Sayfadaki görseller
PDF
ePub

Wisseng heranzuziehen. In diesem Sinne äussert sich bes sonders Eberlin von Günzburg in dem zweiten Sendschreiben an die Ulmer. Hier macht er den Vorschlag, das Wänger Kloster sammt Einkünften zu einer Schule umzugestalten. Da follten folgende Dinge gelehrt wer den: 1) eine Stunde Morgens und eine Abends die evangelische Lehre für Knaben und Mädchen. 2) Die Dinge zu gemeinem Gebrauch, wie bisher. 3) Schreiben und Lesen für die Mädchen. 4) Eine Stunde jeden Tag Landrecht, Stadtrecht, kaiserlich Recht, alte Histos rien 2c. Und da sollten auch die Erwachsenen beiwohnen, besonders die zum Regiment der Stadt sich vorbes reiteten. Auf diese Weise könnte man ersparen, die Jünglinge auf die hohen Schulen zu schicken, die doch nur Seelengruben seien, wo man Geld, Zeit und Zucht verliere.

Viertes Kapitel.

Verbreitung der neuen Lehre in den Jahren 1521 – 1523.

Sachsen und angränzende Länder.

Wir haben bisher den Fortgang und den Charakter der oppositionellen Bewegung geschildert; wir haben das Wesen und den Inhalt der neuen Ideen ausführlicher darzustellen gesucht: jezt scheint es nothwendig zu sein, noch eine Uebersicht der Länder und der Orte zu geben, in welchen die reformatorische Richtung Eingang gefunden, wo sie zum Durchbruch gekommen. Hieraus wird man sich ein deutliches Bild von der außerordentlichen Gewalt machen können, zu welcher die neuen Ideen in so kurzer Zeit gediehen waren.

Natürlich war Wittenberg der Mittelpunkt der Bewegung: Luther vor Allem, aber neben ihm waren auch Melanchthon, Karlstadt, Justus Jonas und Bugenhagen, seit 1521 in Wittenberg, von großer Bedeutung: der erste, wie wir schon früher erwähnt, durch seine große

Gelehrsamkeit, durch die Talente eines academischen Leh rers, welche ihn auszeichneten, der zweite durch seine Lebhaftigkeit, Kühnheit und Leidenschaftlichkeit, mit welcher er die neuen Ideen ergriffen, die Andern durch die Tiefe der Ueberzeugung, welche Luthers Gründe und seis ne Persönlichkeit in ihnen hervorgerufen. Wittenberg war in den ersten Jahren der Bewegung ohnstreitig diejenige Universität, welche das größte Interesse erregte, auf welche Aller Augen gerichtet waren: bald strömten von allen Seiten junge Leute dahin, um dort zu studieren: und nicht nur junge Leute, sondern auch ältere: solche, welche schon in Stand und Würden sich befan den, die aber von der neuen Lehre ergriffen worden was ren, und nun, um sich vollkommen zu belehren, zu den Füssen des Meisters selbst sigen wollten. Außer diesen nahmen fast alle diejenigen, welche wegen der Theilnah me an der Opposition aus ihrer Heimath vertrieben wurden, ihre Zuflucht zu Luther und seinen Freunden in Wittenberg: alle Augenblicke kommt ein Flüchtling hier an, der ein Unterkommen sucht: Luther und seine Freunde beherbergen sie natürlich mit Freude und strecken gerne ihre unbedeutenden Mittel dar, um ihnen zu helfen, mas chen wohl auch Schulden ihrentwegen: dann sorgen sie aber auch für ihr sonstiges Unterkommen. Wie viele Prediger hat nicht Luther untergebracht! Denn von allen Seiten schrieb man ihm und verlangte welche. Eine Menge evangelischer Geistlicher, selbst solcher, die in der Folge von dem größten Einfluße gewesen, verdankten ihm ihre sociale Existenz.

Im Churfürstenthum Sachsen ging die neue religiöse Richtung, versteht sich, fast ungehindert ihren Gang fort:

4

aber auch in den Ländern des Herzogs Georg von Sachsen und seines Bruders Heinrich, wo die Regierung sich gegen die Opposition erklärte, machte sie Fortschritte : troß aller Strenge, welche man gegen die Bekenner der neuen Lehre anwandte, fanden sich allenthalben Anhänger derselben: unter dem Adel wie unter dem gemeinen Volte, selbst in den Klöstern. Wie vielen Nonnen half Lus ther dazu, aus ihrem Kloster zu entspringen, und in das Gebiet des Churfürsten zu entfliehen! Eben so viel Anhänger fanden sich im Bisthum Magdeburg, wo die Unentschloffenheit des Churfürsten von Mainz, fein charakterloses Schwanken zwischen strengeren und milderen Maßs regeln das Umsichgreifen der neuen Lehre förderte: auch in Halberstadt, troß der Strenge der Reaction, welche die herrschenden Gewalten gegen die Anhänger Luthers an den Tag gelegt. In Nordhausen ist frühe schon Johann Spangenberg evangelischer Prediger. In Erfurt faßte die neue Partei, welche von so vielen tüchtigen Persönlichkeiten unterstüßt war, wie von Johann Lange, Coban Heß, Christoph Hacus, Johann Draconites, Euricius Cordus und anderen, mit jedem Jahre festere Wurs zeln. Hier ist es jezt aus mit der päpstlichen Tyrannei," konnte schon im Jahr 1523 Euricius Cordus an Draco schreiben1).

Auch im Hessischen ging die Bewegung unaufhaltsam fork: in Fulda ist 1522 Adam Kraft als evangelischer Prediger angestellt.

Merkwürdig ist es indeß, daß die neue Richtung in Sachsen und in den angränzenden Ländern nicht mit je

1) Epp. Eobani Hessi. Fol. 90,

ner Entschiedenheit und Entschlossenheit sich Bahn zu brechen gewußt hatte, wie in anderen, entfernteren Theilen von Deutschland. Ueberall, schreibt Luther an Spalatin vom 1. März 15231), überall ist das Wort Gottes mächtiger, als bei unsern Nachbarn, und selbst, als bei uns." Das Land, von welchem man dieß wohl am Meisten behaupten konnte, war Franken.

Franken.

Wir haben früher schon Nürnberg als den Mittelpunkt von Franken, wie in politischer und merkantilischer, so auch in religiöser Beziehung, bezeichnet. Wir haben gesehen, wie sich hier gleich von Anfang eine ganz entschiedene Hinneigung zu der oppositionellen Bewegung gezeigt hatte. Zwar wurde der Rath durch die Bannbulle, welche zwei seiner Mitbürger traf, etwas eingeschüchtert, und er hielt es der Klugheit gemäß, mit Vorsicht zu verfahren: so wurden in den nächsten Jahren Luthers Bücher hier zu verkaufen und nachzudrucken verboten. Allein die Bürs gerschaft wußte wohl, daß es dem Rathe hiemit kein 7-Ernst war, und daß er selbst, wenigstens die Mehrzahl der Mitglieder, sich zur neuen Lehre hinneigte. Darum thaten diese Verordnungen dem Umsichgreifen derselben nicht den mindesten Einhalt: vielmehr breitete sie sich in der Stadt immer weiter aus und hatte in Kurzem die ganze Einwohnerschaft ergriffen. Volksdichter, wie ein Hans Sachs, welcher seit 1518 von seiner Wanderschaft zurückgekehrt war, wandten ihr Talent dazu an, um die neuen Ideen unter das Volk bringen, dieses dafür zu

1) de Wette. II. 309.

« ÖncekiDevam »