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Zweige bloßer Curiositätsforschung und Zahlenrechnerei nebenher, sondern es bildete sich auch noch erstlich in der Sphäre des hierarchischen Aberglaubens eine Schule der Auslegung, welche mit Willen den Resultaten jener reformatorischen Erleuchtung entgegenzutreten oder zu entfliehen suchte, und zweitens mußten die Anfänge des Reiches des Unglaubens sofort darin sich manifestiren, daß der Rationalismus auch der Exegese dieses biblischen Buches sich bemächtigte.

Die Hauptvorkämpfer jener Macht, deren prophetische Signatur die Reformatoren in Apok. 13 erkannt zu haben sich bewußt waren, mußten natürlich den Trieb in sich fühlen, den Blikstrahl dieser auf sie selbst deutenden oder gedeuteten Weissagung von sich abzulenken. Die Art, wie sie dies versuchten, schildert Turretin (loc. 16, thes. 15, contr. 1) kurz und klar in den Worten: Pontificii Antichristum fingunt hominem singularem et unicum, ortum ex tribu Dan, qui se pro Judaeorum Messia venditans, spatio trium annorum cum dimidio templum Hierosolymitanum instaurabit, universum orbem subiget, Henochum et Eliam redivivos trucidabit, totum christianismum evertet; seipsum in templo restaurato proponet adorandum, ac tandem a Christo in monte oliveti, ex quo paraturus sit ascensionem in coelum, occidetur. (Vgl. die Commentatoren der Apokalypse Ribera 1591, Vingas 1601, Aleasar 1614 u. a.) Anknüpfend an den an sich richtigen Punkt, daß „der Antichrist" im Sinne von 1 Joh. 2 und 2 Thess. 2 ein bestimmtes Individuum seyn werde, identificirten sie nun auch ihrerseits das rothe Thier Kap. 17 mit dem Thiere Kap. 13, und gelangten so zu dem Resultate, daß die ganze Apokalypse über die Zwischenzeit zwischen Christi Himmelfahrt und den legten Dingen nichts enthalte, sondern bloß eine Beschreibung der letten 3% der Parusie unmittelbar vorangehenden Jahre enthalte, wobei diese Zeitbestimmung „31⁄2 Jahre“ oder ,,42 Monate" oder „,1260 Tage" nicht als mystische Zahl sondern als eigentliches chronologisches Datum aufgefaßt wurde.

So suchte das Reich der Hierarchie und des Aberglaubens die strafende Gewalt der Weissagung von sich abzuwenden. Mitt

lerweile war eine ganz neue wider Christum gerichtete Potenz in ersten leisen Anfängen aufgetreten, die Potenz des Unglaubens. Diese, welche auf dem Gebiete der Philosophie und Theologie den Boden unterwühlte, um dann in der ersten französischen Revolution zum erstenmale massenhaft und grandios auf politischem und socialem Gebiete aufzutreten und den Kampf gegen alle göttliche und menschliche Autorität zu führen, welcher seither in stärkeren Katastrophen sich wiederholt hat und stets furcht= barer sich wiederholen wird, hatte, ehe sie sich noch ihrer selbst bewußt war, bereits den feinen Instinkt, die Offenbarung Johannis ihres prophetischen Inhaltes ganz zu entleeren, und in ihr nichts als menschliche Vermuthungen oder menschliche Betrachtungen über den Sieg des Christenthums über Judenthum und Heidenthum übrig zu lassen. Es ist hier nicht der Ort nachzuweisen, daß und wiefern schon im Arminianismus die ersten keimartigen Anfänge des Rationalismus lagen; aber nicht zum geringsten Theil erweist sich die rationalisirende Tendenz des Arminianismus gerade darin, daß mit den Arminianern Grotius (annot. ad nov. test. Opp. ed. Bas. tom. III, pag. 1159 ff.) und Wetstein (de interpr. libri apoc. 1752) jene Entleerung der Apokalypse begann, welche schon Turretin (am ang. Ort) in den Worten geschildert hat: Papae supparasitaturus Grotius somniavit vigilans in loco Pauli (2 Thess. 2) de Caligula et Simone Mago, in epistola Joannis de Barchochba, in Apocalypsi de Trajano, Apollonio et Domitiano, tantum eo fine, ne antichristus vel coram videatur vel in posterum metuatur. Von da an war unter den rationalistischen Auslegern nur darüber Streit, ob der Untergang des jüdischen Staates (so Wetstein, Herder, Züllig u. a.) oder der des heidnischen Roms (so Semler, Ewald, de Wette u. a.) oder beides (so Herrenschneider Eichhorn, Matthäi u. a.) den Inhalt der Offenbarung Johannis ausmachen.

Mit der ersten französischen Revolution begann eine neue Epoche kirchenhistorischer Erleuchtung. Es war natürlich, daß, angesichts der Schreckensherrschaft des Unglaubens und in einer Zeit, wo das Papstthum seine exclusive Haltung und Strenge verloren zu haben schien, Männer wie Stilling in der Apokalypse nur oder doch vorzugsweise das Reich des

Unglaubens geweissagt fanden. Schwerer begreiflich ist, wie jezt noch Hengstenberg den Unglauben für den einzigen für die Zukunft gefährlichen Feind halten, und, dadurch verlockt, die Apokalypse in alt-historiologischer und überdies allegorischer Weise so auslegen kann, daß er sie bis zu Kap. 21, 8 als bereits erfüllt ansieht*).

Die gegenwärtige Periode der Auslegung der Apokalypse kann wohl füglich als die einer allgemeinen Verwirrung bezeichnet werden. Zwar in der Diaspora der Kinder Gottes habe ich durch einen nicht geringen Theil Europa's hindurch eine vollkommene Einstimmung in dem Verständnisse der beiden Thiere Kap. 13 und 17 gefunden. Aber diese Erleuchtung ist noch nicht in umfassender Weise schriftstellerisch ausgesprochen, auch noch nicht mit der wissenschaftlich-eregetischen Auslegungsthätigkeit vermittelt. Im Bereich der Auslegungen und Commentare sieht es vielmehr jest wüster und verworrener aus, denn je. Was erstlich die Methode betrifft, so finden wir auf der einen Seite eine willkührliche Allegoristik, welche Dinge, die keine Bilder sind und seyn können, gleichwohl als bloße Bilder faßt **), auf der anderen Seite eine Buchstäbelei, welche Bilder, die in der Apokalypse selbst als Bilder behandelt und ausgelegt werden, in eigentlichem Sinne nimmt ***). Und was sodann das Princip und die Resultate betrifft, so steht auf der einen Seite mitten in der protestantischen Theologie eine Redintegration der alten jesuitischen Auslegung, wonach die Apokalypse mit Überspringung der Zeit von Christi Himmelfahrt bis zu den letten Dingen lediglich eine detaillirte Geschichte der 31⁄2 leßten bürgerlichen Jahre vor Christi Wiederkunft enthalten soll +), auf der anderen steht die rationalistische Auslegung, wonach die Apokalypse gar keine Weissagung, sondern höchstens allenfalls noch

*) Hengstenberg, die Offenb. des H. Joh. Berlin 1849 ff. **) 3. B. wenn die Auferstehung Kap. 21 bildlich gedeutet wird. ***) Z. B. wenn Hebart (die zweite sichtbare Zukunft Christi, Erlan= gen 1850, . 96) bei Apok. 9, 3 ff. an wirkliche,,noch nicht gesehene Thiere" mit Löwenköpfen und Schlangenschwänzen denkt, trog dem daß die Apokalypse selbst V. 2 u. 11 diese Thiere für Geister aus der Hölle erklärt!!

+) Hofmann, Weissagung und Erfüllung, im 2ten Bande. Hebart, die zweite sichtbare Zukunft Chrifti, Erlangen 1850.

„Ideen“ über den Fall des Judenthums oder Heidenthums enthalten und über die ersten Anfänge der Kirchengeschichte gar nicht hinausgehen soll. In der Mitte zwischen beiden Auffassungen stehen dann neben Hengstenberg's vereinzelter Interpretationsweise einzelne Rechte einer historiologischen Erklärungsart *), wonach das Detail der Kirchengeschichte in der Apokalypse prophezeit seyn soll; die Schule, welche die Grundmomente der kirchlichen Entwicklung geweissagt findet, also überhaupt weder Vermuthungen und Ideen, noch Präsagien kirchengeschichtlichen oder eschatologischen Details, sondern wirkliche wahre Weissagung in der Offenbarung Johannis findet, liegt noch sehr in ihren Anfängen.

§. 3. Die richtigen Grundsäße der Auslegung.

Bei der Verwirrung, welche in der Auslegung der Offenbarung Johannis herrscht, ist es unmöglich, zu dieser Auslegung selbst zu schreiten, ohne sich zuvor die Grundsäße, nach welchen verfahren werden soll, klar gemacht zu haben. Nach dem, was in §. 2 über die „kirchengeschichtliche Erleuchtung“ bemerkt worden ist, möchte vielleicht mancher den Argwohn hegen, daß wir diesen Voraussetzungen und Überzeugungen der Reformatoren und der analogen Weiterförderung der Erkenntniß bei den Kindern Gottes unserer Tage einen vorausbestimmenden Einfluß auf die eregetische Behandlung der Offenbarung Johannis beimessen würden, und dieselben gleichsam als die analogia fidei betrach= tet wissen wollten, gemäß welcher jenes Buch der h. Schrift nun verstanden werden müsse. Davon sind wir aber weit entfernt. Eine hohe Bedeutung allerdings messen wir jenem consensus der Reformationstheologen über die Bedeutung und Erfüllung der Apok. 13 geweissagten Macht bei; ja es ist uns der Prüfstein richtiger Auslegung, daß, sobald die Erfüllung eingetreten, alle vom Geiste Christi beseelten Herzen ganz von selber und unzweifelhaft in der Erfüllung die Züge der Weissagung wiedererkennen, wie dies in Betreff jener innerkirchlichen Macht des Aberglaubens, der Creaturvergötterung und des erneuten Judaismus denn auch wirklich der Fall gewesen. Aber eben nur

*) v. Brandt, die Offenbarung Johannis des Schers, Leipzig 1845.

als Prüfstein für die Resultate einer an sich selbständigen Exegese lassen wir jene „Erleuchtung" gelten, nicht als Princip oder Kanon der Exegese selbst. Vielmehr bildet eine gesunde Exegese umgekehrt auch wieder den Prüfstein für die Sorfältigkeit und der Form jener Erleuchtungen," in der Art, daß die legteren, mindestens der Form nach, worin sie sich aussprechen, noch als unklar, unvollendet und ungereift gelten müssen, so lange sie noch mit richtig ausgelegten Stellen der Apokalypse in Widerftreit sind oder überhaupt noch nicht sich mit den Resultaten einer gesunden Eregese vermitteln und auseinandersehen lassen. Wir stellen also als ersten Kanon auf, daß der Exeget als solcher sich an jene kirchengeschichtlichen Erleuchtungen" gar nicht zu kehren, sondern den gegebenen Text als solchen selbständig nach den allgemeinen Regeln der Eregese auszulegen habe. Ist die Exegese gesund und find jene Erleuchtungen mehr als Täuschung, so werden beide ungesucht im Resultate zusammentreffen oder sich vereinigen lassen; und dies ist alsdann eine vollgültige Probe für beide.

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Aus diesem ersten folgt unmittelbar ein höchst wichtiger zweiter Kanon: Die Aufgabe des Exegeten ist es überhaupt nicht, nach der Erfüllung zu fragen; er hat nur und allein zu fragen: Was steht hier geschrieben? was wird hier geweissagt? welchen Sinn haben diese Weissagungen, wenn sie mit ihren alttestamentlichen Wurzeln und unter einander verglichen werden? und wie weit legt Johannes sie selber aus oder deutet ihre Auslegung an? Ob Apok. 13 eine weltliche oder eine kirchliche Macht geweissagt werde, ist eine exegetische Frage; ob und wann und wodurch diese Weissagung erfüllt sey, geht den Eregeten als solchen nichts an. Ob die 32 Zeiten Kap. 12, 14 mit den 1260 Tagen Kap. 12, 6 identisch, oder ob sie eine auf die 1260 Tage folgende Periode seyen, ist eine exegetische Frage, welche rein aus dem Inhalte des V. 5-6 und V. 7-17 Gesagten gelöst werden kann und muß; in welchen Zeiträumen aber die Erfüllung dieser Zeiten zu suchen sey, geht den Exegeten als solchen nichts an. Ob der V. 5 genannte Anfangstermin der 1260 Tage die Himmelfahrt Christi sey; desgleichen ob mit dem ,,Meer" V. 18 das physische Weltmeer oder das Meer der Völ

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