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spielten, in ihrer ganzen Blöße hinstellte. Es kommt auch auf Lüther zu sprechen: gleich nachdem seine ersten Schriften erschienen, seien die Dominicaner über ihn hergefallen, hätten ihn als Kezer erklärt, und eifern nun gegen ihn auf der Kanzel, und wo sie können. Und warum? weil er den Thomas verachtet, den sie für den fünften Evangelisten halten, und überhaupt die Scholastiker.

Noch größeres Aufsehen machte ein anderes Schrifts chen, im Style der dunkeln Männer geschrieben: über die Art und Weise, die Keher zu inquiriren 1). Es dreht sich vorzugsweise um den Streit Reuchlins. Die Tyrannei und die Grausamkeit der Keßermeister wird hier mit der furchtbarsten Ironie geschildert. Wenn der Kezer, heißt es unter Anderem, durch die Gnade Gottes Gehör gegeben und der Kirche zu folgen versprochen hat, soll man ihm gleich den Widerruf auflegen. Und es ist nicht nöthig, auf seine Säße zu antworten, oder seine Gründe zu widerlegen, damit der Inquisitor nicht etwa gezwungen werde, auf die heilige Schrift zu kommen, wo zu fürchten ist, daß er den Kürzern ziehe. Sondern es reicht hin, einfach zu sagen: Die heilige Kirche hat es so fests gesezt, und der apostolische Stuhl will es so. Und so ist der Keßer besiegt und eine Seele dem Himmel gewons nen, Gott sei gepriesen und der heilige Orden der Dominicaner, der so loyale Inquisitoren erzeugt hat. Nun muß man dem Keßer befehlen, seine eigenen Bücher zu

1) Modus inquirendi haereticos ad usum Romanae curiae, lectu dignissimus, duodecim regulis conclusis., 1519. Auszüge davon stehen bei Schelhorn amoenitates literariae. Tom. IX. p. 771. sq.

verbrennen. Wenn er aber nicht widerrufen will, und hartnäckig auf seiner Keßerei besteht, dann soll er nach dem Apostel: entfernt den Uebelthäter aus euerer Mitte" dem weltlichen Gericht übergeben und verbrannt werden, wie es guter Brauch und Styl ist: man soll auch nicht für ihn beten, sondern sein Name sei verdammt und Alles,

was er gesagt und geschrieben hat. Nun haben die Inquisitoren ihren Zweck erreicht und großen Ruhm bei Gott und den Menschen, und können sich in ihrem Herzen freuen. Aus allem eben Gesagten folgt ein merkwür diges Correllarium, nämlich, daß jene vier Dominicaner in Bern auf ungerechte Weise verbrannt worden sind 1), weil sie von Punkt zu Punkt eraminirt worden, wo sie freis lich überwiesen wurden. Hätte man sie, wie es sein sollen, zuerst gefragt, ob sie an die heilige Kirche glauben, wären sie wohl losgesprochen worden. Der heilige Vater hatte schon beschlossen (nicht mit Geld bestochen, wie Viele sagen), sie frei zu geben, weil sie die heilige Kirche bekannten, also nichts gegen die Kirche thaten. Darum waren sie auch keine Kezer. Ja, nach meiner Meinung

1) Dieß ist der bekannte Jezerische Handel. Die Dominicaner in Bern benußten nämlich einen einfältigen Schneider, Namens Jezer, dazu, um durch ihn allerlei Betrügereien, Erscheinungen von Heiligen u. s. w. verüben zu lassen, welche weiter keinen Zweck hatten, als das Ansehen der Dominicaner in der Meinung des Volks zu heben. Als sie merkten, daß man ihren Schlichen auf die Spur komme, suchten sie ihr Werkzeug aus dem Wege zu räumen, doch umsonst. Es kam Alles an den Tag: vier der Hauptschuldigen wurden 1509 in Bern verbrannt. Vergleiche darüber unter anderen Hagenbach's Vorlesungen über Wesen und Geschichte der Reformation. II. S. 13—16.

haben die Schweizer eine Keßerei begangen, indem sie die verbrannten, welche an die Kirche glaubten. Da sind die Böhmen Huß und Hieronymus viel besser eraminirt worden. Die wurden nicht durch die heilige Schrift überwiesen, sondern durch den Beschluß der heiligen römischen Kirche verdammt. Denn die römische Kirche ist die Regel· des Glaubens. Auch Reuchlin würde, wenn die Fürsten erlaubt hätten, ihn nach der heiligen Kirche zu eraminis ren, zweifelsohne mit seinen Büchern verbrannt worden sein. Und wie großen Ruhm hätten sich dann die Inquifitoren erworben, wenn sie einen so gelehrten Mann auf den Scheiterhaufen gebracht hätten. So aber, da er von Artikel zu Artikel nach der Schrift und Vernunft eraminirt wurde, war es kein Wunder, daß er mit Glanz Losgesprochen worden. Denn die Kunst zu inquiriren, wurde bei ihm nicht angewendet. Ueberhaupt ist es unmöglich, daß heut zu Tage ein Kezer überwiesen wird, wenn seine Artikel nach der heiligen Schrift geprüft wers den. Aber wenn sie nach der heiligen Kirche geprüft wer den, kann er auf keine Weise entgehen. Es gibt gegenwärtig einige Kezer, die aus der griechischen Sprache, welche immer eine kezerische und schismatische war, eine neue und keßerische Theologie gegen den heiligen Thomas einführen. Diese soll man nach der Inquirirkunst eraminiren: wenn man sie sammt und sonders verbrannt hat, wird der Orden der Inquisitoren großen Ruhm erlangen. Gott gebe das nur recht bald! Zuleßt muß ich noch eine Frage beantworten. Wie es nämlich zugegangen, daß die heilige Kirche über 1300 Jahre bis zum Concilium von Constanz regiert werden konnte, und zwar ganz gut, ohne zu verbrennen und hinzurichten, und jeßt kann sie

nicht regiert werden ohne Hinrichtung von Keßern, während es doch zu jener Zeit eine Unmasse von Kezern ges geben hat und heut zu Tage, die Böhmen ausgenommen, beinahe gar keine. Darauf antworte ich: ich wundere mich über so unwissende Menschen. Der Grund ist, weil es damals noch keine Keßermeister gegeben hat. Wären diese damals vorhanden gewesen, wäre die Kirche durch Feuer sehr wohl von den Keßern gereinigt worden. Wie aber die Wahrheit von Tag zu Lag wächst, so auch die Reinigung der Kirche. Denn weil zu jener Zeit die Leute in der heiligen Schrift studirten, gab es keine so feine Geister, da sie sich um den Aristoteles nicht bekümmerten, welcher allein feine Geister macht. Deßhalb glaube ich, wenn der heilige Hieronymus und Augustinus heute käme, ja selbst der Apostel Paulus, so würden sie kaum dem Feuer entgehen: so vortrefflich sind unsere Kezermeister. Wohl dir, Paulus, daß du in jener Zeit gelebt hast, wo es noch keine so subtile Geister gab!"

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Einen ähnlichen Gegenstand behandelt ein Gespräch, ,,der Kampf der Frömmigkeit und des Aberglaubens" betitelt'). Der Aberglaube erzählt, wie er von jeher die Menschen berückt und den Priestern Gelegenheit gegeben habe, sich auf Kosten des Volks zu bereichern. So sei es schon im Alterthume gewesen: nicht minder in der christlichen Kirche. Die Pfaffen spielen die Heuchler, um zu Ehrenstellen emporzusteigen, oder betrügen die Leute mit Reliquien, indem sie das erste beste Heu für das

1) Pugna pietatis et superstitionis. Bei Münch in der Ausgabe der Briefe der dunkeln Männer. S. 369. Ich halte Hutten für den Verfaffer, oder wenigstens einen seiner Vertrauten.

ausgeben, von welchem der Esel Christi gefressen, oder die ersten besten Knochen für die eines Heiligen. Wie dumm sie nur sein können! Manche Reliquien finden sich oft drei oder vierfach in der Welt: und doch sehen die Leute nicht ein, daß man sie für Narren hält. Die Geistlichen scharren sich Geld zusammen, leben auf das Herrlichste, entehren Weiber und Töchter, halten sich die schönsten Buhlerinnen, und gelten als Heilige! Und wer sich nur im Mindesten gegen sie auflehnt, wird als Kezer 'angesehen, verfolgt und verbrannt! Die Frömmigkeit deutet an, daß das nicht lange so fortgehen könne: schon feien die Deutschen gescheid geworden, und wenn man auch die Wahrheit mit Gewalt unterdrückt, es wird doch nichts helfen: sie bricht nur mit erneuerter Kraft wieder hervor. Das ganze Ottergezücht von Pfaffen sollte man über den Haufen werfen.

Ganz vortrefflich, ausgezeichnet durch schlagenden Wiz, ist auch die Versammlung der Theologisten zu Cöln gegen die Freunde Deutschlands und der schönen Wissenschaften“1). Hogstraten versammelt hier die Magistri nostri, um über die neuen kezerischen Bücher zu urtheis len: er ist der Meinung, daß man gegen sie verfahre. Denn wenn das Ding so fortgehe, so kämen sie, die Theologen, in der öffentlichen Meinung immer mehr herunter, Fürsten wie das gemeine Volk würden ihnen abgeneigt, sie verlören Käse, Eier, Schinken, was ihnen

1) Conciliabulum theologistarum adversus Germaniae et bonarum literarum studiosos, Coloniae celebratum. 16. Kal. Maji. Daselbst. S. 377. Auch an dieser Schrift hat Hutten mindestens großen Antheil gehabt.

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