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noch der König von Cypern dem Gedanken Raum geben, daß das heilige Land für immer in der Gewalt der Ungläubigen bleiben und alles, was seit zwei Jahrhunderten so schwer errungen worden war, für ewig verloren seyn solle; und ihre Hoffnung einer baldigen Wiederbefreiung theilte ohne Zweifel auch der Meister des Deutschen Ordens, zumal als er sah, mit welchen dringenden Ermahnungen und Bitten der Papst alle Könige und Fürsten, besonders den König von Frankreich aufforderte, das heilige Land der Macht der Ungläubigen wieder zu entwinden1). Venedig hatte aber in den Kreuzzügen eine viel zu wichtige Rolle gespielt und die Sprache der mächtigen Republik war nicht selten zu entscheidend gewesen, als daß der Meister bei einer etwanigen neuen Unternehmung ins Morgenland auf Venedigs Mitwirken zu Gunsten seines Drdens nicht hätte rechnen sollen. In der That waren es gewaltige Anstrengungen, mit welchen der Papst einen neuen allgemeinen Heereszug zur Befreiung Syriens in Bewegung zu sehen suchte und die Erfolge seiner Bemühungen schienen seinen Wünschen zu entsprechen, denn König Eduard der Erste von England hatte sich erboten, an die Spike eines Kreuzheeres zu treten. Hie und da sammelten sich auch neue Haufen von Kreuzfahrern und an der Vereinigung des Johanniterund Tempelordens ward vom påpstlichen Hofe aus mit ungemeinem Eifer gearbeitet, denn hiedurch wollte man eine

1) Raynald. an. 1291. Nr. 20—22; auch an die Freistaaten Ita= liens, Genua, Venedig u. a. wandte der Papst die dringendsten Bitten. Nach Raynald. an. 1291 Nr. 29 soll der Papst jeht erst die Vereinigung der verschiedenen Ritterorden zu Einem betrieben haben; als Beweggrund zu diesem Plane führt er an: ferebat enim fama, nunquam Acconem expugnandam fuisse, si mutuum inter eos amicitiae foedus coaluisset. Indessen spricht Nicolaus selbst in einem Briefe Nr. 30 nur davon, quod dilectos filios fratres hospitalis S. Iohannis et militiae Templi Ierosolymitani ad unius ordinis unitatem seu religionis unionem auctoritate apostolica reducamus, ut sincerius et uniformius in vinculo caritatis et pacis tendentes ad unum, efficacius possint prosequi negotium memoratum. Vom Deutschen Orden war also nicht mehr die Rede.

starke und festvereinte Kriegsmacht bilden, die als unerschütterliche Schuhmauer gegen die Ungläubigen dienen sollte. Auf Johannis-Tag des Jahres 1293 sollte das neue Kreuzheer aufbrechen und so hoffte der Papst das Andenken der schrecklichen Ereignisse wieder auszutilgen, durch welche in seinen Tagen der Besit von Akkon für die Christen verloren gegangen war 1). Allein es war nur die erfreuliche Hoffnung, die er davon unter beständigen Bemühungen und Anstrengungen ins Jahr 1292 übertrug, denn schon im April dieses Jahres raffte ihn plöhlich der Tod hinweg 2) und nach ihm bot kein Papst wieder solche Mühe und solche Mittel auf, um das heilige Land den Christen wieder zuzueignen.

Somit ging also für den Deutschen Orden auch alle Hoffnung unter, je wieder in den Besiß seiner nicht unbedeutenden Ordensgüter im Morgenlande zu kommen; so war das Band, welches die Ordensritter bisher immer noch nach Asien hinübergezogen, gänzlich zerrissen und was einst schon Hermann von Salza mit dem Geiste eines Sehers in die Zukunft geahnet, war jest in Erfüllung gegangen: Preussen sollte im Schicksale der Welt der Schauplah seyn, auf welchem der Orden sich ausleben, seine Bestimmung erfüllen und seine Aufgabe in der Geschichte für die Anpflanzung und Verbreitung christlich deutscher Bildung lösen sollte. Ueberhaupt nahm nunmehr, seitdem der Orden aus dem Morgenlande als seiner alten Heimat hinweggewiesen war, sein ganzes ursprüngliches Wesen und sein ureigenthümliches Streben eine andere Richtung und vieles gestaltete sich gänzlich um, denn mit dem Boden waren ihm ja zugleich auch alle Verhältnisse und Beziehungen entnommen, auf welche seine nächste Bestimmung und seine Pflichten sich gründeten; für viele seiner Gesetze war jest schon gar keine Anwendung mehr möglich, am wenigsten in seinen Besitzungen in Deutschland oder Italien. In Preussen und Livland allein bestanden wegen der Nähe

1) Raynald. an. 1291. Nr. 31. an. 1292. Nr. 6.

2) Raynald. an. 1292. Nr. 17.

der Heiden noch Verhältnisse, auf welche des Ordens erste Bestimmung noch anwendbar und seine Pflichten für den. Schuß der Kirche und des Glaubens ausführbar waren. Deshalb galt auch die Bekämpfung der heidnischen Litthauer und Samaiten nun immer mehr für das Erste, dem der Orden hier nachzugehen hatte, denn in diesem Kampfe hatte das Schwert der Ordensritter nur den Feind gewechselt, für den es bestimmt war. Für manche andere Geseße des Ordens aber, die nach dem Verluste des heiligen Landes keine Anwendung mehr finden konnten, schuf man sich gewissermaßen die neuen Verhältnisse, um sie darin anwenden zu können, obgleich es oft nur bloße Formen waren, die aus der Beschaffenheit der Dinge im Morgenlande herbeigerufen wurden. So bestand unter andern auch jezt noch das Gesek, daß jeder neuaufzunehmende Ordensritter vor seinem Eintritte in die ritterliche Verbrüderung eine Pilgerreise ins heilige Land, wo möglich nach Jerusalem an das Grab des Herrn unternehmen mußte 1) und die meisten Ritter waren diesem Geseze bisher, wie es scheint, darin nachgekommen, daß sie wenigstens nach Akkon wallfahrteten. Um nun auch fernerhin diesem Geseze Gnüge zu leisten, legte man in Preussen bei den wichtigsten Ordensburgen gewisse Orte an, die mit Bäumen umpflanzt und eingehegt, wahrscheinlich auch feierlich eingeweiht, viel leicht auch mit einer Kapelle und einem Grabe versehen, Jerusalem genannt wurden 2). Sind wir durch glaubhafte Zeugnisse über den eigentlichen Zweck und die Bedeutung dieser

1) Wir haben dieses Gesezes schon früher B. II. S. 513 erwähnt und keine Spur gefunden, daß es aufgehoben oder verändert worden sey, obgleich wohl schwerlich jeder aufzunehmende Ordensritter zuerst ins Morgenland gewandert seyn mag. Doch scheinen viele junge Ordensbrüder ihre Aufnahme erst nach der Pilgerwanderung in Ukkon erhalten und dann mehre Jahre in den morgenländischen Ordenshäusern verlebt zu haben. Zu diesem Zwecke aber war ein solches Geseß, um jene Ordensconvente immer vollzählig zu halten, wohl selbst politisch nothwendig.

2) Man findet Orte dieses Namens theils noch jezt, theils in Urkunden, besonders in Verschreibungen bei Königsberg, Elbing, Marienburg, Graudenz, Riesenburg und andern Orten.

Orte auch nicht genau unterrichtet und mag es immerhin seyn, daß fie in spåterer Zeit, als ihre erste Bedeutung vielleicht schon vergessen war, zum Vergnügen und zu mancherlei Luftbarkeiten benutzt wurden oder daß nachmals bei dem Verfalle der alten Sitte und Zucht des Ordens auch der alte ernste, heilige Sinn der Gebräuche an diesen Orten mehr und mehr verweltlichte und in der Gemeinheit des Lebens entartete 1), so ist doch gar nicht zu bezweifeln, daß diese Orte bei ihrer Gründung eine ernste und fromme Bedeutung und eine auf die Geschichte des Ordens im heiligen Lande hinzielende Beziehung hatten, daß sie nicht etwa bloß das Andenken an das Grab des Herrn und an des Ordens erste Bestimmung in

1) Der Polnische Scribent Stanislaus Sarnicius, ein abgesagter Feind des Ordens, sagt in seinen Annal. Polon. L. VI. p. 27 folgendes hierüber: Crucigeri nulli rei impensius studebant, quam malignitati, rapinae, ventri et iis quae sub ventre sunt; obliti interim Hierosolymae, cuius defendendae voto tenebantur. Nec eis ea urbs in memoriam redibat unquam, nisi quando post commessationes et prandia, animi causa, per eius figuram terrae insculptam, decurrebant. Usu enim illis receptum erat, ubique in Prussia, in collibus editioribus, prope arces nobiliores, figuram quandam labyrintheam et intricatam terrae insculpere, quam Hierosolymam vocabant, ut Grudenti et alibi etiam nunc videre est. Hanc ipsi, vel servi ipsorum coram eis, hilaritatis ergo, post pocula et crapulas percurrebant, et hoc pacto religione se solutos putabant, si pro defensione vera, Hierusalem a Sarracenis oppressae, fictam ludibundi percurrerent. Offenbar ist in dieser Nachricht vieles bloße Faselei, anderes nur halbwahr, denn auch zugegeben, daß der Wurm, der in spåteren Zeiten am Kerne des Ordens fraß, auch hier vieles umwandelte, so ist doch klar, daß die Schilderung des Polnischen Scribenten, auch wenn sie sonst in Beziehung auf die Orte mit dem Namen Jerusalem ganz wahr wäre, nicht auf die früheren Zeiten anwendbar ist. Es dürfte aber nicht schwer seyn, zu be= weisen, daß der Scribent, ohne es selbst zu wissen, etwas ganz anderes schildert, als er will. Die Irrgårten oder Vergnügungsorte der Ritter, die Sarnicius hier schildert, waren die Lustplåge, welche bald Vogelsang, bald Paradies genannt sich im 14. und 15. Jahrhunderte fast bei jeder Ordensburg befanden. In diesen wurde nach dem Essen der heitern Freude und der Luft gefröhnt. Vgl. darüber einen kleinen Aufsag,, von den Preuss. Labyrinthen“ im Erlåut. Preuff. B. I. S. 721.

dem Deutschen Hause in Jerusalem immer wieder zurückrufen sollten, sondern daß sie auch bei verschiedenen gottesdienstlichen Festen und Feierlichkeiten, bei feierlichen Processionen, wie bei der Aufnahme der Ritter in die Ordensbrüderschaft u. a. ihren bestimmten Zweck hatten.

An dem Papste Nicolaus dem Vierten war aber dem Orden ein Gönner gestorben, wie er ihn auf dem Römischen Stuhle seit vielen Jahren nicht gehabt, und ehe dieser Stuhl nun wieder besest wurde, gingen über zwei Jahre hin, da sich die Kardinále über die neue Wahl durchaus nicht vereinigen konnten. Und kaum war der Hochmeister Konrad von Feuchtwangen mit seinen Ordensrittern in Venedig angekommen, als die Trauernachricht eintraf, daß auch König Rudolf von Habsburg am funfzehnten Juli 1291 zu Germersheim gestorben sey: für den Orden ein neuer schmerzlicher Verlust, denn Rudolf hatte ihn von jeher mit vieler Huld begünstigt, da er einst auch selbst in Preussen sein Werk mit dem Kampfschwerte befördert. Fast zehn Monate gingen vorüber, ehe entschieden war, welchem von dem Deutschen Fürsten die erledigte Krone zufallen werde und erst am zehnten Mai 1292 ertheilte sie der Erzbischof Gerhard von Mainz seinem Vetter, dem Grafen Adolf von Nassau. Schon die Gunst, welche der Erzbischof dem Orden oft erwiesen 1), zog diesen zur Partei des neuen Königes hinüber und Adolf von Nassau belohnte bald darauf diese Anhänglichkeit der Deutschen Ordensritter durch ein ausgezeichnetes Privilegium, in welchem er des Ordens Verdienste nicht bloß mit außerordentlichem Lobe` erhob und ihn eben so, wie seine erhabenen Vorgånger Friederich der Zweite, Heinrich der Sechste und Rudolf von Habs

1) So ist unter andern nicht bloß eine Urkunde vom J. 1290 vorhanden, durch welche der Erzbischof von Mainz dem damaligen Deutschmeister Konrad von Feuchtwangen jede beliebige Versezung der Ordensgeistlichen aus einem Convente in den andern bewilligte, sondern er zeigte sich dem Orden auch im I. 1291 in einem Streite als Schiedsrichter gegen seine nahen Verwandten Philipp und Gottfried von Bikkembach günstig; f. Guden. Cod. diplom. T. IV. p. 964.

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