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Bedeutung klar gestellt, und sich dadurch ein wissenschaftliches Verdienst erworben, welches um so höher anzuschlagen ist, als de Blasiis in seiner Auffassung nur das Echo aller Regalisten Siciliens und Italiens ist, die von jeher sich an der undankbaren Aufgabe abmühten, zu beweisen, daß den Päpsten niemals eine eigentliche Lehensherrlichkeit über die Insel zugestanden habe, und die Fürsten Siciliens mit Nichten Vasallen des römischen Stuhles gewesen seien. Diese höchst wichtige Anerkennung der päpstlichen Lehenshoheit über Unteritalien und Sicilien erneuerte Robert den späteren Päpsten, Mexander II. 1062 in Rom2 und Gregor VII. 1080 in Ceprano 3.

Als den Normannen die Investitur mit den unteritalischen Ländern durch Nicolaus II. ertheilt wurde, hatten sie sich bereits des größten Theiles von Apulien bemächtigt und standen im Begriffe, auch Calabrien zu bewältigen. In Sicilien aber hatten sie selbstständige Eroberungen noch nicht unternommen. Ihre ersten kriegerischen Züge gegen die Insel fallen in das Jahr 1038, aber damals standen sie noch im Solde des Fürsten Waimar von Salerno, der, vielleicht um sich dieser troßigen und gefährlichen Krieger zu entledigen, sie als Hülfstruppen den Byzantinern zusandte, welche die Streitigkeiten und offenen Aufstände innerhalb der sarazenischen Colonie benüßten, um ihre niemals aufgegebenen Ansprüche auf Sicilien mit den Waffen geltend zu machen. Diese anfangs glückliche Expedition blieb resultatlos. Vielleicht war von da ab das Augenmerk der Normannen auf die Eroberung der Insel gerichtet, welche die beiden Brüder, Herzog Robert und Graf Roger im Jahre 1061 von Reggio aus in's Werk sezten 5. Seit dieser Zeit bis gegen 1090 ist die Insel fast unausgesetzt der Schauplah der Kämpfe und Heldenthaten der Normannen, vorzüglich des Grafen Roger, indem die Empörungen der Bevölkerungen Unteritaliens die Gegenwart des Herzogs Robert auf dem Festlande forderten. Den entscheidenden Schlag gegen die Sarazenenmacht führten aber beide Brüder vereint durch die Eroberung Palermo's, der Hauptstadt der Insel, im Januar des Jahres 1072. Hierauf wurde Roger von seinem Bruder Robert mit dem eroberten und noch zu erobernden Gebiete Siciliens investirt; Robert behielt für sich nur Palermo, Messina und das

1 U. a. Girol. Settimo, discorso della sovranità dei rè di Sicilia, in der Raccolta degli opuscoli di autori siciliani (Palermo 1774). Caruso, discorso etc. p. 46 sq. B. Negri, Cenni etc. p. 14 sq.

2 Romuald. Salernit. a. 1062 1. c.

3 Jaffé, Regest. n. 3898.

4

Vgl. die ausführliche Darstellung bei de Blasiis I, 136 sqq.

5 Die ausführliche Darstellung bei de Blasiis t. II, p. 61 sqq. Giesebrecht

a. a. O. Bd. III Th. I. S. 189-202.

Gebiet des Valdemone 1. Nach der Investitur Rogers verließ der Herzog die Insel, um sie nie mehr zu betreten. Die gegen seine Herrschaft ausgebrochenen Feindseligkeiten in Campanien, der Schuß des von der deutschen Partei in Rom hart bedrängten Papstes Gregor VII., und seine auf die Eroberung des Byzantinerreiches gerichteten Pläne und Züge nahmen die übrigen Jahre seines Lebens in Anspruch, das er, mitten in kriegerischen Unternehmungen begriffen, im Jahre 1085 auf der Insel Cefalonia ruhmvoll beschloß. Graf Roger sette indeß die Eroberung Siciliens fort, welche gegen 1090 mit der Einnahme der Städte Noto und Butera ganz der Normannenherrschaft unterworfen war.

Es ist unbedingt dem Herzoge Robert das große Verdienst zuzuschreiben, die Zurückführung der Kirche Unteritaliens vom griechischen Schisma, ihre Restauration und Organisation unter der Jurisdictionshoheit des Papstes vorbereitet und alle Mittel dazu geboten zu haben. Mit dem Fortschreiten seiner Eroberungen stellte er, wie er dieß bei der Investitur Nicolaus II. versprochen hatte, die Kirchen Apuliens und Calabriens wieder unter die unmittelbare Jurisdiction des Papstes 2, führte den lateinischen Nitus wieder ein 3, gab den Päpsten die von den Griechen usurpirten Patrimonien zurück, ermöglichte es denselben eine Reihe von wichtigen Concilien in Unteritalien zu halten, wo die kirchliche Verbindung mit Constantinopel und die kriegerische wild bewegte Zeit die Disciplin des Clerus stark gelockert hatte. Auch in Sicilien ging die Restauration der Kirche mit der Eroberung gleichen Schritt. Bei seinem letzten entscheidenden Zuge gründete Robert in dem eroberten Catania die Kirche des hl. Gregor 4. Nahe dem Thore von Palermo, wo die Normannen stürmend in die Stadt eindrangen, erbaute er die Kirche Sancta Maria de Victoria 5 und ließ die von den Sarazenen den Christen entrissene, in eine Moschee umgewandelte Cathedrale den lehteren zurückerstatten und der heiligen Jungfrau weihen. Gleichzeitig dotirte er die Kirche von Palermo mit reichen Einkünften, und auf seinen Wunsch bestätigte Gregor VII. im Jahre 1083 den Alcherius als Erzbischof von Palermo

1 Die Angabe Malaterra's, daß Robert sich die ganze Stadt Palermo vorbehielt, erweist als die zuverlässigere Hirsch i. d. Forschungen zur d. G. Bd. VIII, S. 309. Die Lehenshoheit über die ganze Insel behielt der Herzog ebenfalls.

2 Pascalis II. Privilegium Eccl. Scyllac. Mon. Arch. Neap. T. IV, p. 182, bei de Blasiis II, 55. „Quia igitur deo auctore per strenuissimorum fratris Roberti quondam nobilis memoriae ducis et Rogerii comitis labores atque victorias tam ex illa, quam ex terris Calabrorum ecclesiis grecorum tyrannica cessavit invasio." Doxopatrio, de quinque Thronis bei de Blasiis II, 55.

3 Ignotus Barensis. ad a. 1063. de Blasiis II, 103.

4 Amatus VI, 14.

5 Malaterra II, 45.

• Malaterra 1. c.

und Metropoliten der mit Palermo verbundenen Suffragankirchen1. Je= doch scheint vom Beginne des Unternehmens an Graf Roger ausersehen gewesen zu sein, wie die politische, so auch die religiöse Mission der Normannen in Sicilien zu übernehmen und zu erfüllen. Als er im Jahre 1060 nach der Unterwerfung Calabriens in Reggio weilte, sagt Malaterra, und sein Blick über die Meerenge auf das nahe ungläubige Eiland fiel, da ergriff ihn, den stets nach Herrschaft lüsternen, die Begier es zu erobern. Zwei Erwägungen bewegten seine Seele: die eine, das dem Gößendienst ergebene Land dem wahren Culte wiederzugeben, die andere, die Erzeugnisse und Einkünfte, welche ein gegen Gott undankbares Geschlecht usurpirt hatte, selbst besißen zu können, um sie im Dienste Gottes zu verwenden 2. Als er im Jahre 1063 den glänzenden Sieg über die Mauren bei Ceramo erfochten hatte, fandte er Nicolaus II. zum Zeichen seiner Verehrung für den heiligen Stuhl einen Theil der reichen Beute zu, und der Papst, hocherfreut durch die Hoffnungen, welche die Tapferkeit des Grafen für die Erhöhung des katholischen Glaubens in der Insel erweckten, schickte ihm, um die Streiter Christi für die heilige Sache noch mehr zu entflammen, die geweihte Fahne mit dem Bildnisse der heiligen Jungfrau 3. Als der Graf erkannte, schreibt sein Biograph, daß durch Gottes Schutz ganz Sicilien ihm unterworfen war, da begann er für so viele ihm von Gott bezeigten Wohlthaten seine Dankbarkeit zu beweisen, die Zehnten aller seiner Einkünfte den Kirchen zuzuwenden, die Kirchen durch ganz Sicilien aus ihrem Verfalle wieder aufzurichten, vielfach aus eigenen Mitteln. Roger allein gebührt der Ruhm der Organisation der Kirche Siciliens, der großartigen Dotation der Bisthümer, Abteien und des Clerus. Wie die Lehen in Sicilien vorherrschend normännischen Baronen verliehen wurden, so wurden von ihm auch zu den Bisthümern und Abteien zumeist normännische oder fränkische Geistliche berufen: so Robert Bischof von Traina und Roger Bischof von Syracus aus der Normandie, Angerius Bischof von Catania aus der Bretagne, Gerland Bischof von Girgenti und Stephan Bischof von Mazara aus Burgund 5. Nicht selten begegnen wir auch Geistlichen aus England. Dieser Umstand erleichterte dem Grafen die Wiedereinführung der päpstlichen Jurisdiction und des lateinischen Ritus in der Insel, hatte aber auch zur

1 Bullarium edit. Taurin. (1865), Tom. II, citirt bei Galeotti, della legazione apostolica di Sicilia, p. 69.

2 Malaterra II, 1.

3 Malat. II, 33. Daß die Fahne das Bildniß der Hl. Jungfrau, vom Hl. Lucas gemalt, trug, ist Tradition. De Blasiis II, 100. Von den Kriegern heißt es, sie seien Christianae militiae tyrones, Christi titulo insigniti. Malaterra 1. c.

4 Malat. IV, 7.

5 Malat. 1. c. Dem bischöflichen Siße von Girgenti weist er als Erbgut Stadt und Gebiet mit allen Pertinenzen und Zehnten zu.

Folge, daß die gallicanische Liturgie dort zur Anwendung kam 1. So stellt sich Roger allerdings dar als den großen christlichen Helden, der den Kreuzfahrern ähnlich, ein schönes altchristliches Land vom Sarazenenjoch befreit, und das erniedrigte Kreuz der christlichen Religion wieder zu neuem Glanze aufrichtet. Er selbst wiederholt es öfter, daß er einer göttlichen Eingebung und dem Auftrage des Oberhauptes der Kirche folgend, zur Erhöhung der Ehre Gottes nach Sicilien übergesezt sei, dem Siße des Unglaubens und der Gottlosigkeit und dem Grabe seines Volkes 2. Er bezeugt uns, daß er auf Geheiß des Papstes die Kirchen in Sicilien allerwärts erbaut, unter Zustimmung und Anerkennung desselben die Diöcesen umschrieben, die Bischöfe angestellt habe 3. Urban II. war mit Roger innig befreundet, und kam persönlich im Jahre 1090 nach Sicilien, um des Grafen Nath zu vernehmen über die Einladung des Kaisers Alexius an den Papst zu einem Concil von Constantinopel zum Zwecke der Beilegung des Schisma *. Er erhebt die Verdienste Rogers um die Kirche Siciliens; als die katholische Religion dort dem Erlöschen nahe gewesen, habe Gott den tapfern Grafen gesendet, um die Kirche vom heidnischen Joche zu befreien 5. Paschalis II. bezeugt ihm, daß durch ihn die Macht der Sarazenen zerstört und die Kirche in ihre frühere Würde wieder eingeseßt worden sei, und die Sicilianer „segneten den Tag, wo der Herr mit barmherzigen Augen die Leiden der Kirche Siciliens unter maurischer Herrschaft angesehen, und die Normannen dorthin geführt habe, um das Sarazenenjoch zu zerbrechen und dem christlichen Namen und dem christlichen Volke seine Würde wieder zu geben“ 7.

Der Preis dieser großen Thaten und Verdienste Rogers um die Kirche Siciliens soll nun nichts geringeres gewesen sein, als die vom Papste Urban II. ihm und seinen Nachkommen erblich übertragene Würde eines apostolischen Legaten sammt der ausgedehnten Jurisdiction, welche mit dem Legatenamte verbunden zu sein pflegte. Noch mehr, es soll sich der Papst des Rechtes auf immer begeben haben, ohne Zustimmung Rogers

1 Joannes de Joanne, de divinis Siculorum officiis cap. 12, p. 87.

2

P. 384.

Diploma Comitis Rogerii a. 1091 bei Roccus Pirrus, Sicilia Sacra, T. I,

3 Diplom. Comitis Rogerii a. 1091, 1. c. T. I, p. 520. „Per diversa Siciliae loca idonea ecclesias aedificavi jussu Summi Pontificis apostolici et episcopos ibidem collocavi, ipso eodemque romanae sedis Apostolico laudante et concedente, et ipsos episcopos consecrante, unicuique autem ecclesiae et episcopo parochiam suam dedi et dicavi."

4 Malat. IV, 13.

5 Dipl. Urbani II. a. 1090 bei Roccus Pirrus 1. c. I, 617.

6 Dipl. Pascal. II. 1. c. t. II, p. 843.

7 Dipl. a. 1082, l. c. I, 495.

oder seiner Erben andere Legaten nach Sicilien zu entsenden, und andere Prälaten aus Sicilien auf seinen (römischen) Concilien um sich versammelt zu sehen, als welche dahin zu entlassen Graf Roger oder seine Nachkommen für gut befänden. Die positiven und negativen Befugnisse, die hiermit dem Grafen Roger erblich übertragen worden sein sollen, bilden den Inhalt der fogen. Legatio Apostolica der Könige von Sicilien oder der sogen. Monarchia Sicula. Ehe wir den Bericht des Biographen Rogers, des einzigen Zeitgenossen, der uns diese exorbitante Thatsache erzählt, wortge= treu wieder geben, ist es nöthig, die äußeren Umstände, welche zur angeb= lichen Ertheilung des Privilegs die Gelegenheit geboten haben sollen, näher in's Auge zu fassen.

Dem Fürsten Richard von Aversa und Capua war während seiner Minderjährigkeit von den Longobarden die lettere Stadt entrissen worden; ihren Verlust in späteren Jahren schwer beklagend, rief er seine Verwandten, den Herzog Robert von Apulien (Robert Guiscard's Sohn und Nachfolger) und den Grafen Roger, zu Hülfe, um die widerstrebenden Einwohner Capua's wieder seiner Herrschaft zu unterwerfen. Roger zog mit großem Heere im April des Jahres 1098, wie wir unten sehen werden, über die Meerenge, und die vereinigten normannischen Heere begannen unmittelbar nach ihrer Ankunft vor Capua die Einschließung und Belagerung der Stadt 1. Von Rom aus kam Urban II. in das Lager der Normannen vor Capua, um eine Unterredung mit dem Herzoge und dem Grafen zu pflegen und den Frieden zwischen diesen und den Capuanern zu vermitteln. Nachdem erstere stattgefunden, der Versöhnungsversuch aber ohne Erfolg geblieben war, zog sich der Papst, um die Unruhen des Lagerlebens zu vermeiden, nach Benevent zurück 2. Capua mußte sich den Normannen ergeben und wurde dem Fürsten Richard zur Verfügung gestellt; Graf Roger und sein Neffe, der Herzog Robert, begaben sich nach Salerno 3. Der Papst, erfreut über den Abschluß des Friedens und von dem Verlangen beseelt, den Grafen vor seiner - Rückkehr nach Sicilien noch zu sprechen, eilte nach Salerno, und hatte dort mit ihm eine zweite freundschaftliche Unterredung. Aber dieweil der Papst," fährt Malaterra fort, „schon seit langem Robert, Bischof von Traina, ohne Einvernehmen des Grafen zum Legaten in Sicilien zur Wahrnehmung der Gerechtsame der heiligen römischen Kirche bestellt hatte, und erwog, daß der Graf dieß übel aufnehme und zu dieser Verfügung in keiner Weise zustimmen werde, und weil er ferner erkannte, daß der Graf selbst in Ausführung aller kirchlichen Anliegen vom Eifer göttlichen Feuers erglühe: nahm er die in Bezug auf

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1 Malaterra IV, 26. 2 1. c. IV, 27.

31. c. IV, 28. + 1. c. IV, 29.

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