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Gegenüber dieser Versunkenheit in das Jrdische, diesem gänzlichen Verzweifeln an einem höheren, wahrhaft sittlichen Leben, das der von der Gnade gehobenen und durchwirkten Menschennatur entstammt, erblicken wir hier die erhabenen Gestalten eines hl. Carolus Borromäus, Franz von Sales, Vincentius von Paulo, Johannes vom Kreuze, Petrus von Alcantara, Johannes von Gott, Camillus von Lellis, Cajetan von Thiene, eines hl. Ignatius, Franz Xaver, Philippus Neri, einer Magdalena von Pazzis, Theresia u. s. f. mit der zahllosen Schaar ihrer Schüler und Schülerinnen

alle geweiht und geheiligt durch eine heroische, sich selbst hinopfernde Liebe zu Christus und den Seelen. Mit der Liebe zu Gott, die in den Herzen der Heiligen glühte, ist die Liebe zu den Armen, Niedrigen, dem Elende aller Art und in jeder Gestalt so recht das Siegel der Jünger Jesu. Die katholische Kirche allein hat das Wort des Herrn ganz erfaßt und stets bewahrt: Selig sind die Armen! Seit Jesus Christus das Gewand der Armuth getragen, hat sie in ihr eine unendliche Würde erblickt; denn er hat sie geweiht und ehrwürdig gemacht. Sie allein hat den Cultus der Armuth verstanden und geübt, sie hat den Armen als das kostbare Glied am Leibe Christi zum Gegenstand ihrer Verehrung gemacht, hat fort und fort Christo in den Armen gedient, hat in dem Gelübde der freiwilligen Armuth und Selbstentäußerung jene zahllosen Genossenschaften für Armenund Krankenpflege geschaffen, die der Unglaube bewundert, die er aber nicht begreifen kann, von deren Wirksamkeit der Protestantismus selbst Zeugniß gibt, indem er in den leßten Jahrzehnten durch das Institut seiner Diaconissen und das Werk der innern Mission mit mehr oder weniger Glück sie

1 Man vergleiche besonders die Berichte der Augsb. Allgem. Zeitung aus Constantinopel, Smyrna, Aleppo, Damascus zur Zeit der Cholera im Jahre 1865.

nachzuahmen sich entschlossen hat. Die von der römischen Communion getrennten Völker ahmten die christliche Nächstenliebe nur unvollkommen nach, sagt schon Voltaire, und in neuester Zeit hat eine Auctorität auf diesem Gebiete die Thatsache von Neuem bestätigt.

Was den romanischen Katholicismus betrifft, sagt V. A. Huber 2, so können wir jedenfalls so viel aus eigener Anschauung und genügenden Quellen mit Zuversicht behaupten, daß dort die Werke christlicher Barmherzigkeit in bewußt kirchlichem und somit christlichem Geiste und entsprechender formaler und persönlicher Ausstattung in weit großartigerer, reicherer und mannigfaltigerer Anlage vorhanden sind, als auf unserer Seite. Namentlich gilt dieß von Frankreich, das man bei uns mit so wenig Billigkeit, Sachkenntniß und Selbstgericht gleichsam zum Prügelknaben jeder vermeintlich conservativen und nationalen Antipathie zu machen liebt.' Wohl läugnen wir nicht, daß auch im Protestantismus ein Geist der Wohlthätigkeit lebt 3. Aber man vergesse doch nicht, welch' ein Unterschied obwaltet zwischen dem reichen Kaufherrn, der jährlich einige Pfund für Bibelgesellschaften und Armenvereine zeichnet, und einer barmherzigen Schwester, die sich selbst gibt, ganz gibt, ein ganzes langes Leben voll Opfer und Entsagung den Armen weiht.

,Vielleicht gibt es auf Erden nichts Größeres, fährt daher Voltaire fort, als das Opfer, das ein zartes Ge

1 Sur les moeurs T. III. p. 139.

2 Innere Mission 1864. S. 117.

3 Luther jedoch klagt bereits über überhandnehmenden Geiz. Gleichwie alle Laster sind zu Tugenden geworden, also ist's auch mit dem Geiz, daß ich keinen Fürsten, Grafen, Edelmann, Bürger, Bauern mehr weiß, der nicht geizig ist.' — ‚Unter dem Papstthum waren die Leute milder und gaben gern; aber jezt unter dem Evangelio gibt Niemand mehr' (Walch XIII. 1572; 1582).

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schlecht mit seiner Schönheit, Jugend und oft erlauchten Geburt bringt, um in den Hospitälern jenen Abschaum alles menschlichen Elendes zu lindern, dessen Anblick so. demüthigend ist für unsern Stolz, und so abstoßend für unsere Weichlichkeit. Und Huber bekennt: Es gilt hier vor Allem von der freien persönlichen Liebesarbeit. Denn wenn wir dort über 30,000 barmherzige Schwestern und fast ebenso viele Brüder in solchen Werken mit unvergleichlicher Aufopferung in Gehorsam, Armuth und Keuschheit thätig finden, so sind sie zwar zum Theil durch Gelübde gebunden; aber das Gelübde selbst ist doch freiwillig. Wer irgend, als socialer Tourist, mit unbefangenem Sinne den Spuren jener Liebeswerke gefolgt, der wird uns beistimmen, wenn wir behaupten, daß schon der Anblick der Kleidung jener Schwestern dem Leidenden wie dem Zuschauer einen beruhigenden, wohlthuenden Eindruck gibt; hier ist für die Erfüllung des vollen Berufes christlicher und weiblicher Barmherzigkeit gesorgt. Dort sind mehr als zehnmal so viel Tausende als hier! (bei den Protestanten) . . . Wir haben nie bei unserer Beobachtung dieser Dinge in romanischen Ländern die volle unmittelbare Strömung wahrhaft menschlicher oder evangelischer Liebe vermißt. Der reinen Lehre würdiger erscheint es, sich auch hier durch solches Beispiel zum strengen Selbstgericht treiben zu lassen. Die größte Herzlichkeit für mein Werk, erzählt Pestalozzi 1,

1 WW. Bd. IX. S. 47. Die,aufopfernde Liebe ist nur die Liebe, die nicht ihr Herz mit einem Andern theilt (1 Cor. 7, 33). Und so ist es eben das dreifache Gelübde, als Ausdruck dieser höchsten, dem Menschen hier auf Erden möglichen Gottesliebe, aus welcher auch diese erhabene Blüthe des Christenthums, die Charitas, emporwächst. Luther erklärte die Pestkranken besuchen zu wollen, ‚wenn ihn das Loos treffe' (Tischreden, Frankfurt, 1567. S. 641), und zur Zeit der Pest in Genf i. J. 1542 erbot sich von allen Predigern nur Einer, Pierre Blanchet, den Pestkranken religiösen Trost zu spenden. Wenn

,fand ich bei Kapuzinern und Klosterfrauen. Die aufopfernde Liebe wurde von ihnen verstanden.

,Das protestantische Deutschland', gesteht ein Berichterstatter über Wichern's Buch: Die innere Mission, ‚ist in den meisten Zweigen dieser aufopfernden Liebesthätigkeit fast tabula rasa. Niemand wird läugnen wollen', sagt ein Anderer 2,,daß das Verhalten der Kirche selber und der in ihr berufenen Diener die gegenwärtige Lage der Dinge zum größten Theil herbeigeführt hat. Die (protestantische) Kirche hat unähnlich dem Vorbilde der ältesten Kirche den Sinn und mit diesem vielfach auch das Herz und die Liebe für das Volk, seine Leiden und Bedürfnisse verloren und darum auch das Volk sich ihr entfremdet. Die innere Mission ist der Lebensact, in und durch welchen die Kirche sich jetzt wieder auf ihren ersten, ursprünglichsten, eigensten Beruf zu besinnen beginnt . . . Das ist eben das Bedeutende an dem jezt unter uns beginnenden Werke der innern Mission, daß dieselbe jenes lange unberücksichtigte Bedürfniß, dessen fernere Vernachlässigung für die Kirche leicht letal werden könnte, zum Mittelpunkte seiner Thätigkeit macht und aus einer Professoren- und Geistlichkeitskirche wieder eine Volkskirche zu machen verspricht.

Ja wahrhaftig, wenn heute Jesus Christus wieder auf Erden erschiene, wie viele heilige Seelen würde er nicht finden bei den katholischen Völkern, wie viele Arbeiter in

Blanchet etwas zustoßen sollte, schrieb Calvin, so fürchte ich, selbst das Wagniß unternehmen zu müssen.' (Vgl. Kampschulte, Johann Calvin. I. 484.) Als Blanchet i. J. 1543 der Pest zum Opfer gefallen war, erklärten sämmtliche Prediger Genfs, Calvin an der Spize, Gott habe ihnen den Muth nicht gegeben, in das Pesthospital zu gehen. Calvin selbst ließ sich auf Kosten des Staates zu einer Commissionsreise in's Ausland schicken.

1 In Tholuck's Liter. Anzeiger v. J. 1849.

2 Augsb. Allgem. Zeitung. Beil. zu Nr. 190. Jahrg. 1849.

dem Werke der Barmherzigkeit, die ihm nachgefolgt sind in seiner zärtlichen Liebe zu den Armen, in denen er seinen Geist wieder erkennt. Jene rohe Verachtung des Armen, dessen bloße Erscheinung den Blick der vornehmen Welt im hochkirchlichen England beleidigt, der darum alles Bewußtsein seiner Menschenwürde verloren hat, dem, wie einem Aussäßigen, selbst die Kirche verschlossen ist, und den der Hungertod stündlich bedroht, dem Hunderte erliegen 2-bei Беі katholischen Völkern findet sie sich nicht. Die katholische

1 Der Engländer nennt die Armenschulen „Lumpenschulen' (Ragged Schools), ein Beweis seines „Respektes vor dem vollen Geldbeutel und seiner Verachtung der Armuth'. Augsb. Allgem. Zeitung. 1866. S. 1368.

2 Cobbet, Briefe über die Reformation in England. XVI. Brief. Nach V. A. Huber a. a. D. S. 71 sind in London allein während der lezten zehn Jahre 3292 Menschen verhungert. Wir haben keinen Clerus, sagt Kay (Social condition of the people I. p. 592),,der den Muth hätte, täglich ohne Ekel in den Höhlen des Elends zu erscheinen, mit welchem der Arme ohne Furcht oder Verlegenheit sich unterreden, vor dem er seine Leiden aussprechen könnte, sicher, verstan= den und theilnahmsvoll aufgenommen zu werden. Der Geistliche ist ein Mann, den seine Stellung und Lebensweise so weit vom Armen entfernt, daß dieser instinctiv fühlt, der Mann könne für seine Nöthen und Bedürfnisse kein Verständniß haben. Darum haben die Arbeiter von Lancashire die Gewohnheit zu sagen: „Es gibt in England nur eine Kirche für die reichen Leute. Ebenso Edinburgh Rev. July 1850. p. 99. Quarterly Review. Sept. 1855. p. 445. Jenes bekennt (Jan. 1850. p. 215), daß die gegenwärtige Barbarei der armen Klassen größer sei, als sie je bei den primitiven Zuständen der Völker war. Haarsträubende Schilderungen gibt Kay a. a. D. „Es gibt auf dem Continent nichts, sagt Pashlei (Pauperism. p. 364), ,was einem englischen,work-house' gleicht.' Vgl. Nicholls, History of the English Poor-law. II. p. 108. Nach Roscher (Grundriß der Staatswirthschaft S. 96) stehen die katholischen Länder bis jezt noch auf der Stufe der Halbgeseßlichen Armenpflegen (indirecte Abgaben, Lurussteuern u. s. f. zur Unterstüßung der Armen), die protestantischen dagegen nehmen ihre Zuflucht zur Armensteuer.

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