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ihr zu thun schuldig ist." Wenn die Obrigkeit auch Ges walt über die Leiber und über die Güter habe, folge nicht daraus, daß sie nach ihrem Gefallen die Unterthanen und ihre Güter nehmen könne, wie es in einigen Ländern sei, wo der Fürst oder Edelmann nur zu seinem Unterthan zu sagen brauche: Gehe hin, hencke Dich, worauf es geschehe. Denn Gott gibt der weltlichen Obrigfeit Gewalt nicht ferner, als zu Erhaltung und Besserung gemeinen Nußens und Friedens ihrer Land und Un terthanen. Es geziemt sich ihr auch nicht weiter zu greis fen, wir sind ihr auch auf unser Gewissen schuldig dar. zu zu helfen und zu dienen mit Leib und Gut, aber nicht ferner. Wo fie aber uns weiter treiben, so handeln sie unchristlich, als Tyrannen. Denn der ist ein Tyrann, der im Gewalt nicht den gemeinen Nußen, sondern seine eigene Ehre, Nußung, Wollust sucht und also sich selber, ja dem Teufel, und nicht Gott dient. Ein Gewalt oder Obrigkeit ist Gottes Dienerin, die Tyrannei des Leufels. Wie käme man darauf, wann die Fürsten oder Herrn im Spiel ein Land verseßten oder sonst mit Prangen unnöthig Geld verzehrten, daß man ihnen darnach Schaßung sollte geben? Oder, wo sie miteinander uneinig würden, daß man Heerfahrt machte? Wenn es nicht gemeinen Nußen betrifft, ists man nicht pflichtig: mag es auch mit gutem Gewissen ablehnen. Wo man aber mit Fug nicht kann, so muß mans als eine Tyrannei dulden. Sie aber werden vor Gott

ben und andere gemeine Bürde mit zu tragen. Ein Sermon aufs Evangelio Math. 22. Ob sichs gezieme, bem Kaiser Bins zu geben.

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schwere Rechnung geben müssen. Doch vermögen die Landsordnung, Weichbild oder gemeinen Verträge hiera in viel."

Die Opposition gegen die Fürsten wurde natürlich noch größer, seitdem sie sich, wie wir oben angedeutet, mit größerer Entschiedenheit gegen die neue Lehre ausgesprochen. ,,Sehen wir Könige, Fürsten und Herren an, sagt Speratus 1), so finden wir mehrer Theil lauter Kinder und weibisch Larven an ihnen. Die große Hure zu Rom buhlt mit ihnen, macht sie alle zu Narren an ihr ich meine, sie habs ihnen zu freffen gegeben, sie können ja nicht von ihr lassen, wiewohl sie ihren Gräuel selbst sehen möchten, wären sie nicht von ihr so truncken gemacht. Deßhalb auch hier wenig zu hoffen ist, wies wohl man für sie bitten soll. Hilfts, ists gut. Hilfts nicht, im Namen Gottes! Noch sollen wir wissen, wie fern sie unsere Fürsten sind." Eine andere Flugschrift 2) findet es sehr begreiflich, daß Fürsten und Pfaffen hin, sichtlich der neuen Lehre einerlei Meinung sind. von jeher hätten Fürsten und Pfaffen zusammengestanden, wenn es galt, das Wort Gottes zu unterdrücken: und dieses sei auch immer nur von armen, niederen, verz achteten Leuten verkündet worden. Daß auch jezt Kaiser und Fürsten sich mit Papst, Bischöfen und Prälaten verbinden, um dem Worte Gottes entgegen zu arbeiten,

Denn

1) Wie man trogen soll aufs Creuß wider alle Welt. 1523. G. 2. 2) Ernstliche Ermahnung des Friedens und christlicher Einigkeit des c. Hugonis von Landenberg, Bischofs von Constanz, mit schö ner Auslegung und Erklärung 2. C. 3.

dürfe daher Niemanden auffallen, da sie es niemals anders getrieben hätten, aber eben so wenig dürfe man davon ablassen, immerfort Bischöfen und Fürsten troßig entgegen zu treten.

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Wegen dieser rücksichtslos ausgesprochenen Opposttion warf man nun der neuen Lehre vor, daß sie Aufruhr erzeuge. Dieser Vorwurf wurde aber auf das Gründlichste widerlegt. Denn man fragte: woher ents steht denn die Unzufriedenheit im gemeinen Volk? Und die Antwort lautete immer aus euerem schlechten Re, giment. Wenn die Fürsten anfingen, besser zu regieren, so werde auch der Grund der Unzufriedenheit wegfallen: aber sich Alles gefallen zu lassen, fiel Niemanden ein. Eine Flugschrift läßt sich weitläufig darüber aus Wies wohl, sagt sie '), das heilige Evangelium und Wort Got tes den weltlichen Regimenten und Obrigkeiten nicht entgegen ist, weil nach den Sprüchen Sant Peters und Pauli alle Obrigkeiten von Gott verordnet, und darum ein Jeder pflichtig ist, denselben Dórigkeiten, als einer göttlichen Ordnung gehorsam zu sein, so widerstehet doch das heilige Evangelium dem unordentlichen Gewalt, Mißbrauch und Pracht der Regenten. Das sehen die Fürsten und Obern dieser Welt, und besorgen sich, wo das göttliche Wort in seinen Schwung kommt, und frei, klar und lauter gepredigt wird, es werde sie in solchem ihren Mißbrauch zu Boden stoßen. Es ist ja offenbar und liegt

1) Verantwortung und Auflösung etlicher vermeinter Argument, und Ursachen, so zu Widerstand und Unterdrückung des Wort Gottes und heiligen Evangelions, von denen, die nit Christen sein und fich doch Christennamens rühmen, täglich gebraucht werden. D. 1.

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am Lage, das bei den Heiden nicht so ein unordentlich Regiment erfunden wird, als bei uns, die sich Christen rühmen: denn da bedenkt fein Regent, daß er Anderen zu Gut und Nuß lebe, sondern sich selbst. Niemand will zu Herzen nehmen, warum ihn Gott zu einem Obern verordnet habe, und daß nicht Land und Leute sein sind, sondern daß er des Landes und der Unterthanen 'sei, denen er auch seine Verwaltung und Regierung zu Nut und Guten führen soll. Weil nun die Ordnung eines christlichen Regiments so ganz umgekehrt ist, welcher will dann zweifeln, daß nicht auch die Handhabung göttlichen Worts umgekehrt sei, und für derselben christliche Verfechtung ein öffentlicher Widerstand des Evangeliums folgen muß? Das weltliche Schwert, das zu Beschüßung der Frommen und Straf der Bösen von Gott verordnet ist, will nicht mehr schneiden, sondern untersteht sich, wie wir augenscheinlich sehen, wider die Unterthanen mit Ges walt und Tyrannei zu handeln, nicht der Unterthanen und des Landes, sondern sein selbs Wohlfahrt, Wohlgefallen, Nuß, Ehre und Pracht zu stüßen.“ Der Fürst, welcher das Evangelium annehme und schüße, schließt der Verfasser, werde gehorsame Unterthanen finden, wer es verfolge, werde allenthalben auf Ungehorsam und Widerwärtigkeit stoßen.

So sehr man nun jede Art von Tyrannei und Des spotismus von Seite der Fürsten verwarf, insbesondere weil sie dem Evangelium entgegen sei, so sehr unterstüßte man überhaupt die neuen freien Ideen in Bezug auf die socialen Verhältnisse. So sehen wir z. B. weit und breit die Ansicht herrschen, daß der Adel mit Unrecht die sociale Stellung einnehme, in welcher er sich

damals befand. Der Ursprung des Adels, sagte man, beruhe auf den Lugenden und den wahrhaft großen Ges sinnungen der Vorfahren: nur dadurch hätten sich diese den Adel erworben, daß sie sich durch jede Art von Tüch tigkeit ausgezeichnet hätten. So hätte auch ein Bauer ein Adeliger werden können. Der heutige Adel aber, der gerade das Gegentheil von dem sei, was den alten Adel ausgemacht, könne daher auch nicht Anspruch auf diesen Namen machen1). Von dieser Ansicht waren fast alle Männer eingenommen, welche auf der Höhe der Zeit standen, und so hatte sie auch Luther, welcher sogar den Vorschlag macht, daß der Unterschied zwischen dem adeligen und dem Bürgerstande wegfallen sollte. Warum thut man nicht, sagt er 2), wie im Volk Israel geschah, da nur Einer König blieb? Seinen Brüdern gab man etwas, und ließ sie den Andern im Volke gleich sein. Müssens denn alle Fürsten und Edel bleiben, die Fürsten und edel geboren sind? Was schadet es, ein Fürst nehme eine Bürgerin und ließe ihm begnügen an eines ziemlichen

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1) Siehe meinen Aufsaß über Ulrich von Hutten 2. a. a. D. besonders das erste Kapitel. Sodann noch folgende Flugschriften:

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Gnad, Fried und Barmherzigkeit von unserem Herrn Jesu Chris sto. L. v. L. In summa summae: das ist so viel Alles mit dieser Binden beknüpft. Allen und jeden in was Stands, geistlichen oder weltlichen, aus sonderer brüderlicher Treu und christlicher Lieb zu lesen 2.1 s. 1. e. a. Ferner: Ein neuer Dias logus oder Gespräch zwischen einem verbrannten, vertriebenen Edelmann und einem Mönch." s. 1. e. a.

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2) In dem Traktat: „wider den falsch genannten Stand der Geistlichen." 1522. Jena, II. 126.

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