II. Die Sonne, die die ganze Welt umrollet, Und daß Sie mehr, als uns geziemt, geneußt. Der dieses Heil empfängt vor allen Frauen, III. Auf Sie ist Gottes Huld herabgewallet, Wie auf den Engel, der sein Antlig sieht; Und welche schöne Frau der Glaube flieht, Mag es durch Schaun und Umgang inne werden. 5. Vom Himmel her kommt, wo Ihr Wort erschallet, Ein Geist, der uns zu dem Vertrauen zieht, Daß jene Kraft, gesenkt in Ihr Gemüth, Au Andres übertrifft, was sonst auf Erden. Sie zeiget uns die lieblichsten Geberden, 10. Die um die Wette Lieb' erwecken gehen, So laut, daß sie sich gibt im Herzen kund. So fage denn mein Mund: " Edel an Fraun ist, was an Ihr zu sehen, Und Jede nur so schön, als Ihr sie gleicht." 15. Ihr Anblick dienet, darf man wol gestehen, Das wahr zu finden, was uns Wunder däucht. Beistand ward unserm Glauben so gegeben, Und darum rief der Ew'ge Sie ins Leben. IV. In Ihrem Untlik zeigen klar und offen Sich Wonnen, die das Paradies nur hegt, Die angeborne Schuld, die Alle quålet. 5. Du weißt, daß stets der Himmel klar und helle, Oft, daß das Sternenzelt nur dunkel brennet. 10. So spricht es nicht nach Wahrheit und nach Treue, Nach dem nur, was ich iht erkenn' als Schein. Furcht nahm mich damals ein, Und thut es heute noch, daß ich mich scheue, Denk' ich, wie Sie durchschauert meinen Sinn. 15. Drum bitt', ist's nöthig, daß Sie dir verzeihe, Und sprich, sobald du trittst vor Jene hin: Wird eure Huld, o Frau, mir nicht gebrechen, Will ich von euch auf jeder Seite sprechen. Vierte Canzone. 1. Das füße Lied des Amor, das mir ehe Das muß ich lassen, obgleich hoffnungsvoll 5. Doch weil ich in der Herrin Augen Groll Und drum den sonstgewohnten Weg nicht gehe. 3u sprechen nach Begehren, Und weil für ist mir gutdäucht aufzuhören, Was Menschen wahrhaft machet adligbieder, 15. Die tadelnd, deren Meinung mir zuwider, Und ruf' im Anfang gleich den Herren an, Der in Madonnas Augen Plas genommen, 20. Weshalb in Liebe Sie zu sich entglommen. II. Ein Herrscher war es, der den Adel feßte In angeerbten ahnlichen Besit Und Führung, die da ehrte; 5. Noch weniger war dessen Meinung nůß, Der sich dagegenseßte, Und deshalb gar vielleicht abschnitt das Lehte, Nach ihnen dann betreten gleiche Fährte, Daß auch die It'gen sich dazu bekennen, 15. Die prahlend von sich selber sagen können: „Mein Uhn, mein Vater war so hoch und wichtig!" Obwol er völlig nichtig; Ja, wohlbedacht, ist dessen Schuld gemehrt, Der irre geht, des Vorbilds ungeachtet; 20. Der lebt zum Schein, indeß ihn Tod umnachtet. III. Wer Menschen für belebtes Holz erkläret, Der spricht zuerst nicht wahr, Und bietet ferner Mangelhaftes dar, 5. So hat auch jener Kaiser offenbar Nicht seinen Geist bewähret, Weil nicht nur falsch der Spruch, den er uns lehret, Auch mangelhaft sich findet; Denn Reichthum kann, wer immer auch es kündet, |