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mag Alles seinen Gang fortgehen!" Mit dem Gewühle wuchs auch seine Grausamkeit. Er rief den Soldaten zu, welche die Prote stanten im Schlosse ermordeten, ja keinen Keßer am Leben zu lassen, und schoß vom Balken auf die Fliehenden mit Büchsen, die man ihm geladen darreichen mußte, indem er hinabschrie tue! tue!

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Zunächst wurde in Coligny's Hause Alles niedergemacht. Der Admiral selbst fiel unter den Streichen des Böhmen Diano wicz mit dem Ausruf: „Ach daß ich durch die Hand eines Schurken fallen muß!" Man stürzte den mit Wunden bedeckten Leichs nam zum Fenster hinab, um den unten stehenden Grafen Angou leme von dem Tode des Admirals zu überzeugen. Coligny, wels cher noch nicht ganz verschieden war, riß im Fallen von dem Hause noch einiges Mauerwerk mit den Händen los. Sein Leichnam wurde zunächst in den Stall geworfen, von da in die Seine, wieder herausgezogen und in den Straßen herumgeschleppt, zuleht im Feuer gebraten und an einem Galgen im Dorfe Montfaucon an Ketten bei den Beinen aufgehängt. Der König selbst begab sich mit seinem Hofe an den Galgen, um den Leichnam hängen zu ses hen; sodann ließ er den Kopf des Admirals vom Rumpfe abneh men, einbalsamiren und dem Pabst züstellen.

Nach Coligny's Ermordung drang man in die Häuser der übrigen Protestanten. Die Sturmglocken, welche von allen Thürmen ertönten, brachten die ganze Bevölkerung in Bewegung und zahlreiche Fackeln und Pechkränze mußten den Mördern zur Auffindung ihrer Opfer behülflich seyn. Soldaten und Bürgergarden wetteiferten in Mordlust. In der Todesangst flohen die Protestanten auf Böden, Dächer und Strassen; aber die Strassen waren versperrt, von den Böden zog man sie hervor, und wer sich auf Dächer geflüchtet hatte, fristete sein Leben höchstens bis zum Anbruch des Tages, wo man sich mit dem Herabschießen dieser Kezer belustigte. Selbst im Schlosse wurden alle Winkel durchsucht, in allen Gemächern lagen hier Leichen umher; die protestantische Umgebung des Königs von Navarra wurde mit vielen anderen protestantischen Dienern in den Schloßhof geschleppt und durch die Mannschaft des Gardeobersten d'O niedergehauen. Allein in und um den Louvre wurden 200 protestantische Edelleute niedergemacht.

Endlich brach der Tag an und beleuchtete die gräßlichste Schlachtbank. Die Strassen waren mit Achzenden und Sterben

-den, mit verstümmelten Leichen jedes Alters und Geschlechtes anz gefüllt, und durch die Rinnen floß das Menschenblut der Seine zu, daß der Strom davon geröthet ward. Ein Schlächter rühmte fich vor dem König, daß er mit diesem seinen Beile hundert und fünfzig Keter abgeschlachtet habe, und ein Goldarbeiter, Namens Crüce, wollte deren allein vierhundert umgebracht haben. Ein Graf Colonas aus Piemont kaufte gegen 30 Protestanten aus den Händen des Pöbels los, versprach ihnen Schuß und Freiheit, wenn sie ihrem Glauben entsagten, ließ fie aber gleichwohl langsam zu Tode martern. Es war jedoch auch gar mancher Katholik im Sturme umgekommen; denn Viele benußten diese Gelegenheit, an ihren Feinden Rache zu nehmen. Auch das Sonnenlicht machte dem Würgen noch kein Ende. Man brach in die Häuser, zertrümmerte und plünderte, so weit noch Etwas zu plündern war, zog die Versteckten aus ihren Schlupfwinkeln hervor, erwürgte sie und stürzte die Leichname auf die Straffe herab. Haufen von Knaben zogen die Gemordeten an Stricken in den Gassen herum und warfen lebende Kinder, deren Ältern umgekommen waren, in die Seine. Die Unmenschen hatten bei Tage nicht mehr ein weißes Kreuz, sondern das abgeschnittene Ohr eines Kepers als Kennzeichen auf die Hüte gesteckt. Am Sonntag gegen Mittag kam die Geistlichkeit mit einem Wunder zum Vorschein, um die Mordlust von Neuem anzufachen. Ein Weißdorn auf dem Kirchhofe der Innocens trieb zum zweiten Mal Blüthen. „So," sagte man,,,wird nach Vertilgung der Keßer die Kirche wieder aufblühen!" Nun drängte sich Alles nach dem Kirchhofe, um dieses Zeichen des göttlichen Wohlgefallens an der verflossenen Nacht mit eigenen Augen zu sehen, und gegen Abend begab sich auch der König mit seiner Mutter und den Hofdamen dahin. Auf dem Rückwege verweilte der Hof am Ufer der Seine, wo die nackten Leichname der im Louvre ermordeten Edelleute lagen. Die Das men fanden an diesem Anblick einen besonderen Wohlgefallen und vornehmlich zog ihre Aufmerksamkeit der Leichnam eines gewissen Karls von Soubise dü Pont auf sich, dessen Gattin wegen seines Unvermögens auf Scheidung angetragen hatte. Der König selbst war heiter und guter Dinge. Er that sich Etwas darauf zu gute, der Urheber eines so erfolgreichen Anschlages zu seyn. Auch noch am Montag und Dienstag dauerten die Würgescenen in heftigem

Grade fork, und erst am Sonntag darauf wurden sie gänzlich eingestellt. Die übrigen Protestanten hatten jetzt auch ein weißes Kreuz an ihrem Hut befestigt, um für Katholiken angesehen zu, werden; Manche wurden dadurch gerettet; Andere hatten ihre Häus ser verrammelt und vertheidigten sich tapfer gegen die Übermacht, wie der Advocat Zavarin, aber freilich war dieser Muth verge bens. Am Mittwoch verfügte sich der König mit dem gesammten Hofe in feierlicher Procession in die Messe, um Gott für den über die Keher erfochtenen Sieg zu danken.

In Paris allein waren wenigstens 7000 Protestanten ermor dert worden; aber der Befehl des Königs zur Vertilgung der Keger war auch in die Provinzen ergangen, und die meisten Städte folgs ten dem Beispiele der Hauptstadt.. In Meaux fielen 200, darunter 25 Frauen, die man zuvor nach Belieben geschändet hatte, in Orleans 3000, in Toulouse 200, in Bordeaur 274, in Rouen 600, in Lyon fielen 900, die man größten Theils zuvor in Kirchen gesperrt hatte, wo man sie auch ohne Weiteres vor den Altären umbrachte. Die Soldaten weigerten sich, das Henkerge schäft zu übernehmen; aber die Bürger, unter Anführung eines Schlächters, der später selbst noch an den Galgen kam, machten die wehrlosen Gefangenen nieder. Man fuhr die Leichname über die Rhone, um sie auf einem jènseitigen Klosterkirchhof zu begraben; aber die Mönche widersetzten sich, da ein Kezer kein Begräb nis verdiene. Der Pöbel nahm sich der Mönche an, und so wur den die Leichname in die Rhone geworfen. Das Morden und Plündern erstreckte sich bis auf die kleinsten Dörfer und dauerte in den Provinzen den ganzen Monat September hindurch. Die Felder lagen voll von Leichnamen, welche die Luft verpesteten; die Seine, Rhone, Saone und Loire waren mehrere Tage von Blut geröthet und mit Leichnamen bedeckt; so daß Niemand mehr das Wasser benußen oder Fische daraus genießen wollte. Sully gibt an, es wären im Ganzen über siebenzigtausend Protestanten jedes Alters und Geschlechtes gemordet worden; and wären es auch nur fünfzigtausend gewesen, so ist diese Zahl schon entseßlich genug *).

*) Perefix gibt die Zahl auf 100,000 an, Sully auf 70,090, Thuanus auf 30,000.

Noch nach dem Blutbade wurden zwei Protestanten Briquemault und Cavagnes vom Parlament verurtheilt, mit glühenden Zangen gezwickt und dann aufgehängt zu werden. Die Hinrichtung führte man des Abends bei Fackelschein aus, um sie zu einer Art von Schauspiel zu machen. Der König sah mit seinem Hofe vom Hotel de Ville der Vorstellung zu. Dasselbe Parlament erließ die Verordnung, daß jährlich am Bartholomäustage eine feierliche Procession gehalten werden solle. In allen Kirchen wurden Dankfeste und Processionen angestellt; man gab dem König den Namen Piissimus, errichtete ihm am Ende der Brücke Notredame ein Denkmal, welches ihn darstellte, wie er die Protestanten mit Füßen tritt, und schlug Münzen auf die Begebenheit.

Und wie benahm sich der heilige Vater bei der Nachricht über diese Vorfälle?,,Gute Botschaft," rief Gregor XIII. aus, als er durch den Cardinal von Lothringen, dem man einen Courier aus Paris gesandt hatte, zuerst von den Mordscenen in Kenntniß gefeßt wurde,,,,alle Lutheraner sind erschlagen bis auf drei Vendome's, welche der König von Frankreich seiner Schwester wegen begnadigt hat. Am Abend wurden in den Straßen Rom's Freudenfeuer angezündet und auf der Engelsburg die Kanonen gelöst. Der Cardinal von Lothringen hielt ein feierliches Hochamt in der Ludwigskirche, welchem der Pabst selbst mit der gesammten Geistlichkeit und dem Römischen Adel beiwohnte. Gregor ließ ein großes Gemälde fertigen, welches die Würgefcenen in Paris darstellte, und im Vatican aufhängen. Er schrieb ein Jubeljahr aus und ließ zur Verherrlichung der That eine Münze schlagen, die auf der einen Seite sein Bildniß zeigte, auf der anderen einen Würgengel, der in der einen Hand ein Kreuz hielt, in der andern ein Schwert, mit welchem er die Protestanten niederhieb. Nach Paris schickte er einen besonderen Legaten, um dem König Glück zu wünschen, und ihm die Freude zu schildern, welche dieses christlich Werk in Romt erregt habe 27). Der gelehrte Anton Muret hielt wegen dieses Ereignisses eine Glückwünschungsrede an den Pabst, worin er unter Anderem sagte: „Er glaube, die Sterne werden in dieser Nacht heller geleuchtet, und die Seine werde größere Wellen geworfen haben, um sich desto schneller der Leichname jener unreinen Menschen in's Meer zu entledigen."

Und nun genug dieser entseßlichen Beispiele, deren Zahl für den Umfang dieser Schrift ohnehin schon einen ziemlichen Raum eingenommen hat. Ich will die Grenze des sechzehnten Jahrhunderts nicht überschreiten, so sehr sich auch gleich am Anfang des Hiebenzehnten das schreckliche Ende eines Jordano Bruno und Vanini bemerkbar macht. Die Grausamkeiten des 30jährigen Krieges allein würden in diesem Jahrhundert ein ganzes Buch füllen! Nur noch die Bemerkung will ich hier beifügen, daß die. etwaige Entgegnung, die Kirche habe sich nie mit Blut besudelt, sondern die Hinrichtungen dem weltlichen Arm überlassen, nicht entfernt diese Kirche von dem vergossenen Blute zu reinigen vermag; denn sie hat ja den weltlichen Arm zu solchen Hinrichtungen aufgeregt, ja durch kirchliche Strafen dazu gezwungen; an ihr wäre es gewesen, den tiefsten Abscheu gegen ein sol ches Verfahren an den Tag zu legen und im Gegens theile Solche zu bestrafen, welche die christliche Religion durch Blutvergießen so sehr entehrten; aber sie sprach nicht ein Wort der Mißbilligung gegen folche Unmenschlichkeiten aus, höchstens nur dann einmal, wenn die Verfolgungen ihr "selbst gefährlich zu werden drohten, wie bei dem wüthenden Keherrichter Konrad von Marburg, dem der Pabst einige Mäßigung empfahl, weil er auch Grafen vor seinen Richterstuhl gezogen und dadurch den gesammten Adel des westlichen Deutschland's in Aufregung gebracht hatte. Ja diese Kirche hat nicht nur durch Stillschweigen die Grausamkeiten gegen die Keger gebilligt, sondern sie hat die Hinrichtungen mit Proceffionen gefeiert und nach großen Niedermezelungen Jubelfeste angestellt. Absichtlich habe ich vor-nehmlich solche Beispiele angeführt, bei denen die katholische Geistlichkeit besonders betheiligt war. Sollte aber Jemand sagen wollen, es fielen dergleichen Grausamkeiten immer nur Einzelnen zur Last und könnten nicht der Gesammtkirche Schuld gegeben werden; so weise ich besonders auf den Kreuzzug gegen die Albigenser, auf die Verbrennung des Huß und Hieronymus vor einem versammelten Concil und auf die zuletzt erwähnten Mordscenen in ganz Frankeich hin, die ohne die thätigste Aufregung von Seiten der Geistlichkeit nie hätten Statt finden können und von dem Pabst und sämmtlichen Cardinälen durch Freudenfeste gefeiert wurden. Ich muß mich dabei abermals darauf berufen, (was auch der Pabst

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