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A.

Allgemeine Ethnologie,

oder

Ueberblick einer Bevölkerungsgeschichte

der österreichischen Monarchie

mit Andeutung

über die Entstehung der Sprachgränzen und Sprachinseln.

A.

Allgemeine Ethnologie.

S. 1.

Die keltisch-illyrisch-römische Zeit.

Ueber den Ländern der österreichischen Monarchie in der vorhistorischen Zeit und über ihren Urbewohnern schwebt, gleichwie um die Wiege der meisten europäischen Völker, ein undurchdringliches Dunkel. Fasst man zusammen, was sich im Dämmerschein der ältesten Mythen und Traditionen, in Verbindung mit den Forschungen älterer und neuerer Gelehrten über die Urvölker, sowie über die natürliche Beschaffenheit Europa's in damaliger Zeit, erkennen lässt, so gelangt man zu dem Ergebnisse, dass die Küsten des Archipelagus, des adriatischen und mittelländischen Meeres ihre Bevölkerung durch Colonisten zur See erhielten, während Mitteleuropa grossentheils von Wäldern und Sümpfen bedeckt war, von welchen noch zu Caesar's Zeit der hercynische Wald (zwischen den Quellen der Donau und des Rhein beginnend und längs der grossen europäischen Wasserscheide hinziehend) eine Breite von 4 und eine Länge von mehr als 60 Tagreisen zählte. Zu Lande öffneten sich daher von Asien in's Innere von Europa nur zwei Hauptwege, südlich an der Donau und nördlich an der Wolga aufwärts. Es war den natürlichen Verhältnissen entsprechend, dass die ersten Einwanderer den Hauptflüssen folgten und wo möglich den südlichen Gebieten bis an die Meeresküste zustrebten. So scheinen in unbestimmbarer Vorzeit an der Donau aufwärts die thrakischen, illyrischen und die ihnen wahrscheinlich stammverwandten italischen Völkerstämme gezogen zu sein, wovon die ersteren in die Haemus- (Balkan-) Halbinsel einlenkten, wo sie als Odomantes, Dentheletae, Maedi, Brysae, Bessi, Caeni, Selletae, Briantae, Bistones u. a. m. im eigentlichen Thracien, als Paeonen in Macedonien, dann als Mysi, Pic ensii, Triballi, Tricornenses, Getae1) u. a. m. in Mösien erscheinen, während die illyrischen Stämme der Pannonier, Japoden, Liburner, Dalmaten, Epiroten etc. nördlich und westlich von ersteren zwischen der Donau und dem adriatischen Meere lagerten, und die italischen Stämme der Ausones oder Aurunci, Opici, Osci, Tusci, Euganei, Umbri, Aborigines, Volsci, Aequi, Sabini, Samnitae u. dgl. den Weg von der Save über die Alpen einschlagend, in die italische Halbinsel zogen, und dort mit den zur See angelangten Tyrrhenern, Pelasgern, Venetern, Griechen u. a. Colonisten zusammentrafen.

1) Die Geten in Mösien zeigen den Uebergang zu den Geten und Dakern, welche nördlich der Donau in Dacien, neben Agathyrsen sich niederliessen. Da nach den ausdrücklichen Zeugnissen eines Strabo, Justin und Anderer Geten“ und „Daker" nur verschiedene Namen eines Volkes waren, so liegt der Schluss nahe, dass auch die Daker zum trakischen Stamme gehörten.

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Die Keltenvölker, welche den Süden Europa's bereits besetzt sahen, fanden den Westen an der Donau aufwärts und am Rheine frei, von wo sie sich nach Britannien und Hispanien verbreiteten und sich daselbst mit den vermuthlich aus Afrika gekommenen Iberiern vermischten.

Den nördlichen Weg an der Wolga und weiter hin über die Hochebene Waldai scheinen die Germanen (Ingaevonen, Hermionen und Istaevonen) gezogen zu sein, die in die hercynische Wildniss von Norden allmälig eindrangen, sie lichteten, und zwischen Rhein, Donau und Weichsel sich niederliessen und in viele Stämme theilten. Ihnen nach nahmen die Slaven (Wenden, Slavinen, Anten) die hinterkarpatischen weiten Landstriche ein, in welchen wir sie von den ältesten Zeiten (obwohl zum Theil unter Sarmaten begriffen) finden, und von wo sie erst später in zahlreichen Stämmen aus dem Dunkel ihrer Urgeschichte hervortreten.

Den äussersten Norden und Osten füllten finnische und skythische Völkerschaften, womit die Hauptgruppen der europäischen bekannten ältesten oder sogenannten Urbewohner abgeschlossen erscheinen.

So weit die Kunde der eigentlichen Geschichte reicht, waren die Länder, welche gegenwärtig den österreichischen Kaiserstaat bilden, stets von verschiedenen Völkerstämmen bewohnt. Spuren eines umbrischen, dann eines aus tyrrhenisch-pelasgischen und tuscischen Elementen entstandenen etruskischen Reiches am Po, die mythischen Sagen von Kadmus, dem Stifter von Epidaurus, von Jason's Argonautenfahrt, und der dabei erfolgten Gründung von Aemona (Ober-Laibach) und Pola, von der Ankunft Antenor's mit einer Colonie Veneter am venetischen Strande und dessen Gründung von Patavium (Padua) und Adria, sowie historische Andeutungen über Hyperboräer im Norden des Adria-Meeres bilden den Uebergang zur eigentlichen Geschichte, und deuten auf eine, bis in's fünfzehnte Jahrhundert vor Christus zurückreichende Bevölkerung der südlichen Länder der österreichischen Monarchie, deren verschiedene Stämme die Griechen mit dem allgemeinen Namen der Illy rier bezeichneten. Durch die Auswanderung keltischer Stämme aus Gallien um's Jahr 600 vor Christus erhielten die Alpenländer einen bedeutenden Zuwachs der Bevölkerung. Belloves stieg mit seinen kriegslustigen Kelten über die Alpen nach Ober-Italien, vertrieb die mit den Etruskern verwandten Rasener oder Rhätier aus dem Po-Thale in die Alpen, unterwarf Tusker und Ligurier und erbaute Mediolanum (Mailand). Die Römer nannten das Land Gallia cisalpina zum Unterschiede vom grossen Keltenlande jenseits der Alpen (Gallia transalpina). Belloves Bruder, Sigoves, zog mit anderen keltischen Schaaren in die Alpenländer. So bedeutend war deren Menge, dass in Folge dieses Wanderzuges Kelten nicht nur die vorherrschende Bevölkerung in den Alpenländern und an der oberen und mittleren Donau bildeten, sondern dass der mächtige Stamm der keltischen Bojer auch über die Donau in den hercynischen Wald eindrang, die Strecken an der Moldau und Elbe lichtete, und sich zwischen dem heutigen Erz-, dem Riesengebirge und dem Böhmerwalde niederliess. Der Name dieser neuen Bojer-Heimat: Bojohemum, blieb mit gerin

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ungeachtet des mehr

ger Veränderung (Bohemum, Böheim, Böhmen) dem Lande fachen Wechsels seiner Bevölkerung bis auf den heutigen Tag. Andere keltische Stämme, die ebenfalls - vielleicht seit diesem gallischen Auswanderungszuge in die Alpen kamen, und wahrscheinlich mit einer bereits vorgefundenen stammverwandten illyrischen Bevölkerung der Alpenländer sich verschmolzen, waren: dieTaurisker (später Noriker genannt) in den norischen Alpen, die Halaunen und die Ambisontier an der Salza, die Ambidraver an der obern Drave, die Karner in den karnischen und julischen Alpen (im jetzigen Friaul, in Kärnthen und im Thale der oberen Save), die Monocateni und Catali auf dem Karste, die Subocrini und Secusses in Istrien, die Azaler, Kytner, Arravisker, Herkuniater, Bathanater und Skordisker in Pannonien.

Als die römischen Adler siegreich längs des Ister's aufgepflanzt und die Alpenund Süd-Donau-Länder unter dem Namen Rhätien, Vindelicien, Noricum und Pannonien als römische Provinzen eingerichtet wurden, wohnten in den Nord-Donau-Ländern der jetzigen österreichischen Monarchie: Markomannen und Quaden (im heutigen Böhmen, Mähren und Ungern bis zur Gran), die sarmatischen Jazyger (zwischen Donau und Theiss), dann Daker und Geten im heutigen Siebenbürgen, in der Walachei und Moldau.

Trajan dehnte die römische Herrschaft auch über die Donau aus, indem er die Daker nach verzweifelter Gegenwehr unter ihrem Könige Decebalus besiegte und Dacien zur römischen Provinz machte. Obwohl Hadrian und Aurelian nach kaum 170 Jahren die Provinz nördlich der Donau (Dacia Trajana) wieder aufgaben und die römischen Besatzungen und Provinzialisten an's südliche Donauufer (Dacia Aureliana) übersetzten, so scheint doch die durch ursprüngliche Stammes-Verwandtschaft wesentlich geförderte Romanisirung der dacischen Provinzen oder richtiger die Assimilirung der unausgebildeten dacischen mit der verwandten, jedoch ausgebildeten römischen Sprache so vollkommen erfolgt zu sein, dass, ungeachtet der spätern gothischen, bulgarischen, kumanischen und magyarischen Oberherrschaft das römischdacische Element noch das vorwiegende in der Sprache der Romanen (Rumänen, Walachen) blieb. Nach dieser Ansicht sind die Walachen Abkömmlinge romanisirter Daker, und zum Theile auch römischer Provinzialisten.

S. 2.

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Die Völkerwanderungs-Zeit (Germanische, hunnische und slavische Stämme).

Die Einfälle der verbündeten Markomannen, Quaden, Herm unduren, Gothen und anderer deutschen Volksstämme, sowie der Jazyger und mehrerer sarmatischen Stämme, waren nur das Vorspiel der grossen hunnisch-germanischen Völkerwanderung, welche neue Volks-Elemente in das heutige Gebiet der österreichischen Monarchie brachte. Der Uebergang der Hunnen über die Wolga (Atel), im Jahre 376, hatte die grosse Völkerbewegung eröffnet; die Ostgothen wurden unterworfen, die Westgothen flohen in's byzantinische Reich. Atila gebot von seinem

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