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Komthur von Ragnit Konrad Stange 1) mit einem Theile dieses Heeres von neuem ins feindliche Gebiet einzufallen, um vor allem die gefährliche und feste Burg Junigede zu erstürmen. An der Gränze indessen brachte ihm ein vorausgesandter Spåher die Nachricht, die Burgbesaßung sey außerordentlich zahlreich und das ganze Feld umher mit einem Heere bedeckt. Da entsank aus Schrecken den Ordenskriegern fast aller Muth. Es ist keine Rettung, sprachen einige, denn ergreifen wir die Rückkehr, so folgt der Feind uns nach und keiner wird entkommen. Bieten wir ihm den Kampf, so wird uns seine gewaltige Macht erdrücken und keiner wird die Heimat wieder sehen. Wo ist Hülfe in solcher Bedrångniß?" Der wackere Komthur aber trat unter den Zagenden mit den Worten auf: „Es ist Gott leicht, Viele auch durch die Hand von Wenigen zu schlagen, denn nicht in der Heeresmasse liegt des Sieges Sicherheit, sondern vom Himmel kommt Kraft und Stärke. Darum lasset uns månnlich dem Feinde entgegenziehen und der Herr wird uns retten 2).“ Das gottvertrauende Wort griff tief in alle Seelen ein. Alle stimmten des Komthurs Meinung bei, und als das ganze Heer sich mit dem Zeichen des Kreuzes gesegnet, brach es unter dem Schlachtgesange: „Hilf uns Sancta Maria zu Frommen 3)!" muthig auf, griff den Feind an, erschlug eine bedeutende Zahl, streckte andere schwer verwundet auf das Schlachtfeld nieder und warf so bald das ganze übrige Heer in die Flucht. Doch zu sehr ermüdet wagte es die tapfere Ritterschaar nicht, die starkbesezte Burg anzugreifen, sondern besorgt, der zerstreute Feind möge sich wieder sammeln, trat sie schnell die Rückkehr an. Aber mit Freude ward dieß Bei

1) Er wurde im nachfolgenden Jahre 1293 als Komthur nach Thorn versest.

2) Der Text bei Dusburg c. 244 scheint hier wieder nicht ganz vollständig zu seyn, denn vor den Worten ergo evadere ist offenbar eine Lücke, die wir aus Jeroschin und dem Epitomator ergånzt haben.

3) Damals der gewöhnliche Schlachtruf der Ordensritter; Alnpeck C. 169.

spiel solches Vertrauens auf Gottes mächtige Hand dem Buche der Geschichte übergeben 1).

Auch der Landmeister selbst gelangte nicht zu dem Ziele, um welches der Komthur von Ragnit so vieles gewagt, denn obgleich er im nächsten Jahre 1293 zweimal, im Winter und im Sommer, immer mit einer ansehnlichen Heerschaar die Burg Junigede bestürmte und dem Feinde jedesmal große Verluste brachte, so glückte es ihm doch höchstens nur die Vorburgen zu vernichten 2). Mehr gelang freilich auch einem Litthauischen Heerhaufen nicht, den der Großfürst, bewogen durch das Versprechen eines Ueberläufers aus Ragnit, eines geborenen Barters, zur Erstürmung der Ordensburg Tilsit ausgesandt, denn als die Litthauer der Burg naheten und durch die Frühdämmerung begünstigt bis an das Burgthor gelangt waren, stellten sich ihnen durch das Geräusch aufgeschreckt die beiden heldenmüthigen Brüder Konrad und Albert von Hagen mit wenigen Kriegsleuten zum männlichen Kampfe entgegen. Es war kaum zu hoffen, daß die kleine Kriegerzahl des Feindes weit überlegener Macht werde widerstehen können; und dennoch widerstand sie ihr mit so außerordentlicher Tapferkeit im stundenlangen Kampfe, daß endlich die Litthauer am Gewinne der Burg verzweifelten und nachdem sie die Vorburg in Brand gesteckt, in die Heimat zurückzogen 3).

Auch die Kriegszüge im nächsten Jahre 1294 waren von keinem besondern Erfolge begleitet. Zwar brach der Meister noch im Winter gegen das Gebiet Erogel am Flusse Lubissa nordwårts vom Memel - Strome auf, wahrscheinlich um dann seitwårts nach Osten in das heilige Gebiet Romowe's einzu

1) Dusburg 1. c. Lucas David B. V. S. 114.

2) Dusburg c. 245 und 247. Bei dem zweiten Zuge wurde von ihm auch die Burg Bisten angegriffen und ihre Vorburg verbrannt. Lucas David B. V. S. 115-116.

3) Dusburg c. 246. Lucas David a. a. D. Kojalowicz p. 203-204. Von allen wird des Todes des Ordensritters Ludwig von Ochs erwähnt, der bei der Fischerei von Litthauern überfallen wurde, wie Jeroschin c. 246 berichtet.

dringen; da ihm aber der Eintritt in das Land widerrathen ward, so beschränkte er sich nur auf die abermalige Verwüstung der Gebiete von Pastow und Gesow, die dem MemelStrome nåher lagen. So trugen auch die drei Ordensritter Dieterich von Esebeck, Otto von Bergau und Otto von Zedlih, die mit der Landwehr von Ragnit und einer Schaar von Rittern nebst andern Kriegsleuten gegen die Burg Bisten zogen, keinen andern Gewinn davon, als daß sie Viehherden und eine Schaar Gefangener hinwegführten 1). Von ungleich größerer Wichtigkeit aber waren die Kriegszüge, mit welchen der neue Komthur von Ragnit Ludwig von Liebenzell, „der muthige und kühne Degen 2)", seit diesem Jahre den heidnischen Feind fort und fort bedrångte. Wir sahen, daß der Landmeister nicht ohne ein wichtiges Ziel einen seiner lehten Züge in die Gegend von Erogel gerichtet, weil nordostwärts von diesem Orte in der Landschaft Austeten am Flusse Nawese3) der heilige Götterfit Romowe lag. An den Gränzen

1) Dusburg c. 248. 250. Die drei Ritter waren Conventsbrüder aus Königsberg; als solcher wird ihrer öfter in Urkunden erwähnt; so kommt Otto von Zedlig noch unter Werner von Orfeln und selbst noch im J. 1338 vor; s. Kreuzfeld vom Adel der alt. Preuss. Urk. Nr. VIII. Der Name Dieterichs von Esebeck ist bei Dusburg in Th. de Esbeth verdorben. Jeroschin hat Esebe und Esebeck, ebenso Lucas David B. V. S. 117. Auch in einer Urk. vom J. 1294 steht der Name Theodericus de Esbeke. Friederich von Esebeck, wahrscheinlich ein Bruder Dieterichs, war im I. 1297 Komthur von Mewe. Die Familie hatte ihren Stammsig im Braunschweigischen; s. Heineccii Antiq. Goslar. p. 261. Lünig Spicileg. eccles. Th. III, p. 49.

2) Dusburg c. 252 und Jerosch in sind voll Lobes von ihm. Bei legterem heißt es:

Brudir Ludwig von Libenzel

Eyn Deggen turstig und snel

Beid an Mute und an Tat

Swa man ken den Vienden trat.

Anste

3) Bei Dusburg c. 252 ist der Name der Landschaft chia offenbar verdorben, denn Ierosch in c. 252 und der Epitomator haben richtiger Austeten oder Ousteten; das Mscr. Berolin. Austethia; nur im Mscr. Regiomont. steht Anstechia. Die Landschaft

dieser Landschaft war daher auch immer, wie es scheint, eine starke Heeresmacht zur Wehr und Vertheidigung des Heiligthums aufgestellt gewesen. Sich begnügend mit der Verheerung der südlichen Gebiete Pastow und Gesow hatten die Ritter es noch nie gewagt, weiter nordwärts hinauf in das Heiligthum selbst vorzudringen und selbst der Landmeister war erst vor kurzem durch die Warnung zurückgeschreckt. Dieses Wagniß übernahm jeht der kühnentschlossene Ritter Ludwig von Liebenzell, denn außer den lockenden Schäßen, die in dem Heiligthum verwahrt wurden 1), schien auch ihm die Vernichtung dieser heiligen Götterwohnung, des Wohnfißes des Landes-Griwen und der mächtigen Priesterschaft 2) der nothwendigste Schritt zu des Volkes Unterwerfung. Mit einer bedeutenden Schaar auserwählter Streiter fuhr er die Memel aufwärts bis an das Gebiet von Pastow; hier ward alles erschlagen, was sich dem Zuge widerseßte und nur siebenzig Gefangenen wurde das Leben geschenkt 3). Darauf brach er

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lag zwischen den Flüssen Schuschwa und Njewjescha (Nawese), nördlich von Kjeidany. Den Ort nennt Dusburg 1. c. villa Romene, quae secundum ritus eorum sacra fuit. Bei Ieroschin heißt es: „Da was ein mechtig Dorf geleyn unde riche, das hieß Romeyn das Dorf all dy Austeten gar vor heilig heten.“ Der Ort Romyn ist dort noch jezt vorhanden. Es ist dieselbe Romowe - Insel, von der wir früher sprachen. Strykowski und Kojalowicz p. 206 nennen den Ort geradezu Romove und ersterer sezt das Ländchen Austiten øder Augstiten nach Samaiten, wo die Dubissa in den Niemen fließt (Lucas David B. V. S. 119). Es lag aber offenbar etwas nördlicher zwischen Kroky und Kjeidany.

1) Dusburgs Epitomator nennt den Ort villa divitiis plena; auch Jeroschin c. 252 und Lucas David B. V. S. 120 sprechen von seinen Reichthümern.

2) Wenn Schütz p. 49 von diesem Romowe sagt:,,Da wohneten lauter Edelleute, einer sonderlichen geistlichen Secten, welche alle von den Littawen für heilig und der Götter Diener gehalten worden", so bezeichnet er damit nichts weiter als die heidnischen Priester. Kojalowicz c. 206 nennt Romowe oppidum, sacrorum et summi eorum Praesidis inter Lituanos sedes.

3) Wie man solche heidnische Gefangenen späterhin und gewiß auch

nordaufwärts ins heilige Gebiet ein. Keiner scheint des Feindes Nähe geahnet zu haben, denn so bedeutend auch der Umfang des Ortes und so groß die Zahl seiner Bewohner war, so fand doch fast kein Widerstand Statt und wie durch ein Wunder war mit einemmale das ganze Heiligthum in der Ritter Gewalt. Ihr Befehlshaber, der Komthur ließ sofort die Priester und die gesammten Bewohner aus dem Heiligthum vertreiben; ein Theil ward gefangen hinweggeführt; aber viele büßten auch mit dem Leben, da wie es scheint durch ihre Schuld der Ordensritter Konrad von Tuschenfeld bei ihrer Entfernung aus der Götterwohnung ermordet ward. Der ganze heilige Ort, mit allem was darinnen war, ging hierauf in Flammen auf und alles ward dem Boden gleich gemacht 1).

Diese Vernichtung des uralten Volksheiligthums der Samaiten hatte aber um so wichtigere Folgen, als der ritterliche Komthur die Verwirrung und den Schrecken, der nun mit einemmale das ganze Volk durchdrang, mit rastloser Thätigkeit benutte; denn sechs Jahre lang bedrängte und ermüdete er den Feind durch sein siegreiches Schwert. Zuerst brach er in das Gebiet von Grauden ein und vernichtete dort die ganze in einem Hinterhalte liegende Kriegsmacht der Feinde bis auf sechs Mann. Im Gebiete Pograuden wurde die Reiterei der Samaiten so gänzlich aufgerieben, daß viele Jahre hingingen, ehe sie sich nur irgend wieder zeigen konnte 2). Im

schon um diese Zeit behandelte, sieht man aus Peter Suchenwirts Schilderung in der Ritterfahrt des Herzogs Albrecht von Oesterreich, f. dessen Werke herausgegeb. von Primisser S. 12.

1) Dusb. c. 252, mit welchem hier aber Ieroschin c. 252 und der Epitomator im Einzelnen zu vergleichen ist. Lucas David B. V. G. 119-120. Schütz a. a. D. Kojalowicz 1. c.

2) Es ist nicht zu zweifeln, daß Grauden und Pograuden, nicht aber Granden und Pogranden (Hennig zu Luc. David B. V. S. 121) gelesen werden müsse, denn wenn der Epitomator allerdings auch das zweifelhafte Pogradin hat, so findet man bei Jeroschin doch ganz klar Pograuden. Poganden bei Schütz 1. c. ist ebenfalls verdorben. Da die Ortsnamen in Samaiten im Laufe der Zeit so außerordentlich håufig verändert sind und ganz genaue Charten fehlen, so ist es oft un

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