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men, und keineswegs verwerfen. Denn die Personen sollen billig von der Lehr wegen geliebt und nicht die Wahrheit von der Person wegen verfolgt werden. Dar um ist auch das der göttlich, recht, christlich Glaub, der auf dem Wort, das Gott selber ist, haftet, vertraut dem Wort und ehret dasselbe, nicht um deßwillen, der es ge= sagt hat, sondern empfindet die Kraft solches Worts durch das Wort an ihm selbst."

Noch freier äusserte sich Zwingli über diesen Gegens stand. Er sagte offen, daß auch manche tugendhafte Heis den selig geworden wären, wie z. B. Herkules, Theseus, Sokrates, Aristides, Antigonus, Numa, Camillus, die Catonen und Scipionen: diese nämlich hätten schon den rechten Glauben gehabt, der durch Gott in ihnen gewirkt worden sei1). Und sein Freund Beatus Rhenanus rechnet den Philosophen Plato zu den Vorläufern des Christenthums: in ihm seien schon die christlichen Ideen ents halten 2).

Dachte man nun so billig über die Nichtchristen, so verstand sich wohl von selbst, daß man dieselbe Billigkeit auch gegen die anders glaubenden Christen anwendete. In der That waren die Ansichten der reformatorischen Richtung hierüber so frei, als sie nur immer sein konns ten in einer Zeit, wo zwei Parteien in der größten Aufs regung einander gegenüberstanden.,,Darum, sagt eins

1) Füßlin Beiträge zur schweizerischen Reformationsgeschichte. III.

G. 338.

2) Nheñanus an Zivingli. Dec. 1518. Epp. Zwinglii I. 57. Vergleich übrigens den ersten Band. S. 306.

mal Luther 1), wenn die Leute nicht glauben wollen, so sollst du still schweigen: denn du bist nicht schuldig, daß du sie dazu zwingest, daß sie die Schrift für Gottes Buch oder Wort halten: es ist genug, daß du deinen Grund darauf gebest. Als wenn sie es so vornehmen und sagen: du predigst, man soll nicht Menschen Lehre halten, so doch Petrus und Paulus, ja Christus auch Menschen find gewesen, wenn du solche Leute hörest, die so gar verblendt und verstockt sind, daß sie läugnen, daß dieß Gottes Wort sei, oder daran zweifeln, so schweig nur stille, rede kein Wort mit ihnen und laß sie fahren, sprich nur also: ich will dir Grund genug aus der Schrift geben: willst du glauben, so ist es gut. Willst du nicht, so will ich dir nicht mehr geben. So sagst du: ei, so muß denn Gottes Wort mit Schanden bestehen. Das befiehl du Gott. Darum ist noth, daß man das wohl fasse, und wisse denen zu begegnen, die ißund aufstehn und solche Dinge vorgeben." ,,Ich verdamme die Messe, schreibt er an Nicolaus Hausmann 2), und ähnliche Dinge des alten Ritus, aber ich will die Ungläus bigen nicht mit Gewalt davon abhalten. Ich verdamme nur mit dem Wort. Wer glaubt, glaube und thue darnach. Wer nicht glaubt, glaube nicht und man lasse ihn gehen. Denn zum Glauben und zu dem, was zum Glauben gehört, soll man keinen Menschen zwingen: mit dem

1) Auslegung des ersten Briefes Petri. Jena, II. 338. b. Vergl. auch seine Schrift: „Ordnung eines gemeinen Kastens.“ 1523.

ib. 237.

2) Vom 17. März 1522. bei de Wette II. 151.

Wort soll man auf ihn wirken, daß er überzeugt glaube und freiwillig komme."

So verhielt man sich gegen die Katholiken: und ebenso anfänglich gegen die anders Denkenden innerhalb der reformatorischen Richtung. Luther war mit einigen Ansichten der Waldenser in Böhmen und Mähren, welche sich mit ihm in Verbindung geseßt. und an ihn Abgeord nete geschickt hatten, nicht recht einverstanden. Demohns geachtet spricht er auf das Freundlichste und Liebevollste zu ihnen 1).,,Ich habe auch eure Geschickte gebeten, ob mehr Stücke wären, darinnen ihr mit uns nicht gleich hieltet, daß die Euern sich darum nicht wider uns feinds lich seßten, noch wir wider euch, sondern brüderlich uns tereinander ein Theil das andere berichtet, ob wir möchten in einerlei Sinn kommen.

Und wie frei und edel er sich anfänglich gegen die Wiedertäufer und die sogenannten Schwärmer verhielt, werden wir später sehen.

Allgemeines Priesterthum. Reformirung des Klerus.

Mit der Anerkennung der Gewissensfreiheit indeß war auch die bisherige Stellung des Klerus aufgehoben. Dieser hatte sich bisher als Vermittler zwischen Gott und dem Menschen zu behaupten gewußt, so daß der Mensch ohne den Priester nicht zu Gott gelangen konnte: und eben dieß war der Stüßpunkt der furchtbaren Gewalt der Geistlichkeit über die Gewissen der Laien gewesen.

- 1) Vom Anbeten des Sacraments des heiligen Leichnams Chrifti.

1523.

Nahm man nun aber Gott allein als den Richter über die Gewissen an, wies man jede Gewalt irgend eines Menschen über den Glauben des Einzelnen von sich, so fiel das katholische Priesterthum, das nur durch die entgegengesetze Annahme irgend eine Bedeutung erhielt, in sich selbst zusammen. In der That bestritt man ohne weiteres den Klerus als einen besonderen Stand: man stellte vielmehr das allgemeine Priesterthum aller Christen auf, an welchem alle ohne Ausnahme Theil nähmen, und die Priester seien keineswegs ein besonderer Stand, der vor den Laien etwas voraus habe, sondern sie unterschieden sich von diesen blos im Amt, ebenso wie sich die Laien dadurch unter sich selber unterscheiden. Ja, die Priester wurden nun sogar unter die Laien gestellt, nämlich nur als ihre Diener, als ihre Beamten angesehen. Denn da alle Christen Priester seien, hätten auch alle zusammen über religiöse Dinge zu urtheilen, und wenn die christliche Gemeinde, die Versammlung der Priester, irgend etwas wolle, so sei dieses dadurch schon rechtskräftig. Nun habe ursprünglich jeder Christ das Recht, zu predigen, ein Amt, in welchem sich vorzüglich der Beruf der Priester zu zeigen habe, dieses Recht könne den Laien nicht abgesprochen werden, zu klar stehe es in der Bibel. Weil aber, wenn es von Allen ausgeübt würde, Verwirrung entstünde, sei eine Ordnung nöthig, nämlich, es sei nöthig, daß die Gemeinde Einen ernenne, welcher das Pres digtamt übe. Dieser, der Priester, wird also von der Gemeinde gewählt, und kann ebensogut wieder von ihr abgesezt werden, wenn sie ihn nicht mehr haben will, und er ist dann nicht mehr, als ein anderer Laie. Da aber, wo schlechte Priester seien, habe jeder Laie nicht

nur das Recht, sondern auch die Pflicht, zu predigen, wenn er den Beruf dazu in sich spüre.

"

Diese Grundsäße sind großen Theils diejenigen der früheren Entwicklung, und auch in der Darstellung, die wir in diesem Bande versucht, haben wir sie zum Theil ́ schon erwähnen müssen. Sie wurden aber später mit immer größerer Bestimmtheit ausgesprochen. Luther läßt sich öfter weitläuftig darüber aus. So sagt er einmal'): Es soll ein jeder wahrhaftige Christ wissen, daß im neuen Testament kein äusserlicher, sichtbarlicher Priester ist (denn diese durch Menschen Lügen der Teufel erhoben und aufgerichtet hat). Wir haben nur einen einzigen Priester, Christum, welcher sich selbst für uns und uns alle mit ihm geopfert hat. -Dieß ist ein geistlich Pries sterthum, allen Christen gemein, dadurch wir alle mit Christo Priester sind, d. i. wir sind Kinder Christi des höchsten Priesters. Wir bedürfen auch keines anderen Priesters oder Mittlers, denn Christi, So mag ein jeglicher Christ durch sich selbst in Christo beten und vor Gott treten. Römer 5. So wird auch ein jeglicher Christ selbst von Gott unterwiesen und gelehret. Durch dieses Zeugniß der Schrift wird das äusserliche Priesterthum im neuen Testament zu Boden gestoßen. Denn sie macht das Gebet, den Zutritt vor Gott und die Lehre (welches Alles einem Priester eignet und gebührt) allen Menschen gemein. Wozu bedarf man eines Priesters, wenn man nicht eines Mittlers und Predigers bedarf? Also folgt, daß das Priesterthum im neuen Testament

1) In der Schrift: vom Mißbrauch der Meffe." 1521. Jena, Il. 9.

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