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fchaft, daß von dem Throne selbst nur Licht und Duldung ausge hen kann. Zudem hat dieser König einen Sohn und eine Tochter mit Protestanten verheirathet und durch den Bau der protestantischen Kirche in der Residenzstadt seinen Gesinnungen ein bleiben. des Denkmal geseßt, das Jeden, welcher in dieser Beziehung auch nur einen entfernten Zweifel hegen wollte, beschämt zurückweisen müßte.

2.) Die Behörden des Landes ahmen dem Beispiele der Regenten aufrichtig nach, so viele Schwierigkeiten auch den höchsten Stellen das ungünstige Concordat und die darauf fußende hōhere Geistlichkeit verursachen; ja es könnten hier Fälle angeführt werden, die ein sehr erfreuliches Zeugniß in dieser Beziehung abgeben. So verdient z. B. gewiß das Verfahren des Kriegsministeriums bei einem Falle in Ingolstadt alle rühmende Anerkennung. Ein Oberst der dortigen Garnison mißbrauchte seine Gewalt in der Kaserne, wo die Protestanten ihren Gottesdienst hielten, dazu, den gottesdienstlichen Versammlungen allerlei Hindernisse in den Weg au legen und ließ, unter Anderem, die Trommler gerade vor der Thüre des Zimmers, das der Geistliche bewohnte, aufstellen, damit sie hier ihre lärmenden Übungen abhielten. Der Pfarrer ertrug die Sache geduldig; als man aber auf den Gottesdienst selbst hindernd einwirken wollte, sah sich die Gemeinde veranlaßt, Klage zu führen. Das Kriegsministerium untersagte dem Oberst dieses sein Verfahren bei Strafe disciplinarischen Einschreitens und theilte der Gemeinde seine Verfügung abschriftlich mit.

3.) Was die Bevölkerung anlangt, so ist es natürlich, daß die gebildeten Katholiken duldsame Gesinnungen an den Tag legen; dies bringt schon der Begriff eines Gebildeten mit sich. Der minder gebildete Bürger aber und vornehmlich das Landvolk sind in den Händen der Geistlichkeit, die tolerante Gesinnungen keis neswegs begünstigt, sondern ihren Einfluß gegen die Protestan ten benüßt. Es scheint mir sehr unwahrscheinlich, daß die Lands huter Bürger aus freiem Antriebe darauf gekommen seyn sollten, gegen die Errichtung eines protestantischen Vicariats zu protestiren, was sie eigentlich nach Gesetz und Recht gar nicht konnten; denn in einem Lande, wo die Confessionen gleiche Rechte haben, werden die Protestanten in Betreff ihrer Religionsübung nicht erst einige Bürger oder einen Magistrat um Erlaubniß fra gen. Allem Vermuthen nach hat die Geistlichkeit zu diesem in un

serem Fahrhundert unerhörten Schritt, der heutiges Tages kaum mehr in Spanien vorfallen würde, die Veranlassung gege= ben; und leider kann man nicht in Abrede stellen, daß auch der Magistrat und die Gemeinde bevollmächtigten dieser Stadt in eine solche Unduldsamkeit mit einstimmten *). Ich muß dem Auslande gegenüber hier erklären, daß in anderen katholischen Städten Bayern's nicht dieser finstere Geist herrscht, wie in Landshut, und daß sich namentlich die Bürgerschaft von München in der lehten Zeit durch ihre tolerante Gesinnung auszeichnet.

4.) Die Geistlichen selbst, diese tragen die Schuld, wenn die Toleranz unter der katholischen Bevölkerung in Bayern nicht Wurzel fassen will; sie können sich bis heute nicht daran gewöhnen, eine zweite Kirche neben sich zu wissen. Ich habe schon oben er

*) Dem Vernehmen nach wurde die Eingabe der Landshuter Bürger gegen die Errichtung eines protestantischen Vicariats zu nächst durch die dortigen Franzis caner veranlaßt, und man soll sich dabei vornehmlich auf den Einfluß eines ehemaligen Jesuiten, des nun verstorbenen geistlichen Rathes Magold verlassen haben, von dem man sich die kecke Äußerung erzählt: „So lange er athme, werde in Landshut keine protestantische Kirche errichtet werden. Einer solchen Obscurität, konnte ein wissenschaftlicher Mann huldigen, ja sich dieselbe gar noch als Verdienst anrech nen! Nachdem man nun einige Bürger für die Protestation gewonnen hatte, gingen diese von Haus zu Haus und sammelten Unterschriften, wobei sie die jungen, aufgeklärteren Bürger ver mieden, aber doch auch hie und da bei einem älteren an den unrechten Mann kamen. Der Magistrat und die Gemeindebevoll. mächtigten nahmen sich, wie gesagt, der Sache an; im Magistrate widersezte sich nur ein Mann, der Magistratsrath Hensinger; im Collegium der Gemeindebevollmächtigten zwei, der Maurermeister Bernlochner und der Besizer eines Gasthauses Karl von Kammerloher. Die Antwort der allerhöchsten Stelle auf diese merkwürdige Eingabe ist nicht weiter bekannt geworden. Nur so Viel ist gewiß, daß die Protestanten in Landshut bis jezt die Genehmigung zur Errichtung eines ständigen Vicariats nicht erhalten haben und sich bis heute jährlich mit einem einzigen Got tesdienst begnügen müssen, den an Ostern ein protestantischer Geistlicher aus München im Saale des Gymnasiums abhält.

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klärt, daß auch diese Regel viele Ausnahmen finde, daß besonders in protestantischer Städten und deren Nähe viele aufgeklärte Männer dieses Standes zu treffen sind; aber im Allgemeinen bleibt meine Behauptung wahr. Man wird mich fragen, wie ich dies beweisen könne? Ich bin freilich nicht in allen katholischen Orts schaften heimisch; aber meine Behauptung ist begründet durch die allgemeine Erfahrung, daß in durchaus katholischen Gegenden der gemeine Mann sich vor eineni Protestanten fast bekreuzigt, jedenfalls ihn für einen verlorenen Menschen hält, welcher dem höllischen Feuer entgegengeht. Das Volk würde solche Ansichten nicht hegen, wenn sie von den Geistlichen, wie billig, für einen Irrthum, ja für eine Versündigung erklärt, wenn sie nicht vielleicht gar im Katechismusunterricht und in. Predigten genährt und gepflegt würs den. Die Kölner Angelegenheit mag heutiges Tages wieder gar manches unduldsame Wort auf den Kanzeln hervorrufen; wenige stens kennt man selbst in der Nähe von Nürnberg einen katholis schen Geistlichen, der in den vier Wänden seiner Kirche, wo ihm Niemand entgegnet, gar außerordentliche Heldenthaten gegen die Protestanten ausführt. Das Schlimmste für Bayern ist, daß es immer wahrscheinlicher wird, es existire eine ultramontanische Partei, die selbst außer dem geistlichen Stande einflußreiche Männer zählt, welche in Römischem Interesse wirken. Ich kann in diesen Punct nicht näher eingehen; denn man wird sagen: „Beweise!" und erschöpfende Belege kann man ja oft selbst für Dinge nicht beibringen, die Jedermann für gewiß hält; doch die Zeit wird kommen, wie der Münchner Correspondent der Leipzi ger Zeitung sagt, wo man den dunklen Hintergrund des ganzen Getriebes beleuchten kann; denn es wanket morgen, was heute noch fest stand!"

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IV.

Kann den Protestanten mit Recht der Vorwurf der Unduldsamkeit gemacht werden?

Derjenige, welcher die hier gestellte Frage nicht auf den ersten Anblick mit Ja! beantworten müßte, könnte wirklich auf keine Kenntniß der neueren Geschichte Anspruch machen. Allzuwenig ist diese Seite der Reformation bis jeßt in den Geschichtswerken hervorgehoben worden, und es gibt viele Protestanten, denen die Schattenseiten jener gepriesenen Glaubenshelden nicht entfernt bekannt sind, weil man in protestantischen Schulen es eben so sehr vermeidet,, darüber Etwas laut werden zu lassen, als man in katholischen sich hütet, von den Päbsten die Wahrheit zu sagen. Becker hat in seiner Weltgeschichte hie und da ziemlich kräftige Striche in dieser Beziehung angebracht; ausführlich aber hat der Consistorialrath. Menzel diese protestantische Unduldsamkeit behandelt und sich dadurch ein besonderes Verdienst erwor ben *). Denn wenn ein höchst wichtiger Theil des Nußens, welchen die Geschichte gewährt, jedenfalls darin besteht, daß ein neues Jahrhundert die Gebrechen des alten erkennt und sich vorsieht, um nicht gleichfalls in dieselben zu verfallen; so ist es offenbar schon deßhalb Unrecht, tadelnswerthe Erscheinungen der Vorzeit zu verheimlichen. Überhaupt aber soll ja die Geschichte nach allen Seis ten hin wahrhaftig seyn und in keinerlei Hinsicht, wenigstens für Erwachsene, ein Geheimniß haben.

Verfolgungen der Protestanten gegen die Katholiken fanden zwar nicht in dem Grade Statt, als von Seiten der Katholiken gegen die Protestanten; allein man muß bezweifeln, daß dieser Umstand in größerer Duldsamkeit seine Ursache gefunden habe, Denn hätte sich die katholische Confession erst neu unter den Protestanten aufthun müssen, wäre die katholische Kirche nicht die herrschende gewesen, sondern die protestantische: dann möchte es wohl den Katholiken unter protestantischer Herrschaft noch weit schlim

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*) Neuere Geschichte der Deutschen von der Reformation bis zur Bundesacte. Von Karl Adolph Menzel, kgl. Preuß. Consistorial- und Schulrath, Breslau bei Graß 1833.

mer ergangen seyn. Auf der andern Seite aber konnte man freilich auch den Protestanten nicht wohl zumuthen, gegen ihre katholischen Verfolger eine Duldsamkeit an den Tag zu legen, zu wel cher diese selbst nicht zu bewegen waren; biblisch wohl wäre ein solches Verfahren gewesen; aber gerade Diejenigen, welche die Bibel fortwährend im Munde führten und noch führen, waren und find am wenigsten geneigt, Dem auch den linken Backen darzus bieten, der ihnen einen Streich auf den rechten gegeben hat."

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Das muß den Protestanten zugestanden werden: sie scheuten sich mehr, als die Katholiken, wegen des Glaubens Hinrichtun gen vorzunehmen; obgleich sie sich auch von dieser Abscheulichkeit, besonders in England, nicht frei gehalten haben. Sie machten ihre Kämpfe am liebsten mit der Feder und dem Munde aus und hatten gegen ihre Feinde jeden Augenblick ein Heer von Lästerwors ten in Bereitschaft, die sie alle biblisch begründeten. Die Luthe raner thaten es in dieser Fertigkeit zu schimpfen den Calvinisten weit zuvor. Für den Pabst war die Bezeichnung „Antichrist” und andere Namen, die ich hier nicht aufzählen will, eine stehende Benennung. Bei dem Religionsgespräch, welches der katholische Herzog Maximilian von Bayern anstellen ließ, um seinen Lucherischen Vetter, den Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Neuburg, zur katholischen Confession überzubringen (1601), kam mân vom Disputiren bald zum Schimpfen. Der katholische Kämpfer Lans ner behauptete, die Entscheidung theologischer Steitigkeiten ges bühre in letter Instanz dem Pabst; dagegen erwiderte der Wittenbergische Superintendent und Professor Hunnius, dies sey unwahr, weil der Pabst der Antichrist sey. Der beleidigte Tanner nannte hierauf die Lutheraner Wechselbälge (versipelles), weßhalb sich Hunnius laut an den Herzog Marimilian wandte mit der Bemerkung: „Durchlauchtigster Fürst, wir erhalten hier Schmähungen, indem wir schon mehrmal versipelles genannt worden find." Als der Herzog erwiderte: „Ihr habt ja auch den Pabst Antichrist genannt, was auch eine grobe und offenbare Schmähung ist," entgegnete Hunnius:,,Man muß den Kahn Kahn und die Hacke Hacke nennen. In unseren Kirchen ist das keine Schmähung.“

Am heftigsten wütheten die Protestanten gegen einander selbst, insbesondere die Lutheraner gegen die Calvinisten; und das ist es eben, was an den Protestanten mehr empören muß, als an den

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