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Zweite Canzone.

1. Ein Mädchen, jugendlich und mild von Herzen, Mit hohem Reiz der Sterblichen gezieret,

War dort, wo ich den Tod oft rief mit Sehnen. Als sie erblickt mein Antlik voll von Schmerzen, 5. Und meiner Reden irren Wahn verspüret, Brach sie beängstigt aus in heft'ge Thränen. Die andern Fraun, bei ihren Klagetönen Aufmerksam werdend, was mit mir geschehen, Befahlen ihr zu gehen;

10. Und um mich zu erwecken, nahten sie.

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„Ermuntre dich!" sprach die;

Und jene: Was bedeutet dieses Stöhnen?"

Da fühlt' ich das Gebilde der Ideen,

Wie ich Madonna's Namen rief, verwehen.

II. Jedoch so schmerzvoll war mein Ruf ergangen,
Von Thränen so gebrochen und beklommen,
Daß ich allein im Geist den Namen hörte,
Indeß von Scham die Augen ganz befangen,
5. Die mir das Antlig mächtig übernommen,
Auf Amors Wink ich mich zu ihnen kehrte.
Doch jene, weil ich ganz der Farb' entbehrte,
Vermeinten schon, ich låg' in Todesbeben.
,,Auf, stärken wir sein Leben!"

10. So trieben oftmals sie einander an,

Und fragten mich sodann:

Was sahest du, das dir die Kraft verzehrte?

Kaum konnt' ich drauf die Stimm' aufs neu erheben,
Da sprach ich: „Fraun, ich will euch Kunde geben."

III. Als ich bedachte, wie mein Leben wanke,

Und sahe, wie so schnell es flieht von hinnen,
Weint' Amor, wo er wohnt, im Herzensgrunde.
Da ward verwirret mir Seel' und Gedanke,
5. Daß ich mit leisem Seufzer sprach tiefinnen:
Auch meiner Herrin droht die Todesstunde."
Da wirbelte mir Alles in der Runde,
Die matten Augen waren zugefallen,
Den Lebensgeistern allen,

10. Die sich zerstreueten, entwich der Muth;
Dann in der innern Glut,

Fern aller Wahrheit, aller sichern Kunde,

Vernahm ich Fraun und ihres Wehrufs Schallen:

,,Todt bist du, oder bist dem Tod verfallen."

Dante, Lyrische Gedichte. I.

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IV. Dann mußt' ich grauenvolle Ding' erfahren
In meines Geistes träumerischen Plagen;

Ich schien, ich weiß nicht wohin zu gelangen,
Sah Frauen gehn mit aufgelösten Haaren,
5. Theils weinen, theils erheben laute Klagen,
Die Schmerzensflammen auf den Träumer schwangen.
Allmålig ward von Nacht die Sonn' umfangen,
Die Stern' erschienen; 3åhr' enttroff auf Zähre
Ihr und dem Himmelsheere;

10. Es stürzte das Geflügel aus der Luft,
Und bebte Berg und Kluft;

Da kam ein bleicher heisrer Mann gegangen,
Und sprach:,,Was machst du? Weißt du nicht die Mähre?
Todt ist Madonna dein, die holde, hehre."

V. Ich hob die Augen, die in Thränen schwammen,
Und sah gleich einem Regen süßer Manna
Die Engel schweben zu des Himmels Auen,
Ein Wölkchen zog vor ihnen, und allsammen
5. Erhoben folgend sie den Ruf: Hosanna!

Und sagten mehr sie, würd' ich's gern vertrauen.
Doch Amor sprach:,,Du sollst Sie jeho schauen
Dahingestreckt, Sie, dein und mein Entzücken!"
Und führt in Traumes Tücken

10. Mich zur erblasseten Gebieterin.

Noch blickt' ich auf Sie hin,

Da deckten Sie mit einem Schleier Frauen;
Ich sah Ihr Untlik wahre Demuth schmücken,
Es schien: Ich bin in Frieden! auszudrücken.

VI. Demüthig ward ich nun in meinem Wehe,
Da folche Demuth Ihr war zugetheilet;
Sodaß ich sprach: Du bist mir, Tod, willkommen!
Der ich an Dir fortan nur Liebes sehe,

5. Weil du bei Ihr, der holden Frau, geweilet.
Von dir kann Mitleid nur, nicht Hårte kommen.
Schon gleich ich dir, o würd' ich aufgenommen
In deine Schar, zu der mein Wunsch mich ziehet!
O komm! Mein Herz erglühet."

10. Als jeder Trauerbrauch nun war vollbracht,
Ging ich von dannen sacht

Und sprach, den Blick gewandt zum Reich der Frommen: „Glückselig, schöne Seele, wer dich fiehet!"

Da rieft ihr, Dank euch, und der Traum entfliehet.

Vierzehntes Sonett.

Ich fühlte, wie in meiner Brust erstand

Ein Geist der Lieb' und aus dem Schlaf erwachte, Sah Umorn dann fernher zu mir gewandt, So fröhlich, daß nicht ihn zu sehn ich dachte. Er sprach: Jest mich zu ehren sei zur Hand!" Und jedes Wort aus seinem Munde lachte. Indem ich so mit meinem Herren stand

Den Weg betrachtend, der ihn zu uns brachte, Ließ sich Frau Vanna und Frau Bice schauen. Ich sahe wandeln sie heran zu mir,

Voran die ein', und drauf die andre Schöne, Und wenn ich dem Gedächtniß darf vertrauen, Sprach Amor: Dies ist Primavera hier, Und Amor, als mir ähnlich, heißet Jene."

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