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wenn es wirklich so stehe, wie Prierias vorgebe, wolle er sich von Rom lossagen, dann sei es ein höllisches Ottergezüchte.,,Wo aber ihr rasend Wüthen, sagt er, einen solchen Fortgang sollt haben, dünkt mich, es wäre schier kein besser Rath und Arznei, ihm zu steuern, denn daß Kaiser, Könige und Fürsten mit Gewalt dazu thäten, sich rüsteten und griffen diese schädliche Leute an, so alle Welt vergiften (beide mit ihrer Teufelslehre und schändlichem gräulichem Wandel) und machten ein Mal des Spiels ein Ende, mit Waffen, nicht mit Worten. So wir Diebe mit Strang, Mörder mit Schwert, Keßer mit Feuer strafen, warum greifen wir nicht vielmehr an diese schädlichen Lehrer des Verderbens, als Päpste, Cardinäle, Bischöffe, und das ganze Geschwärm des Römischen Sodoma, die Gottes Kirche ohne Unterlaß verderben und zu Grunde richten, mit allerlei Waffen, und waschen unsere Hände in ihrem Blut, als die wir beide, uns und unsre Nachkommen, aus dem allergrößten fährlichsten Feuer gerne wollten erretten?"

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Man sieht: die Gegner, anstatt daß sie bei einigen paradoren Säßen Luthers stehen geblieben wären, die sie wie z. B. die Theorie von der Unfreiheit des Willens, noch mit Erfolg hätten bestreiten können, leiteten ihn, in der Meinung, ihn am Leichtesten unterdrücken zu können, wenn sie ihn wegen Ansichten verkeßerten, die er gar noch nicht entschieden ausgesprochen hatte, gerade duf die Punkte hin, die erst recht gefährlich werden mußten, weil er dann die allgemeine Stimmung der Zeit für sich hatte. Schon kam ihm der Gedanke von der Nothwens digkeit einer allgemeinen Reformation der Kirche an Haupt. und Gliedern, an den er früher gar nicht gedacht, der

sich ihm aber im Verlaufe des Streites immer deutlicher aufgedrungen hatte 1).

Hatten nun schon die bisherigen Gegner dafür gesorgt, seine innere Entwicklung immer weiter zu führen und seine Opposition gegen das Kirchenwesen zu steigern, so that auch der Papst das Seinige. Er citirte zuerst Luthern nach Rom, und als der Churfürst von Sachsen und die Universität Wittenberg dagegen beim Papste Fürsprache thaten, erhielt der Cardinal Cajetan, ein Doz minikaner, den Auftrag, Luthern in Augsburg zu verhören (Oktober 1518). Der Cardinal verlangte aber von Luthern nichts, als Widerruf. Luther forderte Gründe: Cajetan antwortete mit Drohungen, und als diese bei Luthern nichts fruchteten, wurde er auf das Zornigste entlassen. Luther entfernte sich, nachdem er eine Appellation,,von dem schlecht unterrichteten Papst an den besser zu unterrichtenden“ zurückgelassen. Aber schon auf der Rückreise hörte er, daß man in Rom gar nicht die Absicht gehabt habe, ihn sich vertheidigen zu lassen, sondern man hätte blos unbedingten Widerruf verlangt. In Wit tenberg angekommen, erfuhr er nun gar, wie der Cardinal an den Churfürsten geschrieben, bei dem er Luthern auf das Schmählichste verkeßerte, und feine Auslieferung verlangte. Und wohin führte das Luthern? Hatte er früher an den Papst appellirt, so appellirte er nun (28. Nov. 1518) an ein allgemeines Concilium. Ja hie und da steigt schon der Gedanke in ihm auf, ob nicht die römische Curie der Antichrist sei 2), daß der Papst es

1) In dem Schluffe der Resolutionen.

2) An Wenz. Lind. 11. Dec. 1518. (de W. I. 193.)

schlimmer, als der Türke treibe, und daß man zuerst jenen bekämpfen sollte 1).

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Dahin also hatten die ungeschickten Maßregeln geführt, welche man gegen Luthern angewendet. Indessen schien die Sache doch noch eine andere Wendung nehmen zu können. Luther selbst war offenbar von den Folge, rungen überrascht, zu welchen ihn die Widersprüche seiner Gegner fortgezogen, und von der großen Bewegung, die er hervorgerufen. Auch hatte er sich innerlich weder von der Idee der römischen Kirche, noch von der Idee des Papstthums schon loszureißen vermocht. Er tadelte an der Kirche und an dem Papstthum nur die gegenwärtigen wirklichen Mißbräuche, nicht den Gedanken, der ihnen zu Grunde lag. Er wollte eine Reform, keine Negirung derselben. Es war also vorauszusehen, daß, wenn man mild mit ihm verfahre, der ganze Handel wieder ausgeglichen werden könnte. Die römische Curie sah selbst ein, daß man zu rasch und zu schroff verfahren ; ausserdem war die eigenthümliche Stellung, in welcher sie sich zu dem Churfürsten von Sachsen wegen politischer Verhältnisse befand, nicht von der Art, daß man ihn so leicht vor den Kopf stoßen konnte; und so wurde denn Karl von Miltig als päpstlicher Gesandte abgeschickt, um mit Luthern zu unterhandeln, und ihn zur Ruhe zu bewegen. Miltig war ganz der Mann für einen solchen. Auftrag: es entging ihm die Stimmung der Nation in Deutschland nicht, und darum hielt er die Milde bei Luthern für doppelt nöthig: dieser aber, als er sah, daß man ihm liebreich entgegen komme, verstand sich zu Allem,

1) An Spalatin. 21. Dec. 1518. (ib. 200.)

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nur nicht zum Widerruf: er versprach, daß er in dieser Sache nicht mehr schreiben wolle, wenn auch seinen Gegnern Stillschweigen aufgelegt würde, ja er wollte sogar an den Papst schreiben und ihn wegen etwaiger heftiger Ausdrücke um Verzeihung bitten. Und dieß that er denn: zugleich ließ er eine Schrift ausgehen, in welcher er sich mäßig über seine bisher ausgesprochenen Lehren erklärte, und am Schlusse beifügte, daß er die römische Kirche für die bisher beste halte, obwohl Manches an ihr zu tadeln wäre: man solle sich nur nicht von ihr trennen 1).

So schien denn die Sache fast ganz beigelegt zu sein, als der Ehrgeiz Eck's sie wieder aufrüttelte. Eck forderte nämlich Luthers Collegen Karlstadt, welcher ein eifriger Vertheidiger von Luthers Meinungen war, zu einer Dis sputation auf: in den Thesen, über welche er mit ihm disputiren wollte, waren nun Luthers frühere dogmatische Ansichten sowohl, wie z. B. die Unfreiheit des Willens, als auch die über den Primat des Papstes angegriffen. Luther hielt jezt für nöthig, ebenfalls hervorzutreten. Aber um sich zu dieser Disputation vorzubereiten, studirte er nun eifrig die Kirchenväter, überhaupt die Geschichte der christlichen Kirche, und gelangte durch dieses Studium allmählig zu einer immer entschiedeneren Opposition gegen das Papstthum. Unmittelbar vor der Disputation hatte er schon die vollkommene Ueberzeugung, daß des Papstes Gewalt nicht von Gott sei, sondern eine menschliche Einrichtung, die man eben darum auch wieder abschaffen könne. Er nennt sie indifferent, wie Reichthümer,

1) Unterricht auf etliche Artikel, so ihm vor seinen Abgönnern aufs gelegt und zugemeffen werden. 1519.

Gesundheit, anderes Zeitliche. Ja, er spricht schon die Meinung aus, daß nach göttlichem Rechte nicht nur alle Apostel, sondern auch alle Bischöffe und Presbyter einander gleich seien 1).

Am 27. Juni 1519. ging endlich diese Disputation zu Leipzig vor sich und dauerte bis zum 16. Juli. Es ist schon von Andern und mit Recht bemerkt worden 2), daß das wesentlichste Resultat derselben darin bestand, daß Luther offen und entschieden das Papstthum als eine göttliche Einrichtung bestritt. Eck warf ihm vor, daß er dann in die Keßerei des Johann Huß verfalle: Luther entgegnete, nicht alle Artikel Hußens, die in Costniß verdammt worden, seien kezerisch. Eck erwiderte, daß er dann auch die Unfehlbarkeit eines Conciliums läugne. Allerdings, antwortete Luther, ein Concilium könne ebenfalls irren: es gebe weiter keine unfehlbare Autorität, ausser der heiligen Schrift.

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Und nun näherte er sich mit immer schnelleren Schritten den Ideen der bisherigen Opposition. Mit der Leipziger Disputation hörte natürlich der Streit nicht auf, sondern, da jede Partei, wie immer zu geschehen pflegt, sich den Sieg zuschrieb, wurde er noch in Schriften fortgesezt. Ed säumte ́nicht, Luthern als Kezer hinzustel-. len. Dieser bemühte sich dagegen, seine Behauptungen zu rechtfertigen. Er seßte das kirchenhistorische Studium fort: er las die Schriften Hussens, Wikleffs, Johann Wessels, überhaupt der Häupter der bisherigen Opposition: mit Erstaunen nahm er wahr, daß seine Lehre keine neue

1) An den Convent der Minoriten in Jüterbock. 15. Mai 1519 de M. I. 269.

2) Insbesondere von Ranke Gesch. der Ref. I. 408.

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