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ker (Kap. 17, 15) gemeint sey, desgleichen ob Kap. 11, 3 von zweien bereits bekannten oder von noch unbekannten Personen die Rede sey, alles das sind rein eregetische Fragen, welche aus dem gegebenen Texte sich um so leichter werden lösen lassen, je weniger der Ereget bestimmte Resultate, auf die er gern kommen möchte, bereits mitbringt. Aber gerade in dieser Hinsicht ist von allen bisherigen Erklärern der Offenbarung gefehlt worden. Wir wollen einen ersten Versuch machen, die Auslegung der Weissagung von der Frage nach ihrer Erfüllung scharf und durchgängig zu scheiden.

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Welches sind nun aber die gesunden eregetischen Grundsäge, welche bei einer solchen selbständigen, durch keinerlei Seitenblicke auf die Erfüllung unterstüßten Exegese des weissagen. den Lertes befolgt werden müssen? Die gewöhnlichen Regeln der Exegese reichen hier offenbar nicht hin. Was die Wörter bedeuten und wie die Säße zu construiren sind, also was der Text auf Deutsch heißt, ist gerade bei diesem Buche der heil. Schrift sehr leicht gefunden. Aber damit ist ja noch wenig gewonnen. Bei historischen und didaktischen Schriften beginnt dann erst die höhere Aufgabe, den Inhalt des Geschriebenen aus dem heilsgeschichtlichen Zusammenhange heraus zu begreifen; hier aber haben wir es nicht mit Geschichte, sondern mit Weissagung zu thun. Zwar zunächst ist es auch Erzählung; Johannes erzählt, was er geschaut habe; aber nicht, daß er es geschaut hat, sondern daß die Knechte Gottes es mit ihm schauen und verstehen sollen (Kap. 1, 1) ist der Zweck seines Schreibens. Welche Hülfsmittel hatten und haben denn nun die Knechte Gottes, um in den Sinn jener Geschichte einzudringen, und ihre Meinung zu verstehen?

Vor allem bietet die Weissagung alten Testamentes den Schlüssel zum Verständniß der Offenbarung Johannis. Die Weissagung ist durch die ganze Bundesöconomie hindurch Ein großes zusammenhängendes Ganzes, und schon das alte Testament liefert uns die reichlichsten Beispiele, wie spätere Weissagungen an frühere formell und materiell anschließen. So schließt sich auch die Apokalypse formell und materiell an die a. t. Weissagung an. Formell, weil sie in der Sprache der Propheten geschrieben und ihre Visionen in der Weise der a. t. Visionen

bei Ezechiel und Daniel gegeben sind, daher sich der Sinn vieler Ausdrücke (wie z. B. „versiegeln" Kap. 7, 3, die Flucht in die Wüste Kap. 12, 6, vgl. mit Hos. 1—3 u. a.; „messen“ Kap. 11, 1, „zertreten“ Kap. 11, 2, „weiden mit eiserner Ruthe“ Kap. 12, 4 u. dgl.) geradezu aus Vergleichung prophetischer Stellen erklärt. Materiell, nicht nur weil einzelne Visionen auch dem Inhalte nach Fortsehungen und Weiterführungen alttestamentlicher Visionen sind (z. B. Offenb. 4 von Jes. 6 und Ezech. 1; die Thiere Kap. 13 u. 17, von den Thieren bei Daniel und Sa= charja, vgl. namentlich Offenb. 17, 9-10 u. dgl. m.), sondern weil überhaupt und im allgemeinen die Weissagung im alten Bunde weit über Christi erstes Kommen in Niedrigkeit hinausgreift, die Aufrichtung des Reiches Chrifti in Herrlichkeit mitumfaßt, und somit Dinge enthält, welche zur Zeit Johannis noch der Zukunft angehörten (und heute noch ihr angehören), sodaß die dem h. Johannes gegebene Weissagung mit einem Theile des Inhalts der a. t. Weissagung zusammenfallen und sich zu demselben als nähere Bestimmung oder auch als übersichtliche Zusammenfassung verhalten muß.

Als dritter Kanon ergiebt sich uns also, daß wir die Auslegung der Apokalypse an eine sorgfältige Betrachtung der Wurzeln, die diese Offenbarung in den Weissagungen des alten Bundes hat, anknüpfen müsse. Daß die Weisfagungen, die neben der Apokalypse im neuen Testamente zerstreut vorkommen (wie Matth. 24 u. par. 1 u. 2 Theff.; Röm. 11; 1 Cor. 15; 1 Joh. 2 u. dgl.) ebenfalls als Licht und Aufschluß gebend und zur Basis der Apokalypse gehörig mit zu beachten find, versteht sich zu sehr von selbst, als daß es noch besonders bewiesen zu werden brauchte.

Eine fernere Duelle des Verständnisses dieser Visionen lag für die ersten Leser und liegt für uns in einer sorgfältigen Vergleichung ähnlicher Stücke unter einander. Solche Paare ähnlicher Stücke finden sich in der Offenbarung Johannis nicht selten. Das Thier Kap. 17 ist dem Thiere Kap. 13 und dies dem Drachen Kap. 12 in mancher Hinsicht gleich; um so beachtenswerther müssen die Ungleichheiten seyn; es kann doch nicht bedeutungslos und nicht umsonst gesagt seyn, daß der Drache Kap. 12 am Himmel erscheint, das Thier Kap. 13 aus

dem Meere aufsteigt, das Thier Kap. 17 aus dem Abgrunde kommt, oder daß der Drache sieben Kronen auf seinen sieben Häuptern trägt, das Thier Kap. 13 aber zehn Kronen auf den zehn Hörnern, und das Thier Kap. 17 ganz ohne Kronen erscheint. Ähnlich sind einander ferner die sieben Posaunen und die sieben Zornschaalen; ähnlich ist der ganze Abschnitt Kap. 7— 14 dem Abschnitt Kap. 15-19; um so bedeutungsvoller müssen die Unterschiede seyn. Und dasselbe wiederholt sich auch im Kleinen und Einzelnen. Es muß z. B. eine Bedeutung haben, daß die Thiere der fünften Posaune (Kap. 9, 10) ihre Stacheln an den Schwänzen haben, während die der sechsten mit dem Feuerhauch ihrer Mäuler (V. 17) tödten und (V. 19),,ihre Macht im Munde haben, ihre Schwänze aber den Schlangenschwänzen gleich sind," daß sie aber,,Köpfe haben und mit diesen Schaden thun."

Sorgfältige Vergleichung des Ähnlichen und Unähnlichen ist also ein vierter Kanon. Diese Vergleichung allein reicht aber immer noch nicht aus zum Verständniß. Eine weitere und allerwichtigste Quelle des lehteren liegt in den Auslegungen, welche die Apokalypse selbst an die Hand giebt (vgl. z. B. Kap. 9, 11; 17, 9—18; Kap. 16 vgl. mit Kap. 8—9). Und hieran schließt sich nun ein fünfter Kanon der Auslegung: nichts darf sinnbildlich gedeutet werden, was nicht in der Apokalypse selbst oder aus a. t. Visionen sich als Sinnbild erweist, nichts eigentlich, was als Sinnbild sich ausweist. Dieser Kanon scheint sich zwar ganz von selbst zu verstehen, und doch ist in unendlicher Willfür gegen ihn gefehlt worden, so oft und viel, daß es manchem vielleicht scheinen möchte, die Grenze zwischen Sinnbildlichem und Eigenthümlichem sey außerordentlich schwer zu bestimmen, während sie in der That sehr leicht zu finden ist. Wenn Daniel vier Thiere sieht und der Engel ihm erklärt, daß dies Monarchieen seyen, so wissen wir, daß jedes dieser Thiere ein Sinnbild ist; desgleichen, wenn Kap. 12, 13. 17 analoge Thiere erscheinen, und wenn Kap. 13 und 17 diese Thiere mit ihren Häuptern und Hörnern von Weltreichen erklärt werden. Wenn das Rauchwerk Kap. 8 vom Gebet der Heiligen erklärt wird, so wissen wir, daß es kein physischer Weihrauch, wenn die Thiere

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Kap. 9 von Geistern der Teufel erklärt werden, so wissen wir, daß es keine naturgeschichtlichen Thiere sind. Wenn Kap. 19, 15 die Kelter des Zornes Gottes getreten wird, so lehrt uns Jes. 63, was gemeint sey, und ebenso erklären sich die Sinnbilder der Ernte der reifen Ahren und der Kelterung der zum Zorn reifen Trauben Kap. 14 theils aus Kap. 19, 15, theils aus Matth. 13, 23 u. 39; 9, 38. Wenn Kap. 12 von dem Kinde die Rede ist, welches bestimmt ist, die Heiden mit eisernem Scepter zu weiden, so sagt uns Ps. 2, daß dies Christus, der Messias, ist; das Kind ist hier nicht ein Sinnbild, sondern die Person Christi selbst; das Weib aber, welches das Kind gebiert, kann, im Lichte der Weissagung betrachtet, nur die Lochter Zion seyn. Wenn dagegen Kap. 20, 4 gesagt wird, daß die um des Namens Jesu willen Enthaupteten sammt allen, die das Zeichen des Thieres nicht an sich genommen, leben werden, und daß dies die erste Auferstehung sey, und daß die andern Todten nicht leben, so kann dies nicht sinnbildlich dahin erklärt werden, daß alsdann die Stelle der Verstorbenen ersetzt und ausgefüllt werden solle etwa durch eine große Masse Neubekehrter; denn „auferstehen“ ist kein sinnbildlicher, sondern ein eigentlicher Ausdruck; selbst wo es von einer inneren oder geist- lichen Auferstehung gebraucht wird, ist es nicht sinnbildlich, sondern bezeichnet (vgl. Eph. 2, 5-6) ein wirkliches zum Leben erweckt werden der im wirklichen innern Tode liegenden Seele (was aber Offenb. 20, 4 gar nicht passen würde). Hier also „sinnbildlich“ erklären zu wollen, wäre pure Willkühr.

Wenn wir eine allegoristische Ausdeutung der Visionen auf kirchengeschichtliches Detail zu meiden haben, wenn wir die Frage: was steht geweissagt? von der Frage: wann und wie weit ist dies erfüllt? scharf zu sondern haben, wenn wir die erstere Frage rein und ausschließlich durch Vergleichung von Schrift mit Schrift zu beantworten haben, so versteht sich nun als sechster Kanon von selbst, daß wir in der Auslegung nicht von den äußerlichen und formellen Seiten der Weissagungen auszugehen, diese (z. B. chronologische Zahlen) etwa mit der Kirchengeschichte zu vergleichen und hiernach dann den Inhalt der Weissagung ge= waltsam zu deuten haben, sondern daß wir umgekehrt immer und überall von dem Inhalt, von der Sache, auszu

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gehen haben, da sich das Formelle (z. B. der Sinn und die Meinung mystischer Zahlen u. dgl., oder das Verhältniß einzelner Gesichte zu einander, wie der Posaunen zum siebenten Siegel u. dgl.) immer erst aus dem Inhalte heraus bestimmen läßt. Die Frage nach der Erfüllung aber findet, wie gesagt, ihre Stelle erst dann in einer ganz abgesonderten Untersuchung, wenn die eregetische Auslegung des ganzen Buches bis zu Ende ge= bracht ist.

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Bei dieser abgesonderten, eigenen Untersuchung über die Erfüllung wird dann der Ort seyn, auf jene kirchenhistorischen Erleuchtungen“ die geeignete Rücksicht zu nehmen. Da aber die kirchengeschichtliche Entwicklung selbst noch in ihrem Verlaufe begriffen ist, folglich jene Erleuchtungen noch nicht abgeschlossen find, sondern mit der sich vollendenden Erfüllung stets vollere Erleuchtungen eintreten werden, so ist von vorn herein nicht zu erwarten, daß jezt bereits sich in Betreff aller Theile und Stücke der apokalyptischen Weissagung die Frage, wie sie erfüllt seyen oder erfüllt werden würden, werde beantworten lassen; und es ist von der höchsten Wichtigkeit, sich diese Schranke des Verständnisses von vorn herein zu vollem Bewußtseyn zu bringen; ja wir dürfen kühnlich als den hauptsächlichsten Probirstein einer gesunden Auslegung den Sag hinstellen, daß eine Erklärung der Offenbarung, welche bereits jegt alles erklären will, und keine Räthsel mehr übrig behält, nothwendig verkehrt seyn müsse. Wir werden hier und da uns bei schüchternen. Vermuthungen und Ahnungen und bei einem keuschen „, Vielleicht" bescheiden müssen. Die Eregese des Geweissagten läßt von sich aus ohnehin noch manches dunkel - darum ist es eben eine Weissagung, mit der wir es zu thun haben, und nicht ein Präsagium - wie vollends muß über die Art der Erfüllung noch vieles dunkel bleiben! Genug, wenn wir Leitsterne haben, welche uns Licht geben, wovon die einzelnen Gesichte handeln, und in welcher Gegend und Richtung wir die Erfüllung zu suchen haben. Das Resultat dieser Untersuchungen wird uns lehren, daß soviel von der Apokalypse bereits vollständig klar und hell ist, als hinreicht, den Kindern Gottes praktisch wichtige Fingerzeige je für ihre Zeit zu geben. Commentar z. N. T. VII.

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