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Menschen wirke, dass er ihn verhärte, dass er den Pharao verstocke. Alles, was ist und lebt und webt, wird unaufhörlich von der wirksamen Allgegenwart Gottes getragen und bewegt; es kann sich ihr in keinem Augenblicke entziehen. Wenn es nun selbst böse ist, so ist sein ganzes von Gott getragenes Leben ein böses; man muss also sagen, dass Gott in einem solchen Böses wirke; aber er ist deshalb nicht der wollende Urheber dieser Sünden, sondern seine Allmacht trifft und bewegt den von Anfang seines Daseins an sündigen Menschen 1). Dass der Mensch überhaupt etwas thut, verursacht Gott; aber dass dieses Thun Sünde ist, bleibt des Menschen Schuld.

Was Melanthon im Commentare zum Colosserbriefe schrieb, stand ganz damit im Einklange 2) und ebenso die Antwort, welche Rhegius dem Wiedertäufer gab. » Was dürfen

1) Luth. opp. ed. Jen. 3, 205a: Dominus etiam impium ad diem malum facit, non quidem creando malitiam in eo, sed ex malo semine formando eum et regendo. Licet Deus peccatum non faciat, tamen naturam peccato, subtracto spiritu, vitiatam non cessat formare et multiplicare. Quando ergo Deus omnia in omnibus movet et agit, necessario movet etiam et agit in Satana et impio. Agit autem in illis taliter, quales illi sunt et quales invenit, hoc est cum illi sint aversi et mali et rapiantur motu illo divinae omnipotentiae, nonnisi aversa et mala faciunt. Ita cogitet, qui utcunque talia volet intelligere, in nobis i. e. per nos Deum operari mala non culpa Dei, sed vitio nostro, qui quum simus natura mali, Deus vero bonus, nos actione sua pro natura omnipotentiae suae rapiens, aliter facere non possit, quam quod ipse bonus malo instrumento malum faciat, licet hoc malo pro sua sapientia utatur bene ad gloriam suam et salutem nostram. Sic Satanae voluntatem malam inveniens, non autem creans, sed deserente Deo et peccante Satana malam factam arripit operando et movet, quorsum vult, licet illa voluntas mala esse non desinat, hoc ipso motu Dei. Induratio Pharaonis per Deum sic impletur, quod foris objicit malitiae ejus, quod ille odit, naturaliter, tum intus non cessat movere omnipotente motu malam, ut invenit, voluntatem; illeque pro malitia voluntatis suae non potest non odisse contrarium sibi et confidere suis viribus; sic obstinatur, ut neque audiat neque sapiat, sed rapiatur possessus a Satana velut insanus et furens.

2) p. 10b: hic quaeri solet, si Deus agitat naturam, estne malorum seu peccatorum autor? Hanc quaestionem in praesentia non libet tractare prolixius. Hoc satis sit tenere, quod Deus naturam conservet et efficacem faciat, sicut et hic dicit, sive throni, sive dominationes, sive potestates, omnia consistunt in ipso, i. e, quidquid est potens, efficax, potentiam et efficaciam a Deo habet, Deus vitam, robur, sapientiam, divitias largitur. Sed quia Christus ipse dicit Joh. 8: quum loquitur mendacium, ex propriis loquitur, non faciam Deum autorem peccati, sed naturam conser

Der Artikel im Bekenntnisse.

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wir hie grübeln? Was uns nicht befohlen ist, dürfen wir uns nicht um sorgen; wir haben nöthigeres zu lernen, nämlich: wie wir die Sünde recht erkennen, wie und durch welchen wir der Sünde ledig und los werden, wie wir denselben Erlöser mögen bekennen, dass er sich unsers Jammers annehme und daraus helfe. Hie haben wir soviel zu schaffen, dass wir nicht Weile haben, alle Heimlichkeit göttliches Willens wollen zu erfahren. Wäre es uns nütze und noth zu wissen, die Schrift lehrte es.« So konnten die Evangelischen mit gutem Fuge es als eine schmähliche Verläumdung zurückweisen, wenn man ihnen vorwarf, sie machten Gott zum Urheber der Sünde. Dennoch that dies Eck zu Augsburg wieder, auf frühere Worte Melanthons sich berufend 1), und nöthigte diesen so, den Artikel vom freien Willen zu ergänzen und gegen Misdeutung zu sichern. Selbstverständlich liess er sich hierbei auf irgend welche theologische Ausführung nicht ein; sondern stellte nur die Thatsache fest, dass die gesammte Natur, und also auch der Mensch als deren Angehöriger, der allmächtigen Wirkung Gottes unterstehe, und daneben die andere, dass das sündige Thun des Menschen sowohl wie des Satans in deren verkehrtem Willen seine Ursache habe. Eben aus dem letzteren ersieht man, dass mit der Sünde, von der hier geredet wird, die einzelnen sündigen Lebensäusserungen gemeint sind 2). Woher das Sündigsein des Menschen stamme, ist aus dem zweiten Artikel bekannt. Und wenn auf den Teufel zurückgegangen wird, so bleibt auch da Gott von der Urheberschaft der Sünde frei. Die Sünde ist Eigenthum des Teufels; aber er konnte erst zu ihr als einer vollendeten kommen, als Gott sich ihm entzog. So wenig beruht die Sünde auf dem Willen Gottes, dass sie vielmehr erst da sich abschliesst, wo ein beharrlicher Widerstand sich dem göttlichen Willen entgegensetzt, so dass Gott seine

vantem et vitam et motum impartientem, qua vita et motu diabolus aut impii non recte utantur.

1) Vgl. ob. S. 8 Anm. 2.

2) Feuerlin l. 1. p. 146: de peccatis actualibus sermo hic est. Nach Förstemann Urkundenb. 1, 353 heisst es in der ersten ansbachischen Handschr.: »so wurkht doch die sunde der verkhert will aller posen vnnd verechter gottes, « und in der spalatinschen 1, 321: »so kum doch die sund aus dem verkerten willen aller bosen vnd verechter Gottes.< Dieser Artikel ist also nicht nach dem zu erklären, was Luther gegen Erasmus andeutungsweise über den Sündenfall sagt; vgl. Köstlin, Theol. Luthers 2, 44 ff,

Hand abziehen muss und den ihm Widerstrebenden nicht mehr fördern kann.

Ein Weiteres will der kurze Artikel des Bekenntnisses nicht aussagen; damit war dem Gegner geantwortet und dem Zeitbedürfnisse genügt.

XXI. Vom Dienst der Heiligen.

Nicht ohne Grund wurde der Artikel von den Heiligen im Bekenntnisse in den ersten Theil aufgenommen, nachdem er doch in den Vorarbeiten unter den abzustellenden Misbräuchen behandelt war 1). Eck hatte den Evangelischen 16 Irrthümer in Betreff der Heiligen vorgeworfen 2), und damit gezeigt, wie grosses Gewicht man römischerseits auf diese Lehre legte; und die ungewöhnlich ausführliche Erwiederung der Confutatoren bestätigte dies 3). Das Heiligenunwesen hatte in erstaunlichem Maasse überhand genommen, so dass man mit vollem Rechte von einem Götzendienste reden konnte. Dennoch wollten die Römischen es hier zu einer eingreifenden Reformation nicht kommen lassen; ja sie konnten nicht; die Sache hieng zu sehr mit ihren übrigen Irrthümern zusammen 4).

Es bedarf nur eines Blickes in die Predigten, die an den Heiligentagen gehalten wurden, um zu sehen, welch eine ungebührliche Stellung von der Kirche den Heiligen eingeräumt ward 5). Mit Freuden folgte das Volk dem, und wie man im Heidenthume Götter und besonders Halbgötter gehabt hatte, welche in bestimmten Nöthen des Lebens Hülfe, schafften und für dieses oder jenes leibliche Bedürfnis Sorge trugen, so wandte man sich jetzt in denselben Nöthen und mit derselben

1) Förstemann, Urkundenbuch 1, 82.

2) Eck, 404 articuli B 3a, art. 112—127.

2) Chytraeus, l. l. p. 185 sqq.; Symbol. B B. S. 223 §. 1.

4) Luther schrieb 1530: »Diesen Gräuel fühlen die Papisten jetzt wohl und ziehen heimlich die Pfeifen ein, putzen und schmücken sich nu mit dem Furbitt der Heiligen,« W W. 65, 119.

5) Man denke zugleich an die spottenden Schilderungen eines Erasmus; vgl. auch den 14. Bundesgenossen.

Römische Heiligenverehrung.

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Absicht an die Heiligen. Wohl tadelten dies einzelne ernster Gesinnte, aber andere vertheidigten es ausdrücklich im Namen der Kirche 1), und alle stimmten darin überein, dass man sich getrost an die Heiligen als Fürsprecher zu wenden habe, ohne die Veranlassungen, bei welchen dies recht sei, genauer zu benennen. So hielt sich der Unfug nicht blos im Privatleben, sondern auch bei dem Gottesdienste. In dem auf göttliche Inspiration zurückgeführten Messkanon ward eine genau bestimmte Anzahl von Heiligen um ihre Hülfe angerufen 2). Bei Processionen betete man etwa: »Du lieber Herr Sanct N., wohne uns bei und lass uns nicht verderben, mach uns von allen Sünden frei, wenn wir sollen sterben» 3). Kurz sie wurden als Helfer neben Christum gesetzt und verdrängten ihn bei dem Hülfe suchenden Volke. Und was hier von den Heiligen im Allgemeinen gesagt werden muss, galt in besonderem Maasse von der Maria. Sie ward, vornehmlich durch die Mönche, über Christum erhoben und genoss einer ihn in Schatten stellenden Verehrung, wie schon der äussere Pomp an den ihr geweihten Tagen bekundete 4). Selbst ein Berthold konnte noch schreiben: >>Frau Brigitta hat in ihrer Weissagung geoffenbart, wie Jungfrau Maria stetig Gott für uns bitte und Christus spreche: wiewohl meine Gerechtigkeit Rache schreit über sündige Menschen, noch übersehe ich ihnen in Geduld dieselben Menschen auf Fürbitte meiner Mntter. Item: fürwahr, meine Kirche zeucht sich dermaassen von mir, wo meiner Mutter Gebet nicht darunter käme, so wäre keine Hoffnung auf Barmherzigkeit. Darnach spricht die Mutter Jesu: mit meiner Barmherzigkeit gehe ich vor dem erschrecklichen Gericht meines Sohnes < 5).

Die lieben Heiligen so lehrte man haben sich hier

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1) Vgl. Lämmer, die vortridentinisch-kath. Theol. S. 335.

2) Expositio misteriorum misse etc. 1501; C 6a. Vgl. die Anweisung, in der Todesstunde die Maria und die Heiligen anzurufen: Manuale curatorum p. 112.

3) » Eyn Sermon Doctor wentzeslai Linck Von anrüffunge der heyligen;< A 4b; vgl. Einleitung 1, 317, Anm. 1.

4) Vgl. die Schilderungen bei Oekolampad, sermo de laudando in Maria deo, Bb. Dazu auch Joh. Kehrein, Pater noster und Ave Maria in deutschen Uebersetzungen, S. 70 ff.

5) Tewtsche Theol. S. 586. Dass es auch in diesem Puncte heutzutage in der römischen Kirche nicht um das Geringste besser steht, ist bekannt.

im Leben grosse und gute Verdienste erworben, die sie Anderen mittheilen und mit denen sie für Andere eintreten können. Sie sind die Freunde Gottes, die für die noch lebenden Christen bei ihm vermitteln. Christus, das Haupt bittet für uns; die Heiligen aber sind seine Glieder und darum ahmen sie ihm im Fürbitten nach. >>Sie stehen vor Gott zwischen uns und seiner göttlichen Gerechtigkeit, dass dieselbe ihren Zorn nicht in uns giesse. Wie Gott selbst spricht: dieweil Moses und Samuel vor mir stehen, ist meine Seele nicht auf das Volk. Der Heiligen im Himmel Fürbitte hilft auch im Fegfeuer jenen Seelen, die sich in ihrem Leben darein geschickt haben, dass sie solcher Heiliger Fürbitte und Hülfe zu geniessen fähig und würdig seien<< 1). Darum sind die Heiligen um ihre Fürbitte anzurufen und zu verehren, nicht zwar mit der Ehre, die allein Gott gebührt, dem höchsten Dienste, aber doch mit einer ihren Wohlthaten und ihrer hohen Stellung entsprechenden Ehre. Der vorzüglichsten Ehre aber ist Maria, die Mutter Gottes würdig 2). Damit geschieht Gotte kein Eintrag; er wird in seinen Freunden geehrt 3). Und Christus wird dadurch nicht herabgesetzt, denn wenn es auch viele Fürsprecher giebt, so doch nur Einen Erlöser 4). So hat die Kirche von Anbeginn an die Heiligen verehrt und angerufen und die Schrift lehrt, dass darin Gottes Wille geschehe. Gott sprach: gehet hin zu meinem Knechte Hiob und opfert Brandopfer für euch und lasst meinen Knecht Hiob für euch bitten. Und Hiob 5 heisst es: siehe dich um irgend nach einem Heiligen 5). Andere Stel

1) Tewtsche Theol. S. 587; Eck, enchiridion cap. 14: si ergo caput Christus orat pro nobis; cur non etiam membra ejus, sancti cum eo rogantes, qui se conformant Christo?

2) Eck, enchiridion cap. 14: sancti ut amici Dei sunt implorandi, ut pro nobis intercedant, et licet sancti non sint adorandi latria, quae soli Deo debetur, tamen venerandi sunt dulya. Tewtsche Theol. S. 587, 594; 616. Maria ist zu ehren »mit hoherm Dienste, genannt hyperdulia«; Vgl. Lämmer, a. a. O. S. 332 über adoratio und veneratio.

3) Eck, enchiridion cap. 14: honor exhibitus sanctis exhibetur Deo. Vgl. Tewtsche Theol. S. 588.

4) Eck, enchir. cap. 14: unus est mediator redemptionis, Jesus Christus, quia ille solus redemit genus humanum. Die Heiligen sind mediatores intercessionis.

5) Gegen diese Verwendungen der Stelle vgl. Bugenhagen, in Hiob annotationes p. 8a: sanctorum invocationem, ut hodie jactatur, hic probare non licet. Tum sancti non erant in coelo, nisi angelos cogites.

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