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3 weites Rapitel.

Reactionen.

Fortgang der oppofitio: nellen Bewegung.

Bannbulle.

Unmöglich konnte die gewaltige Bewegung, die wir bis jest geschildert, einen so reißenden Fortgang gewin nen, ohne auf Widerstand zu stoßen. Wir haben ges sehen, wie die Anhänger des alten Systems gleich beim Auftreten Luthers sich gegen ihn erhoben: sie ließen in ihren Reactionsversuchen nicht nach, troß dem, daß die öffentliche Meinung sich immer entschiedener für die neue Richtung erklärte, ja eben darum glaubten sie, ihre Thäs tigkeit nur erhöhen zu müssen.

Vor allen bemühten sich diejenigen Universitäten, welche vorzugsweise das alte System repräsentirten, und wo die neuen Ideen immer noch nicht recht hatten aufs kommen können, jede Spur von diesen zu verfolgen und auszureuten. In Leipzig wurden die Studenten förm lich eraminirt über ihre religiösen Gesinnungen, ob sie Schriften von Luther und seinen Anhängern gelesen häts ten, und wenn sie dann bekannten, wurden sie furchtbar

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bestraft 1). In Löwen wandten sie alle möglichen Mittel an, um die Anhänger der neuen Richtung herabzuseßen. Sie theilten, wie Erasmus sagt, die Rollen förmlich uns ter sich aus: die Einen schimpften in Gesellschaften, an öffentlichen Pläßen, die Anderen auf der Kanzel, die Dritten in den Schulen, wieder Andere suchten die GroBen gegen sie aufzubringen 2). Luther ward ohne Weiteres verdammt: aber schon gingen sie damit um, auch über Erasmus das Verdammungsurtheil zu fällen 3). Daß Cöln hiebei nicht zurückblieb, versteht sich von selbst. Es war mit die erste Universität, welche Luthers Schriften für kezerisch und ihn des Feuertodes für würdig erflärte. Selbst der Bischof von Brandenburg' äusserte, daß er nicht eher ruhen wolle, als bis er Luthern ins Feuer geworfen hätte '). In Tübingen wollte der Doctor Lemp den Paulus nicht erklären lassen, wenn man sich nicht dabei streng an die Scholastiker hielte 5).

Indessen wollten alle diese Versuche von Seiten der alten Partei nicht viel sagen: sie vermochten den Lauf der Dinge nicht aufzuhalten, eher zu beschleunigen. Sie riefen bei den Gegnern nur das Bedürfniß hervor, noch mehr zusammenzuhalten, und sich gegenseitig zu unter

1) Luther on Johann Lange. 13. April 1519. bei de Wette I. 255. 2) Erasmus an Mosellanus vom J. 1519. Epp. Erasmi. Londini p. 343 fg.

3) Kaspar Hedio an Zwingli. 8. Dec. 1519. Epp. Zwinglii I. P. 101.

4) Luther an Staupiß. 3. Okt. 1519. bei de Wette I. 342.

5) Ein schöner Dialogus Cung und Frig x.

S. 1. e. a.

stüßen '). Die Reactionen brachen sich fast sämmtlich an der öffentlichen Meinung. Eck vermochte nicht einmal in Ingolstadt, wo er doch Profeffor war, eine für Luther ungünstige Maßregel zu bewirken. Er wollte Luthers Bücher und einige andere, im oppositionellem Sinne ge, schriebene, verbrennen lassen: die Männer an der Unis versität befragten aber Reuchlin darum, der es ihnen auf das Ernstlichste widerrieth, und so wurde Eck mit seinem Vorschlage abgewiesen 2).

Bedenklicher aber ließen sich die Sachen an, als Ed im Anfang des Jahres 1520 nach Rom abreiste, um das selbst, wie man allgemein annahm, eine Bannbulle gegen Luther zu erwirken. Wir haben gesehen, wie die römis sche Curie, bewogen durch politische Verhältnisse, in der legten Zeit eine mildere Sprache gegen Luther geführt, und sogar seit seinem entschiedenen Auftreten nach der Leipziger Disputation noch keine ernstlicheren Maaßregeln gegen ihn genommen hatte. Allein die immer weiter vordringende Bewegung zwang sie jest zu entschiedenes rem Handeln, um so mehr, da die politischen Conjuncturen, welche bis jezt Vorsicht und Nachgiebigkeit gebos ten hatten, wegfielen. Denn Kaiser Karl war zum deuts schen Kaiser gewählt, und nur um diesen vom Thron auszuschließen, hatte der Papst den Churfürsten von Sach, sen, dessen Einfluß so bedeutend war, zu gewinnen vers

1) Kaspar Hedio an Zwingli. 8. Dec. 1519. Epp. Zwinglii I. 101. Factus est syncretismus multorum, et nos oportet σvyzonτίζειν.

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2) Luther an Spalatin. 8. Febr. 1520. de Wette I. 404. Venas torius an Pirkheimer. 9. Januar 1520. Opp. Pirkh. p. 332.

sucht, und eben darum Luthern geschont. Jeßt aber schien es höchste Zeit zu sein, dem anschwellenden Strome der Opposition einen Damm entgegenzusetzen. Als daher Eck in Rom erschienen war, stellte es sich bald heraus, daß man Luther in den Bann thun müsse, und das Gerücht hievon und von anderen zu treffenden Maßregeln verbreitete sich auch bald nach Deutschland.

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Jedoch die Männer der Opposition fühlten sich so sicher, daß sie es nicht einmal für möglich hielten, daß der Papst etwas Aehnliches unternehmen könne, und wenn er es auch wage, meinten sie, so würde es ihm nichts helfen. Es ist begreiflich, schreibt Adelmann von Adels mannsfelden an Pirkheimer 1), daß man in Rom ungünstig gegen Luther gestimmt ist. Aber in den Bann wird er nicht gethan werden: einmal, weil er unzählige Anhänger hat, dann, weil die Wahrheit doch zu stark ist, als daß sie so leicht unterdrückt werden könnte. Vor einigen Jahren wurden die Venetianer von Julius II. in den Bann gethan, ja auch die, welche den Venetianern Schaden zufügen könnten, es aber nicht thäten. Aber wer hat jemals wegen Ungehorsam um Verzeihung nachgesucht? So wird es auch jezt gehen; denn wir fangen an, gescheid zu werden.“ ,,Luther, sagt er in einem andern Briefe 2), kann als Keßer erklärt, kann in den Bann gethan werden, aber ob man damit erreicht, daß man ihm nicht anhange, nicht seine Werke lese, das Edikt befolge, wird sich zeigen." Zwingli schreibt an Vadian, Ec möge nach Rom gehen, von da Bannbullen

1) Vom 10. April 1520. bei Heumann docum. liter. 191. 2) Vom 11. Juni 1520. ibid. 199.

und Verfolgungen herausbringen, es wird doch nichts helfen. Für Luthers Leben, sagt er anderswo1), fürchte ich wenig, für seine Seele gar nichts, auch wenn ihn der Blizz jenes Jupiter treffen sollte." Doch thue der Papst besser daran, wenn er den Bann nicht über ihn ausspreche, ,,denn sollte dieß geschehen, so prophezeie ich, daß die Deutschen mit dem Bann auch den Papst verachten werden." Sogar Erasmus spricht Aehnliches aus. ,,Ich sehe eine Revolution nahen, schreibt er an Melanchthon 2). Völlig teuflisch sind die Tendenzen jener Leute: sie wollen nichts weiter, als Christus unterdrücken und unter seinem Mantel regieren. Nun vielleicht ist es nöthig, daß Scans dale kommen."-,,Diejenigen, welche dem Papste zu ges waltthätigen Maßregeln rathen, sagt er an einer andern Stelle 3), thun ihm wahrhaftig keinen Gefallen. Ich fürchte, daß die Sache zu einer Revolution umschlägt.“ ,,Durch Geschrei und Schrecken wird das Uebel vielleicht eine Zeit lang unterdrückt werden können, aber nur, um bald desto furchtbarer hervorzubrechen. Dadurch wird nicht bewirkt, daß weniger Menschen Luthers Partei ers greifen oder eine bessere Meinung vom Papste bekommen, sondern nur, daß sie ihre Gesinnungen besser verbergen").

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Inzwischen war doch nicht zu verkennen, daß die Maßregeln des Papstes, um die neue Lehre, zu unters

1) An Myconicus. August 1520. Epp. Zwinglii I. 143. fg. 2) Vom Juni 1520. bei Bretschneider corp. reformat. 1. p. 205.

206.

3) An Gerard Noviomagus. September 1520. Epp. Erasmi p.

604.

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4) An Franz Chiregatus. Sept. 1520. ib. p. 666.

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