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Katholiken. Der Pabst gesteht es frei heraus und sagt es seinen. Leuten in's Gesicht: Ihr sollt und dürft nicht selbst Nachforschun gen anstellen im Gebiete der Religion, ihr seyd mit aller Strenge in Glaubenssachen den päbstlichen Bestimmungen unterworfen; ・ fügt ihr euch nicht, so seyd ihr strafwürdig. Aber die Protestanten steckten die freie Forschung als Panier gegen den Pabst auf und verfolgten gleichwohl Solche, die, von dieser Freiheit Gebrauch machend, auf Resultate kamen, welche mit den vorgeschriebenen Glaubenssäßen nicht ganz übereinstimmten. Seit Luther treibt man ein fortwährendes Gepränge mit dieser kirchlichen Freiheit und mit dem Bibelwort, das rein und lauter gepredigt wird: und diese ganze Freiheit besteht darin, daß man die freigegebenen Studien dazu benüßen soll, die Resultate Luther's, und keine anderen, in der Bibel abermals zu finden; und diese ganze Lauterkeit und Reinheit des Evangeliums beruht darauf, daß man einseitig die Augustinischen Lehrsäße aus der Bibel genommen oder auch in dieselbe hineinzutragen gesucht hat.

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Bevor ich nun zu den einzelnen Beispielen protestantischer Unduldsamkeit selbst übergehe, muß ich hier bemerken, daß die symbolischen Bücher der Protestanten allerdings auch das Verdammungsurtheil über Andersdenkende aussprechen, und jene ersten Lutheraner und Calvinisten gleichfalls im Ernst geglaubt haben, jeder Mensch außerhalb ihrer Confession fàlle der Verdammniß anheim. Die Augsburger Confession spricht fast unter jedem Glaubenssaß ihr Verdammungsurtheil aus. So heißt es z. B. gleich nach dem ersten Artikel,,von Gott:" Sie verdammen alle Secten, welche gegen diesen Artikel sich aufgethan haben, wie die Manichäer, Valentinianer, Arianer, Eunomianer, Samosatener" u. s. w. Ebenso bei dem zweiten Artikel von der Erbfünde:,,Sie verdammen die Pelagianer und Andere, welche die angeborene Fehlerhaftigkeit nicht für eine Sünde erklären und, um den Ruhm des Verdienstes und der Wohlthaten Christi zu schmälern, behaupten, der Mensch könne durch die eigenen Kräfte der Vernunft vor Gott gerechtfertigt werden.“ So wird das "Damnant" fortwährend gegen ältere und neuere Secten ausgesprochen, nur gegen die Katholiken erscheint es seltener, dafür gewöhnlich,,improbant" oder „, rejiciunt"; weil man sich wahr

scheinlich etwas in Acht nahm, dem Kaiser, welchem die Confession auf dem Reichstage vorgelesen wurde, feine Verdammniß so deutlich in's Gesicht zu sagen. Man ist in Betreff dieser verdammenden Ausdrücke von Seiten der Protestanten und Katholiken mit der Entgegnung bereit, fie seyen nicht so streng zu nehmen, sondern bedeuten Nichts weiter, als:,, verwerfen, nicht anerkennen." Allein darauf ist billig zu erwidern, bei so wichtigen Schriften, die für ganze Confessionen und für ewige Zeiten bindend seyn sollen, muß man wohl voraussehen, daß von den Verfassern jedes Wort werde erwogen worden seyn; hätten diese nun nicht gerade das Verdammen ausdrücken wollen, so wären ihnen ja auch mildere Worte zu Gebot gestanden; auch zeigt das übrige Verfahren dieser Männer und das Benehmen der gesammten Confession, daß es ihre ernstliche Meinung war, alle Andersdenkenden seyen verdammt. Nur Zwingli, der unbestritten weit vernünftiger dachte, als Luther und Calvin, aber leider gerade am wenigsten durchdringen konnte, weil er auf dem Schlachtfeld einen frühen Tod für seine Lehre fand und seine vernünftigen Ansichten den Fanatismus ohnehin zu wenig begünstigten, nur Zwingli hielt sich von dem Wahne frei, daß die Bekenner anderer Confessionen verdammt seyen; ja er gestand sogar, daß er für seine Person die Meinung habe, edle Heiden würden gleichfalls seelig; weßhalb aber auch, die Lutheraner seiner Partei heftige Vorwürfe machten. Gleichwohl war dem Luther selbst, der ja fortwährend mit seinen gesunden Gedanken zu kämpfen hatte, die er, so bald sie gegen Augustinische Ansichten sprachen, für Eingebungen des Teufels erklärte, gleichwohl war diesem Reformator selbst einmal in seinen Tischreden die Äußerung entschlüpft:,,Cicero, ein weiser und fleißiger Mann, hat Viel gethan und gelitten; ich hoffe, unser Herr Gott wird ihm und seines Gleichen gnädig seyn.“

Die Heftigkeit Luther's, die ihn oft zu herben Äußerungen der Unduldsamkeit verleitete, ist bekannt; aber an Blutvergießen und leibliche Strafen dachte der wackere Mann nicht, der bei allen seinen Schwächen doch immer eine Zierde des Deutschen Namens bleiben wird. Luther hatte viel Galle, das ist nicht zu läugnen, aber auch unzählige Veranlassungen dazu. Seine derbe, oft auch sehr gemeine Sprache würde man leichter der Rohheit seines Zeit

alters zurechnen können, wenn nicht gerade er, vor tausend andes ren Gelehrten, eine besondere Gewandtheit im Deutschen Ausdruck gehabt hätte, die ihn um minder anstößige Worte nicht verlegen gemacht hätte. Es ist an einem Mann seiner Bildung nimmermehr zu entschuldigen, wenn er z. B. den Churfürsten und Erzbischof Albrecht nur „den Stadtschreiber zu Halle, einen ́Teufel, Scheiß-Bischof, verlognen Mann, verdammten und heillosen Pfaffen" nennt; ebenso den Herzog Georg von Sachsen „einen thörichten Narren, Bauern und Teufels-Apostel," den Katholiken KochLäus „einen Dr. Roßlöffel” *) u. s. w. Auch gegen anders denkende Protestanten bräch er oft in eine ungezügelte Heftigkeit aus; man darf jedoch aunehmen, daß diese Heftigkeit ihn nicht selten zu

*) Arnold XVI. Kap. 5. Man würde übrigens irren, wenn man glauben wollte, Luther allein habe in jener Zeit eine solche Virtuosität im Schimpfen gehabt; auf katholischer Seite fehlte es auch nicht an Koryphäen der Art. Der Jesuit Vetter sagt. in seinem Buche: „Academischer Luther:“ „Am jüngsten Tage wird die Prädicanten nichts Härteres schmerzen und beschämen, als daß sie so wissentlich, greiflich eine so unsinnige Bestie, eine so unflätige Sau, einen so unbeständigen Wetterhahn, leichtfertigen Lügner, schamlosen Fleischbengel, zornige Hadermeße, hyperbolischen Thrason, übermüthigen Goliath, Marcolfischen Zotenreißer, öffentlichen Kezer und Nonnenschänder, diesen Wust, Furm und Grundsuppe für einen heiligen Propheten, Apostel und Evangelisten haben halten wollen.“ Ja selbst Fürsten nahmen gegeneinander einen solchen Ton an. Der Churfürst Johann Friedrich von Sachsen nannte den Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel auf dem Titel einer gegen diesen gerichteten Druckschrift: „einen verstockten, gottlosen, vermaledeiten, verfluchten Ehrenschänder, bösthätigen Barrabas, auch hurensüchtigen Holofernes von Braunschweig." Dagegen richtete der Herzog von Braunschweig den Titel seiner Antwort: ,,wider des gottlosen, verfluchten, verstockten und abtrünnigen Kirchenräubers und vermaledeiten, boshaftigen Antiochi, Novitiani, Severiani und Hurenwirths, so sich Hansen Friedrich Churfürsten von Sachsen nennt, erdicht, erlogen und unverschämt Lästerbuch."Luther stand seinem Churfürsten bei und gebrauchte, wie sich denken läßt, nichts weniger als zarte Ausdrücke gegen den Herzog.

Worken verleitete, deren Sinn er in seinem Innern nicht in dem Grade billigte. In seinem Abendmahlsstreit mit Zwingli äußerte er: „Eine Partei müsse des Satan's Diener seyn, da wäre kein Rath noch Mittel mehr.“ „Wer sich will warnen lassen, der hüte sich vor dem 3 wingel und meide seine Bücher als des höllischen Satan's Gift; denn der Mensch ist ganz verkehrt und hat. Christum reinab verloren.", Wohlan es soll und kann Niemand für die Schwärmer beten noch sich ihrer annehmen. Sie sind das hin und fündigen sich zu Tode *).“. Daß er mit der Zeit hochfahrend wurde und anmaßlich gegen Andersenkende, daran waren seine Anhänger selbst Schuld, die ihn wie ein Drakel betrachteten und seinen Aussprüchen wahrlich nicht weniger Gültigkeit beimaßen, als die Katholiken dem Pabst und einer allgemeinen Kirchenverfammlung. Empörend ist eine Antwort, die er dem armen Schwenkfeld sagen ließ, der von Katholiken, Lutheranern-und Reformirten auf's heftigste verfolgt wurde, weil er im Abendmahl das Essen und Trinken für Sinnbilder der Zueignung des Geistes Christus erklärte, die menschliche Natur Christus als einen Bestandtheil der Dreieinigkeit betrachtete und nur ein Christenthum des inneren Sinnes, ohne äußere Formen zulassen wollte. Nicht ganz mit Unrecht warf er den Protestanten vor, sie sähen wenig darauf, wie sie Christus eine innerliche Kirche sammelten, sondern nähmen die ganze Welt, wenn sie käme, zu ihrem Nachtmahl, nur daß der Haufe groß würde, und könnten auf diese Art auch auf Befehl der Obrigkeit eine Kirche zusammenbringen,,,Weil ich nicht Alles, was sie vornehmen," sagte er, „gut heiße, treiben sie solch Zetergeschrei und belegen mich mit solchen gräulichen Kehereien und Irrthümern, deren mir gottlob keine je in den Sinn gekommen, und haben es mit ihren praejudiciis dahin gebracht, daß mir alle Verantwortung, auch der Druck versperrt, benommen und gestört worden ist. Wo ist's je erhört worden, daß meinen Widersachern nur freie Zunge vergönnt ist, mich und meine reine unverfälschte Lehre, die doch nicht mein, sondern des Herrn Christi und seines Geistes ist, auf allen Kanzeln zu schmähen, dawider zu schreiben und auf allen Märkten feil zu haben; mir aber abgeschlagen und gänzlich versperrt wird, mich mündlich oder schriftlich zu verantwor

* Luther's Werke, Walch's Ausg. B. XX. S. 1175. 2203.

ten, da es doch wider alle geistliche und weltliche Rechte ist, daß Jemand unverhört, verkürzt oder ohne genugsame Ausführung verdammit und gestraft werde. Ich will um Gottes und auch um eures Luther's Gewissens willen gebeten haben, wollet mich hiemit auch hören und das Bekenntniß meines Glaubens vom Herrn Christo zuvor lesen und gründlich wohl erwägen und alsdann beurtheilen, ob euch Etwas der Ehre Christi und dem Glauben uns gemäß dünket. Und wenn ihr glaubt, daß ich irre, so wollet mich freundlich ermahnen, mir meinen Irrthum zeigen, mich eines Besseren belehren und aus der h. Schrift widerlegen, nicht aber so unschicklich wider mich disputiren und in euren Schriften wider alle christliche Liebe gegen mich verfahren.“ *) Als nun Schwenkfeld im Jahre 1545 dem Luther ein Büchlein mit einem Schreiben zusandte, sprach Luther zu dem Manne, welcher ihm dasselbe überbracht hatte: „Mein Bot, lieber Mensch, du sollt deinem Herrn Caspar Schwenkfelden zur Antwort sagen, daß ich von dir die Brief und die Büchlein empfangen habe; und, wollte Gott, er hörete auf. Denn er hat zuvor in der Schlesien ein Feuer angezündet wider das heilige Sacrament, welches noch nicht gelöscht, und auf ihm ewiglich brennen wird. Überdies fähret er zu mit seinen Eutycheern und Creatürlichkeit, machet die Kirche irre, so ihn doch Gott nicht befohlen und gesandt hat. Und der unsinnige Narr, vom Teufel besessen, verstehet Nichts, weiß nicht, was er billet. Will er aber nicht aufhören, so lasse er mich mit seinen Büchlein, die der Teufel ausgespeiet und geschmeißt, ungeheiet und habe ihm das mein lehtes Urtheil und Antwort: Der Herr schelte dich, du Satan, und deinen Geist, der dich berufen hat, und dein Lauf, darin du laufest, und Alle, die deines Theils sind, die Sacramen tirer und Eutycher, seyn mit dir und mit ihren Gotteslästerungen verdammt, wie geschrieben stehet: „Sie liefen und ich fandte fie nicht, fie redeten und ich habe ihnen Nichts befohlen.” — So betrachtete sich Luther, wie es scheint, als einen Auserwählten, der von Gott berufen sey, und wollte keine andere Glaubensmeinung mehr dulden, als die seinige. Wer das nicht will glauben," äußerte er,,,der lasse mich nur mit Frieden und hoffe bei mir keine Gemeinschaft. Hiermit habt ihr meine Ursache, warum ich das Läs

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*) Arnold's Kirchen- und Kezergesch. Th. II. B. 16,” Cap. 20.

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