10. Nicht Udel nehmen und nicht Adel zeugen, Trågt er sie nicht im Geist, nicht bildend zeigen. 15. Wir sehn, kann nicht ein Strom fernfließend beugen. Gemein ist Geld und Gut und unvollkommen; Mag's auch in Haufen kommen, Es bringt dir Ruhe nicht, bringt Sorge nur. Wenn Recht und Wahrheit drum den Geist erhellet, 20. Wird er von Glückeswechsel nicht entstellet. IV. Sie sagen,,,Niedres strebt umsonst nach Ehre, Der nimmer, der da hat adligen Rang." 5. Doch in sich selber scheint die Rede krank, Daß zu dem Udel Zeitverlauf gehöre, Den sie davon nicht trennen. Dann wird man aus dem Frühern folgern können, 10. Daß Keinem Adel zukomm' oder Allen, Daß sonst der Menschenstamm ohn' Anfang sei. Auch kann's als Christen Jenen nicht gefallen. 15. Zu sehn, wie solche Red' ein leeres Schallen. Und sage jezt die eigne Meinung frei, Was Adel, und woher er komm', ingleichen 20. Wie Edle man erkenn', an welchen Zeichen. V. Ich sage, jeder Tugend Keim entstehet Der Tugend, mein' ich, die uns Glück verschafft, 5. Sie ist des Guten Wahl, die nie erschlafft, - Und nimmer aus der Mitte Schranken gehet; Ich sage, daß der Adel nur bereitet Wie Niedrigkeit bereitet Unheil nur; Und jener Tugend Spur Folgt gleichfalls Andrer Lob mit hellem Scheine. Weil Beid' in dem Vereine, 15. Daß ihre Wirkung ist dieselb' und eine; Muß aus dem Einen sprießen Das Andre oder Beid' aus Drittem fließen. Umfasset er indeß ihre Natur Und Andres mehr, so wird aus ihm sie kommen. 20. Nur Eingang war, was ihr bisher vernommen. VI. Es waltet Adel stets, wo Tugend waltet, So ist auch Himmel, wo der Sterne Heer, 5. An Fraun und an der Jugend sehn wir hehr Sofern noch zarte Scham in ihnen schaltet, Drum, wie aus Schwarzem Braunes, sieht man gnüglich 10. Aus Adel sprießen mit all einzlen Zweigen Den Tugendstamm, wie ich gezeigt zuvor. Drum spreche: Durch Geburt ist sie mein eigen." 15. Die so begnadigt, fern vom Sünderreigen. Bereitet sieht ein nicht zahlreicher Chor In der sie dann die Saat des Heiles nåhret 20. Dem Geist, von Gott gesandt, der unversehret. VII. Die Seele, die mit diesem Heil beglücket, Sie zeigt es, seit der Körper sie umschwillt, 5. Denn sie ist schamerfüllt, gehorsam, mild, Ihr Aeußeres mit füßem Reiz geschmücket, Stark ist sie in der Jugend und gelassen, 10. Von Lieb' und Ruhm erfüllt, doch sitt'gerweise, Zeigt sie gerecht, freigebig sich und weise; 15. Sich unterreden ist ihr Freudenspeise. Im vierten Lebenstheil weiht ihre Liebe Sie Gott mit neuem Triebe, Macht auf das Ziel des Weges sich bereit, Und segnet froh die Zeit, die abgelaufen. 20. Schaut jeho der Bethörten macht'gen Haufen! VIII. Den Frrenden geh, mein Gesang, entgegen, Den Ort du, wo sich zeigt die Herrin dir, So darfst du deinen Antrag nicht verhehlen. 5. Gib die Versichrung Ihr: ,,Von eurer Freundin komm' ich zu erzählen.“ Fünfte Canzone. 1. Ich fühle so der Liebe große Stärke, Die Schmerzen lange; darum traur' ich sehr, 5. Und meine mir versagen, Werd' ich allstündlich schwächer als vorher. Nicht zwar thut Amor über mein Begehr; Denn wollt er nur nach meinem Willen walten, So trügen's nicht die endlichen Gewalten, 10. Die von Natur ich trag' in Herz und Sinnen, Und dieses quålt und drücket mich so schwer, Daß Können nicht dem Wollen Wort kann halten. Doch kann ein edler Wille Lohn erhalten, So fodr' ich ihn, mehr Kräfte zu gewinnen, 15. Von jenen Augen, die mit füßem Glühen, Da, wo ich Lieb' empfinde, Tröstung sprühen. II. Es strahlen Ihre Augen in die meinen, Und sprůhen, wo ich Leid empfinde, Lust, 5. Die ihren Weg schon kennen, Und wissen, wo die Liebe bleiben mußt', |