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zimmer Übungen anstellen ließ. Haben die Protestanteñ deßhalb in Deutschland Lärm geschlagen? Nein. Und warum nicht? Weil sie wissen, daß die Toleranz unter dem Volke in Bayern noch ein zartes Kind ist, in's Leben gerufen erst von dem guten König Max, und gepflegt von seinem Sohne Ludwig. Das Kind wird zum Manne werden; aber die Jahre lassen sich ihm nicht mit Gewalt geben, sie wollen erwartet seyn.

Hr. Görres stellt als Ziel der Rheinischen Katholiken hin: „die ganze und volle Realisirung der feierlich gewährten Religionsfreiheit und der zugesagten politischen und bürgerlichen Gleichheit der Konfessionen in ihrem ganzen Umfang ohne Gefährde und Hinterhalt." Hr. Görres wird wohl diese Freiheit der katholischen Konfession nur so weit ausdehnen wollen, als sie neben-den Rechten anderer Konfessionen bestehen kann; denn die katholische Kirche hat ja z. B..auch einmal gelehrt, daß man die Keher zur Ehre Gottes verfolgen und verbrennen müsse: sollten sich nun die protestantischen Preußen verfolgen und hinrichten lassen, um den Katholiken vollkommene Religionsfreiheit zu gewähren? Daran wird kein Vernünftiger denken. Meiner Erfahrung "nach haben nun die Katholiken in Preußen ganz dieselben Rechte mit den Protestanten bisher genossen, welche überhaupt in einem Lande gemischter Konfession, in Betracht der Gegenseitigkeit, von einer einzelnen Konfession ausgeübt werden können; denn wenn der Erzbischof von Köln will, daß alle von einem Protestanten mit einem Katholiken erzeugten Kinder katholisch werden sollten, so ist dieß ein Eingriff in die Rechte der Protestanten, und die Regierung, welche sich dagegen stemmit, beschränkt nicht die Rechte der Katholiken, sondern wahrt die der Protestan ten. Sollten jedoch wirklich die Katholiken in Preußen in der Ausübung gleicher Rechte mit den Protestanten gehindert worden seyn, so kann man die Aufforderung des Hrn. Görres nur billigen, kräf= tig aufzutreten, um gleichen Rechtes theilhaftig zu werden; und es wäre sehr zu wünschen, daß Hr. Görres auch an die Proteftanten in Österreich und Italien einen ähnlichen Aufruf ergehen ließe, damit endlich wenigstens den christlichen Konfes, fionen eine vollkommene Religionsfreiheit in Europa errungen würde.

[Man möchte überhaupt fragen, wie kann sich denn der Römische Stuhl nur beigehen lassen, gegen Preußen wegen einer Beschrän

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kung der katholischen Religionsfreiheit Beschwerde zu führen? Beschränkt denn nicht er selbst die Protestanten in seinem Lande auf's Außerste? hat man nicht in Italien selbst in der neuesten Zeit die Protestanten für unfähig erklärt, vor Gericht ein giltiges Zeugniß, abzulegen? Dort möchten für die Protestanten ganz andere Ursachen vorliegen, die Hülfe der Preußischen Regierung anzugehen, um von einem demüthigenden Drucke erlöst zu werden, durch welchen dieses feige und kraftlose Italien an einer geringen Zahl seinen Ärger über die geistigen Fortschritte der Menschheit zu kühlen sucht. Haben doch noch in diesen Tagen selbst in Österreich fich Protestanten zur Auswanderung gezwungen gesehen, und es ist darüber nicht einmal eine Mißbilligung von Seiten der Protestanten laut geworden: indeß man jezt, wo die Preußische Regierung einen intoleranten und seinem König wortbrüchigen Erzbischof seines Amtes entseßt, durch die ganze katholische Welt Alarm bläst. Man müßte blind seyn, wenn man nicht auf jeder Seite des Athanafius zur Erkenntniß käme, was es mit der vorgeschobenen, confessionellen Gleichheit ohne Gefährde und Hinterhalt des Herrn Görres für eine Bewandtniß hat. Das Wort scheint dem Manne hier tauglich, uns darum gebraucht er es, ob er gleich, seinen ultramontanischen Grundsäßen gemäß, die Protestanten nicht einmal des Namens Kirche" würdigt und die katholische Confession immer ausschließlich „die Kirche“ nennt. Damit hat Herr Görres wohl den Seinigen eine große Freude gemacht, aber auch den Protestanten keinen Ärger; denn es ist ihnen sehr gleichgültig, ob sie Herr Görres als Kirche anerkennt oder nicht.] Es ist eine feine, aber bekannte Taktik, welche Herr Görres befolgt, eines Lainez ganz und gar nicht unwürdig. Zuerst die gewünschte Aufregung. Mitten im Frieden ein Zustand des Krieges hervorgerufen!",,Das katholische Volk in ganzer Masse. bis zu seinem allertiefsten Grunde aufgeregt!" Ein Gesammtjubel, als die Botschaft von Rom den Anfang der Erhörung verkündet.“ „Ihr habt wohl gethan, euch um euren Glauben zu sammeln",,,Laßt euch in der begonnenen, Bewegung nicht irre machen!“ Stoßt von euch, was eurem Naturell ungemäß, ihm von außen angeflogen ist!" dann aber diese verwegene Bewegung schnell maskirt:,,Vergeßt nicht, daß Ihr mit den anderen Konfessionen auf demselben christlichen Grunde steht, wobei gelegent

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lich den Protestanten die Möglichkeit der Rückkehr gezeigt wird. Selbst das Christenthum der alten Franken muß zur Begeisterung der Rheinländer mitwirken, ein Christenthum, bei dem die Fürs ften in Vielweiberei lebten, bei dem nur Knechte in den geistlichen Stand treten durften, die Bisthümer an tapfere Soldaten vertheilt wurden, die Geistlichen weder lesen noch schreiben konnten, höchstens eine erlernte Messe brüllten, die kein Italienisches Ohr anzuhören vermochte.

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Aber einmal gibt sich Herr Görtes doch etwas zu deutlich. Bedenkt auch anderseits, sagt er, daß ihr mit Denen, die der zeit das Regiment in eurem Lande führen, auf den Grund derselben Nazionalität verbunden seyd." Es soll also wohl dieses Regiment des Preußischen Regentenhauses am Rhein nicht mehr lange dauern? Sieht Herr Görres in die Zukunft, oder hat er deutlichere. Nachrichten? Es stehen also wohl die anderen Zeiten" nahe bevor,,, denen sich der rheinische Kernstamm aufbewahren foll", die Zeiten, wo das jeßige Konfusorium vorübergegangen, und eine bessere Ordnung der Dinge eingetreten ist?

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[Und wie konnte denn der schlaue Görres so gar plump aus seiner Rolle fallen, daß er mit klaren Worten die gemischten Ehen für,,Schändungen des katholischen Ehesacraments, die Kinder für zweischlächtige Bastarde" erklärt? Wo ist ihm in diesem Augenblick der Verstand geblieben? Hat er sich denn nicht erinnert, daß sein eigener König in gemischter Ehe lebt, daß er hier seinen eigenen Kronprinzen mit einem Namen bezeichnet, der seine Sache bei dem Münchner Hofe nimmermehr empfehlen kann? *)] Möchten doch Herr Görres und noch Mehrere, daherum“ sich

*) Herr Görres hat sich bemüht, diese starke Äußerung in einem Artikel der Münchner politischen Zeitung vom 18. März von sich abzulehnen und auf die katholische Kirche überzuschieben, indem er in einer geschraubten Erklärung darzuthun sucht, wie die Kirchedas Eheverhältniß zwischen Katholiken und Protestanten nicht ans ders fassen könne. Es ist darauf Nichts weiter zu erwidern, als: desto schlimmer, wenn nicht blos Herr Görres, sondern selbst die Kirche solche Säße aufstellt. Gerechtfertigt hat er sich durch seine Erklärung nicht entfernt; denn es ist wahrlich auch in kirchlicher Beziehung die Benennung zweifchlächtiger Bastard“ kein Ehren

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entschließen, auf einige Jahre nach Nürnberg zu ziehen, um hier etwas mehr Duldung zu lernen. Auch wir Protestanten haben unsere Eiferer, die uns gerne blind machen möchten, aber wir hören nicht auf sie; wir halten fest an dem Wort: In allerlei Volf, wer Gott fürchtet und recht thut, ist ihm angenehm,“ und leben mit unseren Katholiken wie mit Glaubensgenossen. Bei uns hört man nie die Frage: ist er Katholik oder Protestant? Im Magistrate sihen die Katholiken brüderlich neben den Protestanten, und das fast durchgängig protestantische Kollegium der Gemeindebevollmächtigten hat erst vor wenigen Jahren einen Katholiken zu seinem Vorstand gewählt. Als vor Kurzem ein protestantischer Geistlicher beerdigt wurde, erschien die katholische Geistlichkeit un

titel. Spricht die Kirche wirklich in solchen Ausdrücken, so stelt
sich ja Herr Görres als der Mann dieser Kirche hin, und es ist
nicht fein, se jezt auf einmal mit dem ihr zugeschobenen Aus-
druck im Stiche zu lassen. Aber man bemerkt aus dem Zusam
menhang gar deutlich, daß Herr Görres hier in seinem eigenen
Sinne spricht und zwar noch dazu in einem, ich weiß nicht wirk-
lichen oder scheinbaren Affect. Die Stelle lautet wörtlich:,, (Der
Kirche) ihren Segen zu Schändungen derselben (d. i. der Sacra-
mente) abdringen oder ablisten wollen, ist um nichts besser, als
das Thun derjenigen, die ihr Aufruhr angerichtet, wenn sie Sol-
chen, die im Leben sich von ihr losgerissen, nach ihrem Tode dies
fen ihren Segen versagt. Die Kirche kann unter keiner Bedin-
gung gezwungen werden, einer anderen im Weltlichen herrschend
gewordenen Confession zweischlächtige Bastarde zu gebären, und
wer sie dazu zwingen will, intendirt Nothzucht an ihr, der sich zu
erwehren mit aller ihrer Kraft in derselben Nothwehr, die der
Einzelne dem Mörder entgegensehen darf, ihr das Recht nicht
abgesprochen werden kann.“ Bei solchen Worten wird wohl
keine Dialectik es dahin bringen, das Empörende der Ausdrücke
von dem Verfasser auf die Auffassenden überzuwälzen, und Herr -
Görres wird allerdings am Besten thun, „darüber sich kat
teren Bemerkung zu enthalten;" denn was er da

nung von dem „Stachel der Schlange“ vorgebra~

Gegner durch ihre gehässige Auffassung

selbst gewandt haben, ist zwar eine

entfernt anwendbare Redensart.

eingeladen am Grabe, und an dem Sarge eines protestantischen Kirchenrathes haben die Protestanten die Rede des katholischen Geistlichen für die gediegenste erklärt. Das ist eine wahre, keine heuchlerische Duldung, die in anderen deutschen Städten auch gefunden werden könnte, wenn nicht Leute da wären, die, aus was immer für Gründen, ein ausländisches Interesse verfolgen und verfechten.

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