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ist,1 seine Bezahlung für das Hofamt, das er ohne Zweifel innehatte. Dies klagt er uns selbst mit bewegten Worten auf S. 145, von seiner Beurlaubung im Jahre 1403 sprechend: 'et vix per XV menses permissus fuit remanere, sed abuit ad curiam reverti pro sociando papam in Ytaliam spensis propriis.' Infolge dieses Umstandes finden wir unseren Chronisten leider in den Kammerrechnungen weder unter den Hofbeamten verzeichnet, welchen monatlich die 'vadia ordinaria' ausgezahlt werden, noch wird er im Kapitel 'de cera et extraordinariis' unter jenen genannt, welche aufserordentliche Bezahlungen empfingen. Es bleibt uns daher unbekannt, welches Hofamt er innehatte.

Aus mehreren Stellen der Chronik ersehen wir, dafs Martin in ziemlich vertraulichem Verhältnis zu den Kardinälen Boil und Calvillo von Tarazona (Tirasonensis) stand. Letzterer teilt ihm im geheimen die eigentlichen Absichten mit, welche der Fürst von Taranto bei seinem Besuche bei Peter am 27. Oktober 1401 verfolgte. Ja, nach einer anderen Stelle scheinen wir annehmen zu müssen, Martin habe 1396 Calvillo, damals Bischof von Tarazona, auf seiner Gesandtschaftsreise nach Rom begleitet. Anders ist wohl das: 'et qui vidit et audivit testimonium peribet et testimonium eius verum est' nicht zu verstehen, zumal wenn wir zur Erklärung dieser Ausdrucksweise die Parallelstelle auf S. 122 zu Rate ziehen. Wie wir aus den Zeugenaussagen über die zwiespaltige Wahl von 1378 wissen1 und bei Martin bestätigt finden, stand Calvillo bereits 1378 als Dekan von Tarazona im Dienste des Kardinals Peter de Luna. Ob Martin nicht vielleicht anfangs zum Gefolge Calvillos gehörte und durch ihn an die Kurie Peters kam?

Beim Tode des Kardinals Boil am 7. November 1400 war Martin in der Lage, dessen Bufsgürtel unter dessen Bett zu entdecken und uns andere verborgene Dinge aus dem erbaulichen Leben dieses Kirchenfürsten mitzuteilen."

Schon aus diesen seinen Verbindungen mit den höchsten Kreisen der Kurie können wir entnehmen, dafs Martin mindestens zu dem guten

vadiis suis mensis iulii proxime preteriti et que ex tunc cessunt racione provisionis de ecclesia Vaysonensi sibi facte, prout in cedula per ipsum exhibita particulariter apparent, ipso recipiente presentibus Ferdinando Sancii de Turri et Petro de Ricomesano, clerico Coseranensis diocesis, XXVIIII flor. cum dimidio, valent XXIII flor. camere, XVIII sol.' Auf derselben Seite wird unter demselben Datum die Ausbezahlung der Besoldung des Bischofs Wilhelm von Cavaillon gebucht. Auch sie erfolgt nur ‘usque ad diem pacifice possessionis per eum adepte de ecclesia Cavallicensi'.

Selbstverständlich wurden weniger einträgliche Pfründen durch die Besoldung ergänzt und erhielten selbst höhere Prälaten bei Sendungen, die besonderen Aufwand erforderten, eine Bezahlung durch die Kammer.

1 Zu solchen Besoldungen werden nun nur noch römische Pfründen verwandt. 2 S. unten S. 126.

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Mittelstande gehörte. Er reist mit Gefolge, hatte also nach dem damaligen Gebrauche seine familiares', wie er selbst als 'familiaris' einer höheren 'familia' angehörte. Seine 'familiares' waren bei der Abfahrt von Barcelona im Frühling 1405, wie er sich ausdrückt, bene armati', was wir wohl mit reichlich ausgerüstet' übersetzen müssen. Dieser seiner Stellung entsprechend weifs er, was an der Kurie über den Kreis der eigentlichen Vertrauten, jenes unten zu erwähnenden 'consilium secretum', hinausdrang. In den Zeiten seines besten Eifers stellt er sich in seinen Aufzeichnungen als einen richtigen Reporter dar. Er sammelt nicht nur alle Neuigkeiten, sondern auch alle ihm erreichbaren Aktenstücke; bleibt ihm eines unerreichbar, so kann er uns sein Leid nicht verschweigen, und scheint ihm eines zu weitschweifig, so teilt er uns wenigstens die Anfangsworte desselben mit, eine Angabe, welche für den Forscher nicht ohne Belang ist. Obgleich also nach dem Gesagten Martin, mit Ausnahme der beiden Sendungen nach Sicilien 1406 und nach Avignon 1409, bei den von ihm geschilderten politischen Ereignissen nie eine führende Stellung einnahm, so war er doch den führenden Kreisen so nahe, dafs er inbetreff der Vorgänge an der Kurie Peters als trefflich unterrichtet gelten muss. Er erzählt grofsenteils Selbsterlebtes und lebte, wie auf einer hohen Warte, an einem der Hauptmittelpunkte der damaligen Kirchen- und Weltgeschichte.

Weniger günstig müssen wir die schriftstellerische Befähigung Martins beurteilen. Offenbar war er nicht ein Mann der Feder, kein langjähriger und geschulter Diktator. Seine Neigung zu langatmigen Sätzen, verbunden mit dem Unvermögen, sie mit einiger Korrektheit glücklich zu Ende zu führen, erschwert stellenweise merklich das Verständnis. Dieser Fehler tritt jedoch glücklicherweise nur an jenen Stellen schärfer zutage, an welchen der Verfasser moralische Erwägungen einflicht. Auch ist in der Regel die syntaktische Verwirrung nicht so grofs, dafs sich bei einiger Aufmerksamkeit der Sinn der einzelnen Stellen nicht mehr feststellen liefs.

Wie bei seiner Lebensstellung nicht anders zu erwarten ist, erweist er sich fast auf jeder Seite seiner Erzählung als einen begeisterten, wenn auch nicht geradezu blinden Verehrer des grofsen avignonesischen Gegenpapstes. Martin bezeichnet es ja als seine Absicht, durch schriftliche Aufzeichnung der Einzelheiten jenes schweren Kampfes, welchen Peter mit seinen Landsleuten für Gott und seine heilige Kirche, für Wahrheit und Recht durchzufechten hatte, das Andenken dieses heroischen Kämpfens und Duldens der Vergessenheit zu entreissen, bevor die letzten Kampfesgenossen und Augenzeugen im Tode verstummen. So begeistert daher der Verfasser für seinen Papst' und seine Landsleute ist, so streng ist er in der Beurteilung der Gegenpartei der abtrünnigen Kardinäle, des französischen

1 S. unten S. 149.

2 S. unten S. 121.

3 S. unten S. 93.

und der von ihm abhängigen Höfe sowie der römischen Obedienz. Es ist daher bei seiner Benutzung nach beiden Seiten hin ein gutes Teil jener Kritik und Kontrolle durch andere Quellen erforderlich, welche für die Verwertung aller Parteischriften - denn eine solche ist ja unsere Chronik in einem gewissen Mafse unerlässlich ist.

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Im übrigen legt doch unser Chronist, soweit es ihm die unbewufste und unwillkürliche Beeinflussung von seiten seiner Parteinahme erlaubt, hervorragenden Sinn für historische Treue und Wahrheit an den Tag. Er ist nirgend bewufsterweise bestrebt, die Tatsachen und ihre Schilderung nach der Richtung hin zu beugen, in welcher der ausgesprochene Zweck seiner Arbeit lag; war es doch seine innerste Überzeugung, dafs die Tatsachen schon an und für sich in dieser Richtung lagen, dafs er sie nur wahrheitsgetreu aufzuzeichnen brauche, um jenen Zweck zu erreichen. Sehr vorteilhaft war für die historische Gestaltung unserer Chronik, so paradox es klingen mag, die oben erwähnte stilistische Unzulänglichkeit des Chronisten. Infolge derselben lockte ihn nicht die Versuchung, als Geschichtschreiber aufzutreten, sondern dachte er nur an die Rolle eines Chronisten. Es fehlen daher bei ihm jene farblosen, klassischen Wendungen, welchen manche der mittelalterlichen Geschichtschreiber ihre Gedanken und, was noch schlimmer ist, die zu berichtenden Tatsachen opfern. In der Sache selbst verfährt er mit all dem natürlichen, historischen Takt, welchen schlichte Wahrheitsliebe selbst ungeschulten Chronisten einflöfst. Er führt uns nicht nur die Tatsachen vor, sondern umgibt sie vielfach mit all den Umständen, mit welchen sie sich ihm selbst darstellten.

Er teilt uns daher mit, wie und durch wen er sie erfahren; er fügt seinen Aufzeichnungen in grofser Zahl die Aktenstücke ein, auf welchen dieselben fufsen. Gerade dieser Umstand, diese epische Breite, welche zumal für die Zeit der ersten Belagerung Peters im avignonesischen Palaste zur vollsten Entfaltung kommt, verleiht dieser Chronik einen aufserordentlichen Wert und Reiz und macht sie zu einer der reichsten, interessantesten und individuellsten Geschichtsquellen einer sonst quellenarmen Periode des ausgehenden Mittelalters. Durch ihre Fülle fester Zeitangaben, welche sich zuweilen bis auf die Stunden erstrecken; durch die Menge eingehender Schilderungen mittelalterlicher Zustände und Gebräuche, ja selbst durch eine nicht unerhebliche Anzahl neuer Angaben über hochwichtige Vorgänge leistet unsere Chronik für die avignonesische Obedienz, was Dietrich von Nieheim nicht im entferntesten für die römische Obedienz bietet. Inbetreff mehr nebensächlicher Angaben mache ich hier nur auf die Bereicherung aufmerksam, welche hier die mittelalterliche Kriegsgeschichte erhält, zumal durch die so anschauliche Schilderung des pulverlosen Minenkriegs während der ersten Belagerung.

Naturgemäfs hat die Chronik ihren Schwerpunkt auf dem kirchengeschichtlichen Gebiet der avignonesischen Obedienz, doch wirft sie auch

Ehrle, Martins de Alpartil Chronica.

IV

bedeutendes Licht auf die einschlägige Geschichte der leitenden Länder dieser Obedienz: auf die Geschichte Frankreichs, Aragoniens und in etwa auch Kastiliens; sodann auf die Geschichte der Avignon und die Grafschaft umgrenzenden Provinzen: die Provence und Languedoc, und noch mehr auf die Geschichte Roms und Italiens, des zu erobernden Widerparts.

Noch erübrigen die nötigen Vorbemerkungen inbetreff der hier befolgten Editionsmethode.

Der Umstand, dafs wir es hier mit dem Autograph des Verfassers zu tun haben, legt mir die Verpflichtung auf, mich selbst inbezug auf die Orthographie genauer an meine Vorlage zu halten, als dies in anderen Fällen erspriefslich ist. Die Tragweite orthographischer Eigentümlichkeiten haben wir oben S. XXIV kennen gelernt.

Einige Schwierigkeiten bereiteten mir die stellenweise sehr zahlreichen Verbesserungen und Zusätze. Ich habe, um einen sauberen, lesbaren Text zu erhalten, alle auf dieselben bezüglichen Angaben in die Fufsnoten verwiesen. Hätte ich alle diese Zusätze durch Klammern im Texte selbst sichtbar gemacht, so wäre auf einer Anzahl von Seiten die Lesung sehr erschwert worden. Wer die allmähliche Gestaltung des Textes verfolgen will, findet auch jetzt in den Anmerkungen alle wünschenswerten Angaben.

Wo es irgendwie anging, fügte ich die Zusätze an den Stellen ein, welche die Verweiszeichen ihnen zugewiesen. An einigen wenigen Stellen, so S. I, 49, schlofs ich störende Zusätze in Klammern und Gedankenstriche ein, um die Zusätze sowohl als das Fortlaufen des ursprünglichen Textes sichtbarer zu machen. Nur in einigen seltenen Fällen (S. 75), in welchen die so eingefügten Stellen den Satzbau und Gedankengang völlig durchbrochen hätten, verwies ich dieselben in die Fufsnoten.

Selbstverständlich halte ich mich in der Anwendung der grofsen Buchstaben und der Interpunktion nicht an die völlige Willkür meiner Vorlage, sondern an die nun bei der Drucklegung alter Texte üblichen Regeln. Ebenso trug ich kein Bedenken, den Text zur Erreichung gröfserer Übersichtlichkeit durch Alineas in geeignete Abschnitte zu zerlegen. Das von mir im Text Ergänzte ist, wie üblich, kursiv gedruckt und mit eckigen Klammern umschlossen.

In den Zitaten verstehe ich unter Archiv' das 'Archiv für Literaturund Kirchengeschichte des Mittelalters'.

1 Unbeachtet liefs ich das anscheinend verdoppelte ss, welches bei unserem Autor, wie bei manchen Schreibern seiner Zeit, nur eine graphische Verzerrung des einfachen s ist.

Cronica actitatorum temporibus domini Benedicti

A

pape XIII.

Benedictus papa XIII, natione Ispanus, dominus Petrus Martini de Luna a nativitate primo nuncupatus, de preclarissima et nobilissima prosapia baronum2 de Luna in regno Aragon. duxit originem. Qui in villa 5 de Yllueca, que baronia et paterna hereditas ipsius est, diocesis Cesaraugust[ane], ortus, demum in gimnasio Montis Pesulani in iure canonico edoctus et doctor decretorum factus, volumen decretorum pluribus annis ibidem ordinarie solempniter legit. Et cum estivo tempore causa devocionis, peregrinacionis et solacii cum diversis studentibus ad Balniam 10 pergeret, frater Ferdinandus, prior conventus Burgensis, ordinis predicatorum, nacione Yspanus, qui hedificavit claustrum conventus Burgensis

A In der ursprünglichen Fassung lautete der Anfang: Benedictus papa XIII, nacione Ispanus, primo dominus Petrus Martini de Luna a babtismo nuncupatus, de preclarissima et nobilissima prosapia baronum de Luna in regno Aragon. duxit originem. Qui in villa de Yllueca, que baronia et paterna hereditas est ipsius diocesis Cesaraugust. natus, demum de studio Montis Pesulani, in quo studuit, doctor decretorum factus, ibidem decreta ordinarie tunc temporis solempniter legens per felicis recordationis dominum Gregorium papam in diachonum cardinalem sancte Marie in Cosmedin fuit assumptus et post pauca Romam domino nostro Gregorio fuit comitatus, in qua prefatus dominus noster noster Gregorius diem suum complevit extremum. Et subsequenter ad clamorem populi Bartholomeus Barrensis archiepiscopus fuit electus, Urbanum sextum se faciens nominari.

* Hs. gicnasio.

b Zuerst librum decretorum.

e Von hier bis unten S. 2, Z. 12 de eodem am Rand.

1 S. Darstellung Bd 2, Kap. 1. u. meine Historia bibliothecae Romanorum Pontificum II, 107-110.

Der spanische Ausdruck ist, wie wir aus Pedro Lopez de Ayalas Cronica de Don Enrique tercero ed. Madrid, Sancha 1780, to. 2, p. 560 ersehen: 'Pedro de Luna, Cardenal, que era natural del Regno de Aragon, de grande linage, Rico ome de los de Luna'.

3 Gegenwärtig sind die Grafen de Argillo, welche in dem benachbarten Schlofs von Saviñan zu residieren pflegen, im Besitze von Illueca; vgl. Teodoro Llorente, España, sus monumentos y artes, su naturaleza y hystoria: Valencia. Barcelona 1887, p. 207. Hiezu die Bemerkung Zuritas, s. oben Kap. 1.

Ohne Zweifel Sainte-Beaume, das gefeierte Heiligtum der hl. Maria Magdalena gemäss der provençalischen Legende; etwas östlich von Marseille.

Ehrle, Martins de Alpartil Chronica.

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