre bei der Aufführung einer von Fux componirten Oper selbst mit, während Kaiser Karl, bekanntlich ein grosser Musikkenner, selbst das Klavier spielte und die Singstimmen durch die ganze Oper begleitete. „Bravissimo! Eure Majestät könnten wahrhaftig meine Stelle als Kapellmeister vertreten!" rief der über die besondere Geschicklichkeit des Kaisers entzückte Fux aus. „Ich danke Ihnen, mein lieber Kapellmeister, für die gute Meinung, aber ich bin mit meiner gegenwärtigen Stelle auch zufrieden", antwortete ihm der Kaiser hierauf. (Oehler a. a. O. II, 4—5.)

Opern erlangten eine solche Beliebtheit und Anerkennung, dass lange Zeit kein besserer Tonsetzer anders, als nach Metastasio componiren wollte. Keiner aber leistete hierin mehr und besseres, als der von Maria Theresia nach Wien berufene Sachse Joh. Ad. Hasse (den Italienern der „caro Sassone", geb. 1705, † zu Venedig 1783), welcher allein während seines Aufenthaltes zu Wien (1763-1770) sechs Opern, überhaupt fast alle Opern Metastasio's in Musik gesetzt hatte.

Die Opern gehörten jedoch bis dahin in den Bereich der eigentlichen Ho fergötzlichkeiten. Wenn auch schon im Jahre 1692 erwiesen,,unterschiedliche Opern" im Ballhause in der Himmelpfortgasse aufgeführt wurden, 1703 die Fortsetzung der von Fr. Calderoni vorgeführten komischen Opern, jedoch mit Hinweglassung aller Unanständigkeiten gestattet und 1705 noch ausdrücklich verordnet wurde, dass die Opern nicht bis in die „späte Nacht" zu dauern haben 1), so bildete doch damals die Oper, ungeachtet schon 1710 eigens für sie das (nach dem Brande am 5. November 1761, im Jahre 1763 in der heutigen Gestalt wieder aufgebaute) Kärnthnerthortheater eröffnet worden war, noch keineswegs ein stehendes Vergnügen des Wiener Publikums und namentlich die italienische Oper war bis dahin zu Wien auf dem öffentlichen Theater noch gänzlich fremd; denn es wird im Jahre 1730) erwähnt, dass der Hofmusikdirector Borosini damals beabsichtigte, auch im öffentlichen Theater italienische Opern zu geben, dergleichen man hier, ausser den bei Hofe aufgeführten, noch nicht gesehen hat. Aber auch später, ungeachtet der merkwürdige Castrat Manzuoli 1765 im Opernhause zu Wien mit Recht ungewöhnliches Aufsehen erregt hatte, war in der grösseren Menge die Empfänglichkeit hiefür kaum noch im spärlichen Masse gewonnen, als die, rasch zur schönsten Blüthe entwickelte deutsche Oper im kunstsinnigen Wien den lebhaftesten Anklang gefunden und die ,,opera seria" nach Italien zurückgedrängt hatte. In der That waren es auch Sterne erster Grösse, welche in Wien ihre schöpferische Meisterschaft entfalteten 3).

1) Schlager: Wiener Skizzen V, 257, 260–261.

2) Küchelbecker: a. a. O.

3) Der geniale Gluck, einer der berühmtesten Tonsetzer im edlen, wahrhaft dramatischen Style, mit Recht als Reformator der Oper gefeiert (geb. 1714 in der Oberpfalz, † 1787 zu Wien), war schon 1762 nach Wien gekommen, wo ihm der kunstverständige Florentiner R. di Calzabigi eine Reihe besserer Operntexte lieferte. Hier componirte er seine herrlichen Werke Alceste, Orpheus, Helena und Paris. Später ging er nach Paris und kehrte 1782 nach Wien zurück. Mehrere seiner spätern Opern wurden in Wien zuerst aufgeführt. Wie Gluck der Repräsentant des neuen deutschen Opernstyls, so war damals ihm entgegen Nicola Piccini der Vertreter der alten italienischen Weise, und die ganze musikalische Welt damals in zwei feindliche Parteien, die Gluckisten und Piccinisten, gespalten. Jos. Haydn (geb. zu Rohrau 1732, † in Wien 1809) componirte mit glücklichem Erfolge auch deutsche und italienische Opern; leider blieb seine unvergleichliche Oper „Orpheus und Euridice" unvollendet. Alle überragte aber Mozart, der grösste und ausserordentlichste aller Opernschöpfer, dem, noch als zwölfjährigem Knaben, als er 1768 nach Wien gekommen, Kaiser Joseph II. aufgetragen hatte, eine opera buffa ("Finta simplice") in Musik zu setzen. Zumeist auf der reizenden Höhe des Josephsberges nächst Wien (siehe Scheiger's Ausflüge im V. U. W. W. Wien 1828, S. 42) hatte er seine Zauberflöte componirt, welche 1791 auf Schikaneder's Bühne zum ersten Male aufgeführt wurde. An dem grossen Beethoven hatte er, wie im kirchlichen Tonsatze, so auch in der Oper, einen unübertroffenen Nachfolger. (Siehe auch oben S. 179.) Auch muss hier eines, freilich erst nachdem er in Italien zu Ruhm gekommen, auch in seinem Vaterlande gewürdigten achtbaren Operncomponisten gedacht werden, nämlich des Tonsetzers Flor.

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