Sayfadaki görseller
PDF
ePub

$. 27. Uebergang.

Wenn auch die kirchliche Pflanzung der Slawenapostel in Mähren und Pannonien nicht lange nach Method's Tode verkümmerte und am Anfange des zehnten Jahrhunderts die leßten Reste derselben von den Hufen der magharischen Roffe zertreten wurden, so rettete sich doch ihre eigentliche Schöpfung, die slawische Liturgie, nicht nur ins zehnte Jahrhundert hinüber, sondern hat sich auch auf dem Boden der abendländischen Kirche, auf dem ste ins Leben getreten, bis auf den heutigen Tag unter mannichfaltigen Schicksalswechseln erhalten.

Bevor ich es aber unternehme, die Grundlinien einer Geschichte dieser slawischen Liturgie zu zeichnen, will die Frage nach der eigentlichen Beschaffenheit dieser Liturgie ihre endliche Erledigung finden. Denn so einstimmig die slawische Liturgie auf Chrill und Method als ihre Urheber zurückgeführt wird, so wenig sind die Gelehrten darüber einig: welche Liturgie diese apostolischen Männer ins Slawische übertrugen.

Während die Einen die fragliche Liturgie für die griechische der Kirche von Constantinopel ausgeben'), behaupten Andere: Method's Liturgie seh keine andere als die der römischen Kirche gewesen), indessen Dritte die Frage nach der wahren Eigenthümlichkeit der slawischen Liturgie ganz unentschieden lassen 3).

1) Ich nenne unter Diesen den Leitmerizer Nathsherrn und böhmischen Erulanten Stransky († 1657), welcher aus Abneigung gegen Nom in s. Werke vom Staate Böhmens (M. Pauli Stransky Respublica Bojema. Lugd. Batav. Elzevir. 1634. 16. it. recognita et aucta 1643. 8. Amst. 1713. 12. Francof. 1719. fol.) c. 6. §. 3. schreibt: Graecorum enim is (Methodius) in religiosis rebus instituta sequebatur, et graeco, in plerisque tum adhuc oppido sinceriore, non Romano ritu plantatam in Bojemia (!) ecclesiam ordinarat.; Kohl in f. Introductio in historiam et rem literariam Slavorum. Altonaviae 1729, Dobrowsky in s. Cyrill und Method, so wie in s. Mährischen Legende, Dümmler im Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen X. u. XIII. Bde., und Kössing in s. Liturgische Vorlesungen über die h. Messe. Regensburg 1856. S. 140 ff.

2) Jos. Simon Asseman in f. Kalendaria Ecclesiae universae. Romae 1755. III. IV. 401 ss. und Gelasius Dobner in f. Animadversion. in Wenc. Hagek Annales Bohemorum T. III. Pragae 1765. pag. 197 s. und in s. besondern kritischen Untersuchung in den Abhandlungen der böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Prag 1786. IV. S. 140 ff.

3) Bartholomaeus Kopitar (Carantanus, natus in pago Repnje ad Aemonam

Solcher Unbestimmtheit und solchem Widerstreit der Meinungen wäre kein Raum gegeben, wenn ein achter Coder der ursprünglichen von Cyrill und Method verfaßten slawischen Liturgie vorhanden ware'). Bei dem bisherigen Mangel eines solchen3) kann die Frage nach dem Charakter der slawischen Liturgie von der forschenden Geschichte zwar nur indirect beantwortet werden; es sind aber der sich ihr zur Entscheidung dieser Frage bietenden historischen Momente so viele und zugleich so sichere, daß es sich aufs Evidenteste herausstellen wird:

d. 23. m. Augusti 1780, in slavicis literis augendis magni Dobrovi ingeniosus aemulator obiit Vindobonae d. 11. m. Augusti 1844, dem Dr. M. J. Fesl nicht nur vorstehende Grabschrift seßte, sondern auch in der Wiener Zeitung vom 3. Nov. 1845 über die Bedeutung desselben in der slawischen Literatur sich also aussprach: K. eroberte gegen die Griechen und Russen das höhere Alterthum des glagolitischen Schriftenthums, den eigentlichen Schauplah der Wirkfamkeit Cyrill's [?] (im römischen Pannonien, und nåher in dessen Karantanien genanntem Gebiete), die Latinität der slawischen Christianisirung und daher stammende Kirchensprache in der altcyrillischen Bibelüberseßung und Liturgie, endlich das Verdienst der römischen Päpste um die ganze Bildung, Literatur und den bis an Byzanz's Thore, ja in das unermeßliche Rußland gedrungenen Karantanismus (Dialect) des flawischen Kirchenwesens. Karantanien ist das Schiboleth, die Parole in der Urgeschichte der Slawen, für welche er seine ganze Arbeit, seinen Ruf, seine Ruhe, ja sein Leben selbst eingesezt hat. Und da dieses Karantanien diejenigen cisdanubischen Landschaften einschloß, in welchen auch sein Vaterland Krain liegt, so liebte er es, auch sich zuweilen einen Karantanen zu nennen, und er rühmte sich dieses historisch so einzig merkwürdigen Gebiets, worin seine Wiege gestanden. Darum durfte dieser Name auf seinem Grabsteine nicht fehlen; das eigentliche Geburtsland wurde durch den Beisah,,bei Laibach" (ad Aemonam) genauer be stimmt. Das Dorf Répnje ist in Oberkrain zwischen Laibach, Stein und Krainburg gelegen) in f. Prolegomena historica in Evangelia slavice (Slawische Bibliothek von F. Miklosich I. Wien 1851. S. 59. 64.) schreibt: Methodius aut graece aut latine perrexisset dicere missam... Hoc ergo nobile Graecorum par fratrum Moravis jam per duas aetates christianis sacra procurabat, lingua rituque nescias graecone (nec enim schisma extiterat) an cui assueti erant latino Moravi. Palacky spricht sich über diesen Punkt in s. Gesch. von Böhmen I. nirgends bestimmt aus.

4) „Die Uebersegungen der beiden Brüder sind nicht aus erster Hand auf uns gelangt, da die Verfolgungssucht der deutschen Priester und die Zersterungswuth der Ungarn in ihrer Wiege, in Mähren und Pannonien, alle Spuren von ihnen vertilgte. Die vertriebenen Schüler des Methodius brachten sie jedoch nach Bulgarien, wo namentlich der im 3. 916 verstorbene Bischof Clemens sie abschreiben ließ, und nach Serbien, von wo sie endlich seit dem I. 988 in Rußland Eingang fanden, und so, in mannigfach veränderter Gestalt freilich, für die Nachwelt gerettet wurden.' Dimmler, Archiv XIII. 198.

5) Koritar wollte nicht an der Auffindung ursprünglicher Codices der flaw. Liturgie verzweifeln: deesse adhuc genuinos nobis codices primos, ipsius S. Methodii aetate A. 870-900 in ipsa Pannonia scriptos; nec tamen eos desperandos, quippe cum alii ejusdem aevi graeci latinique plurimi aetatem tulerint (Glagolita Cloz. p. IX.).

$. 28.

Die von Method in slawischer Sprache gefeierte Liturgie ist jene der römischen Kirche.

Die Meinung, die von Chrill und Method slawisirte Liturgie sey jene der Kirche von Constantinopel gewesen, stüßt sich einzig und allein auf den an sich zwar richtigen, aber auch alles und jedes Gewichtes zum Beweise dessen, wofür er geltend gemacht werden will, ermangelnden Umstand, daß die Slawenapostel nach ihrer Abstammung sowohl in nationeller als kirchlicher Beziehung Griechen sehen. Wohl waren fie Priester der griechischen Kirche, aber nur bis zum J. 863, wo sie in den Dienst der abendländischen lateinischen Kirche traten, um bis an ihr Ende in demselben zu verbleiben1); und es erleidet schlechthin keinen Widerspruch, daß die edeln Brüder, die fürwahr mehr Slawen als Griechen und zugleich hoch påpstlich gesinnt waren, als Diener der lateinischen Kirche dem Geseze und Brauche dieser Kirche, wie in allen Stücken, so insbesondere in der Gottesdienstfeier, unterworfen waren.

Zwar beruft sich Dobrowsky für seine Behauptung von dem durch Constantin und Method eingeführten slawisch-griechischen Ritus) auf den Diocleaten3), welcher schreibt: Constantinus vir sanctissimus ordinavit presbyteros (!) et literam lingua slavonica componens commutavit evangelium Christi atque psalterium et omnes divinos libros veteris et novi testamenti (!) de graeca litera in slavonicam, nec non et missam eis ordinans more Graecorum, confirmavit eos in fide Christi; aber einen unzuverlässigern Zeugen), dessen Unwissenheit in

1) Siehe oben §. 7. S. 38 ff.

2) Mährische Legende S. 91. Siehe über diese falsche Ansicht Dobrowsky's oben §. 7. Note 12. S. 42.

3) So wird insgemein der Verfasser der Regum Slavorum historia genannt, der, ein Priester des Erzbisthums von Doclea oder Dioclea, das nach Zerstörung dieser Stadt gegen Ende des 10. Jahrh. nach Ragusa übertragen wurde, nach dem J. 1161 schrieb. Vergl. Assemani Kalend. I. 336. 352.

4) Es mag genügen, das Urtheil Farlati's (Illyricum sacrum II. 144.) über ihn zu vernehmen: In historia Diocletana multa passim reperies, quae quum neque temporibus, neque locis, neque veterum monumentis consentanea sint, illius auctoritatem in magnum discrimen conjiciunt. Anachronismis scatet fere ubique; et Imperatores, Pontifices, Reges simul jungit, quos intervalla aetatum ac temporum longe inter se disjungunt. Loca commemorat, quae vetus recensque Geographia penitus ignoravit. Reges nominat vel antiquis seculis ignotos, vel e longinquis terris gentibusque adscitos, atque in Dalmatiam invectos. Quae quum animadverteret Joannes Lucius, fabulosum et commentitium magna ex parte habendum esse censuit hujusmodi Regnum descriptum a Diocleate, qui, ut ipse ait lib. 2. cap. 14. de Reg. Dalm. et Croat. in Regno statuendo, Regumque recensione, regiones, stirpes, tempora adeo confundit, ut potius fabulam quam historiam scripsisse deprehendatur: idem

der Geschichte der Slawenapostel sich Dobrowsky in den wenigen hier angeführten Worten desselben aufdringen mußte, hätte er nicht anführen können. Der Diocleat bildete sich selbst die Meinung: Constantin und Method hätten unter den Mährern den Gottesdienst nach Weise der Griechen eingerichtet aus keinem andern Grunde, als weil er in historischer Kurzsichtigkeit bloß ihr Herkommen im Auge hatte.

Indem ich hier auf das, was ich über das anfängliche Wirken der Slawenlehrer in Mähren urkundlich nachgewiesen), verweise, muß nochmals hervorgehoben werden, daß Constantin und Method in ein Land kamen, in dem seit zwei Menschenaltern das Christenthum, und zwar in Form des lateinischen Kirchenwesens, heimisch war. Den erleuchteten, von Kunde wie von Achtung des Kirchengesetes gleich durchdrungenen Priestern konnte es nicht in den Sinn kommen, von der in Mähren gefeßlichen Form des kirchlichen Cultus abzuweichen, und sie lasen daher die h. Messe nach römischem Ritus). Waren ste schon als Priester im Dienste der lateinischen Kirche an das Missal und Ritual derselben gebunden, so wenn möglich - in um so höherem Grade, seit sie im I. 868 zu Bischöfen der römischen Kirche geweiht waren). Bei seiner Consecration, so wie bei seiner Erhebung zur erzbischöflichen Würde) war Method nicht nur auf den Glauben der römischen Kirche), sondern auch zur Wahrung der Einheit in allen kirchlichen Instituten und Gebräuchen derselben eidlich verpflichtet worden, also vorzugsweise auch zum Gebrauche der römischen Liturgie 10).

Die Geschichte der erzbischöflichen Wirksamkeit Method's seht es aber außer jeden Zweifel, daß er vom Anfang bis ans Ende derselben. keiner andern Liturgie in seiner Kirchenprovinz, als der von den Zeiten der Pflanzung des christlichen Glaubens in Mähren und Pannonien herrschenden römischen, Raum gegeben habe. Der unverwerflich ste und beredteste Zeuge dessen sind die deutschen Gegner und Anklåger Method's. Als dieser seit dem 3. 870 in Pannonien

que aliis locis nihilo mitiorem huic historico et historiae censuram inflixit. und Pagi (Critica in Annal. Baron. ad a. 870. num. 30.): Diocleas quidem presbyter in Regno Slavorum, editus a Joanne Lucio in calce historiae suae de Regno Dalmatiae et Croatiae, affirmat, Cyrilli nomen Constantino philosopho a Stephano Papa attributum fuisse. Verum is scriptor, qui sub finem seculi XI. vixit, saepissime falsa veris permiscet etc. Siehe Assemani Kalend. II. 74 ss. III. 118.

5) Siehe §. 7. S. 38 ff.

6) Durch Celebrirung der Messe nach griechischem Ritus würden sie das christliche Volk Mährens, das nur die Messe nach römischem Ritus kannte, nur in unnöthige, ja schädliche Verwirrung gefeßt haben. Vergl. §. 7. Note

12. S. 42.

7) Siehe §. 9. S. 47.

8) Ebend. u. §. 11. S. 52.

9) Siehe §. 9. Note 5. S. 46.

10) S. oben §. 13. Note 5. S. 56 f.

anfing, sich bei der Feier der h. Messe der slawischen Sprache zu bedienen"), wurde alsbald wider ihn ob dieser unerhörten Neuerung von Salzburg aus in Rom Klage erhoben 12), worauf Papst Johann VIII. demselben im 3. 873 in einem durch den Bischof Paul von Ancona ihm zugeschickten Schreiben diese liturgische Neuerung verbot13). Klage und Verbot betraf einzig und allein die liturgische Sprache"), deren sich Method zu bedienen anfing; und das tiefe Schweigen über eine Neuerung im Gebrauche der Liturgie selbst ist das unverwerflichste Zeugniß, daß Method in dem pannonischen Antheile seiner Kirchenprovinz, und insbesondere den slawischen Gemeinden (denn es gab dort der deutschen auch eine bedeutende Zahl) an die Stelle der früher gebräuchlichen römischen nicht die griechische Messe gesezt habe 15). Oder sollten die Salzburger, wenn der ihnen verhaßte Grieche wirklich auf ihrem frühern kirchlichen Territorium den römischen Meßritus verdrängt hätte, darüber mit Stillschweigen hinweggegangen seyn? Unglaublich; denn dadurch hätte sich Method einer noch weit schreiern= dern Neuerung auf dem Boden der lateinischen Kirche schuldig ge= macht, deren unbestreitbares Recht auf die ausschließliche Geltung ihrer eigenthümlichen Liturgie er offenbar angetastet hätte. Oder sollte Papst Johann VIII. die Verdrängung der römischen Liturgie durch Method, wenn er sich derselben unterfangen und von den Salzburgern deßhalb in Rom verklagt worden wäre, als eine Sache von untergeordneter Bedeutung haben hingehen lassen? Dieß könnte nur Jemand glaublich finden, der überhaupt eben so wenig den Geist des römischen Stuhles als die Bedeutung der kirchlichen Liturgie kennt, und insbesondere übersteht, daß der Papst nothwendig auf die wie immer articulirte Klage eingehen mußte. Es steht daher historisch fest, daß gegen Method während seiner erzbischöflichen Wirksamkeit in Pannonien keine Klage wegen Einführung der griechischen Liturgie erhoben wurde, und darum ist es auch eine unbestreitbare geschichtliche Thatsache, daß Method dort an die Stelle des römischen Meßritus nicht den griechischen gesezt habe.

11) S. oben §. 13. Note 13. S. 58.

12) S. oben §. 14. S. 59.

13) Ebend. Note 1. 2. S. 60. 61.

14) Dieß lehren eben so deutlich die §. 13. Note 13. angeführten Worte des Salzburger Anonymus, als die §. 14. Note 2. citirten Worte des Papstes Johann VIII.

15) Nach den unzweideutigen Worten des Anonymus führte M. den Gebrauch der slawischen Sprache beim Gottesdienste bloß in den slawischen Gemeinden ein, und in den deutschen, aus bayerischen Colonisten bestehenden Gemeinden blieb die lateinische Messe fort und fort im Gebrauche. Die Vertheidiger der griechisch - slawischen Liturgie können diesem Zeugnisse gegenüber weiter nichts annehmen, als M. habe einer doppelten Liturgie in seiner Kirchenprovinz Raum gegeben, in den slawischen Gemeinden der morgenländischen, und in den deutschen Gemeinden der abendländischen; eine Meinung, durch welche sie dem weisen Slawenapostel eine Verkehrtheit sondergleichen andichten.

« ÖncekiDevam »