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zu leisten 1). Darauf kehrte nach einiger Zeit der Hochmeister nach Deutschland wieder zurück.

In solcher Weise stand nun der Landmeister Meinhard 2) von Querfurt der Landesverwaltung in Preussen vor,,, ein aufrichtiger, freundlicher und fittiger Mann, auch wohl ein ernster Kriegsheld" 3), auf dem mit Recht große Hoffnungen ruheten. Aus dem berühmten Hause der edlen Grafen von Querfurt entsproffen, der fünfte Sohn Gebhard des Sechsten von Querfurt *), war er schon frühzeitig in den Deutschen Orden getreten und mit Hartmann von Heldrungen und Anno von Sangerhausen nach Preussen gekommen, also ohne Zweifel schon ein Mann von ziemlich hohem Alter 3), als er die Landmeisterwürde erhielt. Ueber vier Jahre lang hatte er dem Komthuramte des Hauses Brandenburg mit Ruhm vorgestanden und im Jahre 1284 auch einmal schon das landmei

1) Dieser Sache erwähnt Lucas David B. V. S. 42 mit den Worten: ,,Ich habe funden ein Privilegium den Thumbherren der Culmischen Kirchen zu Thorn i. I. 1287 am 4. Dec. geben, darin sie be= gnadet, daß sie durchn Kauf Lehngüter an sich bringen mögen, doch daß sie auch die Dienst thun, die der vorige Besiger des Guts zu thun schuldig war. Ob das aber auf dem Ein- oder Auszuge (des Hochmeisters) geben, ist mir unbewust, doch ist daraus wol zu verstehen, daß er umb die Zeit alhie im Lande gewesen. “ Daraus geht wenigstens hervor, daß der Hochmeister dieses Privilegium selbst ertheilt hatte.

2) Die Namen Meyner oder Meinecke sind nur Verkürzungen, wie Kune statt Konrad.

3) Lucas David B. V. S. 77. Dusburg c. 227.

4) Die Fabel, daß Meinhard der neunte Sohn des Grafen Gebhard aus einem und demselben Wochenbette seiner Mutter gewesen sey, hat den lügnerischen Mönch Simon Grunau Tr. VIII. c. 20. §. 2 zur Hauptquelle und ist von diesem auf Lucas David B. V. S. 78, Henneberger S. 53. Schütz p. 46 u. a. übergegangen. Daß der Mönch von Tolkemit sie ersonnen hat, ist kaum zu bezweifeln und da= her um so mehr zu bewundern, daß in den Preuss. Lieferung. B. I. S. 265-290 so viele Mühe auf ihre Widerlegung verwandt worden ist. Nach Schütz Hist. rer. Pruss. p. 108 stammte Meinhard ex familia comitum Heldrungensium et Mansfeldensium.

5) Franke Historie der Grafsch. Mansfeld S. 52. Spangenberg Duerf. Chron. S. 345. Pauli a. a. D. S. 103.

sterliche Amt in Stellvertretung Konrads von Thierberg verwaltet 1). So hatte er in den Geschäften der Landesverwaltung schon manche Erfahrung eingesammelt und manchen Blick in das Leben gethan. Mit dieser Erfahrung aber und mit der klaren Erkenntniß der Erfordernisse und Pflichten seines wichtigen Amtes verbanden sich in ihm die strengste Gerech tigkeit, die offenste Wahrheitsliebe, Großmuth im Denken wie im Handeln, ein raftloser Eifer für die Wohlfahrt und Gedeihen der ihm untergebenen Lande und Güte und Milde gegen alle, die seiner Hülfe und seines Rathes bedurften, besonders auch gegen die Geistlichen; nicht minder waren auch Tapferkeit und Heldenmuth gegen den Feind die ausgezeichnetsten seiner Tugenden 2).

Des Landes Heil und Gedeihen war das Erste, worauf der neue Meister seine ganze Sorgfalt wandte und mit einem großen Gedanken, der ihn vielleicht zu dem Ehrenamte eines Meisters von Preussen mit erhoben hatte, trat er seine Verwaltung an. Wenn sich das Auge von der Ordensburg Elbing aus gen Westen oder auf dem Ordenshause Marienburg nach Morgen oder nach Abend und Mitternacht richtete, überblickte es eine meilenweite wilde Gegend, die der thätigen Hand des Menschen fast noch nirgends zugänglich geworden war, voll großer Sümpfe und grundloser Moråste, so daß in der ganzen weiten Umgebung nur fünf årmliche Dörfer auf mäßigen Anhöhen hatten erbaut werden können 3). In uralter Zeit den Meeresboden bildend *) waren diese Sümpfe und Moråste in den Niederungen jest die traurigen Erfolg= nisse der fast jährlich wiederkehrenden Ueberströmung der Nogat und der Weichsel, deren flache Strombetten in dem niedrigen Lande die Wassermassen nicht mehr fassen konnten, sobald sie fich nur irgend über ihren gewöhnlichen Stand erhoben. Dieses sumpfige und vom Moraste tief durchfressene meilenweite Land

1) Nach einer Urkunde im Fol. XI. p. 93 im geh. Archiv.
2) Dusb. 1. c. Lucas David a. a. D.

3) Waissel Chron. S. 102.

4) S. oben B. I. S. 11. ·

völlig auszutrocknen, für menschlichen Fleiß und Anbau zu gewinnen und gegen die Ueberfluthungen der Stromgewässer zu sichern: das war das gewaltige Unternehmen, dem sich der neue Landmeister mit allem Eifer unterzog. Er begann es schon im Jahre 1288, dem ersten seiner Amtsverwaltung 1). Es war mit unbeschreiblichen Schwierigkeiten verbunden. Die Ströme mußten viele Meilen weit durch starke und hohe Dámme gefangen, in ihre Gränzen gewiesen und der Dammbau so gesichert und befestigt werden, daß er auch bei dem oft so mächtigen Andrange der Gewässer der nicht selten ganz außerordentlichen Gewalt des Elements den nöthigen Widerstand zu leisten vermochte. Von Elbing hinüber nach Marienburg zu mußten zwei dieser Wehrdämme an den Ufern der Nogat unter unsäglichen Mühen und Schwierigkeiten über Moråste uud sumpfige Untiefen aufgeführt werden, wenn zur linken und rechten Seite des Flusses das niedriggelegene Land für menschliche Kultur gewonnen werden sollte. Einen ähnlichen starken Dammbau forderte auch der wilde WeichselStrom, da seine Wassermassen für die nächsten Landgebiete deshalb noch ungleich gefährlicher und verderblicher waren, weil sie fast mit jedem Winter bei starken Eisgången sich bald hier, bald dort neue Betten brachen und sich in solcher Weise ein Stromgebiet gebildet hatten, welches in manchen Gegenden die Breite einer Meile faßte. Sechs Jahre hindurch waren für diese ungeheueren Werke Tag für Tag Tausende von Menschen und Tausende von Wagen beständig in Arbeit und Bewegung, bis endlich im Jahre 1294 das große Unternehmen vollendet dastand 2) und Meinhards hoher Schöpfergedanke für die Ewigkeit verwirklicht war. Noch jetzt staunt der Wanderer über das riesenmäßige Werk, das herrlichste Denkmal für Meinhards Namen, dem an Größe und Wich

1) Lucas David B. V. S. 81 sagt: „Er ward im Winter (Februar) zum Landmeister erwählt und begann den Damm von Elbing her bald hernach in der Fasten."

2) Lucas David a. a. D. Schütz Histor. rer. Pruss. p. 110. Hartwichs Beschreib. der drei Preuff. Werder.

tigkeit in seinen segensreichen Folgen nichts gleich kommt, was je der Ritterorden für Kultur und Anbau in diesem Lande gestiftet und gegründet hat. Die goldenen Auen der Niederungen von Elbing bis Marienburg und die fruchtreichen Gebiete im Süden und Norden dieser Linie sind für Jahrtaufende einzig Meinhards Schöpfungen und Ein Gedanke seines Geistes gab ihnen das Daseyn.

Das Land aber sollte den wilden Strömen nicht bloß abgewonnen, sondern es sollte auch bevölkert, belebt und bepflanzt werden. Deshalb bewilligte der Landmeister allen, welche sich dort niederlassen wollten, eine fünfjährige Freiheit von allen Leistungen, Dienstbarkeiten und Abgaben und der überaus fruchtbare Boden mit dem reichen Segen, der sich aus ihm versprechen ließ, lockte besonders aus Deutschland bald zahlreiche Schaaren von Anpflanzern und Bearbeitern herbei, die durch Vorbaue, Graben und Schleusenwerke die noch übrigen Gewässer auffingen und ableiteten und in solcher Weise durch Deutschen Fleiß die vormals sumpfige und fast menschenleere Wüstung zu einer so üppigen Fruchtbarkeit brachten, wie sie nirgends in ganz Preussen und selbst weit umher in den Nachbarlanden nicht wieder zu finden ist 1). Auch dieses war Meinhards großes Werk; auch dieses neugeschaffene Leben auf dem neugewonnenen Lande sichert seinem Namen die Unsterblichkeit. Für ihn dürfte sonst das Buch der Geschichte geschlossen seyn2); schon um dieser Schöpfung willen würde Preussens Volk dankbar sein Andenken von Geschlecht zu Geschlecht und auf ewige Zeiten verherrlichen müssen.

Aber keineswegs war Meinhards Sorge und Thätigkeit für des Landes Gedeihen nur auf jene Gegenden beschränkt; vielmehr zeugt noch jezt eine große Zahl urkundlicher Ver

1) Schütz p. 47. Hartknoch U. und N. Preuss. S. 406. Vgl. meine Geschichte Marienburgs S. 32–33.

2) Daher sagt auch Dusburg c. 227 von ihm: Quam gloriosüs iste fuerit in officio suo, testantur facta magnifica. Audebat enim aggredi rem arduam, quam alius timuerit cogitare.

leihungen über ländliches Besißthum von dem unermüdlichen Eifer, mit dem er auch in den andern Landschaften Preussens Ackerbau und Landeskultur auf alle Weise zu fördern und zu heben strebte. Wenn es in den neugewonnenen Niederungen fast ausschließlich nur Deutsche waren, welche dort sich ansiedelnd das moraftige Gesümpf in blühendes Ackerland umschufen, so lohnte anderwårts der Landmeister besonders verdienten Preussen ihre Treue und Ergebenheit durch zugewiesenen Landbesik und nicht selten auch durch besondere Vorrechte, oder er ermunterte wohl auch durch solche Verleihungen zur thẳthigen Beihülfe und Unterstüßung des Ordens gegen seine Feinde 1). Gleichen Eifer aber für das Gedeihen des Landes und namentlich für den Anbau und die Bevölkerung der verwüsteten und menschenleeren Gegenden bewährten in ihren Landestheilen auch die Bischöfe, vorzüglich der Bischof Heinrich der Zweite von Ermland, dessen Gebiete freilich auch in der früheren Zeit durch die Einfälle der Heiden und die Verheerungen der abtrünnigen Neubekehrten unbeschreiblich gelitten hatten, so daß hie und da meilenweit kaum noch die Spur einer menschlichen Hand zu erkennen war. Daher rief der Bischof überall auch neue Bewohner herbei, erleichterte ihnen den Anbau auf jede mögliche Weise und begünstigte sie mit großen Vorrechten, reichen Besitzungen und wie er sonst nur konnte, um so das Land aus seiner Erödung und wilden Verwüstung wieder emporzuheben 2). Aber auch das Aufkom

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1) Um von den zahlreichen Beispielen nur eines zu erwähnen, so verlieh er dem getreuen Samlånder Walgune und seinen Erben,,fünf gefind (familias) zcu Littowen, ob wir uns dy Littowen undirtanig machin, fry von zcendin und gebürlicher Arbeit als unser luythe uns pflegen zcu thunde."

2) Auch hievon unter vielen nur Ein Beispiel: So heißt es in einer Verschreibung des Bischofs für Johann Flemming über 100 puben vom J. 1288: Reformacioni ecclesie nostre et terre, que per gentiles ac neophitos pruthenos est penitus devastata, quocunque modo possumus intendere cupientes nec habentes modum alium nisi ut ad terras nostras homines prout possumus, convocemus, viro discreto Iohanni Flemmingo verisque suis heredibus hoc ponderantes et

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