Sayfadaki görseller
PDF
ePub

Geschichte jener Zeit wollte ich beschreiben, sondern die geistige. Und dafür hätten mir Urkunden wohl wenig Ausbeute gegeben. Aber desto mehr habe ich auf die Flugschriften Rücksicht genommen, welche nebst den Briefen der einzelnen Männer für die Entwicklung der öffentlichen Meinung ohnstreitig am wichtigsten sind. Und hier schmeichle ich mir denn,› auf die Anerkennung des Publicums Anspruch machen zu dürfen. Theils habe ich schon veröffent lichte, aber halb vergessene, wieder hervorgezogen, andere glaube ich dem größeren Publicum näher gebracht zu haben, wieder andere, völlig unbekannte, habe ich ans Licht gezogen. Ein 'aufmerksamer Leser wird auch finden, daß sie sich wie ein rother Faden durch die Darstellung hindurchziehen, daß diese vorzugsweise auf sie gegründet ist.

Nun noch Eins! Der Anlage des Werkes nach sollte nur die religiöse und literarische Entwicklung der Reformationszeit durchgeführt werden. Aber die politische hängt so genau mit dieser zusammen, besonders in der Zeit, welche die zwei legten Bände darstellen, daß es sehr schwer schien, die eine ohne die andere zu beschreiben, wenn dieß nicht auf Kosten des weltgeschichtlichen Zusammenhangs geschehen sollte. Dennoch konnte ich mich nicht ents

schließen, die politische Seite mit derselben Ausführ lichkeit zu behandeln, wie die religiöse: einmal, weil dieß Ranke schon gethan hat, und neuerdings erst Neudecker'), und zweitens, weil gerade die politische Richtung vor Kurzem in vortrefflichen Werken, von denen ich nur Bensens Geschichte des Bauernkrieges erwähnen will, bearbeitet wor: den ist. Außerdem habe ich selbst die politischen Verhältnisse jener Zeit besonders behandelt in meis nem Aufsaß über Ulrich von Hutten (in meiner Schrift:,,zur politischen Geschichte Deutschlands.“ Stuttgart, bei Franckh, 1842). Was ich hier ausgeführt habe, wollte ich nicht Alles wiederholen. Ich habe daher auf die politische Richtung nur insoferne Rücksicht genommen, als nöthig war, um die allgemeine geistige Entwicklung zu veranschaulichen, und namentlich um die Wendung zu erklären, welche diese in der Mitte des dritten Jahrzehends des 16ten Jahrhunderts genommen hat. Und auch hier, versteht sich wohl von selbst, war es mir nicht

1) Nach den bisherigen Arbeiten Neudeckers zu schließen, ist in seinem Buche über die Reformation gewiß ein Schatz von Gelehrsamkeit enthalten. Ich habe es aber absichtlich noch nicht gelesen, um mich nicht zerstreuen zu lassen: ich wollte durchaus meinen eigenen Weg gehen.

um die Darstellung der äusseren Begebenheiten, sons dern um die Entwicklung der Ideen zu thun.

Vielleicht ist es nicht überflüssig, noch ein Wort über manche, oft sehr derbe, Stellen zu sagen, welche ich aus den damaligen Flugschriften mitgetheilt. Der, sonst sehr wohlwollende, Recensent in der Preußischen Staatszeitung, welchem ich hiemit meis men Dank für seine Beurtheilung meines Werkes ausspreche, tadelte an dem ersten Bande die Mittheilung mancher frivolen Einzelnheiten, die der Sache selbst mehr zufällig, als wesentlich sind, und an denen unsere Zeit mit Recht mehr Vergerniß nimmt, als früher," und die ich deßhalb hätte weglassen sollen. Ich gestehe, daß ich sowohl bei dem ersten, als bei diesem zweiten Bande, reiflich darüber nachgedacht habe, ob ich jene derben Stel len aufnehmen sollte oder nicht. Ich entschloß mich aber zur Aufnahme, selbst auf die Gefahr hin, verkannt zu werden. Denn gerade diese derben Stellen repräsentiren ganz vortrefflich den Charakter der damaligen Zeit, welcher eben dadurch wesentlich von dem unsrigen verschieden ist, daß er rücksichtslos die Sache mit dem wahren Namen nennt, ohne sich viel um die Form, in welcher es geschieht, zu be kümmern: eine Erscheinung, welche das nothwendige Resultat der außerordentlichen Kraft und des

[ocr errors]

Muthes war, welche damals in unserer Nation leb ten. Soll unsere Geschichtschreibung in der That objektiv werden, so darf sich dieselbe nicht von der zufälligen Mode und von unserer Convenienz beherrschen lassen, sondern sie muß eindringen in den Geist einer zu beschreibenden Epoche, und darf kein Moment unberücksichtigt lassen, was diesen bezeichnet. Daß aber gerade die Derbheit in der Literatur ein wesentliches Merkmal der Reformationszeit ist, haz be ich, wie ich glaube, in dem Buche selbst hinlänglich dargethan.

Und nun nehme ich Abschied von dem Leser mit dem Wunsche, daß auch dieser Band bei ihm eine freundliche Aufnahme finden möchte.

Heidelberg, im Mai 1843.

2

Der Verfasser.

« ÖncekiDevam »