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Ferner hatte Luther, wie schonend er es auch that, da er noch ganz von der Würde und Heiligkeit des Papst thums eingenommen war, doch in Bezug auf den Ablaß einige Thesen aufgestellt, welche der Machtvollkommenheit des heiligen Stuhls gerade das entrissen, woran er am Hartnäckigsten fest hielt, nämlich seine Unumschränktheit. in der römischen Kirche. Der Papst, sagte er, könne keine neuen Geseße machen: er müsse sich an die bestehens den halten und über diese dürfe er nicht hinaus gehen.

Es kam jezt nur darauf an, ob diese Ideen durch den Widerspruch, den sie erfuhren, noch weiter ausgebils det wurden, wodurch sie noch entschiedener sich mit der öffentlichen Meinung verbanden.

Und wirklich sorgten die Anhänger des alten Systems auf das Vortrefflichste dafür.

Bald, nachdem die Thesen Luthers erschienen waren, --und sie wurden auf unbegreiflich schnelle Weise durch ganz Deutschland verbreitet: in zwei bis vier Wochen waren sie hier und in Rom überall bekannt — erhoben sich auch Gegs ner: zuerst der Dominikaner Tezel, der besonders anges griffen war, dann der Dominicaner Silvester Prierias, ferner Hochstraten, der Keßermeister, der uns schon aus dem Streite Reuchlins bekannt ist, endlich Johann Eck in Ingolstadt.

Wir kennen diesen Letteren schon aus dem ersten Bande: wir zählten ihn dort unter die Anhänger der neuen Richtung, bemerkten aber zugleich, daß er dem Wesen nach ihr entfremdet war, und nur aus Begierde nach Ruhm, den er auf eine andere Weise nicht wohl erlangen zu können meinte, sich zu ihr hingeneigt hatte. Auch beurtheilten ihn seine näheren Bekannten damals

schon richtig: wir sahen, wie Adelmann z. B. Pirkheimern darüber tadelte, daß er ihn in das Verzeichniß der Män ner gesezt habe, welche die neue Richtung in der Theologie bekannten. Es war ein herrschsüchtiger, ehrgeiziger Mann, dem Alles gerecht war, um zu seinem Zwecke zu gelangen. Cochleus beklagt sich über ihn schon im Jahre 1516'), Adelmann von Adelmannsfelden nicht minder 2), auch mit Zasius war er in Händel gerathen 3), selbst mit Erasmus suchte er anzubinden und rühmte sich öffentlich, er wolle eine Theologie herausgeben, welche die des Erasmus bald über den Haufen werfen solle 4). Mit Luther war Johann Eck durch Christoph Scheurl, früher Professor in Wittenberg, seit 1512 Consulent in Nürnberg, in Verbindung gekommen, und zwar erst im Jahre 1517: Luther schäßte den Mann, höchstwahrscheinlich nur wegen des Ruhmes, den er damals genoß, und wegen der Empfehlung seines Freundes Scheurl). Ec aber ließ sich durch das neue Freundschaftsband nicht abhalten, gegen Luther aufzutreten, und zwar, wie es mir scheint, Anfangs aus keinem andern Grunde, als weil er hier eine Gelegenheit sah, seine Disputirkunst zu zeigen, später freilich, als der Streit einen andern Charakter annahm, um sich durch Vertheidigung des römischen Stuhls eine bedeutendere Stellung zu verschaffen. Eck war ohnstreitig Luthers gefährlichster Gegner, einmal wegen des Rufs

1) An Pirkheimer. Heum. Docum. liter. S. 2. 35.

2) Ibid. S. 159. 163, 165.

3) Zasii epp. 490.

4) Adelmann an Pirkheimer. 25. Okt. 1517. Heumann S. 163. . 5) An Silvius Egranus. 24. März 1518. de M. I. 100.

der Gelehrsamkeit, in welchen er selbst bei den Bekennern der neuen Richtung stand, und zweitens wegen seiner dialektischen Gewandtheit, durch die er sich vor allen seinen Zeitgenossen auszeichnete. Freilich aber traf er im Wesentlichen mit den andern Gegnern Luthers ebenfalls überein.

Diese Männer traten nun gegen Luther ganz in der alten Weise auf. Sie sprachen von vornherein von nichts, als von Keßerei, vom Verbrennen. Anstatt Luthern zu widerlegen, trieben sie gerade die Grundsäße, welcher dieser angriff, auf die höchste Spize. Tezel war so unverschämt, nicht nur die allgemeinen ausschweifenden Ansichten über den Ablaß von Neuem auszusprechen, sondern sogar mehrere das sittliche Gefühl auf das Liefste verlegende Aeusserungen zu thun, wie z. B., daß wenn Einer selbst die Mutter Gottes beschliefe, der Ablaß von dieser Sünde befreien könnte. Silvester Prierias fagte vom Papste, er sei die allgemeine Kirche: die Autorität des Papstes sei höher, wie die der Schrift: er fönne von Niemanden, selbst nicht von einem Concilium gerichtet werden, auch wenn er die Seelen der Christen offenbar zum Teufel führte.

Dergleichen Widerlegungen konnten natürlich bei Luthern nicht die beabsichtigte Wirkung hervorbringen, welcher zu fest von seiner Sache überzeugt war und ein zu tiefes religiöses Gefühl hatte, als daß solche Uebertreibungen und offenbare Blasphemien nicht die größte Entrüstung bei ihm erregten. Vielmehr ward er, wie er selbst gesteht, durch diese Angriffe nur noch weiter ges führt.

Er hatte sich bei seinen Ansichten auf die Bibel ges

stüßt: jene kamen mit der Autorität der Scholastiker und der päpstlichen Dekrete. Weit entfernt, sich dadurch einschüchtern zu lassen, erklärte er vielmehr, er nehme auffer der Bibel keine Autorität weiter an. Jene drangen auf die äusseren Werke der Buße und stellten sie als nothwendig, als das Verdienstlichste hin: er bildete dafür seine Ansicht von der Buße, von der innerlichen Frömmigkeit weiter aus. „Christus ist ein Lehrer des Geistes, sagt er in seinen Resolutionen, nicht des Buchstabens, und seine Worte sind Geist und Leben, darum ist nöthig, daß er eine solche Buße lehre, die im Geist und in der Wahrheit verrichtet werde, nicht aber eine solche, die auch die hochmüthigsten Heuchler äußerlich thun können, indem sie fasten und sauer sehen, in Winkeln beten, ihr Almosen mit Posaunen ausblasen lassen. Solche Buße, sage ich, muß Christus lehren, welche Jeglicher in seinem Stande thun kann, ein König in seinem Purpur, ein Priester in seinem Ornate, ein Prinz in seiner Würde, ebenso gut, als ein Mönch oder Bettler in seiner Armuth, denn die Lehre Christi muß sich für alle Menschen schicken, weß Standes sie sein mögen.“ „Es sind zween große Irrthum in, dieser Materie, sagt er bei der Auslegung der zweiten Bitte des Vaterunsers (1518): der erste, die da hin und her laufen, daß sie fromm werden, zu Gottes Reich kommen und selig werden, Einer gen Rom, der zu St. Jakob, der bauet ein Kapell, der stift dieß, der das, aber zu dem rechten Punkt wollen sie nicht greifen, das ist, daß sie inwendig sich selbst Gott zu eigen geben und sein Reich würden, thun viel solcher äusserlicher Werke und gleißen fast hübsch, bleiben doch inwendig voll böser Lücke, Zorns, Haß, Hoffart, ungeduldig, unkeusch.

Wider die spricht Christus, da er gefragt ward, wenn. das Reich Gottes käme: das Reich Gottes kommt nicht mit einem äußerlichen Gebehrde oder Schein, nehmet wahr, das Reich Gottes ist in euch inwendig. Ihr dürft nicht weit suchen, noch über Land laufen, es ist nahe bei dir, so du willt, ja es ist nicht allein bei dir, sondern in dir, denn Zucht, Wahrheit, Keuschheit und alle Tugend, (das ist das wahre Reich Gottes) mag Niemand über Land oder Meer holen, sondern es muß im Herzen aufgehen. Der andere Irrthum ist, daß man unter dem Reich Gottes Freud und Lust im Himmel versteht, nach dem Sinne der Weltkinder. Das ist es aber nicht: die wahre Seligkeit besteht in einem frommen, züchtigen, reinen, milden, sanften, gütigen, mit allen Lugenden geschmückten Herzen.“

Jene verfochten die Theorie, daß der Priester dem Menschen nothwendig sei, um zur Seligkeit zu gelangen, auf das Hartnäckigste: Luther sprach dagegen die Ansicht aus 1), daß der Priester gar nicht nöthig sei, die Hauptsache bestehe im Glauben: und diesen könne kein Papst, kein Bischoff erseßen: seie jener vorhanden, brauché man den Priester nicht, ja jeder einfache Christenmensch könne ebensogut die äußerliche Absolution ertheilen, welche nichts weiter sei, als ein einfaches Aussprechen der Vergebung.

Luther hatte ganz leise die Autorität des römischen Stuhls angetastet: Jene behaupteten die ausschweifendsten Ansichten über die Autorität des Papstes. Da meinte nun auch Luther2),

1) Im Sermon vom Sacrament der Buße. 1518. 2) In der Antwort gegen Silvester Prierías 1518.

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