Sayfadaki görseller
PDF
ePub

von vorne herein das Streben nach selbständiger Entwicklung, die doch Zweck des ménschlichen Daseyns ist. Der Mensch sollte jezt gar keine Kraft zum Guten mehr haben, sondern ganz in den Händen des Teufels seyn; und wie nun auf diese Art die Menschen ohne ihre Schuld, durch den Genuß des Apfels von Seiten der Eva, in die Gewalt des Teufels gekommen seyn mußten, so sollten sie auch wieder ohne ihr Zuthun aus dem Reiche des Satan's erlöst werden. Sie durften nur den Lehrsah glauben, Gott sey mit dem Menschen versöhnt und die Gewalt des Teufels da= durch zerstört worden, daß die Juden Christus, den Sohn Gottes, an's Kreuz geschlagen haben: so waren sie ihrer Seeligkeit gewiß. Auf diese Weise war nun der Zweck des menschlichen Daseyns: ,,möglichste Entwicklung aller Kräfte und Übung alles Guten" herabgedrückt auf den Glauben an einige Lehrfäße, durch die man sich jezt mit weit leichterer Mühe die Seeligkeit verschaffen konnte,

Beschwerden belegt habe; nach der im ganzen Alterthum verbreiteten Ansicht, daß die Gottheit großem Glück und hohen Vorzügen der Menschen mißgünstig sey. Nach der biblischen Erzählung pflanzte Gott einen Garten und in denselben zwei vorzügliche Bäume, deren edle Früchte er den Menschen vorenthalten wollte, weil die einen die Erkenntniß zwischen bös und gut, die anderen die Unsterblichkeit gewährten. Um nun die Menschen von dem Genusse abzuhalten, sagt Gott, daß sie auf der Stelle sterben würden, so wie sie davon äßen. Aber die Schlange offenbart ihnen die Sache und äußert: „Ihr werdet mit nichten des Todes sterben, sondern Gott weiß nur, daß, welches Tages ihr davon effet, werden eure Augen aufgethan und werdet seyn, wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ Nun essen die Menschen und sterben wirklich nicht, sondern erlangen diese Erkenntniß. Darauf äußert Gott (Cap. 3, 23):,,Siehe Adam ist nun geworden wie unser Einer und weiß was gut und böse ist; nun aber daß er seine Hand nicht auch noch nach dem Baume des Lebens ausstrecke und esse und lebe ewig!" Gott fürchtet, Adam möchte auch noch von dem Baume der Unsterblichkeit genießen und sich so die Unsterblichkeit gleichfalls verschaffen. Er treibt ihn daher zur Vorforge aus dem Paradiese ganz hinaus und läßt den Baum der Unsterblichkeit durch einen Cherubim mit bloßem Schwerte bewachen.

als durch das Streben nach Ausbildung und durch Übung der Tugend. Dabei dachte man gar nicht daran, daß, wenn Gott einen folchen Glauben zur Bedingung der Seeligkeit machen wollte, der größte Theil der Menschen ewig verloren gehen müßte; weil nur die Wenigsten das Glück haben, von Christus Etwas zu hören, und man doch von einer Sache nothwendig zuvor in Kenntniß gesegt seyn muß, ehe man daran glauben kann. Den Menschen vor Christus Geburt zumal wäre es gänzlich unmöglich gewesen, in den Jahrtausenden, die diesem Ereigniß vorangingen, nur die entfern teste Kunde von einem Glauben zu erhalten, der ihre Seeligkeit bedingen foll; denn man hat bis auf den Tod des Stifters unserer Religion Nichts von der Nothwendigkeit dieses Todes zur Seeligkeit gewußt; ja die Apostel felbst waren weit entfernt, in dieser Hinrichtung ein Ereigniß zu finden, von welchem die Seeligkeit, der Menschheit abhinge; sie weinten und klagten vielmehr, als man ihren Lehrer zum Tode führte, und sahen darin eine Zerstörung seiner messianischen Pläne *). Nun aber wurde gleichwohl der Glaube an die Persönlichkeit des Stifters, besonders an die versöhnende Kraft dieses Todes, zum Mittelpunct der Kirchenlehre gemacht, und bei den kirchlichen Einrichtungen, wie in Predigten, weit weniger die von Christus gegebene Lehre, als die Verherrlichung seiner Persönlichkeit berücksichtigt; ob er schon selbst diese Verherrlichung so ernstlich von sich abgewiesen hatte, daß er sich nicht einmal gut“ nennen lassen wollte, weil diese Bezeichnung bloß Gott gebühre **). Anstatt nun kirchliche Feste einzurichten,

*) Als nach der Kreuzigung zwei Jünger nach Emaus gehen, erzählen fte Luc. 24, 21:,,die Hohenpriester haben ihn gekreuzigt; wir aber hatten gehofft, er sollte Israel erlösen.“ Auch von der Auferstehung wußten die Jünger noch nach der Kreuzigung Nichts. Joh. 20, 9:,, denn sie wußten die Schrift noch nicht, daß er von den Todten auferstehen müßte.”

"

**) Matth. 19, 16. 17. Und es trat Einer zu ihm und sprach: Guter Meister, was soll ich thun, daß ich das ewige Leben haben möge? Er aber antwortete: Was heißt du mich gut? Niemand ist gut, als Gott allein. Willst du aber zum Leben eingehen,

so halte die Gebote.“ (Christus sagt nicht: so glaube an mein versöhnendes Blut.) Vrgl. Marc. 10, 17. 18.

[ocr errors]
[ocr errors]

welche die Hauptwahrheiten der Christusreligion hervorheben und in das Leben eingreifen, anstatt z. B. ein Fest der Nächstenliebe, ein Fest der Versöhnung, ein Fest der Unsterblichkeit zu feiern, pflegte man nur einzelne Lebensumstände Christus festlich zu begehen und trug diese Art der Verehrung auch auf die Maria über; so daß man jetzt ganz sonderbarer Weise öffentliche Kirchenfeste über weibliche Umstände feiert, deren bloße Besprechung im gewöhnlichen Leben für unanständig gelten würde; so z. B. ein Fest Mariä Empfängniß, ein Fest Mariä Heimsuchung, Mariä Reinigung u. s. w. Gott selbst wurde bei diesen Bestrebungen ganz auf die Seite gesetzt; man hat dem Schöpfer und Erhalter der Welt weder ein Fest errichtet Chöchstens das Dreifaltigkeitsfest), noch sich in Predigten viel mit ihm beschäftigt. Christus und wieder Christus und bei den Katholiken noch die Maria und die Heiligen: das ist das fortwährende Thema. Ein Prediger, der sich in seinen Vorträgen vornehmlich über Gott und seine Wirksamkeit verbreitet hätte, wäre in Gefahr gewesen und ist es hie und da heute noch, für einen Ungläubigen verschrieen zu werden; und ein Geistlicher, der, es wagen wollte, den Herrlichkeiten der göttlichen Schöpfung öftere Predigten zu widmen, käme ohne Zweifel bei einem Theile seiner Collegen in den Ruf eines unchristlichen Menschen und Naturalisten, ja unter den geistlichen Behörden mancher Länder wäre selbst für sein Amt zu fürchten. Die Gemeinden sind an eine solche Vernachläßigung Gottes seit Jahrhunderten so sehr gewöhnt worden, daß man auch heut zu Tage noch zwar alle Häupter sich neigen sieht, wenn der Geistliche den Namen Jesus oder Christus ausspricht: bei dem Namen Gottes jedoch denkt Niemand daran, die gleiche Verehrung an den Tag zu legen.

Durch die fortschreitende Bildung der Zeit nun, besonders durch tiefere und unbefangenere Studien des Alterthums, sind die Gebildeten unseres Jahrhunderts auf einen Standpunct gebracht, der sie klar erkennen läßt, wie wenig diese bisherige Auffassung des Christenthums den Anforderungen und Bedürfnissen einer vors geschrittenen Zeit genüge. Nicht ich allein bin es, der diese Ansichten hier öffentlich ausspricht, sondern die gelehrtesten Theologen haben sie seit fünfzig Jahren in ihren Schriften weitläufig abges handelt und alle heller denkenden Christen stimmen ihnen darin

von Herzen bei, ja sehen mit Freuden, daß auch die Geistlichen eine Überzeugung verfechten und mit Gründen der Wissenschaft belegen, welche sich der gesunden Vernunft selbst des schlichten Bürgers bereits aufgedrängt hat, auch ohne daß er im Stande gewesen wäre, fie mit geschichtlichen Gründen zu verfechten.

So stehen nun von den Protestanten gewiß die Mehrzahl, von den Katholiken wenigstens ein großer Theil auf einem Puncte; sie erkennen und fühlen die Nothwendigkeit, daß das kirchliche Christenthum von allen Zusäßen finsterer Jahrhunderte gereinigt und auf jene oben bezeichnete vernünftige Grundlage zurückgeführt werde.

[ocr errors]

Es kommt nun darauf an, ob die einzelnen Confessionen sich dazu verstehen werden, eine Änderung an ihren Glaubensschriften vorzunehmen, welche den Anforderungen der Gebildeten unserer Zeit wenigstens einiger Maßen entspricht; oder ob man fortfahren wird, diese veralteten, auf die Bildungsstufe des Mittelalters gegründeten Bekenntnißschriften für ewige Zeiten in Geltung erhal ten zu wollen. Im ersten Fall werden sich die Unbefangenen dieser Zeit wieder näher an ihre Kirche anschließen; sie werden nicht mehr fast nur den Namen ihrer Confession führen und sich höchstens gewissen religiösen Feierlichkeiten unterziehen, sondern gerne und aufrichtig an dem Gottesdienst theilnehmen; ein reges kirchli= ches Leben, ein erquicklicher Eifer für die Religion wird neu ers wachen und auf alle menschlichen Verhältnisse den wohlthätigsten Einfluß üben. Im anderen Falle aber werden die Folgen von dem Umstand abhängen, ob die überwiegende Mehrzahl der Gebildeten des Staates sich auch ferner dabei begnügt, auf den öffentlichen Gottesdienst zu verzichten, höchstens der Form und des Beispiels wegen hie und da einmal daran Theil zu nehmen; oder ob sich das Bedürfniß herausstellt, die im Stillen gehegte bessere Überzeugung auch öffentlich zu bekennen und kirchlich vertreten zu wissen. Der erste Weg, das fortwährende stillschweigende Zurückzies hen der Gebildeten von der öffentlichen Religion, würde für das Wohl Europa's die schlimmsten Folgen mit sich bringen, und die Katholiken, welche diesen Weg bis jetzt betreten haben, weil er für Den, welcher nun einmal mit der Kirchenlehre nicht übereinstimmen kann, der nächste und minder gefährliche ist, mögen wohl bedenken, was sie thun. Er führt zum Unglauben und zur Ent

[ocr errors]

fittlichung man werfe nur einen Blick auf Frankreich! = Ziehen sich die Angesehenen und Gebildeten von dem öffentlichen Gottesdienst zurück, so gehört es auch bald für den gemeinen Mann zum guten Ton, dem Geistlichen keinen Glauben mehr zu schenken, und er, der nicht Bildung genug besißt, um sich selbst ein religiöses System zu schaffen, wirft nun alle religiösen Grundsäße weg, glaubt gar nichts mehr und fürchtet keinen heiligen und allwiffenden Gott mehr über sich, sondern nur noch den weltlichen Richter. Daher ist es weit besser gehandelt und wird auch von der christs lichen Pflicht der Nächstenliebe dringend gefordert, den zweiten Weg einzuschlagen und lieber geradezu und öffentlich zu erklären: das kirchliche Glaubensbekenntniß, der kirchliche Gottesdienst genügt uns nicht mehr in dieser Art; die Menschheit schreitet weiter, auch die religiöse Erkenntniß ist in unserer Zeit eine reinere geworden, und wir empfinden die ernstliche Nothwendigkeit, ja ha ben als Menschen, als Christen, als Staatsbürger ein Recht zu verlangen, daß man diese unsere Überzeugung von Seiten der Kirche anerkenne und uns nicht länger in mittelalterlichen Dogmen gefangen halte; da ja doch wahrlich die Menschen nicht wegen der Glaubensschriften, sondern die Glaubensschriften wegen der Men schen da sind, und die Kirche, die man immer vorschüßt, nicht aus Gebäuden, Geistlichen und niedergeschriebenen Glaubenssäßen der Vorzeit, sondern eben aus einzelnen Gemeindegliedern besteht, die ihren religiösen Grundsäßen entsprochen wiffen wollen. - Würde nun eine solche öffentliche Anforderung jener von der jeßigen Kirchenlehre abweichenden Katholiken zurückgewiefen werden; so bliebe ihnen freilich kein anderer Weg mehr übrig, als von der katholischen Kirche auszutreten und eine besondere kirchliche Gemeinschaft zu bilden oder sich mit gleichgesinnten Protestanten zu vereinigen. Und fast scheint dieses das einzige Mittel; da sich der Römische Stuhl seit Jahrhunderten jeder Verbesserung widerseht und lieber die große Trennung der Protestanten zuließ, als daß er irgend einer Verbesserung Plaß gegönnt hätte; da es ferner bis jezt auch noch nicht gelungen ist, die einzelnen katholischen Landeskirchen aus ihrer Abhängigkeit von dem Römischen Bischof zu bes freien, und im Gegentheil von einer entgegengesezten Partei in der neuesten Zeit wieder thätig daran gearbeitet wird, die Herrs schaft Rom's weiter auszudehnen und fester zu begründen.

[ocr errors]
« ÖncekiDevam »