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Natur bezeichneten Centrum des mitteleuropäischen Reiches, die drei grössten europäischen Gebirgs-Systeme der Alpen, der Sudeten und der Karpathen zusammen, und treten in gegenseitige Verbindung. Die vier Kreise des Kronlandes, wesentlich von einander verschieden, repräsentiren die vier Hauptcultur-Arten des Kaiserreiches, indem je in einem Kreise der Ackerbau, der Weinbau, das Gras- und das Waldland charakteristisch hervortritt, und bilden in scharfer Trennung die Stätte der verschiedenen gewerblichen Beschäftigung, d. i. der kleinen Gewerbe (Handweberei), der landwirthschaftlichen Industrie, der Montan-Gewerbe und der grossen Fabriks-Industrie mit dem Schwerpuncte des gesammten österreichischen Handels.

Von den verschiedenen die natürliche Beschaffenheit des Bodens bildenden Elementen sind es besonders die Gestaltung und innere Beschaffenheit des Bodens, sowie das Klima, welche auf die Cultur- und die ethnographischen Zustände eines Landes maassgebend einwirken. Bei der Betrachtung dieser Wechselbeziehungen drängen sich zunächst die Fragen auf, welche Eigenschaften der Boden für das Beisammenwohnen und den Verkehr der Menschen darbiete, in welchem Maasse der Mensch diese Eigenschaften zu seinem Nutzen ausbeute, und welchen Einfluss diese Natur-Verhältnisse in den verschiedenen Gebietstheilen auf den Menschen, auf seine Individualität und die Richtung seiner Thätigkeit, abgesehen von den Einwirkungen des Staatslebens, geäussert haben. Der nachfolgenden Erörterung dieser Fragen liegt die Absicht zum Grunde, hierdurch ein möglichst anschauliches Bild des Landes in geographischstatistischer Beziehung zu liefern.

Die Gestaltung des Landes und die davon abhängige Fruchtbarkeit und Eignung für den Verkehr, wurden stets als die Grundbedingungen für dessen Aufblühen betrachtet. An den Meeresküsten, insbesondere dort, wo eine Bucht tief in das fruchtbare Land einschneidet und wo schiffbare Flüsse das weitere Eindringen in das Innere des Landes erleichterten, wie am Ganges und Indus, am Euphrat und Tigris, in Aegypten, Griechenland und Italien, erblühten die ersten grossen Staaten und Städte; sie vergingen aber auch und entstanden wieder, weil ein solcher classischer Boden immer der Zankapfel der nach Vorwärts drängenden, noch nicht fest angesiedelten Völker war, während die Geschichte von den wasserarmen Hochländern Iran, Persien, Armenien, Illyrien u. s. w. wenig mehr zu erzählen weiss, als dass von dort der Strom der Völkerbewegung ausging. Im Innern hingegen waren es die langgestreckten Ebenen und tiefen Gebirgsfurchen, welche den Menschen die Verkehrswege anzeigten, den LandesGebieten ihre abgestufte Wichtigkeit beilegten, und namentlich in den Kreuzfurchen das Entstehen grosser Städte begünstigten.

So entstand auch Wien an der Kreuzung der wichtigsten Communications-Linien Central-Europa's, nämlich an dem Durchschnitts puncte der von West nach Ost fliessenden Donau mit der tiefsten durch das mitteleuropäische Bergland von Nord nach Süd längs der March ziehenden Furche, die in der That so tief ist, dass selbst die höchste Stelle derselben die europäische Wasserscheide zwischen der March und der Oder um 14 Klafter von der Spitze des Wiener Stephans-Thurmes überragt wird. Weiter nach Süden vermittelte seit der ältesten Zeit eine Strasse die kürzeste Verbin

dung mit dem adriatischen Meere. Wenn daher die Gegend von Wien schon zur Römerzeit für die Anlage einer Kaiserstadt (Carnuntum) ausersehen war, wenn das spätere Vindobona als der Schlüssel des westlichen Donau-Thales betrachtet wurde, wenn Pannonien im Donau-Durchbruche am Kahlenberge seine natürlichen Gränzen suchte, wenn Nieder-Oesterreich von den deutschen Kaisern als das Schutzland gegen das Eindringen der asiatischen Völkerschaften angesehen wurde; wenn sich in den Gefilden Wien's wirklich die Macht der Markomannen, Awaren, Ungern, Mongolen, Tartaren u. a. gebrochen hat, und selbst die türkische Völkerflut an den Mauern Wien's zerschellte; wenn die Kreuzung der Tiefenlinien bei Wien überhaupt die grosse Strasse für die Völkerwanderung und auch die continentale Linie der Kreuzzüge nach dem Osten bezeichnete, und wenn selbst die Heere die Gegend von Wien zum Kampfplatze in mehr als siebenzig wichtigen Schlachten und Gefechten auserkoren, und auch die Operationen der neueren Kriege sich in diesen Linien gehalten haben, wobei wir nur an Austerlitz, Aspern, Wagram u. s. w. zu erinnern brauchen; - so liegt darin wohl der offenste Beweis, dass Wien seinen classischen Boden und die Eignung zur Weltreichs-Hauptstadt nicht bloss durch Zufall oder Privilegien, sondern hauptsächlich durch die allgemeinen orographischen Verhältnisse erhalten hat, und dass auch die gegenwärtigen ethnographischen Zustände Oesterreich's hauptsächlich in diesen Verhältnissen wurzeln.

Nieder-Oesterreich hat somit die grösste Bedeutung durch seine den Bestand einer grossen Reichs-Hauptstadt begünstigende Weltlage erhalten.

Nach der Erörterung dieses allgemeinen Standpunctes kommen die weiteren Eigenthümlichkeiten dieses kleinen Kronlandes von 360-16 geographischen (344.49 österreichischen) Quadrat-Meilen mit 1,538.047 Einwohnern zur Betrachtung.

S. 122.

2.) Die Gestaltung, geognostische Beschaffenheit und Productions-Kraft des Bodens (Karte 1 und 2).

Zur anschaulicheren Darstellung der orographischen und geognostischen Verhältnisse des Landes mögen die beigegebenen zwei Karten dienen, von denen die Höhenkarte auf der Grundlage von 4.000 trigonometrischen Höhenmessungen beruht und eigens für vorliegenden Zweck bearbeitet wurde, während die geognostische Karte aus den neuesten Original-Aufnahmen der k. k. geologischen Reichsanstalt reducirt ist. Für die Höhenkarte bedeutet jeder Farbenton-Wechsel von 0 bis 300 Klaftern Seehöhe einhundert, und von 300 Klaftern aufwärts jedesmal zweihundert Klafter der zunehmenden Höhe.

Der östliche Theil von Baiern, von Vilshofen bis Passau, und das ganze Erzherzogthum Oesterreich bilden zusammen die grosse Thalenge der Donau, welche das bairische Hochland mit der ungrischen Tiefebene verbindet. Die Ränder dieser grossen Thalenge sind im Norden der Böhmerwald in einer Mittelhöhe von 450°, und im

Süden die von 1.300° bis 300° gegen die Donau sich abstufenden norischen Alpen. Inmitten dieser Gebirgsmassen zieht die mächtige Donau, abwechselnd in weiten fruchtbaren Becken und steilen Stromengen fliessend.

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Dieser Thal-Charakter mit den nach Osten streichenden Gebirgsmassen ist somit auch Nieder-Oesterreich eigen; aber nur in der westlichen Hälfte, denn weiter gegen Osten verändert sich die Physiognomie des Landes vollends. Sowohl die nördlich der Donau vom Böhmerwalde nach Osten ziehenden compacten Bergmassen, als auch die massenhaften Ausläufer der südlich gelegenen Alpen, werden in der östlichen Hälfte Nieder-Oesterreich's von der oben erwähnten aus Mähren im grossen Bogen nach Südost herabziehenden Tiefenlinie plötzlich abgeschnitten; die ganze Landschaft, sowohl nördlich als südlich der Donau, öffnet sich amphitheatralisch gegen das ungrische Tiefland; das allgemeine Niveau hat sich hier bedeutend gesenkt, und die Berge oder Hügel erscheinen nur mehr inselartig und auch in veränderter Richtung, nämlich parallel mit den Randläufen des weiten tertiären Beckens. Den Rand des westlichen Hoch- und östlichen Tieflandes bezeichnet eine Linie, die von Znaim in Mähren über Retz, Meissau, Krems, den Kahlenberg bei Wien, und das Rosalien-Gebirge bei Neustadt zieht, und in diesem Zuge nur durch buchtenartige Einschnitte des östlichen Tieflandes unterbrochen ist. Dieser Rand, und die denselben fast senkrecht durchschneidende Donau theilen daher das Land in vier abgesonderte und sowohl nach ihrer äusseren als inneren Beschaffenheit höchst verschiedene Terrain-Abschnitte, deren Beschreibung nunmehr im Einzelnen folgt.

Die Gebietstheile nördlich der Donau.

Die am linken Ufer der Donau gelegenen beiden Kreise ob und unter dem Manhartsberge bilden unter sich grosse Gegensätze. Westlich der Retz-Kremser Randlinie liegt eine compacte Urgebirgsmasse, bestehend aus Granit, krystallinischen Schiefern und einigen wenigen Urkalkpartien. Der Granit reicht von Böhmen heraus bis Zwettl und Sarmingstein an der Donau (östlich von Grein, an der Gränze von Oesterreich unter und ob der Enns), und tritt weiterhin nur inselförmig in der Gegend von Döllersheim (östlich von Zwettl) und bei Meissau auf. Dem Granite folgt östlich der krystallinische Schiefer, der bis an die Znaim-Kremser Tertiär-Linie reicht. Am verbreitetsten unter den krystallinischen Schiefern ist Gneiss; ihm eingelagert erscheinen Glimmerschiefer, Thonschiefer, Quarzschiefer, Weissstein, Amphibolschiefer, Talkschiefer, die körnigen Kalksteine und Graphit, sowie auch, wenigstens theilweise, der in dem Gebiete vorkommende Serpentin. Am Westrande der krystallinischen Schiefer, gegen die Hauptmasse des Granites zu, fallen diese Schiefer ostwärts; am Ostrande lehnen sie sich an die Granite der Umgegend von Meissau, und fallen westwärts; in der Mitte, z. B. auf dem Plateau von Gföhl, liegen die Schichten horizontal').

1) Näheres über diese Gebilde enthalten: J. Czižek, Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen von Krems und vom Manhartsberge, Wien, 1853; und M. V. Lipold, die krystallinischen Schiefer- und Massengesteine in Oesterreich nördlich der Donau; Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, III. 3., S.35; ferner Czižek, geologische Zusammensetzung der Berge bei Melk, Mautern und St. Pölten in NiederOesterreich, Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, IV., S. 264.

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