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bestimmten Stufe der Entwicklung unseres religiösen Lebens her. vor, wie weit müßte es also führen, und wie folgenreich werden, wenn diese Frage allgemein mit Redlichkeit und Klarheit gestellt, und eine gewissenhafte und gründliche Beantwortung versucht würde! Die allgemeinste Anerkennung der katholischen Kirche und ihrer Principien müßte die Gemüther beglücken. Denn fol gende Resultate sind wohl unverwerflich aus dem Gesagten abzuleiten; wenn völlige Hingebung nur an Beharrliches möglich und das Beharrliche hier der religiöse Glaube einer moralischen Person ist, so stellt sich uns heraus, daß dieser Glaube von Christus an durch alle Zeiten hindurch in der Kirche vorhanden, und somit diese eben in den Angelegenheiten des Glaubens, in der Bewahrung und Auslegung desselben, unverirrlich oder irrthumslos seyn müsse, und daß jede Abweichung von demselben Verirrung von der christlichen Wahrheit und Irrthum sei. Eine Beharrlichkeit solcher Art ist aber menschlicher Kraft nicht möglich; die Kirche und zwar die sichtbare muß daher auch von göttlicher Kraft gehal ten und des göttlichen Geistes voll seyn. Dadurch wird die Hingebung an die Kirche Hingebung an Christus selbst, der sie gegründet, als seine Stellvertreterin sie gegründet hat. Diese Hine gebung ist allein der menschlichen Würde angemessen; denn an Menschliches dürfen wir uns, ohne uns zu entadeln, nur unter der Bedingung hingeben, wenn die Hingebung an Gott zugleich mitgesezt ist. Entweder können wir uns an feine Gemeinde hingeben, und sodann ein wahres tiefbegründetes Bedürfniß niemals befriedigen, oder wir können und dürfen uns nur an die katholische Kirche hingeben.

Wenn ich mich nun an den Catechismus des Herrn Pastors Hülsmann wende, so kann ich nicht bergen, daß in ihm neben vielen sehr gelungenen Darstellungen auch nicht wenig Auffallendes und Ungenügendes und Irriges enthalten sei. Auffallend ist gewiß, daß der Herr Verfasser in dem Ueberblicke der Kirchengeschichte S. 60 sagt, Luther - sei durch fleißige Lesung der heiligen Schrift zu einer richtigen Kenntniß der christlichen Religion gelangt; gleichwohl aber selbst in sehr wesentlichen Religionslehren und zwar gerade in denjenigen, worauf Luther der katholischen Kirche gegenüber das Hauptgewicht legte, von demselben abweicht!

Er legt nemlich Luthers Lehren von der Erbsünde, der Gnade und Freiheit, dem Glauben und den guten Werken bei Seite, hält sle somit für Irrthümer und sagt gleichwohl, dieser Reformator sei zu einer richtigen Kenntniß der christlichen Religion gelangt! Hierin offenbart sich ein höchst merkwürdiges Benehmen der protestantischen Pastoren. Das arme, ihnen anvertraute Volk führen sie vielfach an einem recht zarten Gängelbande; in ihrem Anpreisen der Weisheit und Erleuchtung der Reformatoren, Mißbräuchen in der kathos lischen Kirche gegenüber, finden sie keine Grenze; aber nicht mit einem Worte wird der schweren Mißgriffe derselben Erwähnung gethan, wenn sie selbst Glaubenslehren aufstellten. Indem sie nun die eigentliche Lehre Luthers und Calvins gar nicht oder nur höchst ungenügend zur Kenntniß des Volks bringen, so meinen die Unterrichteten, daß die Pastoren nur dasselbe Licht unterhalten, das die Reformatoren längst angezündet; daß der erste Glaube der Protestanten nicht verlassen worden, und die Lehre keinem Wechsel in den wichtigsten Artikeln unterworfen sei. Käme das Volk zu der rechten Kenntniß der Sache, erführe es, wie seine Lehrer, jedem Winde preis gegeben, bald so, bald anders sprechen: wahrs lich, es müßten die Dinge eine andere Wendung nehmen.

So geschäftig und unerschöpflich sie aber in der Hervorhebung der Unübertrefflichkeit der Reformation sind, so sehr erweisen sie sich thätig, die vorlutherische Zeit zu entstellen und in Nebel und Finsterniß zu hüllen. Es konnte Ihrem Blicke nicht entgehen, wie niedrig in dieser Beziehung der Catechismus des Herrn Hülsmann steht; Sie haben hierüber auch richtige Bemerkungen in Ihrem Schreiben niedergelegt. Gleichwohl wurde ich immer noch sehr überrascht, als ich selbst von dem historischen Theile Einsicht nahm. Durch Lüge, dachte ich bei mir selbst, wurde nie ein Reich der Wahrheit gegründet und erhalten; sofort verfiel ich abermal in prophetische Gedanken; über die Zukunft einer Gemeinde, welche durch solche Mittel sich der Gemüther zu versichern sucht. Ich. bin übrigens weit entfernt, den Herrn H. selbst absichtlicher Ents stellung anzuklagen; er hat sich wohl nie mit der Geschichte ernsts lich beschäftigt, und nimmt nur auf Treu und Glauben an, was Andere treulos vorgebracht haben.

In eine Nachweisung der Verirrungen des Catechismus in

einzelnen Lehrstücken, namentlich in der Lehre von der Kirche und den Sacramenten, einzugehen, ist wohl hier der Ort nicht. Aber die Bemerkung erlauben Sie mir noch, daß selbst in dem Falle, daß Herr H. mit der biblischen Lehre und sonach auch mit der katholischen Wahrheit ganz übereinstimmte, Sie sich doch gewiß nicht entschließen werden, ihm sich anzuschließen. Denn um von dem ́oben Gesagten abzusehen, die Einsicht des Wahren, zu welchem wieder manche Protestanten Luthern gegenüber gelangt find, wird dem Daseyn der katholischen Kirche und ihrer Lehre verdankt, ohne welche nirgends mehr Wahrheit vorhanden wäre; das katholische Dogma übte vom Anfang der Trennung an einen fortwährenden, leicht nachweisbaren Einfluß auf nicht wenige lutherische und re- formirte Theologen aus, bis endlich ihre von der protestantischen Orthodorie abweichenden Ansichten laut verkündet werden durften. Leider gingen nur Viele abermal zu weit, so daß sie von dem Ertrem eines einseitigen Supernaturalismus zu dem andern Extreme eines verwerflichen Naturalismus hingeschleudert wurden. Warum follten Sie nun die Wahrheit nicht aus der Quelle schöpfen und sich dicht an derselben niederlassen, ja in dasselbe Verhältniß zu ihr sich sehen, wie das Kind zur Brust der geliebten Mutter, und aus ihrer Fülle unmittelbar sich nähren? Ueberdieß ist es heilige Pflicht, die Wahrheit nach Form und Inhalt offen zu bekennen, ohne irgend irdische Rücksichten, in die Reihe ihrer Anhänger frei einzutreten, und, indem man die Zahl derselben vermehrt, auch die Mittel zu erweitern, durch welche die beseligende Wahrheit Einfluß auf die Menschen gewinnt. Durch den Uebertritt zum Protestantismus, selbst wenn sie persönlich nach katholischer Lehre glaubten und lebten, würden Sie doch das Reich des Irrthums vergrößern, unmittelbar und noch weit mehr mittelbar die Kraft und Dauer des unseligen Religionszwiespalts vermehren, den alles religiöse Leben vergiftenden Indifferentismus befördern, und durch alles dieß sich ohne Zweifel schwer vor Gott und Ihrem Gewissen verschulden.

Um den Brief nicht zu einem Buche anwachsen zu lassen, wende ich mich zu dem lezten Theil Ihrer verchrlichen Zuschrift. Um den Waizen von der Spreu zu sondern und zu einem in festester Ueberzeugung gegründeten Glauben zu gelangen, soll ich Ihnen

noch einige Schriften nennen. Ich bin der Meinung, es komme
hiebei vorzüglich darauf an, das Leben ächt christkatholischer See-
len kennen zu lernen, um dem Gemüthe Nahrung zu geben, der
geistigen Anschauung Willen bestimmende Bilder vorzuhalten, und
sich in dieser Weise mit der innern Schönheit und Herrlichkeit vom
Geiste der Kirche durchdrungener Menschen bekannt zu machen.
Ich möchte Ihnen deßhalb die Kirchengeschichte von Stolberg, so
wie die von Katerkamp empfehlen, die Lectüre von Schriften, wie
„die Fürstin Gallizin“ von Katerkamp, „Thomas Morus“ von
Rudhart, besonders aber die lettres spirituelles von Fenelon,
die einen reichen Schaz katholischer Frömmigkeit, Weisheit und
Lebenserfahrung enthalten. Nüßliche Bücher, die zunächst auf
Ueberzeugung wirken, und zwar in Ansehung der Religion und
Offenbarung im Allgemeinen sind: des Bischofs Sailer Grund-
lehren der Religion, Wankers (sel. Professors in Freiburg) Vor-
lesungen über Religion nach Vernunft und Offenbarung. Ein
ganz tüchtiges apologetisches Werk, ganz den wissenschaftlichen
Bedürfnissen der Gegenwart angemessen, ist leider erst in der Ar-
beit; mein Collega v. Drey wird es etwa in einem Jahre in den
Druck geben. Wünschen Sie sich noch genauer in den Unterschei-
dungslehren der christlichen Confessionen zu unterrichten, so werden
Sie wohl thun, wenn Sie Bossuets histoire des variations des
églises protestantes lesen; doch es ist Ihnen vielleicht zu speciell
und zu weitläufig. Seine Exposition de la doctrine catholique
enthält den Protestanten gegenüber eine einfache Darlegung der
katholischen Lehre, Theoduls Gastmahl" ist Ihnen wohl längst
bekannt; ebenso Kastners Würde und Hoffnung der katholischen
Kirche." Millners, eines jüngst verstorbenen Bischofs in London,
"Ziel und Ende religiöser Controversen" (übersezt von M. Lieber.
Frankf. 1828) ist in dem allgemeinen Theil sehr unterrichtend.
Wünschen Sie eine speculative Darstellung der Glaubenslehren,
so werden Sie in dem sehr scharfsinnigen Werke von Günther
„Vorschule zur speculativen Theologie" eine wohlgelungene Arbeit
finden. Günther ist ein Wiener Theologe und das genannte Buch,
welches allerdings viele Studien in Anspruch nimmt, erschien bei
Wallishausen in Wien 1818. Haben Sie das Bedürfniß, eine
compendiarische Darstellung der katholischen Dogmatik zu studiren,

so dürfte etwa Klee gute Dienste leisten. Freilich ist die Schrift sehr concis geschrieben, und bietet selbst einem sehr gebildeten Nichttheologen Schwierigkeiten dar.

Ueber das Fegfeuer, in Betreff dessen Sie Bedenklichkeit haben, ist es mir nicht gestattet, mich, wenn auch nur kurz, zu vers breiten, da Sie die Beschaffenheit derselben nicht näher angedeutet haben.

Indem ich sehnlichst hoffe, daß Sie recht bald das hohe Ziel, dem Sie entgegenstreben, erreichen werden, bitte ich mir fernere Anstände gütigst mitzutheilen. Mit der vollkommensten Hochachtung Euer Hochwohlgeboren

· gehorsamster Diener Möhler.

Schreiben über die Verhältnisse und Zustände der

Schweiz a).

(1836.)

Hochgeehrtester Herr und Freund!

Ihre gütige Erinnerung an mich und das Bewußtseyn, daß die Bande, welche zwischen dem Lehrer und Lernenden geknüpft zu werden pflegen, auch jezt noch zwischen uns fortbestehen, war für mich sehr wohlthätig, so daß ich mich Ihnen zu herzlichem Danke verbunden fühle. Zwar gehen unsere Grundsäge in Beurtheilung kirchlicher Verhältnisse, wie ich befürchte, weit auseinander; indeß dürfte doch zwischen uns eine Verständigung nicht unschwer seyn, da persönliche Bekanntschaft und gegenseitige Achtung viele Hindernisse derselben von vornherein abzuschneiden geeignet find. Dabei darf ich mir aber keineswegs verhehlen, daß es schwer für einen weit Entfernten fei, dem Verlangen, das Sie an mich gestellt haben, auch nur einigermassen zu genügen. Wie viel kommt

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a) Dieser Brief war an einen jungen' schweizerischen Theologen, einen Schüler Möhlers von Tübingen her, gerichtet, der ihn gebeten hatte, sich über die kirchlichen Angelegenheiten feines Vaterlandes gegen ihn auszusprechen.

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