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Ein solcher Mann war ein Volksmann, und es ist zu begreifen, wie ein Solcher wirken, wie er die Massen begeistern konnte.

Viel Aehnlichkeit mit Eberlin hat Jakob Strauß 1). Auch er ist am Ende des 15ten Jahrhunderts geboren, und zwar zu Basel. Im Jahre 1521 tritt er zuerst als evangelischer Prediger zu Hall im Innthal in Tyrol auf, wo er große Wirkung hervorbrachte, aber nicht lange bleiben konn te, weil er von der katholischen Partei vertrieben wurde. Er zog dann predigend durch Süddeutschland nach Sachsen. Höchst wahrscheinlich war er eine Zeitlang in Wittenberg: aber schon im Jahre 1522 finden wir ihn in Remburg 2), und Anfangs 1523 in Eisenach3), wo er bestellter Prediger war. Auch von ihm sind uns mehrere Predigten erhalten, welche sämmtlich sein Talent als Volksredner beurkunden. Auch er hatte ferner, wie Eberlin von Günzburg, ein Herz für die Lasten und Sorgen des gemeinen Mannes und gebrauchte sein Talent nicht selten dazu, um die hohen Herren anzugreifen, die Schindereien, welche sie an dem Volke verübten, zu rügen und einen bessern Zustand der Dinge zu verlan= gen. Er erfreute sich eines großen Beifalls und nicht blos in seiner Gemeinde, sondern weit und breit war er bekannt und gesucht.

1) Vergleiche sein Leben und Schriften von Strobel in dessen Miscellaneen. III. 1

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-44.

2) Eine Predigt, die er im Innthal gehalten und 1522 herausgab, ist von Remburg aus datirt, und zwar vom 6. August 1522.

3) Im Februar 1523 ist er schon in Eisenach. Vorrede zu seinem

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Auch Paul von Spretten, aus einer schwäbischen adeligen Familie, schon frühe ein eifriger Anhänger Luthers er überseßte mehrere seiner lateinisch geschriebes nen Bücher ins Deutsche, wie z. B. die Schrift gegen Catharinus zog predigend in verschiedenen Gegenden Deutschlands umher: zuerst in Augsburg, dann in Würzburg, dann in Salzburg'). Endlich wollte er nach Ofen, wohin er als Prediger berufen war. In Wien aber, wo er ebenfalls seine Meinungen vortrug, wurden die Theologen auf ihn aufmerksam: sie klagten ihn der Keßerei an, drohten ihn in einen Prozeß zu verwickeln und bestimmten ihn endlich, seine Reise nach Ofen aufzugeben und sich wieder nach Deutschland zu wenden. Indem er aber vorhatte, durch Böhmen zu ziehen und von da nach Sachsen zu gehen, kam er nach Iglau in Mähren. Hier bestellte ihn der Abt eines Kiosters zu seinem Prediger, ohne ihn näher zu kennen. Spretten aber trug nun das Evangelium vor, und zwar mit der ganzen Kraft, die ihm zu Gebote stand. Freilich bekam er nun den Abt, die Bettelmönche und die gesammte Geistlichkeit zu Feinden: allein die Einwohner, bedeutend von ihm aufgeregt, nahmen sich seiner an, erklärtén ihn zu schüßen und bez stimmten ihn, bei ihnen zu bleiben 2). Die Geistlichkeit wandte sich nun an den Bischof von Olmüß und an den

1) Seckendorff Geschichte des Lutherthums. Leipzig, 1714. S. 605. 2) Dieß erzählt er Alles selbst in folgender Schrift:,, Wie man tros Ben soll aufs Creus wider alle Welt zu stehen bei dem Evangelio. An die Igler. Paulus Speratus nach der Gefendnus zum neuen Jahr. Wittenberg, 1523." C. I.

König und dieser gebot den Einwohnern von Iglau bei schwerer Strafe, den Prediger zu entfernen. Sie wurden dadurch etwas eingeschüchtert. Dann wurde Sprets ten nach Olmüß auf den Landtag citirt, um dort wegen seiner Predigten Rede zu stehen. Er erschien unerschroden, sagte sich allenthalben an, aber Niemand wollte ihn hören: als nun der König, Fürsten und Herrn schon abgereist waren, legte man ihn in Ketten, ohne ihn zu verhören, steckte ihn ins Gefängniß bei Wasser und Brod und ließ ihn nach sechs Wochen nur unter der Bedingung wieder heraus, daß er nicht mehr predigen sollte1). Er war keineswegs gesonnen, diesem Verbote Folge zu leisten: allein die Iglauer getrauten sich nicht, ihn wieder aufzunehmen, und so wandte er sich denn nach Sachsen. Er blieb jedoch nicht lange da, sondern ging bald nach Preußen, wo er wesentlich zur Einführung der neuen Lehre beitrug. Auch Paul von Spretten zeichnet eine ungemeine Kraft der Sprache aus und eine Ueberzeus gungstreue, die fast aus jedem Buchstaben, den er geschrieben, hervorleuchtet. Die Wahrheit geht ihm über Alles, die ihm kein König, kein Kaiser verbieten könne : und wo daher die weltlichen Gewalten sich ihm entges genstellen, finden wir bei ihm dieselbe Opposition, dieselbe Kühnheit und Unerschrockenheit, wie bei Eberlin und Strauß.

Von ungemeinem Einfluße muß auch ein gewisser Karsthans gewesen sein. Ein Laie, ein Bauer, für den er sich wenigstens ausgab, predigte er allenthalben, nas mentlich in den Rheingegenden, in Straßburg, in Basel

1) Daselbst. B. 2.

die lutherische Lehre, und ganz besonders mit jenem volksmäßigen Beigeschmacke, welcher so sehr anzog und zur Mode geworden war 1). Es scheint, daß eben dieser

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1) Mathaus Zell theilt in seiner christlichen Verantwortung x. Folgendes über diese Person mit: R. 4: Es ist kundlich, wie uf ein Zeit ein armer guter Mensch (anders von ihm ich nit sag, auch nit anders weiß) hie und anderswo umgangen, vom Evangelio gesagt und geprediget, was aber und wie hab ich nit viel von ihm gehört. Dieser, so er verhafset von Etlichen worden ist. von wegen seines Predigens und Sagens unter den Laien, daß er aufrührige Dinge gesagt soll haben, hat sie gut gedunkt, mich ihm zu vergleichen." Zell gesteht zu, daß er diesen Menschen, Karsthans genannt, einmal zu sich eingeladen hätte, er sei aber nicht gekommen. Beherbergt, wie man ihm vorwerfe, habe er ihn nicht. Allein er habe auch nichts Schlechtes von ihm ge= hört. Die Artikel des Fiscals von Straßburg, welche Zellen vorgeworfen worden, sagen im 9ten, AA. 3. Folgendes über Karsthans. „Item, daß kürzlich in verrückten Tagen ein laisch Mensch, genannt Karsthans, ein nochgültig schweifender Mensch, wie und als ein aller uffrührigster und der lutherischen Keßerei anhangend, in der Stadt Straßburg Rumor und Faktion wider alles erbar Volk bewegend, reißend und verschaffend, hat die Meng des Volks zu den Gaffen und den Straßen versammelt und das selbst viel ungeschickte, irrige und kezerische Ding gelehret. Welcher aufrührisch Bub hat unter Anderen öffentlich gesagt, daß jezt die Stund sei oder gelegen Zeit, alles Erbvolk gänzlich zu vertilgen und zu töden. Und als Einer, der dabei stund, fraget, was die Ursach wäre, darum man sie also vertilgen sollt, hat Karsthand geantwortet und gesagt: darum, daß das Erbvolk fälschlich bisher die Pfennig von den Laien abgezogen hat. Denn das Erbvolk hätte bisher geprediget, es wär ein Fegfeuer und daß die Seelen durch Hilf und Gebet erlöst werden, die Ding

Karsthans gerade diesen volksmäßigen Ton ganz vorzüg lich getroffen habe; denn dieser Name gilt allenthalben als der Repräsentant desselben. Nicht leicht erscheint eine volksmäßige Flugschrift, in welcher der Name Karsthans nicht vorkommt. Selbst Luther und Hutten ges brauchen ihn, um die derbe demokratische, wohl auch ras dicale Lendenz der Zeit zu bezeichnen 1).

Eine ähnliche Bewandtniß hatte es mit dem Prädicanten, der unter dem Namen des Bauern von Wöhrd bekannt ist 2). Er war aus Schwaben gebürtig, in der Nähe von Ulm zu Haus, zog aber predigend im Würs tembergischen, in der Augsburger Diöcese und in Franken umher. Großes Aufsehen machte er namentlich in Nürnberg. Er rühmte selbst von sich, daß er weder les sen noch schreiben könne: um so größere Bewunderung mußten seine Predigten erregen. In der That strömte ihm das Volk haufenweise zu: selbst Vornehme waren begierig, ihn zu hören, und, Spalatin erzählt uns selbst,

doch alle falsch seind." Im 11ten Artikel heißt es, daß Karsthans aus Straßburg vertrieben worden. Er ging dann ins Würtembergische, wo er aber festgenommen wurde. Eend Herz. Ulrich von Würtemberg. II.. S. 186.

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1) Die erste Flugschrift mit diesem Namen heißt einfach : Karst hans. "1 s. 1. e. a. aber höchst wahrscheinlich noch vor dem Wormser Reichstage geschrieben, da dieser mit keiner Sylbe ers wähnt wird. Eine andere heißt: „Karfthans, Kegelhans.“ s. 1. e. a. Luther an Spalatin. de Wette. II. 13. ,, Deutschland hat viele Karsthansen." Hutten gab selbst einen Dialog,,Neukarsthans" heraus, auf den wir noch zurückkommen werden. 2) Siehe über ihn Niederer Nachrichten. II. S. 71 — 83.

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