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in seiner oben angeführten Bulle gegen Huß wörtlich ausgesprochen hat), daß Derjenige, welcher die Macht hat und berechtigt ist, gegen ein Unrecht einzuschreiten, falls er im vorkommeuden Falle nicht einschreitet, öffentlich kund gibt, es geschehe das Unrecht mit seiner Beistimmung. Diesen unbezweifelten Sah haben die Päbste von jeher so sehr anerkannt, daß sie auch da allenthalben protestirten, wo ihre Macht nicht mehr zureichte, wie gegen alle Friedensschlüsse, welche den Protestanten gleiche Rechte mit den Katholiken zusprechen; indem sie erklärten, daß Der eine Sache zu billigen scheine, welcher sie stillschweigend geschehen lasse. Man zeige mir also die Bullen und Concilienbeschlüsse, in welchen die oben angeführten Verordnungen gegen die Keßer für nichtig erklärt und die Verfolgungen und Hinrichtungen derselben als et was Abscheuliches und Strafwürdiges verboten sind: und ich will mit Freuden bekennen, daß die katholische Kirche ihr unmenschliches Verfahren gegen Mitmenschen und noch mehr ihr unchristliches gegen Mitchristen erkannt hat, bereut und wieder gut zu machen sucht.

III.

Ist die Behauptung zu beweisen, daß die Toleranz in Bayern noch ein zartes Kind sey?

Wenn ich auch ungern an diesen Abschnitt gehe, weil er mir einen Gegenstand darbietet, dessen Behandlung nothwendig hie und da verlehen muß; so kann ich gleichwohl nicht umhin, meinen Ausspruch, daß die Toleranz in Bayern noch ein zartes Kind sey, hier mit einigen Beispielen zu begründen. Denn einmal sehe ich mich durch die Bemerkung meines Gegners dazu veranlaßt, welcher sagt, es würde mir schwer fallen, meine Äußerung mit Beweisen zu belegen; sodann aber muß ich gestehen, daß ich glaube, es werde in mancher Beziehung vielleicht gute Früchte bringen, wenn einmal ein öffentliches Wort über diesen Gegenstand gespro chen wird.

Bayern," sagt ein katholischer Schriftsteller *),,,war ein rein katholisches Land, und die Grundsäße der Duldung, früherhin von Friedrich dem Großen und anderen weisen Regenten zur offenbaren Beförderung des öffentlichen Wohlstandes aufgestellt, und von Kaiser Joseph, wiewohl unter ungünstigen Umständen und unerwarteten Schwierigkeiten, in Östreich nachgeahmt, hatten in Bayern nicht Wurzel geschlagen; schon seine bei der Reformation angenommene Stellung und gespielte Rolle, seine landständische Verfassung, die Denkungsart seiner Einwohner und eine mächtige Geistlichkeit, die unter fremdem Bischöfen stand, (Bayern hatte keine National-Bischöfe und mußte mit jenen Concordate schließen), schienen sich entgegen zu sehen. Noch im Jahre 1801 gab es Protestationen gegen die bürgerliche Aufnahme von Protestanten in die Hauptstadt."

Wie Brendel, so wird Jeder, der einen unbefangenen Blick auf die Bayerische Geschichte wirft, gestehen müssen, daß dieser kräftige Bayerische Volksstamm, dessen gesunder Sinn und unerschütterliche Ausdauer zu großen Hoffnungen für das Deutsche Vaterland berechtigte, von seiner Geistlichkeit Jahrhunderte hindurch

*) Dr. Brendel, Professor der Rechte in Würzburg, in seinem Kir chenrecht S. 305.

in einer geistigen Abhängigkeit gehalten wurde, die nicht allein für dieses Volk selbst, sondern für das gesammte Deutschland von nicht geringem Nachtheile war. So wenig der Bayer an natürlichen Anlagen einem anderen Deutschen Volksstamme nachsteht, so wurde er doch von Jugend auf so sehr gewöhnt, die Interessen der Geistlichkeit zu seinen eigenen zu machen, daß er sich fortwährend mit den wenigen Lichtstrahlen begnügte, welche diese Geistlichkeit ihm zukommen zu lassen für gut fand.

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Merkwürdig, daß gleichwohl hie und da ein Lichtfunken aufblizte, der selbst weiter vorgeschrittene Länder hinter sich zurückließ, freilich aber gar bald von der großen Anzahl Gegner unterdrückt wurde. So trat in den Zeiten des 30jährigen Krieges, wo auch die, Protestanten noch Heren verbrannten, ein Bayerischer Jesuit, Adam Tanner, gegen die Herenprocesse auf. Es wur den damals in den Jahren 1627 und 1628 allein in Würzburg gegen 200 sogenannte, Herenleute" verbrannt; man vermischte auch hier Keßerei und Hererei und suchte durch dergleichen Processe zugleich die zurückgebliebenen Reste der Lutherischen Lehre auszurotten. Tanner empfahl eine, größere Vorsichtigkeit bei den Herenproceffen und erklärte sich nachdrücklich gegen das Verfahren, nach welchem man auf jede Anzeige hin auf Zauberei erkannte.. Alleiner kam dadurch selbst in den Geruch der Zauberei, zog. sich nach Tyrol zurück, und als er hier im Jahre 1632 starb, wollte man ihm ein christliches Begräbniß versagen, weil man auch unter seinem Nachlaß einen haarigen Teufel gefunden, den er unter ein Glas gebannt hatte, Da man nun dem Teufel zu Leibe ging und das Glas wegnahm, erkannte man in diesem bösen Geist — einen Floh, den der wissenschaftliche Mann in ein Mikroscop ge= feht hatte, *).

Seit dem Regierungsantritt des Churfürsten und nachmaligen Königs Maximilian ist in Bayern für religiöse Duldung und Aufklärung sehr Viel geschehen, und das Land, möchte in neuester Zeit wohl nicht die Vorwürfe verdienen, welche auswärtige Zeitschrifs ten demselben machen. Die Regierung ist seit dem Anfang dieses Jahrhunderts ungbläßig bemüht, die Volksbildung zu heben und den Resten einer herübergeerbten Unduldsamkeit entgegen zu wir

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ken; an ihr liegt die Schuld nicht, wenn der Erfolg den Bemühuns gen vielleicht minder entspricht, als man im Ausland erwartet; denn wo eine einflußreiche katholische Geistlichkeit scheel auf die Gleichstellung der Protestanten sieht und die auf Duldung abzweckenden Maßregeln der Regierung, wenn sie dieselben auch nicht gerade zu bekämpfen wagt, doch nicht unterstüßt, da kann eine Regierung bei dem besten Willen keine aufrichtige Duldung unter dem Volke in's Leben rufen. Ich würde einer großen Zahl der katholischen Geistlichen Unrecht thun, wollte ich die Gesamtheit der Intoleranz beschuldigen; aber soviel ist gewiß, bei dem Volfe in Altbayern, theilweise auch in der Pfalz und in den Fränkischen Bisthümern, ist Protestant ebenso viel, als ein der Vers dammniß bestimmter Keßer; und daß das Volk diese Meiz nung hat, liegt bloß an den Geistlichen, die ihre Gemeinden ent weder darin bestärken, oder solchen Ansichten wenigstens nicht widersprechen. Dabei kann freilich die Geistlichkeit mit Grund erwiedern, es sey eben katholische Kirchenlehre, daß die Keher und also auch die Protestanten verdammt feyen; leider wahr! darum ist es aber auch hohe Zeit, solche Säße aufzugeben. "#3

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Daß wir Bayern im Ausland nicht in dem besten Geruche stehen, konnten wir freilich aus so manchen Äußerungen auswärz tiger Zeitschriften entnehmen. Es mußte billig unsere Verwünderung erregen, als wir aus Preußen vernahmen, daß wir mit Riesenschritten dem Obscurantismus in die Arme eilten und, bei Gelegenheit eines Zeitungsartikels aus Bayern, daß dieser Auffah in der That' mit mancher beklagenswerthen Erscheinung aus söhne, die sich jest in Bayern darbiete und über die man, dem Ausländer gegenüber, einen Schleier werfen möchte, damit er nicht einen falschen und traurigen Begriff von der Geistescultur unseres Deutschen Vaterlands bekomme.Weiß denn aber das Ausland wohl, was Bayern bis auf die neueste Zeit herauf für die Schulen geleistet hat? wie die unermüdlichste Fürsorge der Regierung gerade auf diesen wichtigsten Gegenstand der Geistescultur gerichtet ist? Weiß das Ausland, wie bereitwillig diese Regierung allen Bestrebungen zu Hülfe kommt, die einen Fortschritt in Wissenschaften, Künsten und Gewerben verrathen? Ist Bayern an wohlthätigen, dem Wohlstand der Bewohner förderlichen Eins richtungen hinter irgend einem Deutschen Staate zurückgeblieben?

Aber, wird man mir entgegnen, Bayern hat statt der wenis gen im Concordate verlangten Klöster *), deren jegt gegen neuns zig errichtet, und ebenso ist auf protestantischer Seite über die unduldsame und mystische Richtung des protestantischen Oberconsistoriums nur eine Stimme. Was zuvörderst die Klöster betrifft, so ist die Errichtung derselben freilich nicht zu läugnen; aber das Ausland würde sehr im Irrthum seyn, wenn es die Meinung hegen wollte, diese Klöster seyen auf den Wunsch der katholischen Bevölkerung wieder in's Daseyn gerufen worden; sie verdanken ihre Entstehung wahrscheinlich dem dringenden Ansuchen des Cle= rus, der seinen eigenen Wunsch als den der Gemeinden geltend zu machen wußte. Was nun die Unduldsamkeit des protestantischen Dberconsistoriums anlangt, so können sich die Katholiken darüber wohl nicht beschweren; denn wir haben erst vor Kurzem in der Darmstädter Kirchenzeitung gelesen, daß der Präsident dieses unseres Oberconsistoriums in der ersten Kammer eine Rede über den Rußen der Klöster hielt, und das ist doch alles Mögliche, was man von einem Protestanten verlangen kann; man müßte denn ein förmliches Übertreten zum Katholicismus erwarten. Die Protestanten freilich können eine solche Duldsamkeit des Oberconsistoriums gegen protestantische. Geistliche, die zu ehrlich sind, um einen Buchstabenglauben an die symbolischen Bücher zu heucheln, nicht rühmen; und wenn nun das Ausland die unausgeseßten Klagen dieser Männer über Zurücksetzung vernimmt und damit jene Artikel aus dem ehemaligen Bayerischen Volksblatt und der Stephanischen Kirchenzeitung in Beziehung bringt, wo erzählt wurde, daß derselbe Präsident in der ersten Kammer eine Rede über die Bayer. Concordat Art 7. Seine Königliche Majestät wer den in Anbetracht der Vortheile, welche die religiösen Orden der Kirche und dem Staate gebracht haben und in der Folge auch noch bringen könnten, und um einen Beweis Allerhöchst Ihrer Bereitwilligkeit gegen den heiligen Stuhl zu geben, einige (ali." qua coenobia) Klöster der geistlichen Orden beiderlei Geschlechts entweder zum Unterrichte der Jugend in der Religion und den Wissenschaften, oder zur Aushülfe in der Seelsorge, oder zur Krankenpflege, in Benehmen mit dem heiligen Stuhle mit ange messener Dotation herstellen lassen." Nach dem Vortrage des Abgeordneten von Hornthal bestehen gegenwärtig in Bayern 84 Klößter und Hospitien.

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